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Smartphone-Pionier

Was ist eigentlich aus dem BlackBerry geworden? 

Früher war BlackBerry Kult, heute spielen die Geräte keine Rolle mehr
Früher war BlackBerry Kult, heute spielen die Geräte keine Rolle mehr Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

06.09.2023, 12:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Besonders häufig vibriert es in der Innentasche der Sakkos diverser Manager. Anfang der 2000er Jahre gilt es als Kult, ein BlackBerry zu besitzen – das Statussymbol für Führungskräfte. Doch was ist heute aus dem Gerät geworden?

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Das BlackBerry, ein kleiner Taschencomputer, ebnet den Markt für alles, was da noch kommen soll. Denn die Brombeere, so die deutsche Übersetzung, bringt bereits alles mit, was das iPhone und andere Smartphone-Hersteller später perfektionieren werden. Warum der BlackBerry-Hersteller Research in Motion (RIM) sich da schon längst als Fallobst präsentiert, beleuchtet unser Artikel.

Vom Kassenautomat zum Taschencomputer

Mit Tastaturen kennt sich das kanadische Unternehmen aus. RIM nimmt seine Arbeit im Jahr 1984 auf und vertreibt zunächst Kassen-Automaten. Gleichzeitig entwickelt RIM Geräte zur Datenübermittlung.

Mit dem Start des World Wide Web Anfang der 1990er-Jahre, überlegen die RIM-Entwickler ein Gerät herzustellen, mit dem sich digitale Nachrichten empfangen und verschicken lassen, sprich: mailen. Es dauert schließlich bis zum Ende der Dekade, dann präsentiert RIM sein BlackBerry 850. Das Gerät gleicht im Aussehen noch eher einem sehr kleinen Taschenrechner, erfüllt allerdings seinen Zweck. Es empfängt E-Mails und synchronisiert digitale Postfächer sowie Termine automatisch per Mobilfunknetz.

Die mobile Welt dreht sich in dieser Zeit auf Hochtouren. Mobiles Telefonieren ist inzwischen nicht nur eine Option für reiche Schnösel, sondern auch für Privatleute erschwinglich.

BlackBerry bekommt Telefonfunktion

Diese Entwicklung lässt RIM bei der Verbesserung seiner E-Mail-Empfänger einfließen. Im Jahr 2002 folgt der Nachfolger BlackBerry 5810. Dieses Modell bildet später die Blaupause für Smartphones.

Der kleine Taschencomputer verfügt über ein monochromes Display, eine Tastatur und mit ihm kann mobil telefoniert werden. Da auch die Synchronisation von Mails und Terminen per GPRS-Netz nun reibungslos funktioniert, gehört das Gerät bald zu den wichtigsten Utensilien in den Chef-Etagen großer Unternehmen.

Meetings ohne Blackberry, unmöglich. Da es bei Besprechungen nun ständig vibriert oder jemand auf seinem smarten Device herumtippt, werden schon bald erste BlackBerry-Verbote für die Zeit eines Meetings ausgesprochen.

Der Name BlackBerry entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zum Synonym für einen handlichen Taschencomputer mit Telefonfunktion. Den Begriff Smartphone gibt es noch nicht, wäre allerdings passend gewesen. Zu diesem Zeitpunkt macht der Hersteller, der sich inzwischen in BlackBerry Limited umbenannt hat, alles richtig. Nachdem man die Business-Ebene erobert hat, bringt BlackBerry nun auch Geräte für den privaten Gebrauch auf den Markt.

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BlackBerry erschafft eine eigene Welt

Dafür erschafft das kanadische Unternehmen eine eigene BlackBerry-Welt. Die Geräte bekommen ein eigenes Betriebssystem und einen Messaging-Dienst, eine Art WhatsApp nur für BlackBerry-Besitzer.

Vor allem die Chatfunktion lockt viele private Nutzer an. Plötzlich lassen sich schnelle Botschaften verschicken und die Antwort erscheint in wenigen Sekunden auf dem Display, welches inzwischen auch in bunten Farben funkelt.

Eines kann das BlackBerry aber nie: Wirklich gut aussehen. Beim Telefonieren wirkt es so, als würde der Besitzer einen Taschenrechner ans Ohr halten. Ok, zugegeben, sich ein Smartphone wie eine Scheibe Toast ans Ohr zu schieben, um eine Sprachnachricht abzuhören, sieht auch nicht wirklich intelligent aus.

Nutzer stört das alles nicht. Im Gegenteil: In den Hochzeiten Ende der 2000er benutzen über 40 Millionen Menschen ein BlackBerry. Im ersten Quartal 2009 gehen mehr Geräte über die Ladentheke als vom neuen Leuchtturm-Projekt von Apple, dem iPhone. Vielleicht haben sich die BlackBerry-Strategen von diesen Zahlen blenden lassen. Denn schon bald geht die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung, und zwar in rasendem Tempo. Was ist passiert?

Wischen ist das neue Tippen

Die Tastatur ist das Problem. Zunächst diagnostizieren Ärzte den sogenannten BlackBerry-Daumen. Das Gelenk könne sich bei intensiver Nutzung des Geräts schmerzhaft entzünden, so die damalige Befürchtung. Doch der BlackBerry-Daumen ist noch das kleinste Problem.

Denn inzwischen benutzen viele Menschen ihren Daumen, um ganz bequem über Touchscreens zu wischen. Das macht viel mehr Spaß und schont das Gelenk. Ein verantwortlicher BlackBerry-Chef soll damals behauptet haben, vor allem berufliche Besitzer möchten auf einer echten Tastatur herumtippen.

Heute wissen wir, der Mann lag mit seiner Einschätzung ziemlich daneben. So bricht das Festhalten an der Tastatur dem Unternehmen das Genick. Selbstverständlich versucht man noch eigene Smartphones auf den Markt zu werfen. Doch dort regieren inzwischen Apple und Samsung.

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Marke verschwindet leise

Nach und nach trennt sich BlackBerry von vielen Funktionen. Mitte der 2010er-Jahre beendet das Unternehmen die Entwicklung am eigenen Betriebssystem. Neue Geräte laufen unter Android, allerdings ohne Erfolg. Kurze Zeit später stellt man die Produktion eigener Geräte ein. Ab 2016 produziert die TCL Corporation in Lizenz BlackBerry-Smartphones. Doch auch damit ist im Jahr 2020 Schluss.

Heute arbeitet BlackBerry nur noch im Bereich der mobilen Software-Entwicklung. Nach dem Ausstieg von TCL hat sich mit OnwardMobility ein neuer Lizenznehmer gefunden. Doch auch dieser hat nun angekündigt, künftig keine BlackBerry-Smartphones mehr herzustellen.

Das BlackBerry – einst das beliebteste Spielzeug in Businesskreisen, spielt nun endgültig keine Rolle mehr. Und da die Welt inzwischen lieber wischt als tippt, bleiben Gelenke vom BlackBerry-Daumen verschont.

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