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Schon lange überfällig!

TECHBOOK-Redakteur: „Mit den neuen Apple-Apps wird das iPad Pro endlich zum Laptop-Ersatz“

Final Cut Pro auf iPad
Mit Final Cut Pro wird das iPad Pro mehr denn je zum Laptop-Ersatz Foto: Apple Inc./dpa-tmn
Adrian Mühlroth
Redakteur

15.05.2023, 16:52 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit dem iPad Pro und seinen MacBooks fährt Apple schon lange zweigleisig. Doch die Plattformen nähern sich immer weiter an – Macs unterstützen iPad-Apps und iPads haben Tastatur und Trackpad. Geht es nach TECHBOOK-Redakteur Adrian Mühlroth, wird sich das iPad Pro auf lange Sicht durchsetzen und den Laptop überflüssig machen.

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Was die Leistung angeht, ist das iPad Pro schon seit Langem einem Großteil der Laptops voraus. Aktuell mit dem M2-Chip ausgestattet, ist das Tablet sogar schneller als die Einsteiger-Version des neuen MacBook Air – und das für deutlich weniger Geld. Das Air kommt mit 8-Kern-CPU und 8-Kern-GPU für 1499 Euro, während das iPad Pro mit 11 Zoll zwei zusätzliche GPU-Kerne hat und 1049 Euro kostet. Nimmt man noch das Magic Keyboard für 369 Euro dazu, hat man einen Mini-Laptop für 1418 Euro, der günstiger und stärker als das MacBook Air ist. In der Vergangenheit hat jedoch stets Software das iPad Pro zurückgehalten.

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Schon mit der Neuauflage des iPad Pro im Jahr 2018 war Apple der Konkurrenz weit voraus. 120-Hertz-Bildschirm, dünne Displayränder und extrem hohe Leistung für ein Tablet. Der Apple-Chip A12X Bionic war schon damals schneller als die meisten Laptop-Prozessoren. Durchaus beeindruckend – aber für iOS 12 damals völlig überdimensioniert. Keine App konnte davon Gebrauch machen, professionelle Anwendungen waren sowieso noch macOS vorbehalten.

Als Apple 2020 dann das Magic Keyboard für das iPad Pro vorgestellt hat, war ich zwar von dem eleganten Design begeistert, stellte mir aber trotzdem die Frage, wofür das teure Zubehör gut sein sollte. Denn damals hatte das iPad Pro praktisch keine Apps, die von der Laptop-ähnlichen Bedienung mit Tastatur und Trackpad Gebrauch machen konnten. Ein Zubehör, das fast so viel wie ein komplett neues iPad kostet, müsste doch auch einen erheblichen Mehrwert bieten, oder? Stattdessen gab es nur eine neue Bedienung mit Mauszeiger, die zum Start zudem recht inkonsistent aufgebaut war.

Das neue iPad Pro 2022 im Test
Das iPad Pro 2022 mit Magic Keyboard Foto: dpa picture alliance

Nun hat sich herausgestellt, dass Apple damit eine langfristige Strategie verfolgt hat. Das Magic Keyboard kam einfach sehr früh – noch bevor Leistung und App-Angebot aufschließen konnten. Mit dem iPad Pro mit M1 und aktuell M2 hat das Unternehmen bewiesen, wie leistungsfähig Tablet-Hardware sein kann. Als Apple das erste iPad Pro mit M1 im April 2021 vorgestellt hat, hielt ich diese Neuerung jedoch für überflüssig. Damals hatte iPadOS noch zu viele Einschränkungen und von Adobe Premiere Pro und Apples Final Cut Pro fehlte jede Spur. Die einzigen Apps, in denen die höhere Leistung tatsächlich einen Unterschied bei der Rendering-Zeit hätte machen können. Erst jetzt schließt die Software-Seite zu dem Versprechen eines kompakten, flexiblen und zum Arbeiten geeigneten iPads auf.

