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Ein Erfahrungsbericht

Nach wie vor große Probleme mit Debitkarten 

Geldabheben und Bezahlen im Supermarkt
Geldabheben im Supermarkt ist mit der Debitkarte teils problematisch. Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

15.09.2023, 13:35 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Um die Debitkarte kommt kaum ein Bankkunde herum. Die Geldinstitute geben die Karte als Ersatz für die Girokarte und Kreditkarten aus und preisen sie als praktische und vollumfänglich nutzbare Alternative an. Doch das ist sie keineswegs. Momentan häufen sich daher die Beschwerden.

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2022 starteten viele Banken in Deutschland mit der Ausgabe der Debitkarte. Sie soll die Girokarte (umgangssprachlich auch EC-Karte oder Geldkarte genannt) ersetzen und sich gleichzeitig nutzen lassen wie eine Kreditkarte. Einziger Unterschied: Die Abrechnung erfolgt immer sofort und nicht wie bei einer klassischen Visa- oder Mastercard am Ende des Monats. An der Debitkarte führt für Bankkunden kaum noch ein Weg vorbei; wer die Giro- oder Kreditkarte behalten möchte, muss vor allem bei Direktbanken dafür eine monatliche Gebühr zahlen. Viele werden die Debitkarte somit als alleinige „Geldkarte“ nutzen. Doch das ist keine gute Idee, wie TECHBOOK-Redaktionsleiterin Rita Deutschbein selbst erfahren musste.

Wie ich mit meiner Debitkarte im Supermarkt scheiterte

Ich dachte mir nichts dabei, als ich nach Feierabend noch schnell zu Rewe ging, um einzukaufen. An der Kasse fragte mich die Mitarbeiterin dann, ob ich auch noch Geld abheben wolle. Warum nicht, dachte ich, da ich meine neue Debitkarte ohnehin bereits zum Bezahlen gezückt hatte. Dann aber das: Die Mitarbeiterin schielte auf meine Karte und fragte mich, ob das „Eine sei, die beides kann“. Ich musste innerlich lächeln und bejahte. Die Frau meinte eine Debitkarte, die sowohl Kreditkarte als auch Girokarte in einem ist. Danach verging mir allerdings das Lächeln. Denn die Mitarbeiterin wies mich höflich darauf hin, dass das Geldabheben mit der Debitkarte bei Rewe nicht möglich sei. Die Lesegeräte könnten nur die klassischen Girokarten verarbeiten. Auf meine Frage bestätigte sie mir, dass dies für alle Filialen in ganz Deutschland gelte.

So der Vorfall, der mich stutzig werden ließ. Ich selbst hatte einen Bericht über die erste Bank in Deutschland geschrieben, die die Ein- und Auszahlung von Bargeld komplett gestoppt hat. Kunden dieser Bank werden stattdessen an Supermärkte verwiesen, bei denen sie laut Aussage problemlos Geld abheben könnten. Niemals kam mir dabei in den Sinn, dass Supermärkte in der heutigen Zeit noch gar nicht auf die Debitkarte vorbereitet sind. Dabei nutzt ein Großteil der Kunden beim Einkaufen auch den bequemen Service des Geldabhebens an der Kasse. Was können sie also tun?

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Die Reaktionen der Supermärkte

Offenbar nicht viel, wie die Anfragen an diverse Supermarkt-Ketten und Banken ergeben haben. Rewe bestätigte auf Nachfrage, dass die Bargeldauszahlung in den eigenen Märkten nur mit der Girocard möglich sei. „Es gibt derzeit keine Bestrebungen, den Service auf die Debitkarten der Kreditkartenindustrie zu erweitern. Dass einige Kreditinstitute und Banken nur noch Debitkarten von der Kreditkartenindustrie ausgeben, bedauern wir sehr”, so die Aussage des Rewe-Pressesprechers Thomas Bonrath.

Auch in anderen Supermarkt-Ketten bekommen Kunden mit der Debitkarte kein Geld. So bestätigte Kaufland gegenüber TECHBOOK, dass „Kunden ab einem Einkaufswert von 10 Euro ausschließlich mit ihrer Girocard und dem bekannten PIN-Verfahren kostenlos Bargeldbeträge zwischen 5 und 200 Euro abheben“ können. Das Gleiche gilt bei Lidl. Bei Edeka konnte man uns hingegen keine pauschale Antwort auf unsere Anfrage geben. Denn die Filialen in Deutschland sind genossenschaftlich strukturiert, sodass die Betreiber selbst über ihre Märkte entscheiden können. Einige Filialen würden die Möglichkeit, Bargeld mittels Kreditkarte bzw. Debitkarte abzuheben, aber bereits anbieten.

