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Meinung

Stirbt die Blu-ray schon 2019?

Jemand legt eine Disc in einen Player
Die Blu-ray hat sich nie wirklich durchsetzen können. Jetzt droht sie, durch Konkurrenz von Streaming-Anbietern gänzlich zu verschwinden Foto: Getty Images
Adrian Mühlroth
Redakteur

20.02.2019, 13:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es gibt viele Gründe, warum die Blu-ray nicht mehr zeitgemäß ist. Sie ist unpraktisch, teuer und erfordert ein spezielles Abspielgerät. Die Angebote von Netflix und Co. sind eine bessere Alternative.

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Samsung hat die Produktion von neuen Blu-ray-Playern in den USA eingestellt, wie Forbes berichtete und von CNET bestätigt wurde. Außerdem wird das Unternehmen dieses Jahr nirgendwo auf der Welt neue Abspielgeräte vorstellen. Vieles spricht dafür, dass damit die Ära der Datenscheibe zu Ende geht.

Samsung einst Vorreiter bei Blu-rays

Erst vor zwei Jahren hatte Samsung den ersten 4K-fähigen Blu-ray-Spieler auf den Markt gebracht, mittlerweile haben anderen Hersteller nachgezogen. Hersteller Oppo, dessen hochwertige Abspielgeräte gut bei den Nutzern ankamen, hat bereits 2018 die Produktion von Blu-ray-Spielern eingestellt, nun folgt Samsung dessen Beispiel.

Der schrumpfende Blu-ray-Markt wird von Sony und Panasonic dominiert. Vor allem die Tatsache, das PlayStation und Xbox Blu-ray-Filme abspielen können, macht die Situation für Samsung nicht einfacher. Wahrscheinlich wird das Unternehmen seine gelagerten Geräte in den USA jedoch noch weiter verkaufen.

Im Gegensatz zu den Modellen anderer Hersteller haben Samsungs Abspielgeräte das erschwerende Problem, dass sie nicht Dolby Vision unterstützen, sondern nur auf Samsungs eigene Umsetzung des HDR10-Standards (HDR10+) setzen. Ein Überleben in der Blu-ray-Marktlücke, in der die Konkurrenz mit Technologien nicht geizt, war also aus Verbrauchersicht schon sehr fraglich und das haben die Marktanalysten bei Samsung wohl auch erkannt.

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Blu-rays waren schon immer ein Nischenmarkt

Wirklich durchsetzen konnte sich die teure Blu-ray gegenüber der weit verbreiteten DVD übrigens eh nie so richtig. Allein die vergleichsweise hohen Preise schrecken viele Käufer ab und die Konkurrenz der Streaming- und Video-on-Demand-Anbieter (VoD), die Filme und Serien deutlich günstiger anbieten, macht ihr zusätzlich das Leben schwer. Während die DVD immer noch mehr als die Hälfte der verkaufen physischen Medien ausmacht, lungert die Blu-ray in Deutschland bei etwa 38 Prozent der Verkäufe herum. In einem Markt, der sowieso schon seit Jahren an Bedeutung verliert, ist das ein schlechtes Zeichen, vor allem angesichts der Tatsache, dass Deutschland schon einer der größten Absatzmärkte ist.

Gegenüber Streaming haben Blu-rays aber auch einige Vorteile auf ihrer Seite, die sie bis jetzt vor dem Aussterben geschützt haben. Für Audio- und Video-Enthusiasten besonders wichtig sind unkomprimierte Ton- und Bildqualität, die nur mit der hohen Speicherkapazität der Scheiben erreicht werden können. Für Online-Streaming werden Filme und Serien auf das kleinstmögliche Maß komprimiert, um die Internetbandbreite nicht zu sehr zu belasten. Schon so ist ein Netflix-Film in voller Länge und in 4K-Auflösung satte zehn Gigabyte (GB) groß. Eine normale Blu-ray hingegen fast mit 25 GB zweieinhalb mal so viel, eine Dual-Layer-Disk sogar das Doppelte davon. Das lässt schon mal darüber hinwegsehen, dass die Abspielgeräte immer noch wie zu CD-Zeiten nervige Laufgeräusche abgeben.

