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Vorsicht, Betrug

Wie Netflix-Kunden jetzt abgezockt werden

Betrüger nutzen gern den Namen Netflix für ihre Maschen.
Netflix- und Disney+-Kunden geraten immer wieder ins Visier von Betrügern Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Idrees Abbas
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

25.04.2023, 15:20 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Viele Menschen in Deutschland haben zumindest einen Streaming-Dienst abonniert. Die hohe Zahl der Nutzer ist für Betrüger verlockend, die immer wieder versuchen, mit gefälschten E-Mails und SMS an private Daten zu gelangen.

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Laut Statista zählte Netflix Ende 2022 weltweit satte 230 Millionen Abonnenten, bei Disney+ waren es immerhin 164 Millionen. Damit bieten die großen Streaming-Dienste, zu denen hierzulande auch Amazon Prime Video und Wow, aber auch RTL+ und Joyn gehören, eine breite Angriffsfläche für Betrüger. Ständig tauchen neue Phishing-Versuche auf – mal in Form von E-Mails, mal in Form von SMS. TECHBOOK informiert über die aktuellen Phishing-Bedrohungen für Nutzer der Streaming-Dienste.

Bitte nehmen Sie an unserer Netflix-Umfrage teil:

Betrügerische E-Mail im Namen von Netflix

Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein warnt vor einer Betrugsmasche, bei denen Kunden des Streaming-Dienstes Netflix im Visier stehen. Sie erhalten derzeit eine E-Mail mit der Betreffzeile „Aktualisieren Sie Ihre Informationen“. Darin ist zu lesen, dass es zu einer technischen Störung gekommen sei, die zu Problemen bei der Rechnungsstellung führen. Kunden sollen daher ihre Daten erneuern. Praktischerweise ist in der E-Mail dafür bereits ein Button eingefügt, der zur entsprechenden Seite führt. Natürlich verbirgt sich dahinter ein Link auf eine gefälschte Seite. Über sie wollen die Betrüger an die empfindlichen Daten der Kunden gelangen.

Die E-Mail ist im Stil von Netflix gehalten und enthält sogar aktuelle Filmempfehlungen. Dadurch wirkt sie auf den ersten Blick täuschend echt. Auf den zweiten Blick fällt aber auf, dass die Empfehlungen in einer anderen Sprache verfasst sind. Nutzer sollten generell beachten, dass Netflix oder andere Streaming-Dienste niemals auf diese Art nach Daten fragen würden. Am besten ist es daher, die Mail zu löschen und auf keinen Fall auf den beigefügten Link zu klicken.

Erneut sind betrügerische E-Mails im Umlauf, die den Namen Netflix missbrauchen.
Erneut sind betrügerische E-Mails im Umlauf, die den Namen Netflix missbrauchen. Foto: Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein

LKA warnt vor Betrug an Disney+-Kunden

Derzeit sind Abonnenten von Disney+ im Visier von Phishing-Betrügern. Diese versenden im Namen des Streaming-Anbieters missbräuchlich E-Mails, in denen von angeblichen Zahlungsproblemen die Rede ist, warnt das Landeskriminalamt Niedersachsen. Um den Druck auf die Angeschriebenen zu erhöhen, den Anweisungen in den Nachrichten nachzukommen, ist etwa von einer Sperrung des Nutzerkontos, von Kündigung oder „Schließungsgebühren“ die Rede, so das LKA weiter.

Das alles ist natürlich frei erfunden. Keinesfalls sollte man auf Buttons oder Links in den Mails klicken oder auf irgendeiner Seite Daten eingeben, schon gar nicht solche, die das Bankkonto, die Kreditkarte oder Zugangsdaten zum Nutzerkonto betreffen. Auf diese Informationen haben es die Kriminellen nämlich abgesehen. Wer dennoch in die Falle getappt ist und sich sensible Daten hat abjagen lassen, sollte den Streaming-Anbieter sowie seine Bank informieren. Und außerdem Strafanzeige bei der örtlichen Polizei oder auf der fürs eigene Bundesland zuständigen Onlinewache stellen.

