15.05.2024, 17:15 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Jedes Jahr bringt Google eine komplett neue Android-Version heraus. In diesem Jahr ist das Android 15. Im Vordergrund stehen hier vor allem neue Funktionen, KI sowie ein teilweise neuer Look. TECHBOOK gibt den Überblick.
Google bringt die neue Android-Version des Jahres in der Regel zwischen August und Oktober heraus. Davor lässt sich das neue Betriebssystem im Rahmen verschiedener Beta- und Developer-Versionen testen. Für Google hat das den Vorteil, dass sich Baustellen früh erkennen lassen und die Entwicklung aufgrund des Feedbacks weitaus effizienter erfolgen kann. Endnutzer wiederum bekommen durch die offiziellen Beta-Versionen einen ersten Einblick darin, was Android 15 bietet. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass es nicht alle neuen Funktionen auch in die Endversion schaffen. Auf der Google I/O ist das Unternehmen mit seinen Plänen jedoch genauer geworden.
Übersicht
Android 15 alias „Vanilla Ice Cream“
Eigentlich vergibt Google bereits seit einigen Jahren keine Dessert-Bezeichnungen für seine Android-Versionen mehr. Dennoch bestätigte das Unternehmen für Android 15 im März den Beinamen „Vanilla Ice Cream“.
Bereits im Februar hat Google damit begonnen, die Developer Previews speziell für Entwickler auszurollen. Seit Mitte April ist die Beta-Phase auch für alle anderen Nutzer eröffnet. Google hat den Plan in einer Timeline festgehalten:
Die Beta lässt sich über den Beta-Channel herunterladen. Zum Start lassen sich die Vorabversionen von Android 15 nur auf ausgewählten Pixel-Smartphones installieren. Dazu gehören:
- Pixel 6, 6 Pro und 6a
- Pixel 7, 7 Pro und 7a
- Pixel 8 und 8 Pro
- Pixel Fold
- Pixel Tablet
Gemini und KI
Auf der Google I/O am 14. Mai bestätigte das Unternehmen den Fokus, den es auf Android 15 gelegt hat. Das Zauberwort hier heißt: Gemini, Googles selbst entwickeltes KI-Tool. Insgesamt soll die neue Firmware zahlreiche KI-Funktionen erhalten, die die Nutzung des Smartphones künftig einfacher und intuitiver machen sollen.
Mit Android 15 soll laut eigener Aussage eine Plattform geschaffen werden, die Nutzern dabei hilft, ihre Produktivität zu verbessern, auf neueste Entwicklungen im Bereich der Telekommunikation und Media-Features zuzugreifen und die Auswirkungen auf den Akku zu minimieren. Die Leistung der Apps soll maximiert und die Privatsphäre und Sicherheit sollen der Benutzer noch besser geschützt werden. Und das alles auf den verschiedenen Android-Geräten.
Google möchte Gemini im Laufe des Jahres so weit ausbauen, dass Nutzer beispielsweise KI-generierte Bilder per Drag-and-drop in Gmail, Google Messages und an anderen Stellen einfügen können. Über „Video zusammenfassen“ sollen sich auch bestimmte Informationen aus einem YouTube-Video zusammenfassen lassen. In Gemini Advanced ist dann zudem die Option „PDF zusammenfassen“ integriert, die schnell Antworten liefert, ohne dass man durch unendlich viele Seiten scrollen muss.
Circle to Search
Einkreisen, Hervorheben, Kritzeln oder Tippen – künftig lassen sich Suchbegriffe so auf dem Smartphone und Tablet eingeben. „Circle to Search“ ermöglicht es Android-Nutzern, direkt nach dem gewünschten Begriff, einem Bild oder einer Datei zu suchen, ohne zu einer anderen App zu wechseln. Ursprünglich vorgestellt wurde das Feature Anfang 2024 im Rahmen der Vorstellung des Samsung Galaxy S24. Mittlerweile hat Google weitere Funktionen zugefügt und die Funktion für weitere Pixel- und Samsung-Geräte verfügbar gemacht.
