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TV und Monitor

Wie aussagekräftig sind die EU-Energie-Label wirklich?

Gerade beim Kauf von TVs und Monitoren lohnt sich ein genauerer Blick auf das EU-Energie-Label.
Gerade beim Kauf von TVs und Monitoren lohnt sich ein genauerer Blick auf das EU-Energie-Label. Foto: picture alliance / dpa-tmn | Andrea Warnecke
Natalie Wetzel, TECHBOOK
Werkstudentin

25.06.2023, 20:19 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Bei der Anschaffung eines neuen Monitors oder Fernsehers kann man mittlerweile aus vielen Features und Eigenschaften wählen. Die Energieeffizienz ist eine davon, vor allem wenn man Strom sparen und die Umwelt schonen möchte. Ein Blick auf das grüne, orangefarbene oder rote EU-Energie-Label soll den Kauf diesbezüglich eigentlich erleichtern. TECHBOOK verrät, weshalb es sich aber trotzdem lohnt, genauer hinzuschauen.

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Seit März 2021 gelten die Energieeffizienzklassen der EU. Sie reichen von A bis G und geben den Stromverbrauch eines Gerätes im Vergleich zu ähnlichen Modellen an. Den Kunden soll damit die Entscheidung für ein energieeffizienteres Gerät erleichtert werden, um Energie zu sparen und langfristig Geldbeutel und Umwelt zu schonen. Doch gerade beim Kauf von neuen Monitoren und Fernsehern gibt es beim Thema EU-Energie-Label einige Besonderheiten, die man kennen sollte.

Sowohl bei Fernsehern als auch bei Monitoren sollten Sie zunächst auf die Bildschirmdiagonale achten, da die Geräte ihrer Größe entsprechend bewertet werden. Ein Fernseher mit 75 Zoll verbraucht pauschal natürlich mehr Strom als einer mit nur 32 Zoll. Dennoch können beide das gleich EU-Energie-Label tragen, da nur der Vergleich zu anderen Modellen der gleichen Größenkategorie relevant ist. Wer sich also nicht nur für die Energieeffizienz interessiert, sondern auch für den tatsächlich verbrauchten Strom, sollte beim Kauf nicht nur auf das Label, sondern besonders auf die Angaben zum Stromverbrauch achten. Diese Daten werden auf dem Energiezertifikat angegeben und oft auch detaillierter bei den technischen Angaben.

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Wie funktionieren die EU-Energie-Label?

Je effizienter ein Gerät ist, desto höher wird es eingestuft. Doch die beiden obersten Klassen A und B – grün und somit besonders energieeffizient – bleiben gerade bei Fernsehern noch unerreicht. Seit 2021 gelten hier strengere Kriterien als noch bei den alten Labels (A+++, A+ etc.), sodass fast alle TV-Modelle seitdem die EU-Energie-Label E, F oder sogar G tragen. Mit dieser strengeren Bewertung sollen die Hersteller motiviert werden, energiesparende und umweltfreundlichere Innovationen zu entwickeln. Für die Kunden gilt jetzt noch stärker als früher, dass sich ein teureres Produkt mit einer besseren Energieeffizienzklasse langfristig rechnen kann, besonders bei hohen Strompreisen.

Doch wie groß ist der finanzielle Unterschied zwischen den Energieklassen bei Fernseher und Monitor wirklich? Um das herauszufinden, hat TECHBOOK den jährlichen Stromverbrauch und seine Kosten von je drei Fernseher- bzw. Monitor-Modellen mit unterschiedlichen EU-Energie-Labeln berechnet und miteinander verglichen. Bei der Rechnung nicht berücksichtigt wurde die Leistung im Standby. Ein moderner Fernseher oder Monitor verbraucht im Standby etwa 0,5 Watt pro Stunde. Geht man bei einem Fernseher von einer Stunde Betrieb und 23 Stunden Standby pro Tag aus, verbraucht der unbenutzte TV 4198 kWh ((23×0,5)x365). Beim aktuellen durchschnittlichen Strompreis (Juni 2023) von 34,96 Cent pro Kilowattstunde sind das 1,47 Euro im Jahr – an sich nicht viel, doch bei mehreren Geräten im Standby kann sich das summieren. Die Lösung ist einfach: Stecker ziehen oder Steckdosenleiste ausschalten. Wie viel Strom man mit so einfachen Maßnahmen tatsächlich sparen kann, hat TECHBOOK ausgerechnet und im Selbstexperiment getestet.