Angebliche Abbuchungs-Probleme bei Netflix

Der aktuelle Betrugsversuch erfolgt per SMS, wie eine Kollegin in der Redaktion erfahren musste. Sie hat eine Nachricht erhalten, die darüber informiert, dass eine Zahlung an Netflix angeblich nicht abgebucht werden konnte. Das Abonnement, so steht es in der SMS, werde daher automatisch am 22. März beendet. Für die unkomplizierte Erneuerung des Netflix-Abos ist in der SMS ein Link integriert.

Angebliche SMS von Netflix
Die aktuelle SMS im Namen von Netflix sieht bereits auf einen Blick wenig vertrauenserweckend aus. Foto: TECHBOOK

Natürlich sollte man diesen auf keinen Fall anklicken. Er führt auf eine gefälschte Webseite, über die die Betrüger Daten abgreifen wollen. Auch wird im aktuellen Fall bereits beim Ansehen der SMS deutlich, dass diese keineswegs echt sein kann, sondern ein Phishing-Versuch ist, der es auf Streaming-Nutzer abgesehen hat. Darauf lässt nicht nur die falsche Schreibweise NET-FLIX schließen, sondern auch das Fehlen jeglicher Informationen in der SMS, der seltsam benannte Link und – was bei genauem Hinsehen deutlich wird – die Absendernummer. Bei ihr handelt es sich um eine Telefonnummer mit der Vorwahl +33, also einer Nummer aus Frankreich. Diese Punkte sollte Empfänger dieser Phishing-SMS im Namen des Streaming-Anbieters stutzig machen. Sie sollten sie daher umgehend löschen und die Rufnummer blockieren. Wie das im Detail funktioniert, können iPhone- und Android-Nutzer hier nachlesen.

Falsche Kundenservice-Mails von Disney+

Nutzer von Disney+ sollten derzeit besondere Vorsicht walten lassen. Denn Betrüger versenden momentan E-Mails im Namen des Kundenservice des Streaming-Anbieters. In der E-Mail werden Abonnenten über ein angebliches Zahlungsproblem informiert, das nicht gelöst werden konnte. Das Disney+-Konto werde somit storniert. Wer weiterhin auf die Inhalte zugreifen wolle, müsse das Abonnement reaktivieren, so die E-Mail.

Angebliche E-Mail des Disney+-Kundenservice entpuppt sich als Phishing-Versuch
Angebliche E-Mail des Disney+-Kundenservice entpuppt sich als Phishing-Versuch Foto: Verbraucherzentrale.de

Wie die Verbraucherzentrale warnt, handelt es sich bei der E-Mail jedoch um einen Phishing-Versuch im Namen des Streaming-Anbieters. Empfänger sollten daher auf keinen Fall auf den beigefügten Link klicken und dort Daten eingeben. Auch die Tatsache, dass Nutzer in der Mail mit direkter Anrede angesprochen werden, sollte sie nicht verunsichern. Wer genauer hinsieht, erkennt in der Phishing-Mail des angeblichen Streaming-Anbieters sogar einige Fehler. So ist das Wort „Halo“ falsch geschrieben und generell ist die E-Mail sehr vage gehalten. Sie sollte daher direkt in den Spam-Ordner geschoben werden.

Betrüger wollen mit gefälschter Netflix-Mail an Kreditkartendaten

Doch auch Netflix-Nutzer sind vor den Phishing-Mails im Namen der Streaming-Anbieter nicht sicher. Vor Kurzem war eine gefälschte Mail im Umlauf, in der Netflix-Nutzer dazu aufgefordert wurden, ihre Zahlungsinformationen zu aktualisieren. Die E-Mail enthielt den Betreff „Netflix.DE: Sie haben eine Aktion zu vervollständigen“ und kam von dem Absender „Kundenservice“. Die Masche ist der von Disney+ somit recht ähnlich.

