
29. Mai 2025, 12:27 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Kaum ein Genre hat die Games-Branche in den vergangenen Jahren so geprägt – aber auch gespalten – wie Open World. Titel mit offenen Spielwelten locken mit riesigen Maps und zig Stunden Spielzeit. Aber was genau macht Open-World-Spiele eigentlich aus und welche sind empfehlenswert?
Open-World-Spiele galten lange, vor allem in den 2010er-Jahren, als das Nonplusultra. Kaum ein AAA-Titel, der nicht mit einer riesigen Spielwelt kam, die vor Quests, Loot und atemberaubenden Landschaften nur so strotzte. Diese oft als Stärke angepriesenen Elemente sind aber gleichzeitig auch die Schwäche des Genres. Dennoch gibt es eine ganze Reihe Open-World-Spiele, die man aus Sicht der TECHBOOK-Redaktion unbedingt gespielt haben sollte.
Open-World-Spiele und offene Spielwelten erklärt
Der Kern von Open-World-Titeln steckt im Namen: eine offene Spielwelt. Dieser Begriff ist genau genommen in Teilen irreführend, weil allein schon aufgrund technischer Limitierungen (noch) keine Spielwelt wirklich komplett offen ist. Was die Spiele allerdings eint, ist eine gewisse Größe ihrer Spielwelt, in der man sich annähernd frei bewegen kann und deren Quests und Geschichten dementsprechend in nahezu allen Fällen in einem hohen Maß nicht linear sind.
Spieler haben durch die Bewegungsfreiheit, die diese Titel ihnen bieten, auch enorm viel Spielraum darin, wie und in welcher Reihenfolge sie Aufgaben angehen. Das Erkunden der Spielwelt ist dabei genauso ein wesentlicher Teil von Open-World-Spielen. Ein weiteres Merkmal ist etwa auch das wenige Vorkommen oder sogar gänzliche Fehlen von Ladebildschirmen.
Zuletzt gerieten Open-World-Spiele aber auch zunehmend in die Kritik. „Zu voll“, sagen die einen. „Zu sinnentleert“ die anderen. Aber der generelle Vorwurf an viele große Studios lautet in diesem Kontext, dass Open Worlds zum Selbstzweck und zur Größenrechtfertigung werden und am Ende für alle Beteiligten eine teure Angelegenheit sind. Dennoch gibt es viele Open-World-Titel, die absolut lohnenswert sind und deren Spielwelten man zumindest einmal bereist haben sollte.
The Elder Scrolls V: Skyrim
Die „Elder Scrolls“-Reihe ist eine der namhaftesten in diesem Bereich. Bereits 1996 veröffentlichte Entwickler Bethesda mit dem damals erschienenen zweiten Teil, „Daggerfall“, eine Spielwelt, die in ihrer Größe bis heute Maßstäbe setzt. Denn mittels zufallsgenerierter Inhalte kommt der Titel laut Entwicklerangabe auf eine Flächengröße von 480.000 virtuellen Quadratkilometern. In diesen Dimensionen bewegen sich die Nachfolger nicht mehr. Dafür haben Teile wie „Morrowind“ und „Oblivion“ bis heute viele Fans – vor allem dank ihrer Open Worlds, wie unlängst etwa auch die Remastered-Version von „Oblivion“ einmal mehr bewiesen hat.
Gerade der 2011 erschienene fünfte Teil der Reihe ist aber für viele der Inbegriff des Open-World-Genres. „Skyrim“, der Titel des Spiels, verweist wie schon seine Vorgänger auf den Handlungsort, der in diesem Fall die nördlichste Region der Spielwelt namens Tamriel umfasst. Dort ist die Landschaft von schneebedeckten Bergen, einer eisigen Küste, dunklen Wäldern und weiten Ebenen geprägt. Als sogenanntes Drachenblut muss der Spieler seine einzigartige Begabung nutzen, um die Bedrohung durch die zurückgekehrten Drachen auszuschalten. Gleichzeitig tobt in Skyrim (auf Deutsch: Himmelsrand) ein erbitterter Bürgerkrieg.
