Zum Inhalt springen
logo Das Magazin für digitalen Lifestyle und Entertainment
Zur Altersverifikation

Wer auf Erotikseiten surft, benötigt künftig wohl eine App

Um den Jugendschutz zu stärken, hat die EU eine App zur Altersverifikation eingeführt
Um den Jugendschutz zu stärken, hat die EU eine App zur Altersverifikation eingeführt Foto: Getty Images
Charlotte Ziesing

6. Juni 2025, 9:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Europäische Kommission hat eine neue App für die Altersverifikation eingeführt. Unternehmen können damit kostengünstiger Authentifizierungen durchführen. Allerdings gibt es Bedenken von Verbraucherschützern hinsichtlich Datenschutz und Abhängigkeit von zentralen Plattformen.

Artikel teilen

Dass Minderjährige durch Zufall oder aus Neugier auf nicht jugendfreien Seiten im Netz landen, ist nichts Neues. Eine App der Europäischen Kommission soll nun eine länderübergreifend einheitliche Altersverifikation bieten, dabei aber die Privatsphäre der Nutzer schützen.

Altersverifikation per App

Nutzer aus allen EU-Mitgliedstaaten sollen die Möglichkeit bekommen, nachzuweisen, dass sie alt genug sind, um auf legale altersbeschränkte Websites zuzugreifen. Die White-Label-App, entwickelt von Scytales und T-Systems, soll so lange Anwendung finden, bis die EUid-Brieftasche Ende 2026 verfügbar ist. Große Unternehmen wie Meta, Apple und Amazon sollen sich damit stärker zum Schutz Minderjähriger verpflichten.

Die App zur Altersverifikation ist der Vorläufer der EUid-Brieftasche, die Nutzer ermöglichen soll, sich digital zu identifizieren. Jeder EU-Mitgliedstaat soll mindestens eine Brieftasche für Bürger, Einwohner und Unternehmen zur Verfügung stellen. Die Nutzung ist nicht verpflichtend und kostenlos. Über die App können auch digitale Dokumente sicher verwahrt, geteilt oder unterzeichnet werden. Versprochen wird ein privater, komplett sicherer Dienst. Unternehmen sollen über die App schneller und kostengünstiger Authentifizierungen abwickeln können.

Verbraucherzentrale hat Bedenken an App zur Altersverifikation

Die vorläufige App soll im Juli 2025, die Brieftaschen-App Ende 2026 veröffentlicht werden. Ein ähnliches Prinzip nutzt Google für seine digitale Geldbörse Wallet. Die App soll als Ausweiskontrolleur fungieren und Nutzer bei Altersabfragen im Netz ausweisen. Die Funktion lässt sich vorerst nur in den USA und in Großbritannien nutzen. Verfassungsschützer betrachten das Thema digitale Geldbörsen kritisch, auch die Verbraucherzentrale sieht Datenschutzbedenken und die Abhängigkeit von einer zentralen Plattform.

Parallel zur Einführung der neuen Altersverifikation-App hat die Europäische Kommission förmliche Verfahren gegen Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos eingeleitet. In diesen wird den Plattformen vorgeworfen, gegen das Gesetz über digitale Dienste verstoßen zu haben. Untersucht werden die Risiken für den Schutz Minderjähriger und die Vorkehrungen zur Altersüberprüfung. Ein Bericht der Kommission betont, dass der Schutz junger Nutzer im Internet eine der wichtigsten Durchsetzungsprioritäten im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste darstellt. Sollten Plattformen den Anforderungen für die Rechte und das Wohl von Kindern nicht nachkommen, stellt das einen Verstoß gegen das Gesetz über digitale Dienste dar.

Auch gegen kleinere pornografische Plattformen hat die EU-Kommission Maßnahmen eingeleitet, um sicherzustellen, dass man das Gesetz über digitale Dienste in der gesamten EU einheitlich anwendet. Laut eigenen Angaben wird nun eine Untersuchung durchgeführt, um weitere Beweise zu sammeln. Die Kommission kann zu Auskunftsverlangen, Befragungen oder Inspektionen einsetzen. Die Vorwürfe gegenüber Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos basieren auf Untersuchungen und Analysen von Risikobewertungen und Prüfberichten aus dem Zeitraum Juni bis Dezember 2024. Ein Ergebnis steht noch aus, bislang wird lediglich der Verdacht geprüft.

Lesen Sie auch: Besucher von Pornoseite in Deutschland Opfer von Betrugsmasche

Was sagt Pornhub dazu?

In einem Interview mit TECHBOOK spricht Alexzandra Kekesi, Vizepräsidentin für die Marke und die Community bei Pornhub, über die vorgeschlagenen Maßnahmen. „Wir möchten klarstellen, dass wir die Altersverifikation unterstützen, solange sie die Sicherheit und die Privatsphäre der Nutzer wahrt und fair durchgesetzt wird.“ Laut Kekesi funktioniert die aktuelle Nutzung eines Drittanbieters zur Altersverifikation nicht. So würden in Frankreich und im US-Bundesstaat Louisiana etwa 85 bis 99 Prozent der Interessenten abspringen, sobald sie persönliche Dokumente teilen sollen. „Wir setzen uns daher für eine Altersverifikation auf Geräteebene ein, die im Betriebssystem integriert ist. Der Nutzer würde sich einmal verifizieren, und das Gerät würde als Schlüssel fungieren.“

Kekesi verneint die Frage, ob sich ein Verlust von Minderjährigen auf der Plattform bemerkbar mache. Laut Kekesi hat der Ausschluss von Minderjährigen sogar finanzielle Vorteile, da deren Klicks nicht in Einnahmen umgewandelt werden, da sie in der Regel keine Bezahlmöglichkeiten haben. Es sei auch „absurd zu behaupten, dass wir durch das Zeigen von Werbung an Kinder Geld verdienen“. Erlöse durch Werbung würden nur erzielt, wenn zahlende Kunden auf Werbung klickten und auf der externen Seite einen Kauf tätigten.

Mehr zum Thema

Ähnliche Pläne in Australien und Großbritannien

Henna Virkkunen, EU-Exekutiv-Vizepräsidentin für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, sagt: „Der Online-Raum sollte ein sicheres Umfeld für Kinder sein, in dem sie gefahrlos lernen und miteinander in Kontakt treten können. Uns geht es vor allem darum, Minderjährige zu schützen und ihnen ein sicheres Surfen im Internet zu ermöglichen. Gemeinsam mit den Koordinatoren für digitale Dienste in den EU-Mitgliedstaaten sind wir entschlossen, junge Internetnutzer vor möglichen Gefahren zu schützen.“

So fordern mehrere europäische Länder ein Mindestalter für soziale Medien, laut Virkkunen ist das aufgrund unterschiedlicher Dienste und Kulturräume aber schwierig festzulegen. Außerhalb der EU hat das australische Parlament Ende November 2024 einen Plan verabschiedet, der den Zugang zu sozialen Medien für unter 16-Jährige komplett verbietet. Der australische Regierungschef Anthony Albanese unterstützt die Entscheidung: „Wir wollen, dass australische Kinder eine Kindheit haben.“ Auch Großbritannien erwägt ähnliche Restriktionen.

Themen CoBi News Sicherheit

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.