30.06.2023, 13:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es ist eine überraschende Ankündigung: Sky Deutschland wird ab 2024 keine Originals-Serien mehr produzieren. Die entsprechende Abteilung soll aufgelöst werden. Wie es dazu gekommen ist und was dieser Schritt für die Fortsetzung beliebter Serien bzw. neue Titel bedeutet, weiß TECHBOOK.
Laut einem Bericht des Entertainment-Portals „Variety“ informierte Sky-Deutschland-Chef Devesh Raj seine Mitarbeiter am Donnerstagmorgen über die Entscheidung, die Produktionsabteilung der Originals-Serien 2024 zu schließen. Serien und Staffeln, die bereits in Auftrag gegeben wurden und sich derzeit in Produktion befinden, sollen aber abgeschlossen werden, so Sky. Das betrifft unter anderem Titel wie „Helgoland 513“ oder die vierte Staffel von „Das Boot“. Es gibt aber auch Originals-Serien, deren Fortsetzung durch die Umstrukturierung bei Sky Deutschland nun auf der Kippe stehen.
Übersicht
Fortsetzung großer Originals-Serien von Sky ungewiss
Eine dieser Serien ist „Babylon Berlin“, die nicht nur zu den besten und meist gelobten Produktionen von Sky gehört. Sie war 2017 – zwei Jahre nach Gründung der Originals-Sparte – auch die erste Sky-Serie, die an den Start ging. Die vierte Staffel startete im Herbst 2022 und Fans warten seither sehnsüchtig auf Staffel 5. Diese befindet sich aber noch nicht in Produktion, „Babylon Berlin“ könnte somit nach Staffel 4 vorzeitig enden. Wie Variety schreibt, könnte es für die Originals-Serie von Sky aber noch Hoffnung geben. Produzent Beta Film bestätigte demnach bereits, dass man die fünfte Staffel zusammen mit der ARD-Produktionsfirma ARD Degeto und X Filme in Auftrag gegeben habe. Ein möglicher neuer Partner nach Sky Deutschland könnte Netflix werden. Der Streaming-Anbieter strahlt die Serie in wichtigen Märkten wie den USA, Kanada und Australien ebenfalls aus.
An dieser Stelle muss jedoch erwähnt werden, dass der Produktionsstopp ab 2024 nur Sky Deutschland und somit die Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) betrifft. In anderen Märkten wie etwa Großbritannien oder Italien, in denen der Pay-TV-Anbieter ebenfalls aktiv ist und Content produziert, läuft alles wie gehabt weiter. Von hier stammen beispielsweise Titel wie „Gangs of London“, „I hate Suzie“ oder „Gomorrah“.
So begründet Sky Deutschland die Entscheidung
Sky Deutschland hat bereits seit einer Weile mit einer angespannten wirtschaftlichen Situation zu kämpfen. Sogar ein Verkauf der Sparte steht seit Längerem im Raum, TECHBOOK berichtete. Doch mit einem derzeit noch diskutierten Verkauf soll die Entscheidung, die Produktionsabteilung der Originals-Serien zu schließen und auch die Drehbuchaktivitäten einzustellen, nichts zu tun haben. Vielmehr möchte sich das Unternehmen durch diesen Schritt wirtschaftlich wieder besser positionieren.
Auf TECHBOOK-Nachfrage erklärte uns ein Sky-Sprecher dazu:
Seit dem Launch unserer fiktionalen Eigenproduktionen haben sich die Entertainmentbranche, die Content-Landschaft sowie das Nutzungsverhalten der Zuschauerinnen und Zuschauer rapide verändert und weiterentwickelt. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Position als Anbieter von hochwertigem, akquiriertem Content, einem unvergleichlichen Sportangebot und dem besten Aggregationsangebot von Entertainment-Apps auf Sky Q, sowie mit unserem Streaming-Service WOW, gut im Markt aufgestellt sind. Wir haben deshalb die Entscheidung getroffen, die Produktion neuer fiktionaler Sky Originals ab 2024 nicht fortzuführen. Wir möchten all unseren Partnern sowie Kolleginnen und Kollegen für ihren signifikanten Beitrag zur Produktion unserer Sky Originals in den letzten Jahren danken.
Sky-Sprecher auf TECHBOOK-Nachfrage
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Streaming-Markt ist hart umkämpft
Der Streaming-Markt in Deutschland ist hart umkämpft. Es gibt immer mehr Anbieter, das Angebot wird immer kleinteiliger. Das liegt zum einen daran, dass viele Studios mittlerweile ihren eigenen Streaming-Dienst gestartet haben und ihre Eigenproduktionen aus diesem Grund von den bislang großen Plattformen wie Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und Sky abziehen. Das bedeutet für manche Anbieter auch einen Kundenverlust. Zum anderen sind auch die Kosten für die Rechte von Live-Veranstaltungen wie beispielsweise Sport-Events nicht zu unterschätzen. Sky Deutschland bekommt hier vor allem Druck vom Konkurrenten DAZN, der mittlerweile viele Sportrechte hält.
Diese Entwicklung führt auch Sky-Deutschland-Chef Devesh Raj in einer Erklärung an seine Mitarbeiter als ein Grund für die aktuelle Entscheidung auf, sich von Sky Originals zu verabschieden. „Seit wir in diesen Bereich vorgestoßen sind, haben sich die Unterhaltungsindustrie, die Inhaltslandschaft und das Zuschauerverhalten rasant entwickelt – und damit auch das Geschäft von Sky“, so Raj. Die Kosten für die Produktion von Drehbüchern seien weiter gestiegen, wodurch es für Dramaserien schwieriger geworden sei, sich durchzusetzen.