Neu ist beispielsweise, dass „Circle to Search“ ab sofort auch bei den Hausaufgaben unterstützen kann. Einfach den Teil einer Aufgabe einkreisen, bei denen Schüler oder Studenten Probleme haben, und sie erhalten eine detaillierte Anleitung zur Lösung einer Reihe von Physik- und Mathematikaufgaben. Im Laufe des Jahres soll „Circle to Search“ noch komplexere Probleme lösen können, in denen unter anderem symbolische Formeln, Grafiken und Diagramme vorkommen, so das Unternehmen.
Bluetooth immer aktiv
Mit Android 15 möchte Google Bluetooth-Verbindungen drastisch ändern. Bislang steht es Nutzern frei, Bluetooth auf ihrem Device auszuschalten. Die Aktivierung muss dann wieder manuell erfolgen, wenn man die drahtlose Datenübertragung nutzen möchte. Unter Android 15 soll allerdings eine verbesserte Funktion von „Find my Netzwerk“ eingeführt werden, die Apples „Wo ist“-Netzwerk ähnelt. Und hierfür soll Bluetooth sich nach einem Tag automatisch wieder aktivieren, auch wenn Nutzer die Verbindung eigentlich ausgeschaltet haben.
Die verbesserte „Find my Device“-Funktion nutzt ein Geflecht von zahlreichen Android-Geräten, um ein bestimmtes Gerät ausfindig zu machen. Jedes Gerät sendet ein verschlüsseltes Signal an seine Umgebung aus, das wiederum auf einen Server geladen wird und durch das sich ein Gerät jederzeit von seinem Besitzer lokalisieren lässt. Damit das auch funktioniert, braucht es eine vorhandene Bluetooth-Verbindung nicht nur auf dem eigenen Gerät, sondern auch auf den Devices im Netzwerk. Bluetooth soll sich daher nicht mehr deaktivieren, sondern lediglich pausieren lassen. Allerdings soll die Verbindung nicht von jedem App-Anbieter genutzt werden können. Aus Sicherheitsgründen steht sie nur System-Apps zur Verfügung, so Google.
Neuerungen für mehr Datenschutz
Mit den ersten Developer Previews von Android 15 hat Google Funktionen veröffentlicht, die vor allem für Entwickler interessant sind. Vor allem Änderungen bezüglich des Datenschutzes und Schutz vor Schadsoftware stehen dabei im Fokus. So hat Google beispielsweise den „File Integrity Manager“ überarbeitet, um Dateien besser verschlüsseln und sie so vor Manipulation schützen zu können. Auch die neueste Version der Privacy Sandbox hat Google in der Android-15-Preview integriert, die dabei helfen soll, effektive und den Datenschutz verbessernde Werbelösungen zu entwickeln, bei denen gleichzeitig die Privatsphäre der Nutzer geschützt ist.
Viele Dienste arbeiten mittlerweile bereits mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA). Oftmals erhalten Nutzer hierfür ein Einmalpasswort oder einen Code, der als Benachrichtigung auf dem Android-Smartphone erscheint. Genau dies ist aber eine Möglichkeit, den Code abzufangen. Damit das künftig nicht mehr passiert, testet Google für Android 15 eine Einstellung namens Receive Sensitive Notifications, bei der Nutzer den Erhalt sensibler Benachrichtigungen explizit erlauben müssen. Dabei können sie für jede App einstellen, ob sie derartige Nachrichten empfangen dürfen.
Zwar warnen Android-Geräte bereits über potenzielle Spam-Anrufe, diese Warnung möchte Google in Android 15 aber auf mutmaßlichen Betrug während eines Anrufes ausweiten. Die Funktion befindet sich derzeit im Test und beruht auf Gemini. Während eines Anrufes sollen Sofortbenachrichtigungen ausgegeben werden, wenn die KI Unterhaltungsmuster feststellt, die auf Betrug hindeuten. Beispielsweise würde eine Warnmeldung ausgegeben, wenn von einem „Bankmitarbeiter“ die Aufforderung ausgesprochen wird, dringend Geld zu überweisen, eine Zahlung über eine Geschenkkarte zu leisten oder Informationen wie PIN oder Passwort anzugeben.