Bei Aldi Nord ist das Abheben von Bargeld hingegen ebenfalls (noch) nicht möglich. Somit bleibt Kunden auch diese Alternative verwehrt. Mit der Debitkarte Geld im Supermarkt abheben? Das funktioniert somit in vielen Teilen Deutschlands nicht. Es geht sogar so weit, dass die Händler nicht einmal vorhaben, ihre Lesegeräte entsprechend anzupassen.

Jetzt könnte man sagen: „Dann sollen sie halt bei ihrer Bank oder am Geldautomaten Bargeld holen.“ Das gestaltet sich aber immer schwieriger. Wie eingangs kurz erwähnt, berichtete TECHBOOK bereits von einer Bank, die kein Bargeld mehr ausgibt. Viele große Geldinstitute in Deutschland haben diesen radikalen Schritt zwar noch nicht vollzogen, doch auch bei ihnen deutet sich ein Umdenken an. Die Deutsche Bank, die Sparkasse und die Commerzbank haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Filialen geschlossen oder haben dies in naher Zukunft noch vor. Auch Geldautomaten verschwinden zusehends – auf dem Land wie in den Städten. „Die Tagesschau“ berichtet von Fällen, in denen Kunden nach der Schließung ihrer Filiale allein zum Bargeldabheben bis zu sechs Kilometer fahren müssen. Dass die Banken dann auf die alternative Lösung im Supermarkt verweisen, erweckt den Anschein, als ob keiner so richtig weiß, wie es in Deutschland um die Debitkarte wirklich steht.

Viele Meldungen über Probleme bei den Verbraucherschützern

Und findet man dann doch eine Filiale mit Geldautomaten, hat man mit einigen Debitkarten womöglich keinen Zutritt. So schreibt der VZBV, der Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände, in einem aktuellen Bericht, dass allein zwischen dem 2. Februar und 17. Juli 2023 1853 Beschwerden von Debitkarten-Nutzern gemeldet worden sind.

Über alle Karten hinweg beschrieben sie demnach Probleme bei der Möglichkeit, Türen zu SB-Bereichen bei Banken zu öffnen. Auch die Akzeptanz der Karten ist weiterhin ein Thema – sowohl in deutschen Ladengeschäften, beim Erhalt von Bargeld an der Ladenkasse, im Hotel, bei Behörden, in Kliniken oder im Ausland. Außerdem bemängelten die Kartenbesitzer fehlende Funktionalitäten wie eine Altersverifikation oder die Einsatzmöglichkeit fürs ChipTAN-Verfahren.

In 28 Prozent der gemeldeten Fälle verfügten die Nutzer nur über eine Debitkarte. Sie sind dann auf Bargeld angewiesen, um bei möglicher Nichtaktzeptanz der Karte über ein entsprechendes Zahlungsmittel zu verfügen.

Laut VZBV treten die Probleme bei der Akzeptanz dabei besonders häufig bei Debitkarten der DKB, ING, Targobank, Santander sowie comdirect auf. Vor allem die Direktbanken geben in der Regel reine Debitkarten von Visa oder Mastercard aus. Die Gebühren sind für die Händler somit teurer. Anders als beispielsweise bei der SparkassenCard, die über eine Girocard-Funktion sowie ein sogenanntes Co-Badge VPAY verfügt und bei der die Händler somit nur die Kosten für Transaktionen mit Girokarten zahlen müssen, die hierzulande vergleichsweise niedrig ausfallen.

Das sagen die Banken zum Problem mit den Debitkarten

Doch was sagen eigentlich die Banken dazu, die ihre neue Karte ja immerhin als Ersatz für Girokarte und Kreditkarte anpreisen? Nun, Postbank-Kunden können sich zurücklehnen, denn noch ist die Karte hier optional. Auch die Deutsche Bank setzt bei vielen Konten auf die Deutsche Bank Card und somit die normale Girokarte. Hier sind alternativ auch die gängige Kreditkarte sowie die Deutsche Bank Card Plus erhältlich, die die Leistungen einer Girokarte (direkte Abbuchung) mit denen einer klassischen Kreditkarte kombiniert.

