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Selbstexperiment

Wie spare ich am besten Strom im Haushalt?

Strom sparen Experiment Symbolbild: Laptop mit Tasse und Notizbuch im Wohnzimmer
Wie kann man effektiv im Haushalt Strom sparen, ohne sich zu sehr einzuschränken? Foto: Getty Images
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

30.12.2022, 20:37 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

In den vergangenen Monaten kannten die Energiepreise nur eine Richtung und zwar steil nach oben. Als Verbraucher wird man deshalb von allen Seiten mit Tipps zum Strom sparen bombardiert. Doch wie gut lassen sich die Maßnahmen im Alltag umsetzen? Und wie groß ist die Ersparnis wirklich? TECHBOOK hat ein kleines Selbstexperiment gewagt.

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Gründe für die steigenden Preise von Gas, Strom und Benzin gibt es mehrere. Die Hauptursache ist aber nach wie vor im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den damit einher gehenden Sanktionen gegen Russland zu finden. Aktuell besteht deshalb eine besondere Dringlichkeit in Sachen Strom sparen. Aber natürlich ist ein bewussterer Umgang mit Energie auch darüber hinaus nötig – mit Blick auf die Klimakrise. Neue Zahlen legen nahe, dass in Deutschland bereits fleißig Energie gespart wird, sowohl in der Industrie als auch den privaten Haushalten. TECHBOOK hat verschiedene Maßnahmen zum Strom sparen in einem Experiment genauer getestet und ausgerechnet, wie viel Ersparnis das wirklich bringt.

Strom sparen im Selbstexperiment

Unser Experiment ging über drei Wochen. Dabei haben wir die Maßnahmen zum Strom sparen in zwei Kategorien aufgeteilt: Zum einen die, die sich recht einfach in den Alltag übernehmen lassen. Zum anderen die, die eine deutliche Einschränkung im Alltag bedeuten. Dabei haben wir uns unter anderem an den Empfehlungen der Bundesregierung orientiert sowie die größten Stromfresser im Haushalt identifiziert und ihren Verbrauch eingeschränkt.

In Woche 1 lief der Alltag einfach wie gewohnt weiter mit dem einzigen Unterschied, dass der Stromverbrauch genau getrackt wurde. Diese Daten stellen die Basislinie für den Vergleich dar. Das Ergebnis haben wir im Übrigen mit der Stromrechnung der vergangenen beiden Jahre abgeglichen, um einen möglichst genauen Vergleichswert zu haben. In Woche 2 haben wir die Maßnahmen umgesetzt, die wir im Vorfeld als relativ einfach in der Umsetzung eingestuft haben. In Woche 3 kamen dazu dann noch der komplette Verzicht auf die besonders energieintensiven Geräte wie Fernseher und PC.

Was erheblich in den persönlichen Alltag eingreift und was nicht, liegt selbstverständlich im Auge des Betrachters. Außerdem ist das Experiment natürlich nur bedingt aussagekräftig, weil der Stromverbrauch nicht jeden Tag gleich hoch ist. Gerade zwischen den Jahreszeiten gibt es teils erhebliche Unterschiede. So ist man etwa im Winter generell mehr zu Hause und nutzt auch im Schnitt mehr elektronische Geräte, heizt mehr, braucht mehr Licht etc.

Die Ergebnissen wurden genau dokumentiert und auf das Jahr hochgerechnet. Das Experiment fand in einem Zwei-Personen-Haushalt mit 64 Quadratmetern Wohnfläche und einem Durchlauferhitzer für Warmwasser statt. Neue und energieeffizientere Geräte wurden für den Test nicht gekauft; allerdings war keines der großen elektronischen Geräte im Haushalt älter als fünf Jahre.

