Das soziale Netzwerk Instagram hat weltweit über eine Milliarde Nutzer. Doch dort werden nicht nur harmlose Freizeitbilder gepostet. Pornografie, Nacktbilder und anzügliche Nachrichten sind an der Tagesordnung – das betrifft auch minderjährige Nutzer! TECHBOOK hat recherchiert und mit dem Cyberkriminologen Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger gesprochen.
Mehr als 21 Millionen Deutsche nutzen Instagram und teilen dort entweder selbst Fotos oder sehen sich zumindest die Inhalte anderer an. Über 15 Prozent der User hierzulande sind zwischen 13 und 17 Jahren alt und damit minderjährig. Der Jugendschutz kommt dabei, schon alleine aufgrund der Vielzahl an Usern, oft zu kurz. „Gleich mehrere Formen von pornografisch geprägten Medien können auf der Plattform gefunden werden“, bestätigt auch Cyberkriminologe Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger.
Übersicht
- Nach 5 Minuten findet man bereits Pornos
- 3 Arten von pornografischen Medien auf Instagram
- Penisbilder und Sexanfragen an der Tagesordnung
- Sexbots als relativ neues Phänomen
- Instagram toleriert pornografische Inhalte nicht
- Sollte ich meinen Kindern Instagram verbieten?
- Accounts von Kindern und Jugendlichen bestmöglich schützen
Nach 5 Minuten findet man bereits Pornos
Wer denkt, auf Instagram würden nur harmlose Bilder und Videoclips geteilt werden, täuscht sich. Die Recherchen von TECHBOOK in den Tiefen der Social-Media-Plattform fördern diverse nicht-jugendfreie Inhalte zu Tage. Unter bestimmten Hashtags verbergen sich jede Menge Nacktbilder und Hardcore-Porno-Clips. Wer so einem Hashtag einmal auf die Spur kommt, stößt die Tür zu weiteren Inhalten auf. Bei den entsprechenden Bildern und Videos tummeln sich zumeist bis zu 29 weitere Hashtags mit eindeutigem Bezug.
Instagram selbst ist sich dieses Problems bewusst und versucht die Pornoflut so gut wie möglich einzudämmen. Offensichtliche Hashtags wie #sex hat das Unternehmen schon lange blockiert. Wer es in der Hashtagsuche eingibt, bekommt keine Ergebnisse geliefert. Darüber hinaus kann die Software pornografische Inhalte teilweise auch erkennen und herausfiltern.
Wie TECHBOOK herausgefunden hat, schafft es Instagram trotz täglichen Löschens nicht, die Massen an Pornografie verschwinden zu lassen. Konstant laden User in allen Zeitzonen der Erde Material hoch, das immer für eine gewisse Zeit online steht. Es dauerte lediglich fünf Minuten, bis wir den ersten Hashtag mit sexuellen Inhalten fanden. Hier finden sich bereits Videoclips von Hardcore-Pornografie.
Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger sieht darüber hinaus noch eine weitere Schwierigkeit durch die weltweite Nutzung von Instagram: „Was als Sexualdelikt oder pornografisches Medium gilt, unterscheidet sich von Land zu Land. Beispielhaft werden in Deutschland sogenannte Posingbilder von Kindern als ‚kinderpornografische Medien‘ eingestuft, in anderen Ländern ist das eventuell nicht strafbar.“
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3 Arten von pornografischen Medien auf Instagram
Laut Dr. Rüdiger handelt es sich zusammengefasst vor allem um drei Arten von pornografischen Inhalten:
1. Explizite pornografische Zeichnungen und Comics
Hierbei handelt es sich um Zeichnungen, die realistisch und unverkennbar Hardcore-Pornografie zeigen. Diese sind laut Dr. Rüdiger wenig versteckt und am leichtesten zu finden. Das könnte daran liegen, dass der Instagram-Algorithmus die Inhalte nicht als Pornografie erkennt und somit auch nicht herausfiltern kann.
2. Klassische pornografische Bilder und Videos
Auch pornografische Bilder und Videos von realen Personen sind auf Instagram. Da der Algorithmus diese aber mittlerweile besser filtern kann, verfremden die Uploader die Pornos. Filter machen Videos so schwer erkennbar, aber noch immer klar sichtbar.
3. Verbaler Pornografie in Textform
Auch von Bildern mit Texten darauf, sogenannten Quotecards, geht eine Gefahr aus. Auf bestimmten Profilen finden sich darauf sexualisierte Texte, ob als Aufforderung zum Anschreiben oder auch als vermeintliche Beichte getarnt.
Penisbilder und Sexanfragen an der Tagesordnung
Pornografische Inhalte auf Instagram sind ein Ärgernis und nicht für die Augen von Heranwachsenden bestimmt. Eine reale Gefahr geht jedoch von privaten Nachrichten aus. Täter aller Altersklassen nehmen über Instagram Kontakt zu Mädchen und auch Jungen auf – mit eindeutigen Absichten. Die Masche nennt sich Cybergrooming und ist laut Dr. Rüdiger „eines der relevantesten Risiken für Kinder“. Die Täter schreiben zum Beispiel junge Mädchen an, lenken das Gespräch auf eine sexuelle Ebene und forcieren teilweise sogar ein Treffen. Dabei geht es um Sexchats und den Austausch von Nacktbildern. Instagram macht diese Herangehensweise indirekt noch einfacher. Während Jugendliche in Chatrooms lediglich mit einem Alias vertreten waren, geben sie auf der Social-Media-Plattform in Form von Bildern und der eigenen Beschreibung noch viel mehr Informationen von sich preis.
