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Nach Insolvenzantrag

Deutsche Online-Bank stellt Betrieb komplett ein – Kunden müssen reagieren! 

Neobank Ruuky Insolvenz Symbolbild mit Taschenrechner und Papierunterlagen
Mit Neobank Ruuky musste eine weitere Bank Insolvenz anmelden. Foto: Getty Images

03.03.2023, 11:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Neobank Ruuky musste aufgrund der schweren wirtschaftlichen Lage im Januar 2023 Insolvenz anmelden. Hieß es zunächst, dass man den Betrieb weiter aufrechterhält, kommt nun doch alles anders. In den kommenden Wochen stellt die Bank ihren Betrieb komplett ein.

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Wer aktuell auf die Seite der Neobank Ruuky (ehemals Pockid) geht, wird direkt von einem Infokasten begrüßt: „Zur Zeit sind keine neuen Kontoeröffnungen möglich. Wir arbeiten daran.“ Wer auf „Mehr erfahren“ klickt, landet bei einem ausführlichen Text: „Finanzunternehmen wie Ruuky sind sehr kapitalintensiv und die derzeitige wirtschaftliche Lage zwingt uns leider dazu, die Insolvenz anzumelden. Wir glauben weiterhin an unser Produkt und würden dieses gerne weiterentwickeln, jedoch sind wir als junges Start-Up auf externe Investitionen angewiesen.“ Für Kunden der Bank hat die Entwicklung drastische Folgen. Aufgrund der Insolvenz stellt Ruuky den Betrieb nämlich komplett ein. TECHBOOK hat die wichtigsten Infos zur aktuellen Lage.

Ruuky – eine Bank für junge Nutzer

Sogenannte Neobanken sind Kreditinstitute, die sich auf die Verbindung zwischen mobiler App und dazugehöriger Geldkarte spezialisiert haben. Das war auch Ruukys Konzept, als das Unternehmen vor drei Jahren gegründet wurde. Neben einer eigenen App hat die Bank auch eine Debit-Mastercard angeboten. Hauptzielgruppe der Hamburger Firma war die sogenannte Generation Z, also die aktuell 13- bis 25-Jährigen. Das durchschnittliche Alter der Ruuky-Nutzer lag bei 16 Jahren. Die Bank verfolgte den Ansatz, durch ihr mobiles Konzept gerade junge Leute anzusprechen und sie an die finanzielle Selbstständigkeit heranzuführen.

Insgesamt etwa 250.000 Kunden hatten Anfang 2023 ein Konto bei Ruuky. Damit gehörte das Geldinstitut zu den kleineren Banken in Deutschland. Zum Vergleich: Die Neobank N26 zählte laut Statista im Herbst 2022 mehr als 8 Millionen Kunden. Allerdings wurde diese Bank bereits 2013 gegründet und ist somit um einige Jahre länger am Markt als Ruuky. Banken wie die Consorsbank oder die Barclays Bank Ireland kommen hingegen auf 1,5 bzw. 1,4 Millionen Kunden in 2021.

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Schwere wirtschaftliche Lage trieb Ruuky in die Insolvenz

Die drei vergangenen Jahre seit Gründung der Bank Ruuky waren für die ganze Finanzwelt nicht einfach: Wirecard-Skandal, Covid und nicht zuletzt die Inflation haben den Markt ordentlich aufgewirbelt. Der direkte Auslöser für die Insolvenz von Ruuky waren zuletzt mangelnde Investoren, begründet durch die derzeit schwierige wirtschaftliche Lage. Die neue Finanzierungsrunde lief demnach nicht so erfolgreich wie gewünscht. Große Investoren bisher waren wohl Vorwerk Ventures und Cavalry.

Dem Branchenportal Finance Forward gegenüber bestätigte Ruuky-Gründer Jes Henning: „Uns ist es nicht gelungen, in dem jetzigen Marktumfeld neues Kapital zu erhalten.“ Trotz eines frischen Konzepts und einer Unternehmensbewertung von 16 Millionen Euro müsse man „akzeptieren, dass sich die Marktgegebenheiten für kapitalintensive Start-ups geändert hat [sic].“ Aktuell befindet sich die Neobank Ruuky dementsprechend aufgrund der Insolvenz auf der Suche nach einem Käufer.

Ruuky-Insolvenz hat drastische Folgen für Nutzer

Noch im Januar versicherte Ruuky, dass sich für die rund 250.000 Kunden trotz der Insolvenz erst einmal nichts ändern werde. Man wollte den Zugriff auf das Konto sowie auf alle Dienste der Bank weiterhin uneingeschränkt ermöglichen. Schon ab Januar war es allerdings nicht mehr möglich, ein neues Konto bei der Neobank Ruuky zu eröffnen.

Nun, rund zwei Monate nach Bekanntgabe der Insolvenz, muss Ruuky jedoch einlenken. Die Bank stellt den Betrieb zu Ende April komplett ein. Kunden werden darüber derzeit per E-Mail informiert und müssen tätig werden. Ruuky fordert sie in dem Info-Schreiben auf, ihr Konto bis spätestens 30. April aufzulösen. Das heißt, dass sie sämtliches Guthaben abheben bzw. auf ein Konto einer anderen Bank überweisen müssen. Nach dem genannten Stichtag kündigt Ruuky alle verbleibenden Verträge und Konten. Auch Bank- und Kreditkarten verlieren dann ihre Funktion und Überweisung sind nicht mehr möglich.

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Wer nach April noch an eventuelles Guthaben kommen möchte, muss sich an einen Partner von Ruuky wenden. Dieser berechnet allerdings 2,50 Euro für die Auszahlung. „Um dein restliches Guthaben nach dem 30.04.2023 erstattet zu bekommen, steht dir unser Bankpartner PPS EU SA unter Ruuky.Kundendienst@pps.edenred.com zur Verfügung. Eine Rückerstattung kann dabei bis zu 90 Tage in Anspruch nehmen“, informiert Ruuky in der E-Mail. Bis zur Schließung aller Konten lassen sich diese aber wie gewohnt nutzen. Auch die App funktioniert bis dahin wie gewohnt, so Ruuky.

Aktuell kümmert sich Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder, Partner in der Kanzlei Johlke Niethammer, um das weitere Vorgehen. Noch Ende Januar verkündete die Bank, dass es rund 20 Interessensbekundungen geben würde, darunter strategische Investoren wie Banken und Fintechs sowie Private-Equity-Gesellschaften. In einem von der Webseite Starbase veröffentlichten Kommentar sagt der Insolvenzverwalter damals: „Ich bin aufgrund des zu diesem frühen Zeitpunkt bemerkenswerten Investoreninteresses sehr zuversichtlich, dass die Investorensuche für Ruuky erfolgreich verlaufen wird.“ Doch offenbar ist nun doch alles anders gelaufen, was zur Schließung der Bank führt.

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Quellen

  • FinanceFWD („Neobank Ruuky meldet Insolvenz an“, aufgerufen am 23. Januar 2023)
  • Ruuky (aufgerufen am 3. März 2023)
Themen #amazon Insolvenz Online-Banking Smart Finance
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