Passend zum Thema: Tipps, mit denen Sie Strom im Haushalt sparen und ihren Verbrauch messen können

Diese Maßnahmen haben wir getestet

Die Bundesregierung und auch diverse Experten empfehlen zum Strom sparen eine ganze Reihe von Maßnahmen. Einige davon haben sicher auch viele bereits vor der Energiekrise in ihren Alltag integriert. Im Prinzip kann man die Tipps in die beiden Bereiche Haushalt und Entertainment einteilen. Viele Maßnahmen beziehen sich nämlich zum einen auf den bewussten Gebrauch von Haushaltselektronik wie Geschirrspüler, Waschmaschine und Kühlschrank sowie effiziente Prozesse etwa beim Kochen oder Wäschetrocknen. Zum anderen gibt es natürlich noch diverse Geräte wie etwa Fernseher oder (Gaming-)PCs, die besonders viel Energie verbrauchen, dabei aber nur bedingt für die täglichen Aufgaben nötig sind.

In Woche 2 ging es dementsprechend darum, zwar deutlich Strom zu sparen, aber dabei nicht zu sehr in den Alltag einzugreifen. Folgende Maßnahmen haben wir umgesetzt:

  • nachts sämtliche Geräte vom Strom trennen, bei denen es möglich ist
  • Ladegeräte direkt vom Strom trennen, nachdem das entsprechende Gerät vollständig beziehungsweise fast vollständig aufgeladen ist
  • eingeschaltetes Licht nur in dem Raum, in dem man sich auch tatsächlich aufhält und auch erst bei entsprechender Dunkelheit draußen
  • konsequentes Nutzen von Eco-Programmen bei Geschirrspüler und Waschmaschine sowie maximal effektive Befüllung
  • bewusster Umgang mit Wasserkocher, Kühlschrank, Backofen etc. (etwa durch genaues achten auf die Füllmenge, effizienteres Einräumen des Kühlschranks, Ofen ohne Vorheizen nutzen)
  • eingeschränkte Nutzung von Fernseher und PC
  • bewusstes Ausschalten von elektronischen Geräten, wenn sie nicht in Benutzung sind
  • Fernsehen nur noch per Laptop oder Smartphone
  • wenn Gaming, dann nur noch über die sparsamere Nintendo Switch

In Woche 3 wurden die eben genannten Maßnahmen beibehalten und um die folgenden ergänzt:

  • völliger Verzicht auf Streaming und Gaming
  • Helligkeit an elektrischen Geräten herunter stellen
  • maximale Effizienz bei Wasserkocher, Backofen etc., generell nur noch eingeschränkte Nutzung
  • Geräte nur dann an den Strom hängen, wenn sie wirklich in Benutzung sind (gerade nachts auch Mikrowelle etc. vom Strom trennen)
  • den Gebrauch von Staubsauer etc. einschränken und ggf. durch manuelles Vorgehen ersetzen

Lesen Sie auch: So viel Strom verbrauchen Smartphone, TV und Laptop

Ergebnis – so viel Strom konnten wir im Experiment sparen

Die Messungen in Woche 1 des Experiments und der Abgleich mit dem Verbrauch der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass im entsprechenden Zwei-Personen-Haushalt im Schnitt pro Tag ca. 7 kWh Strom verbraucht werden – um exakt zu sein, waren es 7,04 kWh. Das ergibt einen wöchentlichen Verbrauch von circa 49,3 kWh und einen Jahresverbrauch von 2562,6 kWh. Das liegt tatsächlich im unteren beziehungsweise normalen Durchschnitt für einen Haushalt dieser Größe.

Laut dem Vergleichsportal Verivox liegt der durchschnittliche Strompreis im Dezember 2022 bei 43,30 Cent pro Kilowattstunde Strom. Basierend auf diesem Preis haben wir die theoretisch mögliche Ersparnis mit Bezug auf die von uns erhobenen Messwerte in Euro berechnet.

Generelle Ersparnis

Geht man von einem durchschnittlichen Verbrauch von 49,3 kWh pro Woche aus, der sich Ende Oktober im Jahresvergleich auch in Woche 1 des Experiments bestätigt hat, so ergab sich bereits im Vergleich zur Woche 2 eine deutliche Strom-Ersparnis: circa 5,7 kWh. Der Verbrauch lag bei nur noch 43,6 kWh – und das bei vergleichsweise wenig intensiven Maßnahmen. In Woche 3 ist der Verbrauch dann sogar weiter auf ca. 41,1 kWh Strom gesunken. Damit war der Sprung zwischen Woche 1 und 2 allerdings auch deutlicher größer als zwischen Woche 2 und 3. Das ist wohl hauptsächlich durch den Verzicht auf Fernseher und stationären PC zu erklären.

