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3 Jahre nach geplantem Starttermin

E-Perso kommt endlich aufs Smartphone 

Symbolbild: Frau hält Smartphone und tippt etwas auf dem Laptop
Bald einfach mit Smartphone ausweisen: Smart-eID soll endlich kommen. Foto: getty
Natalie Wetzel, TECHBOOK
Werkstudentin

18.09.2023, 15:40 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Online die eigene Identität nachweisen, ist bisher möglich, aber relativ umständlich. Mit der Smart-eID soll damit endlich Schluss sein. 3 Jahre nach der ersten Ankündigung kommt die neue Funktion nun tatsächlich, wenn auch nur für einen Teil der Bürgerinnen und Bürger.

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„Das Smart eID-Gesetz ist ein Quantensprung für Geschäftsmodelle im Internet und digitale Kommunikation mit der Verwaltung“, formuliert es Dr. Markus Richter, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat 2021 sehr optimistisch. Doch womit haben wir es zu tun? Im Grunde geht es darum, dass sich Bürgerinnen und Bürger mithilfe einer Smart-eID in Zukunft online bequemer und sicherer ausweisen können. Nach über 3 Jahren Planungszeit und Verschiebungen soll diese Form des E-Persos nun endlich kommen.

E-Perso, Smart-eID, AusweisApp?

„Ab Herbst 2021 sollen Bürgerinnen und Bürger ihren Online-Ausweis direkt in ihren Smartphones speichern können und sich ohne Ausweiskarte innerhalb weniger Sekunden sicher digital ausweisen können. Das ist praktischer und dauert nur etwa halb so lang, wie der elektronische Identitätsnachweis mit der Ausweiskarte.“ So lautete die Meldung des Bundesinnenministeriums vom 10. Februar 2021. Gekommen ist die Smart-eID bisher noch nicht, doch zumindest eine neue Ankündigung gibt es: Noch im vierten Quartal von 2023 soll diese neue Ausweismöglichkeit kommen, teilte die Bundesregierung auf Anfrage der CDU/CSU mit. Diesmal aber wirklich.

Bisher können sich Bürgerinnen und Bürger online entweder über Verfahren wie Video-Ident oder den klassischen E-Perso ausweisen. Alle Personalausweise, die seit Juli 2017 ausgestellt wurden, besitzen nämlich die Online-Ausweisfunktion, deren Einsatz aber nicht direkt nutzerfreundlich ist. Um die in der Chipkarte gespeicherten Daten auszulesen, benötigt man entweder ein Kartenlesegerät oder ein Smartphone mit NFC-Chip sowie die AusweisApp 2. Bei den aktuellen Smartphones ist das in der Regel kein Problem mehr, doch bei älteren Modellen treten immer noch Probleme auf.

Die neue Smart-eID soll den Ausweisprozess deshalb deutlich vereinfachen, indem die Daten des Persos dauerhaft im Smartphone gespeichert werden. Denn die komplizierte und vielschrittige Handhabe der bisherigen Online-Ausweisfunktion hatte eine sehr geringe Anwendungsrate zur Folge. Zwischen Januar 2020 und Juni 2023 kam die Funktion nur etwa 19,73 Millionen Mal zum Einsatz. Gut die Hälfte – 10, 8 Millionen Nutzungen – fallen auf die letzten zwölf Monate. Der Bedarf nach einer komfortablen und sicheren Ausweismethode scheint also zu steigen, doch der bisherige E-Perso erfreut sich keiner großen Beliebtheit.

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Smart-eID kommt – aber nur für wenige

Die Projektpartner Samsung, Bundesdruckerei, Telekom Security und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik peilten den Start der Smart-eID ursprünglich für 2020 an. Die Pilotphase startete dann aber mit großzügiger Verspätung erst am 28. März 2022. Doch nun ist die Veröffentlichung endlich in Sicht. In anderen europäischen Länder wie Estland sind digitale Identitäten dagegen schon lange etabliert.

