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Der Unterschied zwischen den Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum

Bitcoin und Ethereum sind die mit Abstand größten Kryptowährungen der Welt – funktionieren aber auf gänzlich verschiedene Weise
Bitcoin und Ethereum sind die mit Abstand größten Kryptowährungen der Welt – funktionieren aber auf gänzlich verschiedene Weise Foto: picture alliance / NurPhoto | Jakub Porzycki
Oliver Schmaering
Freier Redakteur

14.08.2023, 17:29 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Obwohl die Zahl verschiedener Kryptowährungen inzwischen fünfstellig ist, machen allein die Marktanteile der beiden größten Kryptowährungen fast ein Dreiviertel der Gesamtheit aus. Bitcoin und Ethereum sind die Giganten des „Kryptoversums“. Noch ist Bitcoin etwa doppelt so groß wie Ethereum. Doch viele Experten glauben, Ethereum wird Bitcoin bald überholen. TECHBOOK wirft einen Blick auf die Wahrscheinlichkeit des Szenarios.

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Was ist besser, Bitcoin oder Ethereum? Oft wird diese Frage gestellt, doch selten wird sie eindeutig beantwortet. Zu komplex ist die Gemengelage, zu viele Faktoren spielen mit, zu unterschiedlich sind die Perspektiven.

Bitcoin vs. Ethereum – die Anfänge

Aber von vorn: Bitcoin wurde im Jahr 2009 von einer mysteriösen Gründerfigur namens Satoshi Nakamoto in die Welt gesetzt. Damals war ein Bitcoin nur wenige Cent wert. Der Preis hat sich im Laufe der Jahre vervielfacht. Im November 2021 wurde ein Allzeithoch von mehr als 69.000 US-Dollar verzeichnet. Allerdings sind Kryptowährungen extrem volatil. Und so sind auch beim Bitcoin Wertschwankungen riesigen Ausmaßes an der Tagesordnung.

In den frühen Jahren von Bitcoin will ein Teenager namens Vitalik Buterin Teil der Krypto-Bewegung werden. Da seine Vision von Bitcoin als Plattform für Apps keine Resonanz findet, beschließt er wenige Jahre später, eine eigene Kryptowährung zu erschaffen: Ethereum. Das Besondere daran ist die von Beginn an konzipierte Programmierbarkeit. Nun, einige Jahre später, ist Ethereum erwachsen geworden.

Ethereum kann also mehr als Bitcoin, könnte man vereinfacht sagen. So gehören etwa Smart Contracts zum Repertoire. Sie stiften eine neue zentrale Idee: Kauf, Verkauf oder Verleih bestimmter Tokens können auf der Blockchain mittels Smart Contracts ohne Vermittler, ohne Vertragsunterzeichnung und ohne den Austausch von Personalien abgewickelt werden. Und das vollkommen sicher.

Während beim Bitcoin die dazugehörige Blockchain und der Coin den gleichen Namen tragen, heißt der Coin der Ethereum-Blockchain Ether.

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Worin unterscheiden sich Bitcoin und Ethereum?

Bitcoin ist nicht ohne Grund der Primus unter den Kryptowährungen. Es ist nicht nur die älteste Kryptowährung am Markt, sondern auch die am meisten dezentralisierte. Es gibt keine Firma, die Bitcoin betreibt, es gibt keinen Eigentümer, man könnte deshalb von einer öffentlichen Blockchain sprechen. Dieser Status macht Bitcoin wenig anfällig für juristische Operationen, denn wen wollte man verklagen? Jeder kann Bitcoin kaufen, jeder kann Bitcoin schürfen, jeder kann Bitcoin selbst verwalten, Marke und Logo gehören allen und niemandem, die Software ist Open Source und darf von allen eingesehen, kopiert oder abgewandelt werden. Bitcoin ist immun gegen alles, was andere Marken beschädigen würde – denn es ist keine Marke.

Und dabei ist Bitcoin, gemessen an seinem Marktwert, inzwischen größer als etwa Visa, Walmart und die Coca-Cola Company. Bitcoin rangiert direkt hinter Tesla.

Ethereum hingegen befindet sich in einem von der Finanzdaten-Website Coinmarketcap veröffentlichten Ranking weiter hinten, aber immerhin noch vor McDonald’s, Nike oder Toyota. Dabei hat Ethereum noch nicht den gleichen Grad der Dezentralisierung erreicht wie Bitcoin. Die Ethereum Foundation hat nach allgemeiner Wahrnehmung noch großen Einfluss, auch wenn Ethereum, ebenso wie Bitcoin, Open Source ist und formell als dezentral gilt.

Die technologische Vorreiterrolle hat dazu geführt, dass Ethereum aus dem „Kryptoversum“ nicht mehr wegzudenken ist. Die Software ist das Fundament vieler anderer Softwares, die als Dapps oder Rollups auf die Ethereum-Infrastruktur aufsetzen. Dapps sind dezentralisierte Applikationen, die auf Blockchains wie Ethereum basieren und Nutzern einen Mehrwert bieten. Rollups hingegen dienen dazu, Transaktionen aus großen, langsameren Blockchains auszulagern und erst nach dem schnellen Abschluss wieder einzufügen. Über eine Kompatibilität mit der Ethereum Virtual Machine (EVM) können außerdem andere Blockchains mit Ethereum interagieren. So entsteht ein riesiges kryptographisches EVM-Ökosystem.

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Bitcoin ist begrenzt, Ethereum nicht

Ein wichtiger Unterschied zwischen Bitcoin und Ethereum ist die Anzahl der Coins. Bitcoin ist auf genau 21 Millionen Stück limitiert. Davon sind weit über 19 Millionen bereits geschürft und im Umlauf. Diese Limitierung ist durch nichts und niemanden aufzuheben. Sie ist Teil des Codes. Dadurch, dass die Ausgabe von Bitcoin jedoch nach 210.000 geschürften Blöcken automatisch halbiert wird, dauert es noch lange, bis dieses Limit erreicht wird.

