29. Februar 2024, 15:09 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Der MWC ist die erste große Technik-Messe des Jahres im europäischen Raum. TECHBOOK-Redakteure Rita Deutschbein und Adrian Mühlroth waren vor Ort und haben einige Neuerungen begutachtet. Ihre Highlights zusammengefasst.
Der Mobile World Congress, kurz MWC, fand in diesem Jahr vom 26. bis 29. Februar statt. Aber auch am Sonntag davor war bereits einiges los, da an diesem Pressetag zahlreiche Unternehmen ihre Pressekonferenz veranstalten und auch das Showstopper-Event stattfand. Ob Samsung, Motorola, Xiaomi oder Honor, die Telekom und Vodafone, AVM oder Qualcomm – zahlreiche namhafte Aussteller nutzten die Messe in Barcelona zum Zeigen, Vernetzen und zum Austausch. TECHBOOK fasst die persönlichen Highlights auf dem MWC 2024 zusammen:
Übersicht
- Vom Konzept bis zum fertigen Produkt
- Energizer zeigt Smartphone mit 28.000-mAh-Akku
- Xiaomi zeigt Smartphones und ein Auto
- Günstigstes Falt-Smartphone
- Clicks macht das iPhone zum Blackberry
- Lenovos Konzept-Laptop mit transparentem Display
- KI-Phone soll Apps überflüssig machen
- Nothing Phone (2a) bereits vorab vorgestellt
Vom Konzept bis zum fertigen Produkt
Auf einer Messe wird so einiges gezeigt. Manche nutzen sie, um bereits bekannte Produkte nochmals in Erinnerung zu rufen, andere stellen komplett neue Geräte und Technologien vor, wieder andere zeigen Konzepte, die einen Ausblick darauf geben, was in Zukunft alles möglich sein kann. Auch auf dem MWC 2024 gab es in diesem Jahr diese bunte Mischung, wobei es aber vor allem die Konzepte waren, die uns als Highlight im Gedächtnis geblieben sind.
Bereits im Vorfeld kündigten beispielsweise die Telekom ihr KI-Smartphone ohne Apps und Lenovo seinen transparenten Laptop an. Auf dem Stand von Xiaomi konnten wir außerdem das erste E-Auto des Herstellers begutachten, das sogar schon straßenreif ist. Motorola hatte ein Smartphone fürs Handgelenk im Gepäck, Samsung einen smarten Ring und Energizer ein Smartphone mit dem wohl dicksten Akku.
Daneben gab es aber auch die Hersteller, die marktreife Produkte gezeigt haben. Einige davon waren nicht unbedingt neu – so gab es die Geräte von Honor beispielsweise schon einige Zeit in China, bevor sie nun ihren Europa-Launch gefeiert haben. Der Router-Hersteller AVM zeigte ebenfalls bekannte Produkte, nutze die Messe aber vor allem zum Austausch. Generell standen Gespräche hoch im Kurs – ob mit den Unternehmen oder den Kollegen anderer Medien. Man trifft sich eben, auf einer Messe wie dem MWC.
Doch zurück zu den Produkten und gezeigten Technologien. Hier sind unsere MWC-Highlights 2024:
Energizer zeigt Smartphone mit 28.000-mAh-Akku
Hier können gängige Smartphones mit ihren 3500 bis 5000 mAh fassenden Akkus nicht mithalten. Der Batterie-Hersteller Energizer hat auf dem MWC 2024 ein Smartphone gezeigt, dessen Akku alles sprengt und das daher eines der Highlights war. Satte 28.000 mAh Kapazität bietet er und macht das Smartphone somit richtig dick und mit 570 Gramm auch relativ schwer. In der Hand ist das Gerät ein echter Klotz – der aber zumindest lange durchhält. Energizer spricht davon, dass man das P28K genannte Smartphone nur einmal die Woche aufladen muss. Davon können Apple-, Samsung- oder andere Smartphone-Nutzer nur träumen.
Technisch ist das Gerät nicht ganz so spektakulär. Das P28K bietet einen 6,78 Zoll großen Screen, ein nach IP69 wasserfestes Gehäuse, 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB internen Speicher. Angetrieben wird es vom Mediatek Helio G99 von 2022, der in der oberen Mittelklasse anzusiedeln ist. Die Kamera bietet einen 64-Megapixel-Weitwinkel und einen 20-Megapixel-Ultraweitwinkel. Mit gerade einmal 250 Euro ist das Energizer P28K zwar relativ günstig, ein Marktstart in Deutschland ist aber frühestens Richtung Herbst geplant.
