22. Mai 2024, 19:58 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Der Blog von Star-Autor George R. R. Martin erweist sich immer wieder als Goldgrube für die Hoffnungen von „Game of Thrones“-Fans. Kürzlich äußerte er sich über den aktuellen Fortschritt eines der geplanten Prequels. TECHBOOK gibt den Überblick über „A Knight of Seven Kingdoms: The Hedge Knight“ und alle anderen geplanten Spin-offs.
2024 ist ein gutes Jahr für Fans des „Games of Thrones“-Franchise. Nicht nur läuft Mitte Juni die zweite Staffel von „House of the Dragon“ bei Sky und Wow an. Auch äußerte sich der Schöpfer von Westeros recht mitteilsam auf seinem Blog über die anderen Projekte, die HBO in der Hinterhand hat. In seinem Beitrag vom 21. Mai gab George R.R. Martin einen aktuellen Stand zum „Game of Thrones“-Spin-offs „A Knight of Seven Kingdoms: The Hedge Knight“.
Übersicht
Nächstes „Game of Thrones“-Spin-off schon 2025
Die nächste Serie, mit der man einigermaßen sicher rechnen kann, ist „A Knight of Seven Kingdoms: The Hedge Knight“. Die Geschichte ist mit drei Staffeln á sechs Folgen veranschlagt und spielt etwa 90 Jahre vor „Game of Thrones“. Im Zentrum des Prequels stehen aber keine epischen Schlachten, sondern der naiv-mutige fahrende Ritter Duncan und sein Knappe Egg. Letzterer gespielt von dem neunjährigen Dexter Sol Ansell, der sich für seine Rolle schon jetzt den Kopf kahl rasiert hat. Sein Co-Darsteller ist der ehemalige Rugby-Spieler Peter Claffey. Auch der Rest des Hauptcastes steht laut George R.R. Martin schon fest, eine offizielle Ankündigung soll folgen.
Die Serie beruht auf einer Kurzgeschichtensammlung, die im Deutschen gebündelt als „Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben“ erschien. Eine Comic-Adaption gibt es bereits seit 2013. Und auch wenn das Prequel diesmal – vorausichtlich – auf inzestuöse Ehen und Drachen verzichtet, spielen die Targaryen erneut eine zentrale Rolle.
Laut Martin sollen bis zum Juli die Dreharbeiten der ersten Staffel laufen. Das Erscheinen des „Game of Thrones“-Spin-offs wird für das vierte Quartal von 2025 erwartet. Als Regisser für drei der sechs Folgen steht bisher Owen Harris fest, der unter anderem drei Folgen von „Black Mirror“ inszenierte. Auch wenn HBO bisher drei Staffeln von „The Hedge Knight“ bestellt hat, dürfte die tatsächliche Realisation vom Erfolg der ersten Staffel abhängen.
Martin selbst scheint sehr motiviert, die Geschichte von Duncan und Egg auch über den bestehenden Stoff hinaus erzählen zu wollen. Denn bis zum Erscheinen der Serie möchte er noch weitere Abenteuer des fahrenden Ritters und seines Knappens publizieren – und ja, erst nachdem er „The Winds of Winter“ beendet hat. Das wäre der – in der englischen Zählung – sechste Band der Buchreihe „A Song of Ice and Fire“, auf den Fans schon seit 2011 vergeblich warten. Doch nach dem sehr gemischt bewerteten Serienfinale von „Game of Thrones“ heißt es wohl: gut Ding will Weile haben.
Ist Animation die Zukunft des „Game of Thrones“-Franchise?
Doch offenbar arbeiten Martin und HBO zurzeit nicht nur an einer Realverfilmung, sondern wollen auch ein neues Format ausprobieren. Gleich drei Animationsserien seien in Planung, schreibt der Autor auf seinem Blog. Ob tatsächliche alle realisiert werden, ist dagegen noch unklar. Nach den beiden Realverfilmungen von „Game of Thrones“ – der Mutterserie und dem Spin-off „House of the Dragon“ – sind Animationsprojekte jedenfalls ein erheblicher Stilbruch. Komplett neu ist eine animierte Umsetzung von Geschichten im GoT-Universum zwar nicht, doch die bisherigen Projekte waren vergleichsweise kleinformatige Experimente.
Wer „Games of Thrones“ als Blu-ray besitzt, weiß, dass jede Staffelbox mit einem kleinen animierten Kurzfilm ausgestattet ist. Unter den Titeln „Gesamtführer durch Westeros“ in Staffel 1, „Geschichten und Hintergründe“ in Staffel 2 und schließlich „Legenden und Überlieferungen“ ab Staffel 3 bilden die Kurzfilme ein kleines Extra. Sie liefern einige Zusatzinformationen zur Hauptgeschichte, sind aber eher kunstvolle bewegte Bilder als klassische Animationsfilme.