Rechnet man diese Werte mit den eben erwähnten 43,30 Cent pro Kilowattstunde in eine greifbare Ersparnis in Euro um, so ergibt sich ebenfalls ein deutliches Bild. Mit den vergleichsweise adäquaten Maßnahmen zum Strom sparen aus Woche 2 könnte man im Monat ungefähr 23 Euro sparen. Bei dem noch rigoroseren Vorgehen aus Woche 3 waren es sogar knapp 29 Euro. Rechnet man diese Werte auf das ganze Jahr hoch, würde sich eine Ersparnis zwischen knapp 277 Euro und 347 Euro respektive ergeben.

Grafik Strom sparen Experiment
Mit den entsprechenden Maßnahmen hat sich eine deutliche Ersparnis ergeben. Foto: info.BILD.de / TECHBOOK

Haushalt

Den Verbrauch genauer aufzuschlüsseln, war nicht ganz so einfach, da bei unserem Experiment kein eigener Strommesser zum Einsatz kam. Auf Basis der Herstellerangaben zu den Geräten haben wir aber selbst eine ungefähre Rechnung vorgenommen. So haben wir wenigstens eine grobe Vorstellung gewonnen, wie viel Strom man tatsächlich im Haushalt und im Entertainment-Bereich sparen kann.

Tatsächlich gibt es nämlich in fast allen Bereichen des Haushalts großes Potenzial beim Energie sparen. Hausbesitzer haben diesbezüglich noch mehr Handlungsspielraum als Mieter. Zum einen kann man den Verbrauch deutlich senken, indem man auf gewisse Dinge verzichtet – wie etwa den häufigen Gebrauch des Backofens. Zum anderen, indem man generell bewusster mit Energie umgeht und teilweise auf Alternativen umsteigt, die gar keinen Strom verbrauchen. Viele Geräte bieten inzwischen außerdem auch Sparprogramme an, die das Einsparpotenzial definitiv erhöhen.

Unserer Rechnung zufolge entfallen etwa 46 Prozent der rund 277 Euro Ersparnis in der Hochrechnung von Woche 2 auf die Maßnahmen im Haushalt. In Woche 3 liegt der Anteil sogar bei ca. 53 Prozent.

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TECHBOOK meint

„Tatsächlich hat die größte Umstellung zwischen Woche 1 und 2 stattgefunden. In erster Linie betraf das allerdings das Umdenken bei vielen Prozessen. Der Schritt in Woche 3, dann vielleicht doch mal zum Besen zu greifen statt zum Staubsauger, war dann gar nicht mehr so groß. Gerade das energieeffiziente Kochen war aber zu Beginn eine echte Herausforderung. Ich backe viel und gerne – diesbezüglich bewusst auf Gerichte zu setzen, die keine elektrische Energie benötigen und wenn doch, die Prozesse maximal energieeffizient zu planen, hat gerade zu Beginn einiges an Nerven gekostet. Viel einfacher ist es mir da gefallen, Waschmaschine und Geschirrspüler maximal zu befüllen, das Waschverhalten entsprechend anzupassen und einen Pullover vielleicht auch zweimal zu tragen, bevor er in die Wäsche wandert.“Marlene Polywka, Redakteurin

Entertainment

Für diesen Bereich allgemein gültige Aussagen zu treffen, ist vergleichsweise noch schwieriger. Denn gerade was den Gebrauch von TV und Co. angeht, sind Konsum und Ausstattung noch deutlich individueller. Im Fall unseres Experiments muss man außerdem beachten, dass die Testperson im Homeoffice arbeitet und sich zudem beruflich viel mit Themen wie Serien, Filmen und Videospielen beschäftigt, weswegen diese Bereiche im Alltag und somit im Stromverbrauch einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert einnehmen.