Xiaomi zeigt Smartphones und ein Auto
Eigentlich haben wir den Stand von Xiaomi wegen der neuen Smartphones besucht. Hier sticht vor allem das Xiaomi 14 Ultra hervor, das eine ausgesprochen gute Leica-Kamera mitbringt und sich mithilfe eines Photography Kits sogar fast in eine klassische Kamera verwandeln lässt. Es bietet eine spezielle Halterung, einen Zoom-Regler und Auslöse-Button und erweitert obendrein die Akkulaufzeit. Genaue Details zum Xiaomi 14 und 14 Ultra können Sie in einer eigenen Meldung nachlesen.
Der heimliche – und nicht zu übersehende – Star war jedoch das E-Auto SU7. In hellblauer Lackierung drehte es mitten auf dem Xiaomi-Stand seine Kreise und zog als Highlight vieler Messebesucher des MWC 2024 deren Blicke auf sich. Ausgestellt war es in der Max-Version, mit Dual-Motor, Sport-Ausstattung und nochmals mehr Leistung unter der Haube. Von 0 auf 100 km/h in gerade einmal 2,78 Sekunden, eine Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h und 673 PS sind die genannten Eckdaten des Xiaomi SU7 Max. Zur Lade- und Batterietechnologie, genaueren Details zum Motor oder zur Reichweite wollte Xiaomi noch keine konkreten Angaben machen.
Auch hinsichtlich des Starttermins hielt man sich bedeckt. Im Heimatland China könnte das E-Auto aber noch in diesem Jahr verfügbar sein.
Günstigstes Falt-Smartphone
Bei ZTE konnten wir einige interessante Smartphones begutachten – meist kunterbunt, mit speziellen Lautsprechern und doppelter Klinke oder aber besonderem Formfaktor. Zu letzteren zählt auch das ZTE Nubia Flip, ein Falt-Smartphone nach Vorbild des Samsung Galaxy Flip. Optisch beeindruckte es uns durch die hübsche Farbgebung, aber auch das kreisrunde Außendisplay. Mit seinem schwarzen Rahmen erinnerte es nämlich an die Öffnung einer Waschmaschine. Gedacht ist es aber zur Darstellung schneller Informationen wie beispielsweise zum Wetter, zu den gelaufenen Schritten, Benachrichtigungen oder ähnlichem. Praktisch: Durch die Anzeige lässt sich wie auf einer Smartwatch scrollen, sodass man gleich mehrere Dinge im Blick behalten kann, ohne das Smartphone aufzuklappen.
Der Klapp-Mechanismus braucht sich nicht zu verstecken. Das ZTE Nubia Flip schließt ebenso bündig wie die aktuellen Modelle von Samsung oder Motorola. Technisch finden Nutzer dann die Standardkost eines Mittelklassegerätes. Allerdings kostet das Nubia Flip von ZTE weniger als die Konkurrenz. 699 Euro nannte der Hersteller als Preis für den deutschen Markt, das sind etwa 200 Euro weniger, als das Motorola Razr 40 kostet. Genaue Details zum Gerät können Sie in einer separaten News nachlesen.
Clicks macht das iPhone zum Blackberry
Am Vorabend zum Messestart waren einige Aussteller bereits bei Showstoppers vertreten. Eines der spannendsten Produkte war Clicks von einem multinationalem Team aus UK, Kanada und den USA. Es ist von dem bekannten YouTuber Michael Fisher, aka „MrMobile“ co-designt. Clicks ist ein Smartphone-Case mit integrierter Tastatur, die das Tippen wieder aufregend machen soll.
Fisher sagte gegenüber TECHBOOK, dass heutige Smartphone-Tastaturen etwa 40 Prozent des Bildschirms einnehmen würden. Gegenüber den früheren Mini-Keyboards – besonders prominent in Blackberries – seit zudem etwas verloren gegangen: das Klicken. Clicks will deshalb die taktile Tastatur zurückbringen.
Im Hands-on zeigt sich schnell, dass wir nicht mehr gewohnt sind, auf einer physischen Smartphone-Tastatur zu schreiben. Redakteur Adrian Mühlroth hatte Probleme, die Tasten richtig zu drücken, bevor es zum nächsten Buchstaben ging. Doch mit etwas Übung geht das Tippen auf einmal richtig schnell von der Hand. Die Tasten haben einen knackigen Druckpunkt und sind leicht erhaben, um sie mit dem Finger spüren zu können.
Die Tastatur ist hintergrundbeleuchtet, verzichtet aber auf eine eigene Batterie, um Gewicht zu sparen. Stattdessen bezieht sie eine minimale Menge an Strom direkt aus dem Smartphone. Praktisch: Wer die Shortcuts auf dem Magic Keyboard für das iPad kennt, findet alle Kombinationen – etwa für Copy&Paste – wieder.