Ebenfalls ein Zusatz zur DVD bzw. Blu-ray der siebten Staffel von „Game of Thrones“ war der animierte Kurzfilm „Conquest & Rebellion: An Animated History of the Seven Kingdoms“ (2017). Er erzählt – stark verkürzt – die Vorgeschichten der Königshäuser der sieben Königslande. Der Film enthält viele ästhetische Bilder, man sieht ihm seine Natur als kleines Fangeschenk allerdings an. Obwohl also in Sachen Animation bereits vorgefühlt wurde, wäre eine qualitativ hochwertige Animationsserie dementsprechend ein Novum im GoT-Franchise.
Das sagt der Autor zu den Spin-off-Plänen
Dass Autor Martin sich für eine animierte Umsetzung seines Stoffes begeistern kann, bewies er in seinem Blogbeitrag. Darin sprach er außerdem eine starke Empfehlung für den Netflix-Anime „Blue Eye Samurai“ aus. Dieser ist brutal, actionreich und verfügt über gut entwickelte Figuren – das dürfte einerseits auch den GoT-Fans gefallen. Andererseits gibt Martin hier einen Ausblick, wie ein animiertes „Game of Thrones“-Spin-off wirken könnte. Wer also die Sorge hatte, die zukünftigen Stoffe könnten ihre berühmt-berüchtigten Kerneigenschaften – Gewalt und (inzestuöser) Sex – verlieren, darf beruhigt sein.
Wichtig ist allerdings auch zu sagen: Bisher hat noch keins der drei Animationsprojekte, die Martin erwähnte, grünes Licht erhalten. Nach seiner Einschätzung dürfte aber zumindest bei einigen Projekten der nächste Schritt nicht mehr lang auf sich warten lassen.
Zufälligerweise haben HBO und ich unsere eigenen Animationsprojekte, die in der Welt von A SONG OF ICE & FIRE spielen. Keines davon hat bisher grünes Licht bekommen, aber ich denke, dass wir mit einigen von ihnen kurz davor stehen, den nächsten Schritt zu machen. Als die letzte Entwicklungsrunde vor ein paar Jahren begann, hatten wir vier Ideen für Zeichentrickserien mit einigen großartigen Talenten… Writers Rooms und Gipfeltreffen, Skizzen und Drehbücher folgten zu gegebener Zeit.
GoT-Schöpfer George R. R. Martin
Allerdings scheut sich HBO im Namen der Qualität nicht, auch bereits abgedrehte Serien im letzten Moment noch zu canceln. So geschehen etwa 2019 bei dem Spin-off „Bloodmoon“ mit Naomi Watts.
Mit der Seeschlange zu neuen Ufern
Doch auf welche Geschichten, Protagonisten und Abenteuer dürfen sich Fans in Zukunft freuen? Zumindest auf eins der drei Projekte ist Martin näher eingegangen: „Nine Voyages“. Dieses Projekt wäre ein Prequel zu „House of the Dragon“ und würde sich um Corlys Velaryon aka die Seeschlange drehen. Das Oberhaupt des Hauses Velaryon und Ehemann von Rhaenys Targaryen hatte seinen ersten Auftritt in der ersten Staffel von „House of the Dragon“. „Nine Voyages“ dürfte sich dementsprechend um Lord Corlys Vorgeschichte drehen, als dieser noch Abenteuer auf See erlebte.
Ursprünglich war die Serie anscheinend als Realverfilmung angedacht, wurde dann aber aus guten Gründen als Animationsserie neu konzipiert. Das ging ebenfalls aus aus dem Blogpost von Martin hervor:
Aus Kostengründen wäre eine Live-Action-Version wahrscheinlich unerschwinglich gewesen, zumal die Hälfte der Serie auf See spielt und jede Woche ein anderer Hafen erschaffen werden müsste, von Driftmark über Lys bis zu den Basiliskeninseln, von Volantis über Qarth bis… und so weiter und so fort. Es gibt eine ganze Welt da draußen. Und wir haben eine viel bessere Chance, sie mit Animationen zu zeigen. Deshalb haben wir jetzt drei Animationsprojekte in Arbeit.
Martin
10.000 Segel setzen
Wenn die bisherigen Konzepte von HBO tatsächlich angenommen werden, dürfen sich Fans also auf drei Animationsserien freuen. Doch wer könnte neben der Seeschlange noch im Zentrum eines neuen Spin-offs stehen? Sowohl Martin als auch HBO halten sich zu diesem Thema bedeckt. Die Gerüchteküche und auch Fanwünsche geben aber genug Anlass zur begründeten Spekulation.
