8. Oktober 2024, 16:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Eigentlich verbindet Sky und Warner eine mehrjährige Partnerschaft für den europäischen Markt. Doch nun haben Erstere Klage wegen „Harry Potter“ und anderen Projekten eingereicht.
Was haben Erfolgsserien wie „Game of Thrones“, „House of the Dragon“ oder „The Last of Us“ gemeinsam? Sie alle stammen aus dem Hause Warner und feiern in Europa und damit in Deutschland ihre Premieren immer bei Sky/Wow. Möglich macht das eine mehrjährige Zusammenarbeit, die vor allem dem Streaming-Dienst in unseren Breitengraden wichtige und heißbegehrte exklusive Titel ins Programm gespült hat. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Und eine Klage wegen „Harry Potter“ und anderen Vorhaben könnte dies erst recht besiegelt haben.
Klage wegen „Harry Potter“ von Sky gegen Warner
Wie das für gewöhnlich gut informierte US-Branchenmagazin „Variety“ berichtete, hat die Sky Gruppe, neben UK und Italien auch Sky Deutschland, Klage gegen Warner Bros. eingereicht. Als Stein des Anstoßes gilt die Verweigerung Warners, für die geplante „Harry Potter“-Serie nicht mit Sky zusammenarbeiten zu wollen.
Die Klageschrift ist öffentlich einsehbar. Darin heißt es, dass die Vertragsvereinbarung beider Unternehmen Warner unter anderem dazu verpflichtet, vier für den eigenen Streaming-Dienst Max geplante Serien Sky zur Ko-Finanzierung und Ko-Produktion anzubieten. Diese sollen dann auch in Europa exklusiv bei Sky erscheinen. Sky wiederum würde jeweils 20 bis 25 Prozent der jeweiligen Budgets beisteuern. Zu Beginn des Vertrags versprach Sky 40 Millionen US-Dollar, 2025 sollen es 100 Millionen sein.
Doch dem soll das traditionsreiche Filmstudio nicht nachgekommen sein – und das seit Beginn des aktuellen Deals 2021. Dass man nun die neue Umsetzung von J.K. Rowlings beliebten Romanen im Alleingang angehen möchte, war offenbar genug. Deshalb gibt es auch die Klage wegen „Harry Potter“.
Das sagen Warner Discovery und Sky zur Klage
TECHBOOK hat Sky und Warner Discovery um Statements gebeten. Letztere teilen nun Folgendes mit:
„Die HBO- und Max-Lizenzvereinbarungen laufen Ende 2025 aus, und diese Klage ist ein unbegründeter Versuch von Sky und Comcast, sich in den Verhandlungen über unsere Programme über diesen Zeitpunkt hinaus einen Vorteil zu verschaffen. Wir wissen, dass HBO-Marken-Shows für Sky von entscheidender Bedeutung sind, wie ihr seit über einem Jahr anhaltender Wunsch zeigt, unsere Vereinbarungen zu verlängern. Diese Klage macht deutlich, dass Sky tief besorgt über die Zukunft seines Geschäfts ist, sollte es unsere preisgekrönten Inhalte verlieren. WBD wird sich energisch gegen diese unbegründete Klage verteidigen, während wir unbeeindruckt mit den Plänen zur Einführung von Max, einschließlich der neuen HBO-Harry-Potter-Serie, in Großbritannien und anderen europäischen Märkten im Jahr 2026 fortfahren.”
Sprecher von Warner
Auch Sky hat sich mittlerweile auf unsere Anfrage zu Wort gemeldet und folgendes Statement geliefert:
Warner Brothers. Discovery ist ein langjähriger Partner unseres Unternehmens. Im Laufe unserer Zusammenarbeit konnten wir einen Streit über eine bestimmte Vereinbarung nicht lösen. Aufgrund der dadurch entstandenen Schäden und Verluste haben wir rechtliche Schritte eingeleitet, um unsere Interessen zu schützen und unsere Rechte in der Produktion und Verbreitung hochwerthaltiger Inhalte durchzusetzen. Wir hoffen auf eine schnelle und abschließende Klärung der Angelegenheit.