Clicks ist derzeit noch nicht flächendeckend verfügbar und vorerst nur mit bestimmten iPhone-Modellen kompatibel. Gegenüber TECHBOOK hat das Unternehmen aber verraten, dass noch in der ersten Hälfte 2024 eine QWERTZ-Version für den deutschsprachigen Markt erscheinen soll.
Lenovos Konzept-Laptop mit transparentem Display
Lenovo hat auf dem MWC einen Laptop ausgestellt, der direkt aus einem Sci-Fi-Film stammen könnte – und ohne Frage eines der absoluten Highlights der Messe ist. Durchsichtige Displays sind zwar keine Neuheit, es ist jedoch das erste mal, dass die Technologie in einem Laptop zum Einsatz kommt. Das Konzept verfügt über ein randloses, 17,3 Zoll großes Micro-LED-Display und eine halbtransparente, beleuchtete und touch-sensitive Tastatur.
Trotz einer hohen Helligkeit von 1000 Nits sind Inhalte auf dem Display nur mäßig erkennbar, da der Kontrast ein großes Problem darstellt. Farben verlieren ihren Glanz und wirken ausgeblichen, da hinter dem Display liegende Objekte und deren Farben sichtbar sind und die Färbung der Pixel beeinflussen. Lenovo selbst gibt zu, dass es weiter an der Technologie arbeiten muss, um die Lichtdurchlässigkeit des Displays regeln zu können. In seiner jetzigen Form ist der transparente Laptop jedoch wenig mehr als eine interessante, aber kaum praktikable Idee.
KI-Phone soll Apps überflüssig machen
Die Deutsche Telekom war ebenfalls auf dem MWC vertreten und stellte das KI-Phone aus – ein Konzept, das Künstliche Intelligenz (KI) für die Bedienung von Smartphones nutzt und den Übergang von Apps zu digitalen Assistenten erleichtern soll. Im Rahmes des Showcase konnte TECHBOOK KI-Phone bereits ausprobieren. Auf Sprachbefehl konnte der Assistent Flüge buchen und individuelle Produktvorschläge erstellen.
Die Technologie soll von Anwendern lernen und Dienste nutzen können, allerdings nur mit deren Einverständnis. Telekom hat das Konzept zusammen mit Qualcomm und Brain.ai entwickelt. KI-Phone soll auf praktisch jedem Smartphone funktionieren, da es Daten in der Cloud verarbeitet. Nur Geräte mit Qualcomm-Chips können Befehle direkt On-Device ausführen. Ein genaues Startdatum für KI-Phone ist noch unklar, aber es soll für alle Anbieter und Hersteller verfügbar sein.
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Nothing Phone (2a) bereits vorab vorgestellt
Eigentlich soll das Phone (2a) des Londoner Start-ups Nothing erst am 5. März erscheinen. Doch TECHBOOK konnte das Gerät vorab auf dem MWC begutachten. Zwar dürfen wir uns noch nicht zu den Specs äußern, das Design und den Chip hat Nothing aber selbst schon vorgestellt.
Das Phone (2a) ist sofort als Nothing-Smartphone zu erkennen. Die transparente, leicht milchige Oberfläche gibt den Blick auf ein detailliert designte Rückseite frei. Dort hat der Hersteller bereits bekannte Elemente wie Schrauben, geriffelte Oberflächen und Farbakzente aufgegriffen. Neu ist die gewundene Fläche auf der unteren Hälfte, die an ein Flex-Kabel erinnern soll. Die Designer haben sich von Massimo Vignelli inspirieren lassen, der unter anderem die Übersichtspläne für die New York Subway entworfen hat.
Das Smartphone vereinfacht das mit Phone (1) eingeführte Glyph-Interface. Statt LEDs über die ganze Rückseite zu verteilen, sind nun drei separate Elemente um die Dual-Kamera angeordnet. Diese ist von der linken Ecke in die Mitte gewandert und soll dem Gerät dadurch mehr Charakter verleihen. Nothing beschreibt die Kameras als Augen, hinter denen passenderweise auch das „Hirn“ in Form des Mediatek Dimensity 7200 Pro sitzt. Der Chip ist speziell für Nothing angepasst, um „optimalen Stromverbrauch zu gewährleisten“. Im Gegensatz zu Phone (1), das mit dem Mitteklasse-Chip Snapdragon 778G+ ausgestattet ist, soll der Dimensity 7200 Pro in Phone (2a) 18 Prozent mehr Leistung bei 16 Prozent effizienterem Akkuverbrauch liefern.