Durchschnittlicher Stromverbrauch beim Fernseher

Die meisten Fernseher rangieren in den drei hinteren Energieeffizienzklassen E, F und G. Das liegt vor allem auch an den hohen Ansprüchen und Gewohnheiten der Kunden: größere Bildschirme, moderne Bildschirmtechnologie, also OLED, QLED oder LCD, leistungsfähige Prozessoren und WLAN-Verbindungen für Smart-TVs. All das benötigt viel Strom, ebenso wie die Bildoptimierung, ein erstklassiger Sound sowie ein erweiterter Farb- und Kontrastumfang (HDR). Letzteres wird von den Herstellern neben dem normalen Stromverbrauch noch mal separat angegeben, auch wenn dieser Wert keinen Einfluss auf das Energie-Label hat. Hier muss man also besonders hinschauen, zumal Hersteller hier gerne ansetzen, um ein wenig mit der Energieeffizienzklasse zu tricksen.

Fernseher mit 43- und 55-Zoll-Bildschirmen sind die beliebtesten Modelle fürs heimische Wohnzimmer und sind allein aufgrund ihrer Größe ordentliche Energiefresser. Für den Vergleich haben wir drei 55-Zoll-Fernseher miteinander verglichen. Dabei sind wir von einer täglichen Nutzung von einer Stunde ausgegangen und haben den Jahresverbrauch berechnet. Die tatsächliche Dauer der Nutzung im Alltag und damit auch der Strompreis können natürlich höher liegen und werden auch von individuellen Einstellungen wie der Bildschirmhelligkeit oder Kontraststärke beeinflusst. Die errechneten Werte dienen also der Orientierung.

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Klasse F: Samsung GQ55Q60BAUXZG

Der Samsung 55″ QLED 4K Q60B ist ein High-End-Fernseher, der bei SDR (Standard Dynamic Range) 77 Watt pro Stunde verbraucht und somit in die zweitschlechteste Energieeffizienzklasse F fällt. Pro Jahr sind das bei einer Stunde Nutzung täglich etwa 28 kWh und Stromkosten in Höhe von 9,83 Euro (dazu muss man dann noch den Standby-Verbrauch einkalkulieren).

Bei diesem Modell zeigt sich aber bereits eine erste Tücke der EU-Energie-Label, denn die Angabe der Energieeffizienzklasse beruht auf dem Verbrauch im SDR-Modus. Läuft der Fernseher aber mit HDR, verbraucht er fast doppelt so viel, nämlich 130 Watt, was dem schlechtesten Label G entspricht. Der Stromverbrauch und die Kosten steigen dementsprechend ebenfalls auf fast das Doppelte mit 47 kWh und 16,59 Euro pro Jahr.

Klasse G: Philips 55OLED807

Beim Philips 55OLED verhält es sich dagegen genau umgekehrt: HDR verdient mit 77 Watt das Label F und fordert jährliche Stromkosten in Höhe von 9,83 Euro, während SDR mit 84 Watt in der schlechtesten Kategorie G landet. Man sollte sich also bereits vor dem Kauf überlegen, welchen Modus man bevorzugt nutzen will. Mit SDR verbraucht der Philips 30,66 kWh und somit 10,72 Euro pro Jahr. Damit unterscheidet sich der Philips (SDR Klasse G) in seinem Verbrauch nur wenig vom Samsung (SDR Klasse F) – ein Unterschied, der sich nicht in jedem Fall rechnet. Hier lohnt es sich also, genauer hinzuschauen und die eigenen Bedürfnisse zu prüfen, statt sich nur auf die EU-Energie-Label zu verlassen.

Klasse E: Daewoo 55DM62UA

Mit einem Stromverbrauch von vergleichsweise geringen 64 Watt im SDR-Modus schafft es der Daewoo immerhin in die orangefarbene Kategorie E und gehört damit zu den besseren TV-Modellen – zumindest mit Blick auf die Energieeffizienz. Mit insgesamt 23,36 kWh pro Jahr und 8,17 Euro fällt auch die Stromrechnung entsprechend schlanker aus. Doch hier gilt ebenfalls, dass der Unterschied im Vergleich zur nächst schlechteren Energieeffizienzklasse F überschaubar bleibt. Wer den Fernseher aber regelmäßig deutlich länger als eine Stunde pro Tag nutzt, für den wird sich ein energieeffizienteres Gerät dennoch lohnen.

Übrigens schneidet der Daewoo mit HDR ähnlich schlecht ab wie der Samsung und verbraucht 123 Watt. Ein Gerät kann also sowohl die mittelmäßige Energieklasse E also auch das schlechteste Label G in sich vereinen. Der Hersteller führt in den technischen Angaben in der Regel beide Einstufungen auf, doch auf dem Zertifikat mit den bunten Balken muss nur die Angabe für SDR stehen.

