VG Wort
Direkt zum Inhalt wechseln
logo Mobiler Lifestyle, Streaming und Smart Finance
TECHBOOK hat es ausprobiert

Digitaler Führerschein kommt aufs Handy – hat aber noch Einschränkungen

Bild konnte nicht geladen werden
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

23.09.2021, 17:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Nach dem digitalen Personalausweis kommt nun auch der digitale Führerschein. Ab sofort können sich Autofahrer ihre Fahrerlaubnis aufs Handy laden und haben sie so immer mit dabei. TECHBOOK verrät, was man über den neuen digitalen Führerschein wissen sollte – und was noch nicht funktioniert.

Artikel teilen

Der digitale Führerschein war schon lange in Planung, seit dem 23. September lässt er sich laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) nun auf das Smartphone laden. Benötigt wird dafür die App „ID Wallet“, die kostenfrei für Android und iOS zur Verfügung steht. Noch sind aber nicht alle Funktionen freigeschaltet, und auch das Hinzufügen in die App klappt nicht so einfach, wie TECHBOOK herausgefunden hat.

Noch ist der digitale Führerschein ein Prototyp

Wie das BMVI mitteilt, handelt es sich derzeit noch um die erste Stufe in der endgültigen Umsetzung des digitalen Führerscheins. Das Ministerium spricht selbst noch von einem Prototyp. Nutzer können ihre Fahrerlaubnis bereits als digitale Ausgabe in der App hinterlegen und ihn sich anzeigen lassen.

Künftig sollen die Funktionen des digitalen Führerscheins aber noch weiter ausgebaut werden. So arbeitet das BMVI derzeit beispielsweise mit BMW und Sixt an verschiedenen Anwendungen, die unter anderem den Verleih von Mietwagen und das Carsharing vereinfachen sollen. Bislang mussten Kunden hierfür ihren Führerschein häufig noch in einem Video-Ident-Verfahren vorlegen.

„Eine der größten Herausforderungen im Bereich Carsharing ist die zuverlässige Validierung der Fahrerlaubnis unserer Kundinnen und Kunden. Der digitale Führerschein löst dieses Problem“, glaubt Nico Gabriel, Chief Operating Officer bei Sixt. Kai Demtröder von BMW sagt: „Der digitale Führerschein erleichtert uns und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die internen Prozesse für den Nachweis der Fahrerlaubnis.“ 

Der digitale Führerschein soll perspektivisch zum vollwertigen Ersatz des klassischen Kartenführerscheins werden. Dennoch wird er diesen keinesfalls ersetzen, sondern ist vielmehr ein zusätzliches Angebot im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung.

Lesen Sie auch: Digitale Verwaltung – BayernApp kostete Steuerzahler 920.000 Euro

Digitale Fahrerlaubnis bereits seit Oktober 2020 in Entwicklung

Dass es einen digitalen Führerschein geben wird, hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im Rahmen der Europäischen Verkehrsministerkonferenz bereits im Oktober 2020 angekündigt. Seither arbeitet das Bundesverkehrsministerium zusammen mit dem Kraftfahrt-Bundesamt und der Bundesdruckerei an der Umsetzung. Der nun erstmals zur Verfügung gestellte digitale Führerschein beruht auf Daten aus den Zentralen Registern des Kraftfahrt-Bundesamts.

Führerschein aufs Handy laden klappt im Test nicht

TECHBOOK hat ausprobiert, ob sich der digitale Führerschein bereits aufs Handy laden lässt. Nachdem wir dazu die App „ID Wallet“ aus dem Google Play Store installiert haben, zeigte sich allerdings ein Problem: Die App ist noch nicht fertig. Im Play Store ist sie daher mit nur 1,6 Sternen sehr schlecht bewertet. Warum, zeigte sich im Test von TECHBOOK schnell.

Nach der Installation fordert die App Nutzer auf, einen sechstelligen PIN-Code anzulegen und erneut zu bestätigen. Der darauffolgende Ladevorgang zog sich allerdings lange hin und brach dann schließlich mit einer Push-Fehlermeldung ab. Erst beim dritten Versuch kamen wir schließlich einen Schritt weiter. Die App bot uns an, einen Führerschein zu unseren digitalen Dokumenten hinzuzufügen. Benötigt wird dafür laut der Anwendung ein aktueller Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion sowie die dazugehörige PIN. Zu guter Letzt muss auch NFC (Near Field Communication) auf dem Smartphone aktiviert sein.

Die App „ID Wallet“ für den digitalen Führerschein
In der App „ID Wallet“ lässt sich der digitale Führerschein hinzufügen – wenn es denn klappt Foto: TECHBOOK

Wir bestätigten die Datenschutzrichtlinien und haben unseren Personalausweis per NFC eingescannt. Die App wollte dann die Ausweis- oder Transport-PIN wissen, die Nutzer beim Freischalten der Online-Funktion per Post bekommen haben. Doch genau hier stürzte die App wieder ab und legte in der Folge sogar das gesamte Smartphone lahm. Wir haben den Vorgang daher entnervt und mit einem unguten Gefühl abgebrochen. Immerhin verlangt die offenbar unfertige und fehlerhafte App sehr sensible Daten. Das war uns zu heikel.

Die App „ID Wallet“ für den digitalen Führerschein
Zum Hinzufügen muss die Online-Ausweisfunktion vom Personalausweis freigeschaltet sein Foto: TECHBOOK

Fazit: Digitaler Führerschein noch nicht nutzbar

Zunächst einmal ist es gut, dass das Projekt eines digitalen Führerscheins voranschreitet. Kritisch zu betrachten ist allerdings, dass das BMVI dessen Verfügbarkeit – wenn auch als Prototyp – ankündigt, obwohl die App und die Registrierung noch nicht wirklich funktionieren und man dabei sensible Daten angeben muss. Bei uns brach der Vorgang mehrere Male ab, die App hinterließ keinen guten Eindruck. Das ging auch anderen so: Im Netz finden sich ähnliche Erfahrungen von frühen Testern.

Viele Menschen scheuen sich ohnehin, ihre Daten einer App anzuvertrauen. Gerade wenn es um so wichtige Informationen wie im Fall des digitalen Führerscheins geht. Um die Skeptiker abzuholen und zu beruhigen, hätte der Vorgang flüssig und fehlerfrei ablaufen müssen. Stattdessen gab es Abbrüche, Fehler und Unsicherheiten.

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Auto
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.