Gleichzeitig arbeiten wir weiterhin konstruktiv mit Warner Brothers. Discovery zusammen und haben eine separate Vereinbarung getroffen, die sicherstellt, dass Sky-Kunden weiterhin HBO-Serien genießen können, darunter neue Staffeln wie House of the Dragon, The Last of Us, The White Lotus und Euphoria sowie spannende neue Veröffentlichungen wie Dune: Prophecy und viele mehr in den kommenden Jahren.
Sprecher von Sky
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Für Warner steht Max im Fokus
Der jetzige Vertrag läuft nur noch bis Ende 2025 und aufgrund der aktuellen Entwicklung erscheint es mehr denn je unwahrscheinlich, dass dieser noch einmal verlängert wird. Für Sky steht dem Bericht nach viel auf dem Spiel, könnte man doch Hunderte Millionen US-Dollar durch den vermeintlichen Vertragsbruch verlieren.
Zudem möchte Warner den eigenen Streaming-Dienst Max endlich auch in Europa in Stellung bringen, Deutschland inklusive. Diesen gibt es eigentlich bereits seit Mai 2023, doch wegen des Sky-Deals gibt es ihn bis heute noch nicht in hiesigen Gefilden. Ist der Vertrag aber einmal ausgelaufen, steht der Expansion nichts mehr im Wege.
Und dank vielen existierenden und zukünftigen Exklusivtiteln könnte Max zum ernsthaften Konkurrenten für Netflix und Co. werden. Insbesondere die „Harry Potter“-Serie dürfte als Zugpferd zahlreiche Abonnenten anziehen.
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Sky wirft Warner Täuschung bei „Harry Potter“ vor
In der Klage heißt es außerdem, dass Warner Sky wegen „Harry Potter“ in die Irre geführt haben soll. Bereits im April 2023 habe es demnach eine öffentliche Ankündigung zum Projekt gegeben. Doch auf spätere Anfragen habe es geheißen, dass das Projekt noch gar nicht bestellt sei.
Warner-Manager hätten behauptet, dass es noch kein grünes Licht gäbe und vermutlich niemals geben wird – entgegen der Pressemitteilung des Unternehmens. Deshalb soll das Sky auch nicht in Aussicht gestellt worden sein. Doch seitdem wurden immer mehr Neuigkeiten in Bezug auf Besetzung und die Crew publik.
Ob es tatsächlich vor Gericht geht oder ob sich Sky und Warner doch noch einigen können, wird sich zeigen müssen. Erst im Juni 2024 hat Dana Strong, CEO der Sky Gruppe, über eine Vertragsverlängerung geredet. Damals war sie sich sicher, dass Sky-Kunden Warner-Inhalte sehen werden, ganz gleich wie die Verhandlungen enden würden.
Quo vadis, Sky?
„Bereits vor einem Jahr schaute meine Kollegin Marlene Polywka auf die angespannte Sky-Situation in Deutschland. Und es scheint, als habe sich seither nicht viel zum Positiven gewendet. Die Konkurrenz in mehreren Geschäftsfeldern bleibt weiterhin ungemein stark. Mit einem absehbaren Abzug von HBO-/Warner-Inhalten müsste vor allem das Streaming-Segment einen empfindlichen Treffer hinnehmen, von dem es sich womöglich nicht so leicht erholen wird – wenn überhaupt.
Da bleibt nur noch die Frage, wie es mit Sky und vor allem der Streaming-Plattform Wow weitergehen soll, wenn doch die größten und besten Argumente dafür einfach verschwinden. Vielleicht ist es jetzt dringend an der Zeit, sich nach einem neuen Partner umzuschauen.
Vielleicht wäre Sony eine Idee. Das Studio hat als einziger großer Hollywood-Player noch keinen eigenen Streaming-Dienst und verdient sich eine goldene Nase mit teuren Lizenzen. Könnte Sky für Europa zumindest „Spider-Man“ oder „Ghostbusters“ exklusiv vertreiben, wäre das ein guter erster Schritt, um den wohl unvermeidlichen Warner-Verlust zu verkraften.“