28. Oktober 2023, 17:20 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Welcher Film nun wirklich den Titel „Bester Western“ verdient, darüber lässt sich trefflich streiten. TECHBOOK hat das zum Anlass genommen, die besten Western zusammenzutragen – sowohl für Kenner als auch für diejenigen, die das Genre (neu oder wieder) entdecken wollen. Wo man die Western aktuell streamen kann, verraten wir natürlich auch.
Der Western ist eine Filmgenre, das gleichzeitig begeistert und beklemmt, besonders wenn man einen Blick auf die realen Lebensumstände all jener wirft, die zwischen 1750 und 1900 nicht weiß, männlich und bewaffnet waren. Ohne sämtliche Western des vergangenen Jahrhunderts über einen Kamm scheren zu wollen, finden sich hier aber eben doch schmerzhaft viele Filme, die vor Rassismus und Misogynie oder wenigstens vor Ignoranz nur so strotzen. Doch zum Glück scheint der Western in den letzten Jahren ein Revival zu erleben, bei dem die Produktion durchaus ein Feingefühl für die politischen Dimensionen des Genres beweist.
Denn Western ist auch das: großartige Landschaften, nervenzerfetzende Spannung, ein Hauch Romantik, ein bisschen Komik (manchmal bis ins Groteske) und immer wieder ein ausgezeichneter Anlass für Soundtrack-Komponisten, sich einmal richtig auszutoben. Aus diesem Grund hat TECHBOOK die besten Western der letzten Jahre herausgesucht und verrät, wo man sie streamen kann.
Übersicht
Apple TV
Killers of the Flower Moon (2023)
Dieser Western ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Zunächst einmal ist er streng genommen gar kein Western, da dieses Genre typischerweise Geschichten erzählt, die grob zwischen 1750 und 1900 spielen. Doch so unnötig streng wollen wir hier nicht sein, auch wenn „Killers of the Flower Moon“ sich auf die – immerhin wahren – Geschehnisse in den 1920er Jahren bezieht. Ungewöhnlich ist darüber hinaus, dass der Film auf einem Sachbuch beruht, nämlich „Das Verbrechen. Killers of the Flower Moon“ von David Grann. Hierin arbeitet der US-amerikanische Journalist die Morde an den Mitgliedern des Osage-Stamms auf.
Bei aller Beklemmung, die das Thema mit sich bringt, kann sich die Verfilmung mit Leonardo DiCaprio, Lily Gladstone und Robert De Niro sehen lassen. Die Mitglieder des Stammes der Osage im Reservat Osage County in Oklahoma gehören theoretisch zu den reichsten Menschen der USA, denn ihr Land beherbergt große Mengen an Erdöl. Doch statt Reichtum und Sicherheit folgen mysteriöse Todesfälle auf diese Entdeckung. Und sie werden immer mehr und immer weniger mysteriös. Als Molly Kyle ihre Familie tot auffindet, schaltet sie das frisch gegründete FBI ein, um dem Schrecken ein Ende zu setzen. Es ist der erste große Fall der noch jungen Sicherheitsbehörde, doch Korruption und Machtmissbrauch haben bereits ihre Arme ausgestreckt.
Amazon Prime Video
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Brokeback Mountain (2005)
Wie so viele ausgezeichnete Filme basiert auch „Brokeback Mountain“ auf einem Buch. Und ausgezeichnet ist hier wörtlich zu nehmen, denn der Film mit Heath Ledger und Jake Gyllenhaal in den Hauptrollen erhielt insgesamt drei Oscars.
Die beiden jungen Männer Ennis und Jack lernen sich in einem Sommer kennen, in dem sie beide als Cowboys beim Schafzuchtbetrieb Brokeback Mountain anheuern. Zu zweit haben sie die Aufgabe, die Schafherden ins Gebirge zu treiben und dort zu bewachen. Was als Arbeitskameradschaft beginnt, wird zu Freundschaft und etwas mehr als das. Doch da die Geschichte 1963 beginnt, kann man sich denken, dass es hier nicht einfach um eine gemütliche Kriegen-sie-sich-oder-kriegen-sie-sich-nicht?-Romanze geht. Über zwanzig Jahre begleiten wir die beiden, deren Lebenswege sich immer wieder trennen und kreuzen und deren Geheimnis ihre Familien und sie selbst in einen Abgrund der Ächtung reißen könnte, sollte es je offenbart werden.
The Hateful Eight (2016)
Dieser Western ist wohl einer der bekannteste aus den letzten Jahren, der sich aber trotzdem lohnt. Kammerspielatmosphäre: Sieben Männer, eine Frau, ein Schneesturm, ein kleiner Laden und die Ahnung, dass dieses Zusammentreffen tödlich endet. Sehr viel mehr braucht Quentin Tarantino nicht, um einen in vielerlei Hinsicht klassischen und dennoch ungewöhnlichen Western zu kreieren. Spannung und Komik garantiert. Außergewöhnlich gut ist in jedem Fall das Kostümbild.
Umzingelt (2023)
Dieser dramatische Western wagt gleich zwei vielversprechende Neuerungen: Die Protagonistin ist erstens eine Frau und zweitens Schwarz – eine starke Figur, die Letitia Wright perfekt zu spielen weiß.