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Durchschnittlicher Stromverbrauch eines Monitors

Gerade im Homeoffice läuft neben Laptop oder PC der zusätzliche Monitor häufig viele Stunden am Stück. Ein hoher Energieverbrauch schlägt sich da schnell auf die Stromrechnung nieder. Monitore müsse nach EU-Maßgabe ebenfalls mit einem Energie-Label versehen werden, da sie in die Produktgruppe „Fernseher“ fallen. Die englische Bezeichnung „electronic displays“ ist da selbsterklärender. Für diesen Test hat TECHBOOK drei verschiedene 24-Zoll-Monitore miteinander verglichen, denn auch bei diesen Geräten werden unterschiedliche Größen separat bewertet. Wir sind außerdem von einem 8-Stunden-Arbeitstag ausgegangen.

Klasse C: Fujitsu Displays P2410 TS

Der laut Energie-Label energieeffizienteste Monitor in dieser Reihe ist der Fujitsu Displays P2410 TS, der mit 12 Watt pro Stunde (SDR) das immerhin hellgrüne Label C erhält. An einem 8-Stunden-Arbeitstag fallen somit 96 Watt beziehungsweise 3,35 Cent pro Tag und 16,75 Cent in der Woche beziehungsweise gute 12 Euro im Jahr an – ein sehr überschaubarer Preis.

Klasse E: AOC 24P3CW

Im Gegensatz dazu verbraucht der AOC 24P3CW mit der mittelmäßigen Energieeffizienzklasse E 18 Watt, und zwar sowohl mit SDR als auch mit HDR-Modus. Nach einem Arbeitstag kommen so 144 Watt und 5,03 Cent auf der Stromrechnung zusammen und nach vier Wochen im Homeoffice 1 Euro, während man beim Fujitsu nur 67 Cent zahlt.

Klasse F: MSI Mag Artymis 242CDE

Das Modell mit dem schlechtesten Energie-Label in dieser Beispielreihe ist der MSI Mag Artymis mit 21,8 Watt und der Klasse F – immerhin ein Curved Gaming-Monitor. Nach 8 Stunden Zocken oder Arbeiten hat er 174,4 Watt verbraucht und kostet somit 6,1 Cent am Tag – 30,49 Cent in der Woche und 1,22 Euro im Monat.

Während sich diese Beispielrechnung nur um Cent-Beträge dreht, können sich aber aufs Jahr gerechnet zwischen den Klassen E und F Unterschiede von etwa 30 Euro auftun. Deckt das energieeffizientere Modell auch alle anderen Bedürfnisse ab, kann sich der Kauf langfristig deutlich lohnen. Und anders als bei den Fernsehern gibt es bei den Monitoren eine größere Auswahl von Modellen mit höheren EU-Energie-Labeln. Außerdem gilt natürlich: Je mehr Zeit man vor dem Bildschirm verbringt, desto mehr lohnt sich eine niedrige Effizienzklasse.

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Das sollten Sie beim Kauf beachten

Grundsätzlich sind die EU-Energie-Label sehr hilfreich, um einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie energieeffizient ein Modell im Vergleich zu anderen ist. Wer vor allem Geld beim Strom sparen will, sollte aber unbedingt einen Blick auf den tatsächlichen Verbrauch werfen, da auch sehr effiziente große Geräte meistens mehr Strom verbrauchen als kleine ineffizientere. Außerdem kann der Fall auftreten, dass zwei Geräte mit unterschiedlichen Labeln dennoch einen sehr ähnlichen Verbrauch haben, sodass der finanzielle Unterschied zu vernachlässigen ist. Dies ist etwa der Fall, wenn ein Fernseher im unteren Bereich der Klasse E liegt, während ein anderer im oberen Bereich der Klasse F fast auf den gleichen Verbrauch kommt.

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Besonders bei den Monitoren gibt es aber tatsächlich eine relativ breite Auswahl in den besseren und zumindest mittelmäßigen Klassen, sodass sich die Recherche nach einem energieeffizienten Modell durchaus lohnt. Die Fernseher und vor allem Smart-TVs liegen dagegen fast alle in den hinteren drei Güteklassen, sind also alle nicht besonders effizient und energiesparend. Hier sollten Sie vor allem tatsächlichen den Verbrauch im bevorzugten SDR- oder HDR-Modus berücksichtigen, da sie stark voneinander abweichen und für unschöne Überraschungen auf der Stromrechnung sorgen können.

Und noch etwas sollten Sie vor dem Kauf beachten: Die Bildschirmhelligkeit beeinflusst den Stromverbrauch und damit auch die Einstufung in die Klassen A bis G. An dieser Stelle schummeln die Hersteller gerne etwas und senken den Helligkeitsgrad bei der Auslieferung. Er darf zwar nur um maximal 35 Prozent reduziert werden bzw. müssen mindestens 220 Candela pro Quadratmeter eingestellt sein, doch wenn Sie zu Hause die Bildschirmhelligkeit erhöhen, stimmen die Herstellerangaben nicht mehr. Auch hier kann also der Strompreis ganz unbemerkt steigen, vor allem bei einem energieineffizienten Gerät.

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