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Kobold, Thermomix und sonst nix?

Was man über den Hersteller Vorwerk wissen sollte

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Andreas Kötter
Freier Redakteur

05.01.2022, 20:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Vorwerk ist eine deutsche Erfolgsgeschichte. Bekannt ist es heute vor allem für die Küchenmaschine „Thermomix“, dabei steckt noch viel mehr im Unternehmen.

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Viele ältere Menschen setzen Vorwerk vor allem mit dem „Kobold“ gleich. Kein Wunder, baut das Unternehmen unter diesem Namen doch bereits seit 1930 Staubsauger. Tatsächlich aber hat der einstige Wuppertaler Familienbetrieb den Strukturwandel zum international agierenden Konzern längst bewältigt. Bester Beweis dafür, dass man im digitalen Zeitalter angekommen ist, ist nicht zuletzt der „Thermomix“, der vielen als eine Art iPhone unter den Küchenmaschinen gilt.

Vorwerk wurde vor knapp 140 Jahren gegründet

Vorwerk (juristisch: die Vorwerk SE & Co. KG) wurde 1883 von den Brüdern Carl und Adolf Vorwerk noch unter dem Namen Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co. gegründet. Ein reines Familienunternehmen also, und daran sollte sich mehr als 100 Jahre auch nichts ändern. Wie der Name schon sagt, wurden zunächst Teppiche angeboten, die bald auf Webstühlen produziert werden konnten, auf die Vorwerk ein Patent angemeldet hatte.

Anfang des 20. Jahrhunderts hat das Unternehmen sein Portfolio deutlich ausgebaut. Man bot nun auch Zahnräder, Achsen für Autos und einen Elektromotor für Grammophone an. Dieser Elektromotor war es, der die Firma schließlich zu dem machen sollte, was Vorwerk nach landläufiger Meinung bis heute in erster Linie ist: Ein cleverer Anbieter von qualitativ hochwertigen, aber auch teuren Haushaltsgeräten. „Clever“ deshalb, weil Vorwerk es schon immer verstanden hat, auf Veränderungen am Markt schnell zu reagieren.

Ein „Kobold“ verhalf Vorwerk zum Erfolg

Eine solche, für das Unternehmen bedrohliche Veränderung, war um 1920 herum die zunehmende Verbreitung des Hörfunks. Denn sie ging einher mit einem stark nachlassenden Kaufinteresse an Grammophonen. Der Chefingenieur des Unternehmens aber fand eine Lösung. Nachdem er mit besagtem Elektromotor experimentiert hatte, entwickelte er daraus schließlich den ersten Handstaubsauger, der 1930 in den Handel kommen sollte – der „Kobold“ war geboren!

Apropos Handel: Weil der Absatz des „Kobold“ zunächst nur schleppend lief, entschied der damalige Firmenchef Werner Mittelsten Scheid den Direktvertrieb einzuführen und so die Ausgaben für den Zwischenhandel einzusparen. Ein Vertriebsmodell, das für Vorwerk schnell zur Erfolgsstory wurde: Bereits 1949 konnte man die erste Million verkaufter „Kobold“-Staubsauger feiern. Noch heute ist der fest in der DNA des Unternehmens verankerte Direktvertrieb – Vorwerk ist der viertgrößte Direktvertreiber der Welt –, das Mittel der Wahl, um Staubsauger oder Küchengeräte an den Mann und vor allem auch an die Frau zu bringen.

So kommen zu den weltweit heute 12.260 Fest-Angestellten noch rund 580.000 selbstständige Handelsvertreter. Wer zum Beispiel am „Kobold“ interessiert ist, der bestellt einen dieser Vertreter zu sich nach Hause und lässt sich das Gerät vorführen. Selbst wenn es nicht zum Kauf kommt, hat man dann zumindest erst einmal eine staub- und schmutzfreie Wohnung. Und auch den „Thermomix“, der, wenn auch nicht in der heutigen Form, seit 50 Jahren produziert wird, kann man sich in den eigenen vier Wänden bei einer Kochparty vorführen lassen. Normalerweise. Weil Corona aber solche Kontakte unmöglich machte, hat Vorwerk reagiert und sich zunächst auf virtuelle Partys via Web verlegt.