Mo Washington hat als Büffelsoldatin im US-amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft. Büffelsoldaten – so nennen die Indigenen die afroamerikanischen Einheiten der Unionsarmee, die gegen die Südstaaten kämpfen. Fünf Jahre später zieht die Ex-Soldatin gen Westen, um eine Goldmine und eine Zukunft zu finden. Nachdem Mos Postkutsche überfallen wird, muss sie versuchen, einen brandgefährlichen Kriminellen unter ihre Kontrolle zu bringen, sonst ist ihr eigenes Leben verwirkt.
Netflix
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Django Unchained (2012)
Schon in den Italowestern der 1950er Jahre war Django ein auffallend beliebter Name für den jeweiligen Revolverhelden. Doch „Django Unchained“ tritt eben nicht eins zu eins in die Fußstapfen der alten und durchaus rassistischen Western-Filme. Django (Jamie Foxx) und seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) sind Sklaven und werden bei einer Auktion getrennt, weshalb Django das schlimmste für seine Frau befürchten muss. Der deutsche Ex-Zahnarzt und jetzige Kopfgeldjäger Dr. King Schultz aber befreit Django, damit dieser ihm hilft, die Kriminellen Big John, Ellis und Roger Brittle zu überführen. Gemeinsam mit Schultz wird Django selbst zu einem berühmt-berüchtigten Kopfgeldjäger, der aber nur ein Ziel verfolgt: Broomhilda zu finden und zu retten.
Für eine Handvoll Dollar (1964)
In diesem – im positiven wie negativen Sinne – sehr traditionellen Italowestern beobachten wir die Abenteuer eines dem Leben überdrüssigen Gangsters (Clint Eastwood). Er arbeitet für zwei rivalisierende Banden gleichzeitig und spielt sie letztlich gegeneinander aus. Interessanterweise ist der Plot dem japanischen Samurai-Film „Yojimbo – Der Leibwächter“ (1961) von Akira Kurosawa entlehnt und wurde ohne große Änderungen in den mexikanischen Wilden Westen verpflanzt. Laut IMdB-Ranking ist die japanische Vorlage (8,2/10) sogar noch sehenswerter als das Remake (7,9/10).
Disney+
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The Revenant – Der Rückkehrer (2015)
Dieser Western-Thriller hat mit Leonardo DiCaprio und Tom Hardy in den Hauptrollen einiges an Schauspielkönnen zu bieten. Das zahlte sich aus, da DiCaprio einen Oscar als bester Hauptdarsteller gewann. Außerdem konnte der Film je einen Oskar für die beste Regie und beste Kameraführung für sich gewinnen. Streamen kann man „The Revenent“ nicht nur exklusiv bei Disney+, sondern auch bei Amazon Prime Video und Netflix.
Der Trapper Hugh Glass befindet sich mit seinem Sohn Hawk und einigen anderen Trappern auf einer Expedition durch die Rocky Mountains. Als wäre die Reise nicht schon gefährlich und entbehrungsreich genug, muss Glass seinen Sohn vor den Feindseligkeiten der anderen Männer schützen, denn Hawk ist ein „Halbblut“. Die Machtverhältnisse in der Gruppe wenden sich plötzlich, als Glass von einer Bärin angegriffen und schwer verletzt wird. Ein brutaler Überlebenskampf gegen die Verletzung und den nahenden Winter beginnt, der schon bald seine ersten Opfer fordert. Was einst Lebenswille war, wandelt sich in Rachedurst und ist bald das Einzige, was Glass am Leben hält. Bei aller Spannung ist dieser Film nichts für schwache Nerven.
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Lone Ranger (2013)
„Lone Ranger“ wird zwar als Western und Drama gelabelt, kann aber auch durchaus als Komödie durchgehen. Aufgegriffen wird die Legende von Lone Ranger, dem einsamen Helden und Kämpfer für Gerechtigkeit, der so einsam gar nicht ist. Schließlich hat er seinen indigenen Kameraden Tonto an seiner Seite sowie eine Frau, die es zu retten gilt. Erzählt wird die Geschichte übrigens aus der Sicht von Tonto, der mystische Geschichten erzählt und mit Vorliebe Dinge per „Handel“ austauscht. Andere würden vielleicht von Diebstahl sprechen. Und dann gibt es noch das Pferd … Bei diesem Western kann man sich auf rasante Verfolgungsjagden, explosive Situationskomik und einen mitreißenden Soundtrack freuen.
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Lawmen: Bass Reevez (2023)
Streng genommen handelt es sich „Lawmen: Bass Reevez“ nicht um einen Film, sondern um eine Mini-Serie – was der Qualität aber keinen Abbruch tut. Denn dieser hochspannende Western beruht lose auf der wahren Geschichte von Bass Reeves, dem ersten Schwarzen US-Deputy. Eingebettet ist die Miniserie in das „Yellowstone“-Universum, was große Hoffnungen an die Qualität des Spin-offs weckt. Doch worum geht es? Da im November die Western-Serie ihre Premiere hat, soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden. Nur so viel:
Für seinen neuen Job muss Bass Reeves eigentlich nur zwei Voraussetzungen erfüllen: anständig sein und gut schießen können. Als neuer Marshal einer kleinen Western-Stadt schwört er, die Menschen zu beschützen – auch jene, die einen Schwarzen Gesetzeshüter nicht akzeptieren wollen. Bereits der Trailer verspricht, dass dieser Western ein gutes Gespür für die historischen Realitäten hat. Und auch Daniel Oyelowo, der schon in seiner Rolle als Martin Luther King in „Selma“ glänzen konnte, überzeugt als willensstarker Sheriff ebenso wie als einfühlsamer Familienvater und umsichtiger Freund.
