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Wegen eigenem Bezahlsystem

Fortnite fliegt aus App Store – missbraucht Apple seine Marktmacht?

Fortnite auf dem Smartphone
Google und Apple schmeißen Fortnite aus den App Stores Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

14.08.2020, 13:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Sowohl Apple als auch Google haben „Fortnite“ aus ihren App Stores entfernt. Entwickler Epic Games hatte eine neue Bezahlmethode bei Fortnite eingeführt, was beide als Verstoß gegen ihre App-Store-Richtlinien werteten. Doch Epic Games wehrt sich gegen die Entscheidung.

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Das von Epic Games entwickelte Spiel Fortnite zählt zu den beliebtesten Titeln am Markt. 2017 startete es weltweit für die PS4, Xbox One und Windows-PCs. Kurze Zeit später folgten mobile Ableger für Android und iOS sowie eine Version für die Nintendo Switch. Selbst für die neuen Konsolen Xbox Series X und die PlayStation 5 plant Epic Games in diesem Jahr neue Versionen des Spiels.

Hinsichtlich dieses Erfolges überrascht die aktuelle Nachricht über den Rausschmiss der Fortnite-App bei Apple und Google umso mehr. Die Gründe hinter den Geschehnissen sind dabei recht komplex.

Darum flog Fortnite aus den App Stores

Epic Games wollte es nicht mehr hinnehmen, dass Apple 30 Prozent der durch In-App-Käufe generierten Umsätze für sich beanspruchte und rollte ein Update aus. Dieses machte spielinterne Käufe über ein eigenes Bezahlsystem vorbei an Apple möglich – eine Praxis, die der iPhone-Hersteller streng verbietet. Die Rechnung folgte dann auch prompt – Fortnite flog aus dem App Store. Auch Google zog nach und entfernte das Spiel aus seinem Play Store. Denn auch hier gibt es in den Richtlinien folgenden Passus: „Entwickler, die Produkte innerhalb eines auf Google Play heruntergeladenen Spiels anbieten, müssen die In-App-Abrechnung von Google Play als Zahlungsmethode verwenden“.

Dabei könnte es durchaus anders gehen. Netflix ist es beispielsweise erlaubt, Nutzer zum Abschluss von Verträgen und zur Abrechnung auf seine eigene Webseite zu verweisen. Weder Google noch Apple haben hier Anspruch auf einen Teil der Einnahmen.

Fortnite war erst seit April 2020 im Play Store gelistet. Davor konnten Android-Nutzer das Spiel nur als Android Application Package (.apk) über alternative Android-App-Stores herunterladen. Diese Möglichkeit bleibt ihnen auch weiterhin offen. Apple-Nutzer schauen jedoch in die Röhre, denn Alternativen zum App Store gibt es nicht.

Lesen Sie auch: So installieren Sie Android-Apps ohne Googles Play Store

Apples Auflagen für den App Store sorgen seit Langem für Unmut

Seit Langem beschweren sich App-Entwickler daher über die strengen Auflagen im Apple App Store. Erfüllt eine App sie nicht, wird sie auch nicht gelistet – oder fliegt, wie im Fall von Fortnite, eben heraus. Da es keine alternativen App Stores für iOS-Apps gibt, müssen die Entwickler die Auflagen von Apple wohl oder übel hinnehmen, wenn sie ihre Apps fürs iPhone und iPad anbieten möchten.

Apple selbst kommentiert seine strengen Prüfungen und Vorgaben damit, dass der App Store „ein sicherer und vertrauenswürdiger Ort sein soll, um Apps zu entdecken und zu laden – und für alle Entwickler eine großartige wirtschaftliche Chance“. Doch gleichzeitig verlangt das Unternehmen als Gegenzug für die Listung der Apps einen Teil der Einnahmen, die sie generieren. Ganze 30 Prozent behalten sich Apple und Google von allen In-App-Käufen ein – ein hoher Anteil, der mitunter schon dazu führte, dass die sich die Kosten für Downloads erhöht haben. 2019 führte genau dieser Punkt dazu, dass frustrierte iPhone-Nutzer Apple verklagten. Der Konzern würde seine Monopolstellung im eignen Ökosystem ausnutzen, so die Begründung.

Das US-Kartellamt prüft derzeit, ob der 30-Prozent-Anteil, den Apple bei allen Umsätzen im App Store einbehält, Entwicklern – und damit auch den Nutzern – schadet. Regierungsanwälte sind schon seit Monaten in Gesprächen mit Entwicklern, der Abschlussreport steht jedoch noch aus, wie Bloomberg berichtet.

Lesen Sie auch: Darum stürzen Spotify, TikTok und andere Apps auf dem iPhone ab

Auch Spotify reichte in diesem Jahr Beschwerde gegen Apple ein. Diskutiert wurden hier nicht nur die Abgaben, die Apple verlangt, sondern auch die eingeschränkten Bezahlmöglichkeiten. Denn Entwicklern ist es nur erlaubt, Apple als Zahlungsdienstleister in ihren Apps zu integrieren. PayPal oder dergleichen erlaubt der iPhone-Hersteller nicht. Zudem untersagt es der Konzern in seinen Richtlinien, auf externe Möglichkeiten zum Abschluss eines Abos zu verweisen – etwa die eigene Webseite. Spotify als direkter Konkurrent zu Apple Music sah sich hier benachteiligt und reichte eine Kartellbeschwerde gegen Apple bei der Europäischen Kommission ein – einer Beschwerde, der sich mittlerweile auch Telegram angeschlossen hat.

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Epic Games klagt gegen Google und Apple

Mit Epic Games reiht sich nun ein weiterer Kläger gegen Apple in die Reihe ein. Der Spiele-Macher wirft dem iPhone-Hersteller vor, dass er seine Marktstellung missbrauche. Was das Unternehmen davon hält, machte es in einem YouTube-Video sehr deutlich. Dort stellt es Apple als einen totalitären Machthaber dar, der die Arbeit der Entwickler ausnutzt und seinen „Tribut“ einfordert – eine Anspielung auf Orwells dystopischen Roman „1984“.

Mit der am Donnerstag bei einem Gericht in Kalifornien eingereichten Klage strebt das Unternehmen keinen Schadenersatz, sondern eine einstweilige Verfügung an, die Konsequenzen für einige von Apples Richtlinien haben könnte. Auch gegen Google geht der Entwickler vor. Unterstützung in seinen beiden Klagen erhält Epic Games nicht nur von seinen Nutzern, sondern auch von Spotify.  Man „applaudiere“ für die Entscheidung, gegen Apple vorzugehen, so der Musik-Dienst in einem Statement gegenüber Peter Kafka von Recode.

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Die unfairen Praktiken von Apple hätten Wettbewerber und Verbraucher viel zu lange benachteiligt, heißt es weiter. „Die Wichtigkeit der Situation für große und kleine Verbraucher sowie App-Entwickler könnte nicht höher sein, und es ist eine dringende Aufgabe mit weitreichenden Auswirkungen, sicherzustellen, dass die iOS-Plattform wettbewerbsfähig und fair funktioniert.“

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