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Dynamic Pricing: Der beste Zeitpunkt, um bei Amazon & Co. zu sparen

Dynamic Pricing entschlüsselt

Zu welcher Tageszeit die Preise beim Online-Shopping am höchsten sind

Frau erstaunt beim Online-Shopping
Die Preise in den Online-Shops können ganz schön schwanken. „Dynamic Pricing“ steckt dahinterFoto: Getty Images

Wann ist die beste Zeit für eine Schnäppchen-Jagd im Internet? Die Frage ist gar nicht so einfach, denn durch „Dynamic Pricing“ ändern sich die Preise mitunter ständig. Die Faktoren dafür sind vielfältig.

Morgens kostet das Smartphone 300 Euro, abends plötzlich deutlich mehr. Preise hoch, Preise runter – bei Online-Händlern fahren Angebote schon mal Achterbahn. Aber warum? Ganz einfach: Weil der Anbieter so versucht, den Umsatz zu steigern. Das Prinzip des „Dynamic Pricings“ liegt in der Anpassung des Verkaufspreises an die aktuelle Marktsituation. Ist die Nachfrage hoch, wird der Preis nach oben geschraubt, stagniert die Nachfrage, versuchen die Händler das Produkt mit Billigpreisen attraktiver zu machen, um so den Abverkauf anzukurbeln.

Für Kunden kann das verwirrend sein. Doch hilflos ausgeliefert sind Sie den Tricks der Händler nicht. Wer zum richtigen Zeitpunkt kauft, darf sich freuen. Wer aber im falschen Moment zuschlägt, zahlt drauf. TECHBOOK erklärt, wie Sie zum richtigen Zeitpunkt zuschlagen.

Konkurrenz und Zahlungsbereitschaft beachten

Je nach Wochentag und Anbieter können Käufer einige Euro zu sparen. Für den Verkäufer hat das Prinzip gleich mehrere Vorteile. Marketing-Experte Prof. Dr. Peter Kenning von der Heinrich Heine Universität in Düsseldorf zu TECHBOOK: „Die Firmen verfolgen mit den Dynamic Pricing zwei Ziele. Zum einen ist der Preis ein starker Hebel, um den Gewinn zu steigern. Die Anbieter wollen durch die Preisschwankungen die Zahlungsbereitschaft der Kunden abgreifen und die Gewinnpotentiale ausschöpfen. Außerdem reagieren die Anbieter damit auf die Konkurrenz. Der Markt wird ständig genau beobachtet, damit die Kunden nicht bei einem anderen Shop bestellen.“ Dies kann aber auch zum Nachteil für den Kunden werden. Wenn beispielsweise ein Produkt bei der Konkurrenz vergriffen ist, dann erhöht sich der Preis meistens sehr schnell.

Der beste Zeitpunkt fürs Online-Shopping

Doch wann ist nun der beste Zeitpunkt, um auf Shopping-Tour im Internet zu gehen? Und gibt es eine Shopping-Primetime? Ja, die Uhrzeit kann beim Dynamic Pricing entscheidend sein. Kenning zu TECHBOOK: „Das ist ähnlich wie bei den Tankstellen. Wenn die Nachfrage gering ist, dann ist ein guter Zeitpunkt, um zu kaufen. Zum Beispiel morgens, wenn viele Menschen arbeiten sind. Aber der Algorithmus wird nicht nur von der Tageszeit bestimmt, es spielen auch andere Faktoren eine Rolle, sodass diese Regel nicht immer und auch nicht für alle Produkte Gültigkeit hat.“ Verschiedene Studien haben aber ebenfalls gezeigt, dass das gleiche Produkt häufig in der Mittagspause teurer angeboten wird, weil zu diesen Zeiten die Nachfrage steigt. Am späteren Abend sind die Preise jedoch vergleichsweise stabil.

Beim Online-Händler ATU waren im Untersuchungszeitraum Autobatterien oder Reifen jeweils am Vormittag teils bis zu 30 Prozent teurer als am Nachmittag zuvor. Bei den Versandapotheken DocMorris und Sanicare gingen an einzelnen Tagen Preissenkungen mit Preiserhöhungen anderer Artikel einher.

Statistiken haben zudem belegt, dass Kleidung, Schuhe und Accessoires auf Modeplattformen donnerstags am günstigsten, am Wochenende dagegen oft am teuersten sind. Vor Weihnachten soll Bekleidung meist günstiger zu erwerben sein. Das gilt aber nicht für Schuhe, die steigen vor den Feiertagen häufig im Preis.

Amazon war Vorreiter beim Dynamic Pricing

Es sind oftmals die großen, internationalen Unternehmen, die Dynamic Pricing betreiben und ihre Preise anpassen. 2019 hatte das Statistische Bundesamt Verbraucherpreise im Internet über ein Jahr beobachtet. Insgesamt 42 Millionen Daten von über 200 Online-Händlern sind zusammengekommen. Besonders häufig setzten Elektronikmärkte und Online-Apotheken im Untersuchungszeitraum auf Dynamik. Dabei geht es auch nicht immer nur um kleine Anpassungen, wie das Beispiel eines großen Modehändlers zeigt. Die Marktwächter folgten der Preisentwicklung einer Stoffhose. Innerhalb weniger Tage schwankte das Angebot in mehreren Schritten zwischen knapp 80 Euro und knapp 200 Euro. Und bei einem großen Elektronikhändler zahlten Kunden, die am falschen Tag zuschlugen, für ein Smartphone 220 Euro mehr als an anderen Tagen.