Cyberkriminologe Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger sieht Instagram dabei vor allem als Anbahnungsplattform. Nach dem ersten Kontakt versuchen die Täter dann, mit den Kindern über klassische Messenger in Kontakt zu treten.
Vor allem öffentliche Fotos ziehen Täter bei Instagram an. Neben Nachrichten senden diese aber auch unaufgefordert Nacktbilder. Instagram zeigt diese zunächst verschwommen an, mit einem Klick auf das Bild kommt es aber bereits zum Vorschein. Hier setzt sich meist die Neugier der Opfer durch – das Foto wird angesehen. Viele YouTuberinnen berichteten in der Öffentlichkeit bereits von virtuellen Übergriffen.
Sexbots als relativ neues Phänomen
Als TECHBOOK im Dezember 2018 das erste mal zum Thema Sex auf Instagram recherchierte, spielten sogenannte Sexbots noch keine große Rolle. Das sind Instagram-Accounts, die vorzugsweise unter Postings von anderen Accounts mit großer Reichweite kommentieren. Die Kommentare sind dabei in der Regel leicht anzüglich und stammen vermeintlich von Frauen, die Nutzer auf das eigene Profil locken möchten. In den vergangenen Monaten dürften die meisten Instagram-Nutzer bereits über solche Kommentare gestolpert sein.
Hinter den Profilen stecken natürlich keine einsamen Singles auf Partnersuche. Vielmehr handelt es sich um Computer-Bots, die automatisch Kommentare generieren. Die Profile sind meist leer und enthalten lediglich einen Link in der Beschreibung, der über mehrere Schritte dann zum Beispiel zu einer angeblichen Singlebörse für Erwachsene führt. Da die Links auf Instagram direkt auf pornografische Inhalte leiten, sind auch Bots ein Teil des Sex-Problems von Instagram.
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Instagram toleriert pornografische Inhalte nicht
Ein Sprecher von Instagram äußerte sich auf Anfrage von TECHBOOK im Jahr 2018 wie folgt: „Wir haben keinerlei Toleranz gegenüber Inhalten oder Verhaltensweisen, die die Privatsphäre und Sicherheit von Minderjährigen gefährden. Wir haben eine Reihe von automatisierten und manuellen Systemen, um Konten zu melden und zu blockieren, die für Spam und unangemessene Inhalte verwendet werden. Zusätzlich zu den Technologien, die wir im Backend verwenden, haben wir Tausende von Mitarbeitern in unserem Community Operations-Team, die uns rund um die Uhr, weltweit und in über 40 Sprachen unterstützen.“
Eine erneute Anfrage blieb bislang zwar unbeantwortet, es dürfte sich aber nichts an der Einstellung von Instagram geändert haben.
Sollte ich meinen Kindern Instagram verbieten?
Der Cyberkriminologe gibt hier keine pauschale Antwort. Dr. Rüdiger appelliert an die eigene Medienkompetenz, die dann an die Kinder vermittelt werden sollte: „Eltern sollten die Plattformen aktiv nutzen. Dann bekommen Sie schnell einen Einblick in die Risiken und können authentisch und transparent mit ihren Kindern auch darüber reden. Der Zugang von Kindern zum digitalen Raum sollte immer vom vermitteltenden Wissen um Risiken und Reaktionsmechanismen abhängig gemacht werden.“
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Accounts von Kindern und Jugendlichen bestmöglich schützen
Während Sie bei Kindern die volle Kontrolle über den Account haben sollten, ist es bei Jugendlichen oft nicht mehr angebracht, das Smartphone zu kontrollieren. Dennoch gibt es Methoden, Instagram für den Nachwuchs sicherer zu machen:
1. Privates Profil
Stellen Sie das Profil von Kindern und Jugendlichen auf jeden Fall „privat“ ein. So können nur Abonnenten die Bilder Ihrer Kinder sehen. Wer abonnieren möchte, muss eine Anfrage stellen. Auch in der Hashtagsuche tauchen die Bilder des Nachwuchses dann nicht mehr auf.
So stellen Sie das Profil auf privat:
Schritt 1

Schritt 2

Schritt 3

Hinweis: Wer sein Profil in ein Businessprofil umgewandelt hat, kann die eigene Seite nicht mehr privat stellen. Hierfür muss das Profil in den Einstellungen zunächst wieder umgestellt werden!
2. Nicht zu viele Infos in der Biographie preisgeben
Die Bio ist eine Beschreibung, die auf der eigenen Instagram-Seite steht und individuell angepasst werden kann. Sie ist über dem Bilder-Feed zu sehen und enthält oft persönliche Daten, wie Wohnort, Alter oder den Namen. Solche Infos haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren, da Sie es Fremden relativ einfach machen, mehr über die jeweilige Person zu erfahren.
3. Nachrichtenanfragen ablehnen
Falls Nachrichten von Nicht-Followern in dem Posteingang landen, tauchen diese übrigens nicht sofort in der Liste auf, sondern oben rechts im Nachrichtenmenü als „Anfrage“. Diese sollten grundsätzlich abgelehnt werden, falls Sie von unbekannten Personen kommen.