15. Oktober 2024, 17:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Smart-TVs bieten eine Vielzahl an Funktionen, lassen aber einer Studie zufolge bei der Privatsphäre sehr zu wünschen übrig. Dafür hat man Geräte von LG und Samsung exemplarisch genauer untersucht.
Immer mehr technische Geräte werden smart. Das bedeutet, dass sie neben grundlegenden Funktionen noch viele weitere Features aufbieten, um das Nutzungserlebnis einfacher, aber auch besser und vielseitiger zu gestalten. So sind mittlerweile auch Smart-TVs zum Standard in Haushalten weltweit geworden. Doch die vielen Vorteile haben offenbar auch ihren Preis – tatsächlich erweisen sich Fernseher wie die von LG oder Samsung als regelrechte Datenkraken.
Übersicht
Smart-TVs von LG und Samsung nehmen ständig Inhalte auf
Smart-TVs wie die von LG oder Samsung bieten zahlreiche Apps und andere Funktionen, die Verbraucher über eine bestehende Internetanbindung auf dem neuesten Stand halten können. Allerdings fließen dadurch Daten nicht nur in eine Richtung – auch die User selbst geben etwas von sich preis. Denn laut einer neuen Studie aus Kalifornien, London und Madrid kommt bei modernen Fernsehern eine Technik namens Automatic Content Recognition (ACR) zum Einsatz.
Mit ihrer Hilfe können Hersteller regelmäßig Aufnahmen von den Bildschirminhalten des jeweiligen Geräts machen – sowohl von Bild als auch Ton. Die Aufzeichnung gelangt dann als digitaler Code, auch Fingerabdruck genannt, zu einem Server, wo er mit einer Datenbank abgeglichen wird. Darin befinden sich Informationen zu Sport, Musik, Filmen, Serien, Videospielen und mehr.
Stimmt etwas davon mit dem Fingerabdruck überein, kann der Server feststellen, wann welche Inhalte für wie lange auf dem Fernseher liefen. Dadurch können die Hersteller Profile über ihre Kundschaft erstellen und sie in Nutzersegmente einteilen, um ihnen dann passgenaue Werbung auszuspielen.
Angeblich nutzen alle ACR
Den Forschern zufolge würden alle großen Hersteller von Smart-TVs ACR nutzen. Dabei verweisen sie auf einen Rechtsfall von 2017, als in den USA die Wettbewerbsbehörde FTC das Unternehmen Vizio sowie Inscape für die Verwendung von ACR verklagte. Angeblich geschah dies, ohne die Kunden darüber in Kenntnis zu setzen.
Für ihre Untersuchung konzentrierte sich die Forschergruppe jedoch ausschließlich auf LG und Samsung, da diese zu den größten TV-Herstellern weltweit zählen. Ausgangspunkt ist eine Nutzung, bei der ein User bereits den Nutzungsbestimmungen zugestimmt hat. Nutzer kommen oftmals nicht darum herum, diese Zustimmung zu geben, wenn sie auf alle Features eines Gerätes zugreifen möchten.
TECHBOOK hat sowohl LG als auch Samsung um Statements gebeten, jedoch noch keine Antwort erhalten.
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Aufnahmen alle paar Millisekunden
Wie das Forschungsteam feststellte, wird bei LG-TVs alle zehn Millisekunden eine Bildschirmaufnahme getätigt. Alle 15 Sekunden werden die bis dahin gesammelten Daten an den ACR-Server verschickt. Bei Samsung gibt es alle 500 Millisekunden einen Screenshot; der digitale Fingerabdruck geht im Minutentakt an den Server.
Die Server bei LG liegen beim eigenen Dienstleister Alphonso. Bei Samsung werden wiederum mehrere Domains angesteuert, die aber allesamt zu Samsung selbst gehören sollen. Den stärksten Austausch zwischen ACR-Servern und Smart-TVs soll es beim Schauen von linearem Fernsehen gegeben haben, wenn man das Programm über einen Tuner empfängt.
Auch bei einem via HDMI angeschlossenen Laptop oder einer Spielekonsole gab es regen Austausch. Speziell in den USA registrierte man zudem regen Traffic während der Nutzung kostenfreier, werbefinanzierter Streaming-Dienste.
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So schalten Sie ACR aus
Interessanterweise konnten die Wissenschaftler keinen Austausch zwischen Fernsehern und Servern bei der Nutzung von Drittanbieter-Angeboten wie Netflix oder YouTube feststellen. Warum, konnte man nicht erklären. Allerdings vermutet man vertragliche Vereinbarungen.
Wer nicht möchte, dass ACR beim eigenen Gerät aktiv ist, kann das in den Datenschutzeinstellungen ändern. Bei Samsung findet sich die entsprechende Option unter „Support“ und „Nutzungsbedingungen“. Nutzer eines LG-Fernsehers sollten in den Einstellungen „Live Plus“ suchen.