Ethereum hingegen hat kein programmiertes Limit. Momentan sind über 120 Millionen Ether im Umlauf. Das bisherige Preis-Allzeithoch wurde im November 2021 mit mehr als 4800 US-Dollar pro Stück erreicht.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist das verwendete Konsensverfahren – jedenfalls inzwischen, so muss man es genauer sagen. Denn früher wurden beide Blockchains im Proof-of-Work-Verfahren (PoW) betrieben. Doch seit dem sogenannten Merge im September 2022 arbeitet Ethereum im Proof-of-Stake-Verfahren (PoS). Damit unterschieden sich beide Kryptowährungen nun technologisch signifikant.

Und das stellt die Frage nach dem sogenannten Flippening auf neue Weise.

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Wird Ethereum bald Bitcoin übertreffen?

Unter Flippening versteht man im Krypto-Slang die Ablösung von Bitcoin als größte Kryptowährung durch Ethereum.

Diese Idee ist weit verbreitet und bis zum Merge hätten viele darauf gewettet, dass die Tage von Bitcoin als führende Kryptowährung gezählt sind. Schließlich konnte man Ethereum genau wie Bitcoin schürfen und dezentral verwalten, nur dass Ethereum technologisch mehr Möglichkeiten hatte.

Der Merge verschafft Ethereum zwar einerseits neue Vorteile, aber andererseits auch gewisse Nachteile, die zu einer Neubewertung der Wahrscheinlichkeit des Machtwechsels, also des Flippening, führen. Verschiedene Metriken zeigen unterschiedliche Tendenzen auf. Hierbei werden Parameter wie Anzahl aktiver Adressen, Transaktionsvolumen oder auch die Zahl von Google-Suchanfragen über die Jahre beobachtet und in Indizes dargestellt. In manchen Kategorien konnte sich Ethereum verbessern, in anderen schob sich Bitcoin weiter nach vorn.

Ethereum ist moderner …

Als Plus für Ethereum spricht die um ein Vielfaches höhere Energieeffizienz und damit die Umweltfreundlichkeit durch die Verwendung des Proof-of-Stake-Verfahrens. Das könnte Ethereum in einigen Teilen der Welt und in manchen politischen Entscheidungsprozessen helfen, wenn es etwa um finanzielle Förderung oder Verbote geht. Und das wird wiederum viele Investoren, die auf Nachhaltigkeit setzen, besonders interessieren.

Andere Nutzer hingegen betonen den Verlust an Sicherheit, der Proof of Stake im Verhältnis zu Proof of Work zugeschrieben wird. Ob das wirklich so stimmt, wird kontrovers diskutiert. Wieder andere Kryptoenthusiasten beklagen eine Art „Entdemokratisierung“ von Ethereum. Das umfasst ganz verschiedene Aspekte. Um hier ein simples Beispiel zu nennen: Bitcoin kann jeder auf jedem Smartphone schürfen, ohne Bitcoin kaufen zu müssen. Früher ging das auch mit Ethereum. Für das Proof-of-Stake-Verfahren ist jedoch mittlerweile zuerst die Investition in die Währung notwendig.

Die Frage, ob das Schürfen unter Berücksichtigung der aufgewendeten Energie überhaupt sinnvoll ist, spielt nicht die Hauptrolle in Ländern, in denen Energie günstig und der Klimawandel kein gesellschaftliches Thema ist. Dazu kommt: Bitcoin hat inzwischen auch andere Argumente vorzuweisen.

Die Transaktionskosten und die Transaktionsgeschwindigkeit wurden für Bitcoin und Ethereum über die Jahre zu einem Hemmnis. Durch immer stärkere Nutzung wurden die Blockchains immer teurer und langsamer für die Benutzer. Ethereum hat mit Rollups – auch Layer2-Blockchains genannt, weil sie eine abgesonderte Ebene darstellen – eine Lösung gefunden, die Transaktionen schneller macht und Kosten senkt. Dabei werden, vereinfacht gesagt, Transaktionen auf einer parallelen, schnellen Blockchain gebündelt und dann mit Zeitversatz als Sammeltransaktion auf der Ethereum-Blockchain registriert. Damit, so dachten viele, hat Ethereum das Rennen um Platz eins schon gewonnen.

… doch auch Bitcoin entwickelt sich weiter

Doch in jüngerer Zeit gelangt das Lightning-Network von Bitcoin zu immer größerer Popularität. Auch hier werden die Transaktionen parallel gebündelt und später als Sammeltransaktion auf der Bitcoin-Blockchain registriert. Und es gibt dazu noch ein gewisses Extra. Lightning-Apps machen Bitcoin erstmals zu einer bequemen und leicht handhabbaren Währung für den Alltagsgebrauch. Mit wenigen Klicks auf dem Smartphone lässt sich blitzschnell mit Bitcoin ein Kaffee bezahlen – falls das Café schon Bitcoin akzeptiert. Zentralen Figuren im Krypto-Space, wie dem ehemaligen Twitter-Chef und jetzigen Square-Gründer Jack Dorsey, gelingt es, Bitcoin über die Faszination des Lightning-Bezahlens in breiten Schichten der Weltbevölkerung zu neuer Popularität zu verhelfen. Zudem gibt es durchaus erfolgreiche Bemühungen, den Einsatz nachhaltiger Energie beim Schürfen von Bitcoin zu erhöhen.

Die Karten sind neu gemischt. Ob es Ethereum auf absehbare Zeit wirklich gelingt, Bitcoin vom Thron zu stoßen, erscheint ungewisser denn je.

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