Zwei Themen, die immer wieder im Raum stehen: Einerseits ein Abenteuer im verwinkelten Armenslum Flea Bottom von Königsmund. Andererseits könnte auch die Saga mit den 10.000 Schiffen der Prinzessin Nymeria zum Gegenstand eines Prequels werden. Immerhin spielt diese Geschichte gut 1000 Jahre vor den Ereignissen in „Game of Thrones“. Nach einer verheerenden Niederlage gegen die Drachenfürsten (damals noch Haus Valyria) versammelt Prinzessin Nymeria ihre Getreuen um sich. Mit einer gigantischen Flüchtlingsflotte flieht sie mit den Überlebenden über das Meer, bis sie in Dorne ein neues Reich aufbaut. 2021 hatte HBO offiziell bekannt gegeben, dass man das Drehbuch bei Amanda Segel in Auftrag gegeben habe. Seitdem gab es aber nur wenige Neuigkeiten zum Produktionsstand.
Die Geschichte von Prinzessin Nymeria würde sich aus den gleichen Gründen für eine Animation eignen wie „Nine Voyages“. Wenigstens ein Teil der Serie müsste auf See spielen, was in der Produktion teuer und umständlich ist. Gleichzeitig sind sämtliche Figuren in der Geschichte für die Zuschauer noch neu und unverbraucht, sodass es keinen holprigen Übergang von Realverfilmung zu Animation gibt.
Ebenfalls im Gespräch mit HBO war ein Sequel über Jon Snow (Kit Harington) nach dessen Verbannung. TECHBOOK hat die Hintergründe bereits ausführlich zusammengefasst. Dass die Serie als Animation umgesetzt wird, erscheint unwahrscheinlich, da hier eine – samt Schauspieler – etablierte Figur in ein animiertes Design übersetzt werden müsste. Das ist zwar grundsätzlich kein Ausschlusskriterium, stellt die Akzeptanz von Fans aber auf eine härtere Probe. Beispiele wie Marvels „What if …?“ oder im erweiterten Sinn auch „The Witcher: Nightmare of the Wolf“ zeigen aber, dass solche Übergänge gelingen können.
Techbook
„Dass HBOs nächstes Projekt aus dem GoT-Universum womöglich eine Animationsserie ist, hat mich zunächst ziemlich überrascht. Schließlich leben die bisherigen Produktionen ganz besonders von ihren überwältigenden Bildern und ja, auch von den realitätsnahen Sex- und Gewaltdarstellungen. Ob das bei einer Animationsserie ebenso gelingt, ohne dass die Gewalt seltsam beliebig erscheint, wird sich zeigen müssen. Ebenso gespannt bin ich auf das Interesse der Zuschauerschaft. Die Animationsserien dürften sich zwar nach wie vor an Erwachsene richten, dennoch könnte besonders eine Anime-affine Zielgruppe erreicht werden. Andererseits könnte genau dieser Schritt auch einige alteingesessene GoT-Fans verprellen. Im besten Fall ist 'Nine Voyages' die perfekte Gelegenheit, um einige Innovationen auszuprobieren, bevor sich das Franchise durch ewige Reproduktionen selbst überlebt.“– Natalie Wetzel, TECHBOOK-Redakteurin
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Ein Prequel zu „House of the Dragon?“
Ganz kurz soll auch ein weiteres mögliches Prequel zu „House of the Dragon“ erwähnt werden. Bereits im April des vergangenen Jahres wurden Gerüchte um die Geschichte von Aegon I Targaryen laut. Nicht umsonst „der Eroberer“ genannt, unterwarf er Westeros und schmiedete den legendären Eisernen Thron aus den Schwertern seiner Feinde. An seiner Seiten kämpften – in Personalunion – seine beiden Schwestern und Ehefrauen Vhagar und Rhaenys.
Aegons Geschichte spielt 300 Jahre vor „Game of Thrones“ und erzählt den Aufstieg des Hauses Targaryen. „House of the Dragon“ zeichnet dagegen den Untergang der Drachen nach, bis sie in „Game of Thrones“ mit Daenerys Targaryen ihre Wiedergeburt erleben. Insofern würde sich das Prequel um Aegon weniger als Animation, sondern eindeutig als Realverfilmung eignen. Vor allem, da die Erschaffung des Eisernen Throns eine ganz besondere Symbolik trägt. Allerdings wäre eine solche Serie in der Umsetzung purer Gigantismus: aufwendige Schlachten, Inzest und Intrigen in ungeahntem Ausmaß, außerdem natürlich Drachen.