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Das iPad Pro hat endlich das Zeug zum Laptop-Ersatz

Zwar hat das iPad Pro über die Jahre immer mehr vom Laptop bekannte Funktionen bekommen – darunter Multitasking, größenveränderbare Fenster und sogar den vom Mac bekannten Stage Manager. Doch diese ganzen Funktionen helfen nicht, wenn keine solide App-Basis dahintersteht. Das ändert sich nun. Erst Ende 2022 ist der Video-Editor Davinci Resolve für das iPad Pro erschienen. Damit steht bereits eines der leistungsstärksten Tools für die Farbkorrektur von Videos zur Verfügung, das sich größter Beliebtheit in der Filmindustrie erfreut. Auch Octane X für Kino-3D-Rendering und Affinity Publisher für Seitenlayouts kamen zeitgleich auf das iPad Pro. Das ist zwar ein wichtiger Schritt gewesen, dennoch fehlte weiterhin das Schnittprogramm, das für viele professionelle Content Creators DER Standard für die Videobearbeitung ist: Final Cut Pro. Das lange Warten hat jedoch ein Ende. Am 23. Mai erscheint eine speziell für das iPad Pro entwickelte Version des Apple-Programms.

Fast so, als wolle Apple die verlorene Zeit wiedergutmachen, kommt Final Cut Pro für das iPad Pro mit einer völlig neuen Oberfläche. So lässt sich per Jog Wheel (Drehrad) durch die Timeline scrollen und mit dem Apple Pencil direkt über Videoinhalte zeichnen oder schreiben. Zudem kann die Tablet-Version des Editors direkt auf die Kamera zugreifen und Videos im ProRes-Format aufnehmen. Etwas schade ist, dass dafür mindestens ein iPad Pro mit M1-Chip notwendig ist. Das Problem dabei ist gar nicht die Leistung – auch die A12-Bionic-Chips in älteren iPad Pros haben genug Ressourcen. Tatsächlich haben die älteren Modelle einfach zu wenig RAM. Für Final Cut Pro sind mindestens 8 Gigabyte vonnöten und die gibt es standardmäßig erst ab M1.

Immerhin dürfen sich Besitzer älterer iPad Pros über die zweite Software-Neuerung aus dem Hause Apple freuen: Logic Pro. Die bekannte Digital Audio Workstation mit Sequenzer erlaubt das Erstellen und Bearbeiten von Musik-Samples. Auch hier lassen sich die Studiomikrofone des iPad Pros zum schnellen Einspielen von Stimmen und Instrumenten nutzen.

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Die Software hat natürlich ihren Preis: Beide Apps kosten 4,99 Euro monatlich oder 49 Euro pro Jahr. Wer die Programme aber für den professionellen Gebrauch im Einsatz hat, wird sich daran jedoch kaum stören. Vielmehr zeigen Final Cut Pro und Logic Pro mit Funktionalität auf Desktop-Niveau, dass Apple das iPad Pro endlich als Laptop-Ersatz ernst nimmt. Das ist erfreulich, da die High-End-Tablets schon längst mit der Hardware in MacBook Pro mithalten können – und die im MacBook Air bei weitem übertreffen.

Zukünftig wird es für Apple deshalb schwierig sein, das MacBook Air als Einsteiger-Laptop noch zu rechtfertigen. Nur wer wirklich noch ältere Desktop-Apps benutzt, die es nur für macOS gibt, sollte noch zu einem Mac greifen. Selbst hier gibt es keinen Grund, dass das iPad nicht irgendwann auch traditionelle Mac-Programme ausführen können sollte – dazu ist es mehr als fähig. Durch das Anbieten von Apps für den professionellen Gebrauch ist Apple jedoch jetzt schon einen wichtigen Schritt gegangen, der das Ende für MacBooks bedeuten könnte. Das wäre zwar ein großer Umbruch, aber konsequent. Für die meisten ist das iPad Pro schon heute der bessere „Laptop“. MacBook Pros könnten zukünftig nur noch für die wirklich schwierigen Aufgaben, die noch mehr Leistung in Anspruch nehmen, eine Rolle spielen.

Ich jedenfalls benutze schon seit drei Jahren mein iPad Pro 11 Zoll von 2018 täglich und werde wahrscheinlich nie wieder zu einem traditionellen Laptop zurückkehren. Seit ich das iPad Pro habe, verstaubt mein teurer Dell XPS 15 in der Ecke. Zusammen mit dem Magic Keyboard – zu dem ich mich in der Corona-Pandemie durchgerungen habe – ist das Tablet für mich zum vollwertigen Laptop-Ersatz geworden. Zwar kann ich darauf nicht Final Cut Pro installieren, meine Videos schneide ich damit aber trotzdem schneller als auf meinem Laptop.

Themen: #MediaMarkt Apple iPad Meinung
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