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Redakteurin zu Preiserhöhung

„Mir fällt es wirklich schwer, Netflix noch zu mögen“ 

Netflix wird teurer! Viele fragen sich, ob sich das Abo jetzt noch lohnt – auch TECHBOOK-Redakteurin Rita Deutschbein
Netflix wird teurer! Viele fragen sich, ob sich das Abo jetzt noch lohnt – auch TECHBOOK-Redakteurin Rita Deutschbein Foto: Getty Images, TECHBOOK
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

25.04.2024, 16:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Netflix erhöht für seine Abos in Deutschland erneut die Preise. Bis zu 20 Euro pro Monat müssen Kunden demnach bezahlen. Hinsichtlich dieser Entwicklung ist es nicht verwunderlich, dass viele über eine Kündigung nachdenken, meint TECHBOOK-Redaktionsleiterin Rita Deutschbein.

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Es vergeht kein Jahr, in dem Netflix nicht an seiner Abostruktur schraubt – nicht selten zum Leidwesen der Kunden. So kommt es mir zumindest vor, wenn ich zurückdenke. 2021 gab es eine umfassende Preiserhöhung, in deren Zuge sich das Standard-Abo von 11,99 auf 12,99 Euro und das Premium-Abo von 15,99 Euro auf 17,99 Euro verteuerte. 2022 wurde dann das werbefinanzierte Abo eingeführt, 2023 das Teilen der Zugänge (Account Sharing) verboten und kurze Zeit später das Basis-Abo für Neukunden gestrichen. Vor allem dieser Schritt hat mich etwas sprachlos gemacht. Netflix möchte nicht, dass man sein Abo mit anderen teilt, streicht aber gleichzeitig die Option, die sich perfekt für die Einzelnutzung anbietet – für mich unverständlich!

Seit dieser Umstrukturierung gibt es bei Neubuchungen nur noch drei Auswahloptionen: Man schaut sich Werbung an und spart damit oder man entscheidet sich für das Standard- bzw. Premium-Abo. Beide erlauben mehr als einen parallelen Stream (2 bzw. 4) und sind daher weniger für die Einzelnutzung als vielmehr für die intensive Nutzung innerhalb der Familie gedacht, bei der auf zwei TVs gleichzeitig gestreamt wird. Mit dem Umstand, dass diejenigen, die das nicht benötigen, aufgrund des gestrichenen Basis-Abos seit 2023 deutlich mehr bezahlen müssen, kann man sich vielleicht noch abfinden. Die erneute Preiserhöhung in Deutschland gibt dem aber den Rest.

So viel kosten die Netflix-Abos nach der Preiserhöhung 2024

Auf der Hilfeseite von Netflix sind die neuen Abokosten bereits seit Mitte April vermerkt. Dabei fällt auf, dass der Anstieg zum Teil ordentlich ausfällt. Unverändert bleibt demnach nur der Preis für das werbefinanzierte Abo, das weiterhin 4,99 Euro im Monat kostet. Das Standard-Abo verteuert sich um einen Euro auf dann 13,99 Euro im Monat, für das Premium-Abo müssen Kunden künftig sogar 19,99 Euro im Monat zahlen – zwei Euro mehr als bisher. Und sogar der Preis für Basis-Abo, das Neukunden allerdings nicht mehr buchen können, hat sich erhöht. Bestandskunden zahlen somit künftig 9,99 Euro statt 7,99 Euro im Monat.

 Standard
mit Werbung
StandardPremium
Werbungjaneinnein
Inhaltteils eingeschränkter Zugriff auf Katalog von NetflixZugriff auf kompletten Katalog von Netflix Zugriff auf kompletten Katalog von Netflix
Preis4,99 Euro /Monat13,99 Euro / Monat19,99 Euro /Monat
Downloadsja (2 parallel)ja (2 parallel)ja (6 parallel)
parallele Streams224
VideoFull-HDFull-HD4K, HDR
AudioStereo 5.1Stereo 5.13D-Audio
Zugriff auf Mobile Gamesjajaja
Zusatzaccountsnein1 (4,99 / Monat)2 (4,99 Euro / Monat)

Update vom 25. April: Neue Preise gelten auch für Bestandskunden

Die Preiserhöhung bei Netflix kommt nicht wirklich überraschend, denn vorab wurde sie schon in den USA und Frankreich umgesetzt. Galt sie zunächst nur bei Neubuchungen, steht mittlerweile fest: auch Bestandskunden müssen künftig mehr zahlen. Sie informiert Netflix derzeit per Mail über die Verteuerung und fragt gleichzeitig nach deren Zustimmung. Verweigern sollten Kunden diese allerdings nicht, da Netflix anderenfalls das Recht hat, das Abo zu kündigen.

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Netflix und sein werbefinanziertes Abo

Doch wird wirklich alles schlechter bei Netflix? Für eine faire Betrachtung möchte ich an dieser Stelle auch auf die Verbesserungen hinweisen, die der Anbieter in den vergangenen Monaten eingeführt hat. Sie betreffen das werbefinanzierte Abo. Ende 2023 hat Netflix hier die bis dato fehlende Download-Funktion eingeführt. Außerdem wurde die Übertragungsqualität von ehemals 720p auf 1080p und somit Full-HD angehoben. Mehr als je zuvor platziert sich das werbefinanzierte Abo somit als Alternative zum Standard-Abo ohne Werbung.