Doch selbst wenn die Funktion bis Ende diesen Jahres tatsächlich kommt, wird sie zunächst nur für einen Bruchteil der Bevölkerung zugänglich sein. Namentlich profitieren die Bürgerinnen und Bürger, die eins der folgenden Samsung-Smartphones besitzen:

  • Samsung Galaxy S20 / + / Ultra
  • Samsung Galaxy S21 / + / FE / Ultra
  • Samsung Ga-laxy S22 / + / Ultra
  • Samsung Galaxy S23 / + / Ultra
  • Samsung Galaxy A54
  • aktuell noch Gespräche bezüglich Galaxy A53

Dass ausgerechnet nur diese Modelle die Smart-eID unterstützen, hat vor allem zwei Gründe: Einerseits müssen die Handyhersteller ihre Zustimmung erteilen, sonst kann der Personalausweis auf dem Smartphone nicht abgelegt werden. Bisher liegt nur eine Zustimmung von Samsung vor, schließlich war der Hersteller bei der Entwicklung der Smart-eID beteiligt. Zum anderen verfügen noch nicht alle Smartphones über den sicheren Chip, der für die Speicherung der Smart-eID nötig ist. Dass die neue Ausweisfunktion nicht nur mit dreijähriger Verspätung kommt, sondern auch noch für viele Menschen gar nicht zugänglich ist, dürfte nicht gerade zum Vertrauen und die Verbreitung des neuen Verfahrens beitragen.

Wie funktioniert Smart-eID?

Um Smart-eID einzurichten, muss noch einmal die AusweisApp 2 der Bundesdruckerei zum Einsatz kommen. Hier werden die hinterlegten Daten des digitalen Personalausweises verifiziert. Anschließend können die Daten des analogen Persos mit Hilfe der NFC-Funktion übertragen werden. Eine verschlüsselte Verbindung zwischen dem individuellen Smartphone und dem Ausweis-Server soll bei der jeweiligen Anwendung eine sichere Datenübertragung gewährleisten.

Nun können sich Bürgerinnen und Bürger online, aber gegebenenfalls auch in bestimmten Offline-Situationen einfach ohne ihren physischen Ausweis identifizieren. Grundsätzlich wird die Smart-eID den physischen Ausweis aber nicht ersetzen. Besonders bei Polizeikontrollen oder Auslandsreisen sollte man die Chipkarte also immer bei sich tragen.

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Was ist mit dem Datenschutz?

Je sensibler die personenbezogenen Daten sind, desto kritischer sollten die Fragen nach dem Datenschutz ausfallen. Im Falle von Smart-eID gibt es Bedenken hinsichtlich der Konzerne – aktuell vor allem Samsung –, die Zugriff auf die Daten erhalten. Die Bundesregierung hält dagegen, dass die technischen Grundlagen für die Smart-eID aus dem Technologieprogramm „Optimos“ des Bundeswirtschaftsministeriums kommen und damit staatlichen Ursprungs sind. Wie sicher Smart-eID auch gegen betrügerische Angriffe ist, wird vor allem die Zeit in der Praxis zeigen. Die Kosten, die allein zwischen 2021 und 2023 in das Projekt flossen, würden mit immerhin fast 90 Millionen Euro einen Erfolg der Smart-eID sehr wünschenswert machen.

Dass digitale Identitäten zu einem zukunftsfähigen Staats- und Verwaltungsapparat dazugehören, daran lässt auch die EU keinen Zweifel. Aktuell arbeitet man in Brüssel an einer EU-weiten digitalen Identität. In diesem Rahmen sollen Mitgliedsstaaten digitale Brieftaschen (Walltes) entwickeln, mit denen sich Bürgerinnen und Bürger digital ausweisen oder Führerscheinnachweise erbringen können. Dass das letzte Wallet-Projekt der Bundesregierung 2021 unter Andreas Scheuer krachend gescheitert ist, lässt einen allerdings skeptisch in die Zukunft blicken.

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