Bild.de Hier geht es zurück zu Bild.de
StartseiteStreamingAnbieter

Versteckte Preiserhöhung? Netflix streicht in ersten Ländern das Basis-Abo

In ersten Ländern

Netflix streicht Basis-Abo! Warum die Entscheidung ein echter Hammer ist

Netflix schafft in Kanada das Basis-Abo ab.
Netflix schafft in Kanada, den USA und Großbritannien das Basis-Abo ab.Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Nach der Einführung der Gebühr fürs Account Sharing, tüftelt Netflix jetzt an der nächsten Änderung. Schon in mehreren Ländern hat das Unternehmen das Basis-Abo abgeschafft, was einer versteckten Preiserhöhung gleichkommt und einige Nutzer vor Probleme stellt.

Netflix möchte, dass ein gebuchtes Abo nur von Mitgliedern eines Haushalts genutzt wird. Aus diesem Grund müssen Kunden ihre Geräte neuerdings registrieren, anderenfalls haben sie über sie keinen Zugriff auf das Streaming-Angebot mehr. Aufgrund dieser Anpassung haben sich weltweit zahlreiche Kunden dazu entschieden, entweder die Account-Sharing-Gebühr zu zahlen, die den Zugriff für einen weiteren Nutzer außerhalb des Haushalts ermöglicht, oder sind in ein eigenes Abo, beispielsweise das Basis-Abo, gewechselt. Letzteres bietet sich vor allem für diejenigen an, die Netflix allein nutzen und mit HD-Qualität beim Streamen zufrieden sind. Doch ausgerechnet dieses Abo möchte Netflix nun offenbar streichen.

Netflix streicht Basis-Abo in mehreren Ländern

Schon Ende Juni hat Netflix das Basis-Abo in Kanada von der Buchungsseite für Neukunden entfernt. Ein Unternehmenssprecher sagte dem Nachrichtenportal „CTNews“ zufolge außerdem, dass das Abo auch für bestehende Nutzer „in naher Zukunft“ gestrichen werden würde. Mitte Juli trifft es nun weitere Märkte, die ab sofort auf das günstige Einstiegs-Abo verzichten müssen. In den USA und in Großbritannien wurde das Paket bereits gestrichen. Auch hier gilt, dass zunächst Neukunden das Basis-Abo nicht mehr buchen können. Kunden mit bestehendem Vertrag können das Angebot bislang zwar noch nutzen, auch hier könnte Netflix laut aktueller Pläne aber bald den Rotstift ansetzen.

Bislang ist noch kein Land im Euro-Raum von der Änderung betroffen. Das britische Portal „Cord Buster“ spekuliert aber, dass Netflix das sein Abo-Modell offenbar weltweit umstellen möchte. Für Abonnenten bedeutet das, dass sie entweder ins werbefinanzierte Abo wechseln, oder aber deutlich höhere Kosten hinnehmen müssen. Denn während es das Basis-Abo in Kanada für monatlich 9,99 Dollar gibt, kostet das Standard-Abo immerhin 16,46 Dollar. In Großbritannien liegen die Preise bei 6,99 Pfund für das Basis-Abo und 10,99 Pfund für das Standard-Abo. Es wäre die nächst höhere Abostufe, wenn Nutzer eben kein Abo mit Werbung möchten, das in Kanada 5,99 Dollar und in Großbritannien 4,99 Pfund kostet.

Lesen Sie auch: Netflix verrät, wie man seinen Account an anderen Orten nutzen kann

Der Schritt kommt überraschend und dürfte für viele Abonnenten ein herber Schlag sein. Da Account Sharing nicht mehr erlaubt ist, betrachten viele Netflix-Kunden das Basis-Abo als Lösung. Dieses ist immerhin speziell für die Nutzung durch eine Person vorgesehen. Warum also setzt Netflix genau hier den Rotstift an?

Die Antwort auf die Frage dürfte schlichtweg Geld sein. Netflix erhofft sich durch die Streichung des Basis-Abos langfristig sicherlich deutlich gesteigerte Einnahmen. Sei es durch den Wechsel ins teurere Standard-Abo oder aber durch eine erhöhte Nachfrage nach dem werbefinanzierten Abo als einzige noch existierende Alternative unter 10 Dollar. Hier blendet der Streaming-Anbieter pro Stunde vier bis fünf Minuten Werbung ein – sowohl innerhalb als auch vor dem Start eines Streams. Werbung ist für viele Anbieter ein lukratives Geschäft, das gut bezahlt wird. Durch verschiedene Werbe-Deals können sie ihre Einnahmen deutlich erhöhen. Und das hat Netflix auch bitter nötig, denn der Anbieter schreibt seit Jahren rote Zahlen und verschuldet sich durch den Einkauf teuer Lizenzen und der Produktion eigener Inhalte immer weiter.

Verschwindet das Basis-Abo in weiteren Ländern?

Netflix testet Neuerungen in der Abo-Struktur und im Angebot gern in kleineren Märkten. Zu diesen gehört auch Kanada, wo der Streaming-Anbieter die Gebühr fürs Account Sharing bereits im Februar umgesetzt und auch da Basis-Abo als erstes gestrichen hat. Erstaunlich ist, wie schnell Netflix seine Änderung auf die großen Märkte USA und Großbritannien ausgeweitet hat. Im Hinblick auf diese schnelle Umsetzung ist es nicht abwegig, dass Netflix seine aktuelle Änderung auch auf andere Länder innerhalb Europas ausweitet.

Auch interessant: Große Videospiel-Offensive! Netflix hat mehr als 80 Games in der Entwicklung

Für Deutschland sind zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Pläne bekannt. Auf TECHBOOK-Nachfrage sagte man uns lediglich, dass man zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussagen zu Tendenzen in Deutschland bzw. anderen Ländern tätigen könne. 

Das muss aber nicht heißen, dass Netflix das Basis-Abo nicht auch hierzulande streicht. Laut unserer aktuellen TECHBOOK-Umfrage dürfte das werbefinanzierte Angebot bei deutschen Kunden dann keine wirkliche Alternative sein. Dieses ist bei ihnen aufgrund der Werbung und des eingeschränkten Angebots nicht gerade beliebt. Aber wer weiß, wie es aussieht, wenn das günstigste Abo ohne Werbung plötzlich das Standard-Abo ist? Dieses kostet hierzulande 12,99 Euro im Monat und ist somit 5 Euro teurer als das Basis-Abo bzw. 8 Euro teurer als das werbefinanzierte Abo.

TECHBOOK meint

„Ich kann gut verstehen, dass Anbieter ihre Angebote umstellen müssen, um auch künftig profitabel wirtschaften zu können. Was Netflix seinen Kunden in den vergangenen Monaten aber zumutet, ist zu viel. Zuerst die Gebühr für das Teilen der Passwörter, die Nutzer dazu bringt, eigene Abos zu buchen. Die logische Wahl – das Basis-Abo für die Einzelnutzung – wird dann gestrichen. Was soll das? In Kanada sind Nutzer ähnlich wie in den USA vielleicht einen anderen Umgang mit Werbung gewohnt. In Deutschland wäre der Wegfall des Basis-Abos aber ein Hammer – im negativen Sinn. Denn für viele Kunden ist Werbung in ihrem Streaming-Abo keine Alternative zu den werbefreien Angeboten. Für diese müssten sie dann aber deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ich kann mir vorstellen, dass Netflix dann einige Kunden verliert, wenn sie nicht gleichzeitig einen enormen Sprung beim Angebot machen, bei dem wirklich begeisterungswürdige Neuerungen in der letzten Zeit eher selten zu finden sind.“ – Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.