Der Onlineriese Amazon betreibt das Dynamic-Pricing-Prinzip extrem. Hier ändern sich die Preise sogar mehrmals am Tag. Laut einer Studie des Softwareunternehmens „Minderest“ kann sich der Preis innerhalb von 24 Stunden bis zu 100 Mal verändern, teilweise sogar extrem – wie bei einer Spiegelreflexkamera zum Beispiel: Erst sollte sie 700 Euro kosten, kurze Zeit später waren es rund 1700 Euro, das berichtete im August 2016 die Seite www.br.de. Die Preise werden mithilfe eines programmierten Algorithmus berechnet. „Durch die Digitalisierung sind die Preisanpassungs-Kosten sehr gering“, so Kenning zu TECHBOOK. „Das geschieht alles automatisch. Deshalb nutzen mittlerweile fast alle Online-Shops das Dynamic Pricing. Aber nicht nur im Internet, auch in richtigen Läden ist das Dynamic Pricing angekommen. Durch elektronische Preisschilder können viele Unternehmen auch hier die Preise ganz flexibel ändern.“

Tägliche Schwankungen in vielen Branchen üblich

Sehr beliebt ist das Dynamic-Pricing-Modell auch bei Fluggesellschaften sowie Anbietern von Urlaubsreisen oder Hotelvermittlern. Je nach Wochentag, Tageszeit und verbleibender Zeit bis zum Antritt der Leistung werden verschiedene Preise fällig. Oberstes Ziel dabei: den besten Preis finden, den der Verbraucher noch bereit ist zu zahlen und damit möglichst die eigenen leeren Plätze besetzen.

Das Preis-Jo-Jo hat die Verbraucherzentrale Brandenburg untersucht. Das Ergebnis der Studie: 15 der 16 untersuchten Händler änderten regelmäßig die Preise für Teile ihres Sortiments – bei einzelnen Produkten fast täglich. Zum Teil waren die Schwankungen erheblich, besonders viele registrierten die Verbraucherschützer bei Elektronik- und medizinischen Produkten.

Hierzulande noch keine persönlichen Preise

Neben dem Dynamic Pricing sind auch individuelle Preise immer wieder ein Thema. Oft wird vermutet, dass Nutzer von Apple-Geräten teurere Angebote erhalten, weil diese zu den Premium-Produkten zählen und damit auf zahlungskräftige Kundschaft schließen lassen. Während es in den USA bereits Studien dazu gibt, wurde in Deutschland bislang nur gemutmaßt, ob Händler ihre Angebote dergestalt individualisieren.

Das Bundesverbraucherschutzministerium hat nun erstmals eine Studie dazu anfertigen lassen. Die kommt zu dem Schluss, dass es eine persönliche Preisgestaltung hierzulande noch nicht gibt. Unterschiedliche Standorte, die Surfhistorie, Nutzerkonten oder Profile aus sozialen Netzwerken hätten demnach keinen Effekt auf das abgefragte Angebot, ebenso wenig wie Cookies im Browser.

Nur in einem Fall stellten die fürs Ministerium tätigen Forscher einen Preisunterschied durch die Gerätenutzung fest. Eine Plattform räumte Rabatt ein, wenn das Hotelzimmer übers Handy gebucht wurde.

Bei der Europäische Union sind die individuellen Preise ebenfalls ein Thema. In einer Richtlinie (2019/216) legte sie fest, dass Online-Händler ab 2022 ihre Kunden darauf hinweisen müssen, wenn ihr Angebot personalisiert ist. Wie genau Deutschland die Richtlinie umsetzt, steht bislang noch nicht fest.

7 Tipps, um den günstigsten Preis zu finden

  • Überprüfen Sie die Preise auf Vergleichsportalen. Ein wenig mehr Zeit in die Suche zu investieren, lohnt sich meistens.
  • Löschen Sie regelmäßig Ihre Cookies im Browser. So entfernen Sie frühere Internet-Daten, die gespeichert wurden.
  • Vergleichen Sie die Preise in verschiedenen Online-Shops.
  • Beim Kauf über das Smartphone sollten Sie den Browser und nicht die App nutzen. Dann sehen Sie Preisschwankungen direkt.
  • Bevor Sie etwas kaufen, googlen Sie einfach einmal, ob es irgendwelche Gutschein-Codes des Anbieters im Internet gibt.
  • Wer über Preisvergleich-Seiten oder über Werbebanner zu einem Produkt kommt, der kann dadurch häufig einige Prozente sparen. Wer dagegen den direkten Weg auf die Anbieter-Seite wählt, ohne zu vergleichen, der zahlt mitunter drauf. Dennoch: Auch hier lohnt der Vergleich zwischen dem Anbieter direkt und etwaigen Dritthändlern.
  • Endgeräte-Check: Um wirklich den günstigsten Preis zu finden, sollte man den Shop mit verschiedenen Endgeräten besuchen. Manchmal ist der Preis auf einem mobilen Gerät höher als bei einem herkömmlichen Computer.

mit Material von dpa

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