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Anbieter wie Netflix einfach günstiger

Anbieter wie Google Play und Apple iTunes bieten ihre Filme in 4K-Auflösung mittlerweile zum gleich Preis wie Full-HD-Filme an, bereits gekaufte HD-Filme werden auf 4K geupgradet. Während Video-on-Demand-Dienste selten mehr als 15 Euro für Filme verlangen, kostet eine Blu-ray je nach Aktualität locker noch 20-30 Euro, wenn nicht sogar mehr.

Auch Online-Streaming-Angebote wie Amazon Prime und Netflix machen mit ihren Flatrates für Serien und Filme der Blu-ray preislich Konkurrenz. Bei Netflix bekommt man das Premium-Abo für bis zu vier Nutzer für 14 Euro und kann unterstützte Videos in 4K-Auflösung ansehen. Auch Amazon Prime hat für 69 Euro im Jahr einige Filme und Serien in 4K im Angebot. Streaming und VoD haben sich vor allem auf dem US-Markt aber auch auf den europäischen Märkten durchgesetzt und selbst im Fernseh-verliebten Deutschland holen sie gegenüber Kabel, Satellit und Antenne auf.

Video-Streaming-Dienste im großen Vergleich

Hinzu kommt: 4K-fähige Blu-ray-Spieler sind einfach viel zu teuer. Ein solches Gerät kostet ab 150 Euro aufwärts. Sollen dann noch HDR10, Dolby Vision und Dolby Atmos dabei sein, ist man ganz schnell jenseits der 500 Euro angelangt. Ein 4K-Fire-TV-Stick von Amazon unterstützt alle diese Technologien und ist bereits für 60 Euro zu haben. Damit hat man nicht nur Zugriff auf Amazon Prime und Netflix, sondern auf unzählige weitere Streaming-Quellen.

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Das Ende ist unausweichlich

Der Produktionsstopp bei Samsung ist ein herber Schlag für den Blu-ray-Markt. Damit scheidet nach Oppo ein weiterer großer Hersteller für Abspielgeräte aus. Das Problem für die Blu-ray ist jedoch nicht einmal, dass sie nicht gut genug wäre – die Konkurrenz durch Netflix, Amazon, Google und iTunes ist einfach zu gut. Durch immer schnelleres Internet kommen Streaming- und VoD-Nutzer in den Genuss von Technologien wie 4K, HDR10 und Dolby Vision sowie Dolby Atmos, die vorher der Blu-ray vorbehalten waren. Das Verkaufsargument, man bekomme mit den funkelnden Scheiben eine bessere Audio- und Videoqualität, zieht also nicht mehr. Außerdem braucht man kein klobiges Abspielgerät mehr und muss nicht erst in den Laden gehen oder auf die Post warten, um einen Film anschauen zu können.

So lange jedoch Sony und Microsoft ihre Spielekonsole weiterhin Blu-ray-fähig machen, gibt es zumindest noch einen Grund, mal eine Disc zu kaufen. Aber auch hier zeichnet sich ein Wandel ab. Microsoft stärkt gerade sein digitales Spieleangebot und könnte schon in der nächsten Konsolengeneration gänzlich auf ein Laufwerk verzichten.

Alles spricht jedoch dafür, dass die Blu-ray ähnlich wie VHS irgendwann vollständig aus den Wohnzimmern der Welt verschwinden wird. Außer Sammlern, die mit Vergnügen den Platz für alle 30 Staffeln der Simpsons aufbringen, hat einfach niemand triftige Gründe, noch Blu-rays zu kaufen. Es ist wahrscheinlich, dass ein harter Kern weiter auf die Blu-ray setzen wird, schließlich gibt es heute noch Menschen, die Kassetten und DVDs kaufen. Als Plattform für die Massen hat die Blu-ray jedoch ausgedient und wird irgendwann durch bessere Angebote von Netflix und Kollegen ersetzt. 2019 wird das wohl nicht passieren, lange dauert es aber sicher nicht mehr.

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