Diejenigen, die Netflix neu buchen oder in ein anderes Abo wechseln möchten, werden daher wohl noch genauer rechnen als bisher. Der Preisunterschied zwischen dem Netflix-Standard-Abo mit und dem ohne Werbung beträgt nach der aktuellen Preiserhöhung mittlerweile 9 Euro im Monat. Das sind satte 108 Euro Mehrkosten pro Jahr, die man fürs werbefreie Streaming bezahlen muss. Man kann also ganz klar sagen, dass Netflix sein Abo mit Werbung in den Fokus der Vermarktung rückt. Dennoch bleibt ein wesentlicher Haken: Einige Inhalte aus dem Netflix-Katalog fehlen hier aus lizenzrechtlichen Gründen und lassen sich über das Werbe-Abo somit nicht ansehen. Die Liste von verfügbaren und nicht verfügbaren Titeln im Standard-Abo mit Werbung verändert sich dabei regelmäßig.

Laut dem Anbieter haben sich dennoch rund 40 Prozent aller Kunden, denen das werbefinanzierte Abo in ihrem Markt zur Verfügung steht, für dieses entschieden. Finanziell lohnt es sich für den Anbieter, da die Werbung Netflix zusätzlich Geld einspielt.

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Lohnt sich Netflix noch?

Das Werbeabo ist besser geworden, der Preisunterschied zu den regulären Optionen deutlich größer. Das ist Fakt. Doch lohnen sich die werbefreien Angebote somit überhaupt noch? Diese Frage stelle ich mir derzeit. Ich habe das Premium-Abo von Netflix gebucht und zahle dafür monatlich 17,99 Euro. Das ist eine Menge Geld, doch ich möchte Inhalte in 4K sehen und somit bleibt mir nur diese Alternative. Jetzt, da Netflix seine Preiserhöhung auch für Bestandskunden umsetzt und der Preis somit auf 20 Euro im Monat ansteigt, weiß ich aber ehrlich gesagt nicht, ob ich den bereit bin zu zahlen.

Mit der Preiserhöhung fängt Netflix die gestiegenen Kosten auf. Lizenzen, Personal, Energie – all das wurde in den vergangenen Monaten teurer. Die Kosten legen die Anbieter auf die Kunden um. Und die bekommen das von allen Seiten zu spüren – alles wird gefühlt teurer, die Einnahmen, die man hat, kommen da kaum noch oder gar nicht mehr mit. Umso mehr schauen viele daher, ob sich bestimmte Ausgaben noch lohnen. Vor allem bei „Luxus“-Zugängen wie Streaming.

Wie oft und intensiv nutze ich Netflix wirklich, frage ich mich aktuell. Das Angebot an Serien und Filmen ist groß, vielleicht sogar zu groß. Mittlerweile fehlen mir auf Netflix die echten Highlights, die aus dem Einheitsbrei herausstechen. Der Streaming-Markt ist aufgesplittert, viele für mich interessante Inhalte sind in den vergangenen Jahren von Netflix verschwunden und zu anderen Anbietern wie Disney+ gewandert. Ich brauche daher zusätzliche Abos, die auch bezahlt werden wollen – und die wie bei Netflix ebenfalls regelmäßig teurer werden.

Netflix investiert stark in Eigenproduktionen, von denen aber nur hin und wieder eine wirklich aus der Masse sticht. Denn gefühlt hat die Qualität an Inhalten nachgelassen. Fans von Highlights wie „Stranger Things“ und „Squid Game“ warten immer noch auf neue Staffeln. Der Boom rund um die Veröffentlichung neuer, aktueller Inhalte ist bereits seit einiger Zeit vorbei – auch wenn Netflix mit der Reality-Spielshow zur Letzteren gern an den Erfolg der Serie anknüpfen möchte.

Viele Serien werden mittlerweile schon nach der ersten Staffel nicht mehr fortgesetzt oder der Handlungsstrang driftet irgendwann in die Langeweile. Letzteres zeigt das veränderte Konzept von „Black Mirror“, bei dem es offenbar nur noch darum ging, Folgen zu produzieren, die aufgrund der fehlenden Tech-Dystopie aber nicht mehr an den Erfolg der ersten Folgen anknüpfen konnten. Ist das Jammern auf hohem Niveau? Vielleicht. Doch bin ich wie viele andere mittlerweile von den Streaming-Anbietern angefüttert. Ich schaue kein lineares TV mehr, Werbung ist mir ein Gräuel. Ich verlasse mich also komplett auf das Angebot von Netflix, Disney+, Wow und anderen. Doch wer mehr als ein oder zwei Anbieter abonniert hat, muss mittlerweile mehr denn je schauen, ob man sich das in Zukunft überhaupt noch leisten kann bzw. möchte.

Themen #amex Meinung Netflix
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