Unserer Rechnung zufolge macht der Verzicht auf den PC und den großen Fernsehbildschirm im Endergebnis einiges aus. Gerade der Umstieg auf stromsparende Alternativen wie etwa die Hybridkonsole Nintendo Switch hat sich wirklich gelohnt. Dementsprechend lag die Ersparnis in Woche 2 bei ca. 54 Prozent und somit bei rund 12,35 Euro im Monat. In Woche 3 verschob sich die Verteilung dann zugunsten des Haushalts, wobei der komplette Verzicht auf Gaming und Streaming auch nochmals mehr als einen Euro Unterschied pro Monat machen würde – die Ersparnis würde dann bei ca. 13,54 Euro liegen.

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TECHBOOK meint

„In diesem Bereich hätte ich gedacht, dass es für mich persönlich schwieriger wird, mich umzustellen. Allein schon wegen meines Jobs muss ich bestimmte Inhalte im Bereich Streaming und Gaming schauen beziehungsweise spielen, deswegen sind Netflix und Co. für mich schon seit Jahren ständige Begleiter. Tatsächlich ging die Umstellung dann doch recht schnell und hat sogar gut getan. Vor dem Experiment war mir außerdem gar nicht klar, wie viel Strom die Geräte tatsächlich fressen, an denen ich tagtäglich nicht unerheblich viel Zeit verbringe. Damit bewusster umzugehen, generell meinen Medienkonsum einzuschränken und wenn möglich natürlich auch mal auf die kleineren Geräte auszuweichen, hat in der Endabrechnung wirklich einen Unterschied gemacht.“Marlene Polywka, Redakteurin

Fazit

Die wichtigsten Erkenntnisse direkt zu Beginn: Gerade im Entertainment-Bereich liegt einiges an Einsparpotenzial, bei dem natürlich jeder selbst feststellen muss, ab wann das Sparen eine nicht mehr hinnehmbare Einschränkung darstellt. Im Test hat sich zum Beispiel gezeigt, dass das Reduzieren von Helligkeit langfristig wenig bringt und eher den Augen schadet. Fernseher und Co. nachts vom Strom zu trennen und in den meisten Fällen auf stromsparende Varianten wir den Laptop oder eine Handheld-Konsole auszuweichen, hat sich aber als sehr praktikabel erwiesen.

Außerdem hat sich gezeigt, dass auch in den alltäglichen Aufgaben noch eine Menge verborgenes Sparpotenzial schlummert. Gerade was den effizienten Gebrauch von Waschmaschine und Geschirrspüler, aber auch etablierte Prozesse beim Kochen angeht, hat sich das weniger als erwartet auf den Alltag ausgewirkt. Auch das konsequente Ausschalten beziehungsweise Trennen vom Strom von elektronischen Geräten und Herausziehen von Ladegeräten kann einen deutlichen Unterschied machen. Da die Umsetzung keine große Umstellung erfordert, können wir diese Maßnahmen wirklich jedem empfehlen.

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TECHBOOK meint

„Sowohl bei der Recherche im Vorfeld als auch bei der Auswertung der Ergebnisse war ich doch etwas überrascht, wie groß die Ersparnis mitunter sein kann. Tatsächlich habe ich mir nie in letzter Instanz Gedanken darüber gemacht, wie viel Strom ich täglich im Alltag, durch mein Verhalten, meine Ernährung, meine Hobbys, verbrauche. Ganz abgesehen vom finanziellen Aspekt ist natürlich auch der CO2-Ausstoß, der am Stromverbrauch hängt, relevant. Dass ich theoretisch, wenn ich den Gürtel ganz eng schnalle, bis zu 30 Euro im Monat an Stromkosten sparen kann, ist natürlich auch nicht zu verachten und von der Hand zu weisen.“Marlene Polywka, Redakteurin
Mehr zum Thema

Quellen

  • Bundesregierung („Energiespartipps im Alltag – Energie sparen, Klima schützen, Kosten senken“, aufgerufen am 30. Dezember 2022)
  • BMWK („80 Millionen gemeinsam für Energie sparen“, aufgerufen am 30. Dezember 2022)
  • Vattenfall („Stromverbrauch Ladekabel: Die Masse macht’s“, aufgerufen am 30. Dezember 2022)
  • Verivox („Verbraucheratlas: Strompreise in Deutschland“, aufgerufen am 29. Dezember 2022)
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