28. August 2024, 13:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Amazon bewirbt die Lieferung an eine Abholstation als „kostenlosen Service“. Umso mehr überrascht es, dass dafür plötzlich doch Kosten anfallen.
Die Lieferung an eine Abholstation ist vor allem für diejenigen Kunden praktisch, die tagsüber selten zu Hause sind. Statt sich darauf zu verlassen, dass ein Nachbar die Lieferung annimmt, geht diese an einen gewählten Locker und kann dort abgeholt werden. Das soll nicht nur bequemer für Kunden sein, sondern auch den Lieferanten Zeit und Arbeit ersparen. Praktisch ist dabei auch, dass Amazon die Lieferung an eine Abholstation als „kostenlosen Service für Amazon-Sendungen innerhalb Deutschlands, Österreichs, Luxemburgs und der Niederlande“ bewirbt. Doch genau hier hat sich etwas geändert.
Übersicht
Lieferung an Amazon Abholstation wird zum Teil kostenpflichtig
Wer sich künftig Bestellungen an einen Amazon Locker, wie die Abholstationen des Unternehmens auch genannt werden, liefern lassen möchte, sollte verstärkt auf den Mindestbestellwert achten. Denn liegt dieser unter 39 Euro, berechnet der Händler laut Informationen des „Spiegel“ künftig Versandgebühren von 1,99 Euro.
Auf TECHBOOK-Anfrage bestätigte Amazon die Änderungen der Versandgebühren. „Kundinnen und Kunden profitieren nach wie vor von niedrigeren Versandkosten, wenn sie an Abholstationen liefern lassen“, erklärt der Händler dabei. Weiterhin kostenlos geliefert werden allerdings Produkte wie Bücher, Hörbücher oder Kalender sowie Kindle. Ebenso sind Prime-Kunden von der Anpassung nicht betroffen. Für sie ist die Lieferung an eine Amazon Abholstation weiterhin kostenfrei.
Die Umstellung ist neu und wird bei Amazon aktuell noch sehr unterschiedlich kommuniziert. Während auf der Hilfeseite zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels noch von einem kostenfreien Angebot gesprochen wird, hat Amazon die Preisliste für Versandoptionen bereits angepasst. Hier nennt der Händler Lieferkosten in Höhe der besagten 1,99 Euro, sofern der Wert der Bestellung unter 39 Euro liegt.
Die aktuelle Änderung reiht sich in die Anpassungen ein, die Amazon zuletzt für Online-Shopper vorgenommen hat. Im Februar 2023 hob der Händler beispielsweise den Mindestbestellwert für kostenlose Lieferungen von 29 auf 39 Euro an, im Mai dieses Jahres folgte die Reduzierung der Rücksendefristen für einen Großteil der angebotenen Artikel. Zudem erhob Amazon testweise sogar Gebühren für Retouren, die somit – je nach gewählter Rücksendeart nicht mehr kostenlos waren.
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Amazon-Locker-Lieferung ist weiterhin eine günstigere Option
Wer kein Prime-Abo hat oder den Mindestbestellwert nicht erreicht, zahlt für Amazon-Lieferungen aktuell 2,99 Euro beziehungsweise 3,99 Euro – je nach gekaufter Produktkategorie. Die Preise gelten für die Standardlieferung, die laut Amazon zwei bis drei Tage nach Versand erfolgt. Teurer ist die Lieferung am nächsten Werktag, die Amazon mit dem Premiumversand ermöglicht. Sie kostet Nicht-Prime-Kunden 4,99 Euro. Erfolgt sie an eine Amazon Abholstation, berechnet der Händler 3,99 Euro.
Die Beispiele zeigen, dass Lieferungen an den Locker im Vergleich günstiger bleiben als die direkt Zuhause zugestellten. Dennoch ist die Änderung der Gebühren für Kunden unschön und erweckt den Eindruck, dass Amazon sein Prime-Abo weiter pushen möchte. Auch hier gab es unlängst zahlreiche Anpassungen, die die Mitgliedschaft für viele Abonnenten unattraktiver gemacht haben.
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Warum erhebt Amazon plötzlich die Gebühr?
Entscheidungen dieser Art sind meist wirtschaftlicher Natur. Auf TECHBOOK-Nachfrage gab der Händler an, diese nicht leichtfertig getroffen zu haben. „Wie jedes Unternehmen überprüfen wir regelmäßig unsere Preisstruktur und nehmen gegebenenfalls Anpassungen vor“, so Amazon. „Wir tun dies mit dem Ziel, Kundinnen und Kunden einen größeren Mehrwert zu bieten“, heißt es abschließend. Unklar ist allerdings, worin dieser Mehrwert für Kunden besteht.