Eine Sprecherin der Berliner Sparkasse verriet auf Anfrage von TECHBOOK, dass die SparkassenCard als Debitkarte ausgegeben werde. Kunden könnten aber auch Kreditkarten in Kooperation mit Visa und Mastercard wählen. „Die SparkassenCard verfügt über eine Girocard-Funktion sowie ein sogenanntes Co-Badge VPAY. Bargeld kann mit beiden Karten – Debit- und Kreditkarte – abgehoben werden, auch in Supermärkten“, so die Sprecherin.

Direktbanken wie die ING und die DKB setzen mittlerweile hauptsächlich auf die Debitkarte. Die Girokarte und Kreditkarten sind mittlerweile kostenpflichtig. Beide Banken verweisen auf unsere Nachfrage hin auf das Geldabheben bei Dm, Aldi Süd oder an Shell-Tankstellen. Ein Sprecher der DKB führt aus: „An Bargeld kommen unsere Kund*innen mit der DKB Visa Debitkarte oder der Visa-Kreditkarte deutschlandweit beim Dm-Drogerie-Markt (2094 Filialen im Geschäftjsahr 2021/22) bereits ab Einkauf eines Produkts (ohne Mindestumsatz). Außerdem an teilnehmendem Shell-Tankstellen (sogar unabhängig vom Tanken oder Einkauf) und bei Aldi Süd (bis zu 200 Euro ab einem Einkaufswert von 5 Euro). Und da wir auch weiterhin allen Kund*innen optional eine Girocard zur Verfügung stellen (für 0,99 Euro monatlich), ist auch das Geldabheben bei Rewe und Kaufland möglich.“

Der Sprecher der ING gab zudem an: „Darüber hinaus ist es seit kurzem auch mit der Visa Card bei immer mehr Einzelhandelsketten möglich, Bargeld an der Ladenkasse ausgezahlt zu bekommen. An dem Service nehmen bereits Aldi Süd, Dm, Müller und Netto teil. Eine Ausweitung der teilnehmenden Händler ist in Planung.“

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Lücken in der Akzeptanz der Debitkarten sind „ärgerlich“

Die Lücken bei der Bezahlung und der Akzeptanz der Debitkarte in Hotels oder Autovermietungen, findet man bedauerlich. Der Sprecher der DKB sagte dazu: „Diese Fälle sind sehr ärgerlich und sollten aus unserer Sicht idealerweise gar nicht mehr vorkommen. Hierzu stehen wir im regelmäßigen Austausch mit Visa, da sich das Unternehmen um das Auffinden und Beheben von Akzeptanzlücken aktiv kümmert.“ Bei der Autovermietung hätte sich schon viel getan. Anbieter wie Sixt, Hertz oder auch Avis (hier werden bis auf Island und Kanada Debitkarten überall laut Angaben von Avis akzeptiert) sind schon mit an Bord, „weshalb wir davon ausgehen, dass etwaige Akzeptanzlücken auch künftig rückläufig sein werden,“ so der Sprecher.

Ein Zurückgehen der Problematik ist zumindest aktuell aber noch nicht in Sicht, wie die weiterhin gemeldeten Fälle beim VZBV zeigen. Die Verbraucherschützer schreiben dazu, dass die aktuellen Beschwerden im Widerspruch zu den Versprechen der Banken stehen. Denn nach ihnen vereinen die neuen Mastercard/Visa-Debitkarten in den Funktionen das, „was Giro- und Kreditkarte bisher zusammen können“.

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TECHBOOK meint

„Welche Erkenntnis bleibt? Ich zumindest werde in den sauren Apfel beißen und meine Girokarte weiterführen. Das kostet mich seit Anfang 2023 jeden Monat 99 Cent. Nicht viel, wenn man die Einschränkungen betrachtet, mit denen ich mich herumschlagen müsste, würde ich nur noch auf die Debitkarte setzen. Dennoch bleibt das Gefühl, von den Banken etwas veralbert zu werden. Immerhin preisen sie die Debitkarte als idealen Ersatz an. Und ganz nebenbei: Eine klassische Kreditkarte habe ich auch noch. Immerhin möchte ich bei Hotelübernachtungen oder dem Mietwagenverleih nicht genauso dumm dastehen, wie in dem Moment im Supermarkt, in dem mir gesagt wird, die Debitkarte würden sie nicht annehmen.“Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin
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