19. Juli 2022, 17:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Mitte der 1970er Jahre kennt die Welt zwar schon Computer, deren kommerzielle Nutzung verdanken wir allerdings Bill Gates und Paul Allen, den Gründern von Microsoft. Sie machen Computer für jedermann nutzbar.
Diese Vision begleitet die jungen Studenten schon zu gemeinsamen Schulzeiten. Bereits damals zu Beginn der 1970er Jahre interessieren sich Gates und Allen für Computer und Programmieren. Doch wie haben es die beiden geschafft, ihre Vision in die Tat umzusetzen, Microsoft zu gründen und das Unternehmen weltweit zum Erfolg zu führen?
Übersicht
Um das zu verstehen, blicken wir zurück auf die späten 1960er Jahre. Damals gibt es klobige Großrechner oder kleine Kästen mit blinkenden Lämpchen, ohne Monitor. Diese frühen Rechenmaschinen haben noch nichts mit den Computern zu tun, wie wir sie heute kennen. Daher interessieren sich dafür auch nur sehr wenige Menschen, eben echte Computer-Nerds. Zur damaligen Zeit spielen Computer für den Normalbürger keine Rolle.
Erste Erfolge
Das möchten Bill Gates und Paul Allen ändern. Auch nach der Schulzeit arbeiten die beiden Tüftler in der Freizeit an ihrer Vision. Paul Allen studiert damals an der Washington-State-Universität. Sein Kumpel Bill Gates beginnt zeitgleich ein Mathematik-Studium an der renommierten Harvard-Universität. Während ihres Studiums gründen beide im Jahr 1972 mit Traf-o-Data ihr erstes Unternehmen. Einziger Zweck der Firma: Die Entwicklung einer Software für Verkehrszählungen.
Diese Arbeit kostet sehr viel Zeit und verlangt eine Menge Engagement. Deswegen bricht zunächst Paul Allen sein Studium ab und kurze Zeit später auch Bill Gates. Beide arbeiten fortan als Programmierer. Schon eine ganze Weile beschäftigt sich Bill Gates mit der Entwicklung einer Programmiersprache für den Computer Altair 8800.
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Eine Programmiersprache macht Microsoft bekannt
Im Jahr 1975 gelingt ihm der Durchbruch. Die von ihm entwickelte Programmiersprache Altair BASIC 2.0 bildet das Rohmaterial für die spätere Vermarktung von Heimcomputern. BASIC ist als Computersprache schon länger bekannt. In den frühen 1980er Jahren wissen fast alle Computerbesitzer, was BASIC ist. Der Commodore 64 – kurz: C64 oder liebevoll ‚Brotkasten‘ genannt – macht BASIC weltweit bekannt.
Bis dahin ist allerdings noch eine Menge Entwicklungsarbeit nötig. Diese treiben Bill Gates und Paul Allen nun mit großen Schritten voran. Um die von Bill Gates entwickelte Programmiersprache Altair BASIC 2.0 besser zu vermarkten, gründen er und sein Freund Paul Allen am 4. April 1975 in Albuquerque, New Mexico, die Firma Micro-Soft – damals zunächst mit Bindestrich und großem S geschrieben. Der Name setzt sich aus den Begriffen „Microcomputer“ und „Software“ zusammen. Mikrocomputer war damals der Name für die ersten, kleineren Rechenmaschinen.
Microsoft BASIC verändert alles
Als Microsoft schließen Bill Gates und Paul Allen einen Lizenzvertrag mit MITS ab – kurz für: Micro Instrumentation Telemetry Systems. MITS hat den Altair 8800 entwickelt. Microsoft stellt damals MITS zwei Versionen ihrer Programmiersprache zur Verfügung: Altair BASIC 4K und Altair BASIC 8K. Laut Vertrag erhält Microsoft eine einmalige Zahlung von 3000 US-Dollar. Für jede verkaufte Version von Altair BASIC 4K gibt es 30 US-Dollar, 35 US-Dollar für den Verkauf von Altair BASIC 8K und sogar 60 US-Dollar für die sogenannte Extended Version, nämlich BASIC mit Handbuch und den Bausatz für den Altair 8800. Heute kaum noch vorstellbar: Der Computer musste damals noch in akribischer Heimarbeit selbst zusammengelötet werden.
Dieser erste Lizenzvertrag mit MITS verschafft dem jungen Unternehmen Microsoft das Startkapital, um noch viel größere Dinge zu schaffen. Nur ein Jahr später, im Jahr 1976, veröffentlichte das Unternehmen eine Weiterentwicklung von Altair BASIC namens Microsoft BASIC. Diese Programmiersprache bildet die Grundlage für den schon erwähnten C64, allerdings auch für eine damals noch völlig unbekannte Computerfirma mit einem angebissenen Apfel als Markenlogo. Apple benutzt die Microsoft-BASIC-Version ebenfalls als Basis, um ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln.
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Das ist Microsoft von heute
Alles was danach kommt, ist bekannt:
- MS-DOS,
- Windows,
- Microsoft Office, mit Word und Excel.
Aus Microsoft, einem Unternehmen, was zunächst nur Programmiersprachen entwickelt hat, ist heute eines der bedeutendsten Software- und Computerunternehmen weltweit geworden. Mit seinen Produkten macht Microsoft inzwischen einen Umsatz von jährlich fast 170 Milliarden US-Dollar.
Ohne Microsoft, ohne die Vision und Pionierarbeit von Bill Gates und Paul Allen, hätte es die massive Verbreitung von Heimcomputern in der Form nicht gegeben. Letztlich haben die beiden Microsoft-Gründer auch die weitere technische Entwicklung in Richtung Smartphones mit beeinflusst.
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Übrigens: Paul Allen hat von der rasanten Entwicklung aktiv gar nicht so viel mitbekommen. Er hat Microsoft bereits 1983 aufgrund einer Erkrankung verlassen. Als Aufsichtsrat und strategischer Berater ist er dem Unternehmen allerdings noch eine ganze Weile treu geblieben. Im Jahr 2018 ist Paul Allen an Krebs verstorben.
Auch Bill Gates hat sich inzwischen aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Im Jahr 2008 tritt er in den Hintergrund und kümmert sich verstärkt um die Arbeit der von ihm zusammen mit seiner damaligen Ehefrau gegründeten Wohltätigkeitsorganisation Bill & Melinda Gates Stiftung. Als Berater von Microsoft fungiert Bill Gates bis heute.