Auf den ersten Blick wirkt die E-Mail seriös, da sie sowohl das Netflix-Logo und typische Elemente wie rote Buttons enthält, und auch in der korrekten Schriftart und ohne Schreibfehler verfasst ist.

Eine Kollegin bei den BOOKs hat diese gefälschte Phishing-Mail erhalten – obwohl sie gar nicht Netflix nutzt
Eine Kollegin bei den BOOKs hat diese gefälschte Phishing-Mail erhalten – obwohl sie gar nicht Netflix nutzt Foto: TECHBOOK

Die Mail zufolge wurde das Abonnement ausgesetzt, da man die „Zahlung für den nächsten Rechnungszyklus [des] Abonnements nicht autorisieren“ konnte. Um wieder auf „alle […] Vorteile zugreifen“ zu können, soll der Nutzer die Zahlungsinformationen aktualisieren. Ein roter Button mit dem Inhalt „Sich identifizieren“ führt jedoch auf eine nachgebaute Netflix-Seite. Gibt man dort die Kreditkartendaten ein, gelangen diese in die Hände der Betrüger.

Lesen Sie auch: Betrug bei Sparkasse, Postbank, DKB: Vorsicht vor den aktuellen Maschen

So enttarnen Sie gefälschte E-Mails der Streaming-Anbieter

Zwar sind die aktuellen E-Mails meist aufwendig im jeweiligen Stil der Streaming-Anbieter wie Netflix, Disney+ oder Wow nachgebaut, allerdings lassen sich beim genauen Hinschauen ein paar Ungereimtheiten erkennen. Nicht selten finden sich Passagen, die in sehr krudem Deutsch verfasst sind. Auch sind die Angaben zum angeblichen Grund der Sperrung oft sehr vage und Rechtschreibfehler schleichen sich immer wieder ein.

Hier können Sie testen, wie gut Sie seriöse von gefälschten E-Mails unterscheiden können.

Was betroffene Nutzer tun sollten

In seinem Hilfe-Center geht der Streaming-Anbieter Netflix konkret auf Phishing-Attacken in Form von Mails und SMS ein. Das Unternehmen rät dazu, den Link aus der E-Mail oder SMS genau zu prüfen. Das können Sie etwa durch Rechtsklick und „Link-Adresse kopieren“ machen oder einfach den Mauscursor über den Link bewegen. Haben Sie den Link schon geöffnet und es erscheint eine unbekannte URL, sollten Sie auf keinen Fall Ihre Informationen eingeben. Haben Sie eine verdächtige Mail oder SMS erhalten, können Sie diese über phishing@netflix.com an Netflix melden.

Auch bei Disney+ sind die Phishing-Mails im Namen des Streaming-Anbieters ein Thema. Auf seiner Hilfeseite betont der Anbieter, dass er Kunden „niemals auf diese Art und Weise aktiv nach personenbezogenen Informationen fragen“ wird. Ausnahme sei, wenn Nutzer selbst Kontakt mit Disney aufnehmen und diese Daten zur Lösung eines Problems benötigt werden. „Wenn du eine E-Mail oder einen Telefonanruf von einer Organisation erhältst, die behauptet, Disney zu sein, und dich bittet, diese Art von personenbezogenen Informationen oder Disney+ Kontoangaben preiszugeben, antworte zu deiner Sicherheit nicht“, so der Anbieter weiter.

Falls Sie bereits Login- oder Kreditkartendaten eingegeben haben, sollten Sie umgehend das Netflix-Passwort ändern. Nutzen Sie die gleiche Kombination aus E-Mail-Adresse und Passwort auf anderen Webseiten, sollten Sie auch dort die Passwörter ändern. Unterrichten Sie das Finanzinstitut und lassen gegebenenfalls die Kreditkarte sperren, sollten Sie die Daten dafür eingegeben haben. TECHBOOK empfiehlt zudem, Strafanzeige zu erstatten.

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Quellen

Themen: #MediaMarkt Disney+ Netflix Sicherheit
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