Die Zukunft von Sky Deutschland hängt nach wie vor in der Schwebe. Nach Monaten der Spekulationen hält sich nun zumindest ein Name sehr hartnäckig,
Bereits seit Mitte 2022 kursieren Gerüchte, dass Comcast – zu dem auch Sky UK, Ireland und Italia gehören – plant, sein Tochterunternehmen Sky Deutschland abzustoßen. Zunächst war vor allem United Internet, zu dem auch 1&1 Drillisch gehört, als ernsthafter Interessent im Gespräch. Die Verhandlungen scheinen allerdings gescheitert. Nun ist die Sendergruppe ProSiebenSat.1 im Gespräch – zum wiederholten Mal.
Sky Deutschland nicht rentabel genug
Anders als Sky-Sparten in anderen Ländern, etwa Sky Ireland und Sky UK, ist Sky Deutschland nicht im Telefon- und Internetgeschäft tätig. Branchenanalyst Godard hält das Unternehmen für „zu klein verglichen mit seiner UK-Schwester“, wie Bloomberg berichtet. Stattdessen vermutet der Analyst, dass ein deutscher Käufer Sky Deutschland mit einem anderen Unternehmen fusionieren könnte, um es auf eine kompetitive Größe zu bringen.
Dazu passen aktuelle Gerüchte, dass Comcast inzwischen zu Zugeständnissen bereit ist, nachdem die wohl ausgerufenen Summe von 1 Milliarde US-Dollar von keinem Interessenten angenommen worden ist. Eine Aufteilung von Sky Deutschland wäre in diesem Szenario durchaus denkbar, zumal ProSiebenSat.1 vor allem am Streaming-Angebot von Sky Deutschland interessiert sein soll. Das haben unter anderem Recherchen der Süddeutschen ergeben. Dazu gehören in erster Linie die Plattform Wow sowie etwa auch Sky Q.
Schwierige Zeiten für lineares Fernsehen
Tatsächlich würde eine Übernahme von Sky Deutschland durch ProSiebenSat.1 Altbekannte wieder zusammenführen. Denn in den 90er-Jahren liefen unter dem Namen Premiere auch die frei empfangbaren Sender ProSieben und Sat.1. Später erfolgte jedoch ihre Abkopplung und die Umbenennung von Premiere in Sky. Die Gerüchte erscheinen zusätzlich zu dieser historischen Randnotiz insofern plausibel, als dass sich das lineare TV bereits seit einiger Zeit in einer Krise befindet. Viele Zuschauer nutzen lieber digitale Angebote.
Und nicht nur das Fernsehen kämpft zurzeit. Sky Deutschland hat angesichts der wachsenden Konkurrenz auf dem Streaming-Markt außerdem Probleme, ein lukratives Geschäft zu betreiben. Versuche, in den Hardware-Markt vorzudringen, sind bislang gescheitert. So hat das Unternehmen die Sky-Box 2020 nach nur zwei Jahren wieder vom Markt genommen. Sky Glass, ein Smart-TV, der bereits seit Ende 2021 in UK zum Verkauf steht, ist bislang nicht in Deutschland erschienen. Ein wichtiger Knackpunkt für Sky sind zudem die Fußballrechte, die immer teurer werden und sich somit auf weitere Streaming-Dienste verteilen. In diesem Sinne könnte eine Übernahme, die das Streaming-Geschäft stärkt und das lineare TV außen vor lässt, sinnvoll sein.
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Verkauf von Sky Deutschland scheiterte wohl bereits
Unter anderem das Fachmagazin „DWDL.de“ berichtete, dass lange Zeit einzig Internet-Serviceanbieter United Internet mit Sitz in Montabaur ernsthaftes Interesse daran hat, Sky Deutschland von Comcast zu übernehmen. Die Verhandlungen waren angeblich bereits weit fortgeschritten und sollten noch 2022 abgeschlossen werden. United Internet hätte die Möglichkeit, Sky Deutschland mit 1&1 zu fusionieren und damit ein Komplettpaket aus Internet, Mobilfunk und Fernsehen anzubieten. Genau das also, was Sky Deutschland bislang gefehlt hat.
Das scheint allerdings inzwischen in weite Ferne gerückt. Wie etwa das Branchenmagazin Clap berichtet, sind die Verhandlungen gescheitert. Laut Insidern war dem Interessenten der von Comcast angestrebte Kaufpreis von rund 1 Milliarde Euro zu hoch. Und auch ein weiterer bekannter Interessent scheint aufgrund des Preises Abstand von einer Übernahme genommen zu haben: Canal+. Zwar hat das französische Unternehmen offiziell verlauten lassen, dass ein Kauf von Sky Deutschland zur Diskussion stünde. Seitdem ist es allerdings ruhig um das Projekt geworden.
So könnte eine Übernahme durch ProSiebenSat.1 aussehen
Sollte nun tatsächlich ProSiebenSat.1 Sky Deutschland übernehmen, würde das einige spannende Möglichkeiten für beide Seiten eröffnen. Die Streaming-Plattformen Wow und Joyn könnten fusionieren und so mit Nachdruck breiter aufgestellt werden. Das würde auch zur bisherigen Marschrichtung der Sendergruppe aus Unterföhring passen. Zudem würde sich ProSiebenSat.1 dadurch wieder deutlich im Sport-Bereich positionieren, nachdem es zuletzt etwa die NFL-Rechte an die RTL Group verloren hat.
Mit einer Zerschlagung wäre auch die Frage geklärt, wie die Abkopplung des deutschen Ablegers von der Sky-Gruppe funktionieren kann. Bisher war Sky Deutschland – zuletzt durch Personaleinsparungen – stark auf Kapazitäten der Schwester-Firmen angewiesen. Trennt man nun Streaming- und TV-Geschäft, da die deutsche Sendergruppe nur an ersterem interessiert zu sein scheint, wären mehrere Szenarien denkbar. Entweder steht das TV-Angebot von Sky Deutschland dann vor dem Aus. Oder gerade die Zerschlagung macht es wieder attraktiver für andere Interessenten. An den dann frei werdenden Frequenzen könnten große Netzbetreiber wie etwa die Telekom interessiert sein.
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Quellen
- DWDL („Verkauf von Sky Deutschland steht kurz vor Abschluss“, aufgerufen am 13. Dezember 2022)
- Clap („Sky Deutschland: United Internet zieht sich wohl zurück“, aufgerufen am 28. Dezember 2022)
- Süddeutsche Zeitung („Gehen Pro Sieben Sat 1 und Sky zusammen?“, aufgerufen am 5. Juni 2023)