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Satellitenkommunikation fürs Smartphone
Bereits mit Android 14 hat Google eine Funktion eingeführt, mit der sich Nachrichten per Satellit versenden und empfangen lassen. Diese Satellitenkommunikation möchte das Unternehmen in Android 15 weiter ausbauen. Die Benutzeroberfläche (UI) soll angepasst werden, um ein einheitliches Benutzererlebnis der gesamten Satellitenkonnektivität zu gewährleisten.
Apps können künftig erkennen, wann ein Gerät mit einem Satelliten verbunden ist und dadurch Hinweise geben, warum vollständige Netzwerkdienste möglicherweise nicht verfügbar sind. Darüber hinaus bietet Android 15 Unterstützung für SMS-/MMS-Anwendungen sowie vorinstallierte RCS-Anwendungen, um Satellitenkonnektivität zum Senden und Empfangen von Nachrichten zu nutzen.
Verbesserte Gesundheitsfunktionen
Bereits mit dem Update auf Android 14 hat Google Health Connect integriert. Die Plattform fasst alle relevanten Fitnessdaten zusammen. Android 15 soll unter anderem die Unterstützung neuer Datentypen erlauben, wodurch das Sammeln von Fitnessdaten über mehrere Geräte hinweg vereinfacht werden soll.
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Performance-Verbesserungen in Android 15
Einige Apps sind besonders leistungsintensiv und dementsprechend energiehungrig. Hierfür gibt es das sogenannte Dynamic Performance Framework, das Google bei Android 15 verbessert hat. Es soll dazu beitragen, das Energiemanagement der Telefone insgesamt zu verbessern, indem Anwendungen in einen Effizienz- und einen Leistungs-Modus unterteilt werden. Auch Websites sollen sich unter Android 15 schneller laden lassen, indem im Arbeitsspeicher dauerhaft Platz für bestimmte Bereiche der System Web View freigehalten wird.
Bereits mit Android 14 hat Google eine mehrsprachige Audioerkennung mit automatischem Wechsel zwischen den Sprachen zur Verfügung gestellt. Der automatische Wechsel konnte jedoch dazu führen, dass Wörter weggelassen werden, insbesondere wenn die Sprachen mit kürzeren Pausen zwischen den beiden Äußerungen wechseln. Android 15 fügt hierfür zusätzliche Steuerelemente hinzu. Sie sollen es Apps ermöglichen, den Sprachenwechsel auf ihren Anwendungsfall abzustimmen.
Zudem hat Google Anpassungen bei bestehenden Funktionen vorgenommen. Das sind unter anderem:
- Echter Vollbildmodus und Archivierungsfunktion für Apps.
- Verbessertes Tap-to-Pay-Erlebnis für zuverlässigere und schnellere Bezahlung mit dem Handy.
- PDF-Anwendungen erhalten die Möglichkeit, erweiterte Funktionen wie das Rendern passwortgeschützter Dateien, Anmerkungen, Formularbearbeitung, Suche und Auswahl mit Kopieren zu integrieren.
- Neues Pop-up-Fenster für die Bluetooth-Einstellungen mit den wichtigsten Funktionen.
- Verbessertes Multitasking dank App-Paaren. Zwei Apps lassen sich unter Android 15 verknüpfen und mit einem Klick gemeinsam starten.
- Selektive Bildschirmaufzeichnung soll die Aufnahme von nur einem festgelegten Bereich erlauben.
- Speziell für die Kamera von Smartphones soll eine Funktion kommen, die es Nutzern erlaubt, die Stärke des Blitzes anzupassen.