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Unternehmen ist durch Zukäufe gewachsen

Auch daran lässt sich erkennen, dass Vorwerk trotz seiner seit Jahrzehnten eingeführten, wichtigsten Produkte längst nicht nur der Tradition verhaftet ist. So hat sich in den vergangenen 70, 80 Jahren das Portfolio erweitert auf eine Weise, die weit darüber hinaus geht, dass man beispielsweise nicht mehr nur Staubsauger, sondern auch Saugroboter verkauft. Vielmehr ist aus dem Anbieter von Haushaltsgeräten durch die Gründung und den Zukauf verschiedener Unternehmen ein internationaler Konzern mit ganz unterschiedlichen Geschäftsbereichen geworden.

Insgesamt sieben dieser Bereiche machen Vorwerk heute aus. Dazu zählen neben den Kerngeschäften „Kobold“ und „Thermomix“ zum Beispiel auch „Jafra Cosmetics“ (Kosmetika, Körperpflege-Produkte), „Neato Robotics“ (hier produziert und entwickelt man Saugroboter) und die „afk-Gruppe“, ein Finanzinstitut, das vor allem mittelständische Unternehmen berät und Finanzdienstleistungen wie Investitionskredite, Leasing oder Mietkauf anbietet. Und mit Hectas gehört sogar ein Gebäudedienst (Gebäudereinigung, Sicherheitsdienst, Sicherheitstechnik) zum Konzern.

Thermomix sorgt für ordentlich Umsatz

3,18 Milliarden Euro Umsatz hat Vorwerk 2020 gemacht. Damit steht man auf Platz 75 der Liste der 1000 größten deutschen Familienunternehmen. Es wäre ein großer Irrtum nun anzunehmen, dass dieses Geld kaum noch in den beiden Kernbereichen verdient worden sein kann, da der Bedarf an „Kobold“-Saugern und „Thermomix“-Geräten längst gedeckt sein müsste. Das Gegenteil ist jedoch der Fall – was ein Stück weit mit der Corona-Pandemie zu tun hat. „‚Thermomix‘ hat das beste Jahr seiner Geschichte erlebt. „Da half die Renaissance des Kochens zu Hause“, sagte Firmenchef Thomas Stoffmehl im Mai 2021 gegenüber dem „Handelsblatt“. So bescherte allein das Küchengerät dem Unternehmen 2020 einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Rekord und ein Plus von 25 Prozent für die Küchenmaschine mit „Gelinggarantie“ (Vorwerk), die dank Connectivity (fast) alles kann, was mit der Zubereitung von Essen zu tun hat.

Stolze 1359 Euro kostet das aktuelle Modell, der „Thermomix TM6“ derzeit. Ein wahrlich stolzer Preis, den man sich erst einmal leisten können muss. Es geht aber auch deutlich günstiger – vorausgesetzt man ist bereit auf das Image des Originals zu verzichten. So konnte in einem Vergleichstest der Stiftung Warentest gerade erst ausgerechnet die günstigste Küchenmaschine, ein Gerät der Lidl-Eigenmarke Silvercrest, überzeugen. Dieses Gerät kostet etwa 100 Euro und konnte selbst neunmal so teure Mitbewerber, wie ein Modell von Kenwood, deutlich hinter sich lassen. Allerdings muss man auf manche Komfortfunktion verzichten. Auch Zubehör ist für die Silvercrest-Maschine weder für Geld noch gute Worte erhältlich. Zudem muss ausdrücklich gesagt werden, dass der „Thermomix“ nicht im Testfeld vertreten war. In einem weiteren Test aber, durchgeführt vom Magazin „Chip“, bestätigte das ikonische Vorwerk-Produkt seinen Ruf als teuerste, aber auch beste Küchenmaschine.

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„Kobold“-Staubsauger oft vorne bei Tests dabei

Und Testsiege beschert Vorwerk nicht ganz unerwartet auch der „Kobold“, ob nun als Akku- oder Bodenstaubsauger. So siegte 2020 bei Stiftung Warentest der kabellose „Kobold VB 100“, der zuvor schon mit dem „German Design Award“ ausgezeichnet worden war, in seiner Klasse ebenso, wie der „Kobold VT300“ bei den Bodenstaubsaugern. Doch auch die „Kobold“-Familienmitglieder haben ihren Preis. Der „VB100“ kostet mindestens 869 Euro, der „VT300“ ist gar erst ab 961 Euro zu bekommen. Die Vorwerk-Klassiker werden also ihrem Ruf als qualitativ und funktional sehr gute, aber eben auch sehr teure Produkte gerecht.

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