Die Stärke der Spielwelt von „Skyrim“ liegt zum einen in der Vielschichtigkeit ihrer Topografie. Zum anderen füllt Bethesda diese Welt mit allerhand Leben. Ja, die Quests sind mitunter repetitiv und generisch, aber langweilig wird es einem in Himmelsrand trotzdem nicht. Dazu tragen viele Details bei, sowohl händisch als auch zufällig erstellt. Ein meditierender Zauberer in der Einsamkeit, ein unterhaltsamer betrunkener Streit in der Ecke einer Taverne – „Skyrim“ belohnt seine Spieler wie kaum ein anderer Titel dafür, mit offenen Augen durch die Spielwelt zu laufen und einfach zu genießen.
The Legend of Zelda: Breath of the Wild
2017 brachte Nintendo nicht nur seine neue Switch-Konsole heraus. Direkt zum Release gab es außerdem den Titel „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“, der perfekt auf die neue Hardware ausgerichtet war. Der Erfolg des einen war sicherlich auch maßgeblich für den Erfolg des anderen. Zumal Nintendo nicht nur mit der Switch seiner Konsolensparte neues Leben einhauchte, sondern auch mit „Breath of the Wild“ einen für das Unternehmen untypisch mutigen Schritt machte.
Nicht bei der Handlung – diese ist Zelda-typisch auf das immer gleiche spartanische Muster einzustampfen. Der Held Link erwacht nach 100 Jahren aus einem Heilungsschlaf, um nun den damals angefangenen Kampf gegen die Verheerung von Ganon fortzusetzen und Prinzessin Zelda zu retten. Dafür setzt Nintendo allerdings auf eine beeindruckende Open World, die in ihrer möglichen Bewegungsfreiheit nahezu einzigartig ist.
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Wer die Mechaniken des Spiels richtig ausnutzt, kann nahezu jeden Winkel der Spielwelt Hyrule erkunden. Der Held Link kann – mit der richtigen Ausrüstung und genügend Ressourcen – auf jeden Berg klettern und durch jeden See schwimmen. Den Fokus auf die Spielwelt unterstreicht auch, dass es neben der ohnehin sparsamen Hauptquest kaum Nebenquests im üblichen Sinn gibt.
Das ist auch nicht nötig, Hyrule liefert eine Menge anderer Anreize. Die Shiekah-Türme enthüllen weitere Teile der Karte, in den Schreinen kann man Rätsel lösen und so seine Ressourcen verbessern, mit genügend Krog-Samen kann man die Taschen vergrößern und vieles mehr. Die Spielwelt ist der Star und das Zentrum von „Breath of the Wild“ – ein Konzept, das im Übrigen im Nachfolger, „Tears of the Kingdom“, noch weiter ausgebaut wurde. Nicht umsonst gilt „Breath of the Wild“ vielen nicht nur als eines der beeindruckendsten Open-World-, sondern generell als eines der besten Spiele aller Zeiten.
Red Dead Redemption 2
Keine Liste empfehlenswerter Open-World-Spiele, ohne nicht zumindest einen Titel von Rockstar Games zu nennen. In diesem Fall haben wir uns für „Red Dead Redemption 2“ entschieden (Entschuldigung an alle „GTA V“-Fans). Was die sehr große und offene Spielwelt in diesem Titel besonders auszeichnet, ist ihr Realismus und das hohe Maß an händisch designten Details.
Die Handlung ist zwölf Jahre vor der des ersten Teils angesiedelt. Der Protagonist des 2004 erschienenen Vorgängers, John Marston, hat auch in „Red Dead Redemption 2“ eine Rolle, das die Vorgeschichte erzählt. Neue Hauptfigur ist allerdings der Haudegen Arthur Morgan, der im Jahr 1899 Teil von Dutch van der Lindes Bande ist. Nach einem verpatzten Überfall muss die Bande fliehen und will das durch einen Zugüberfall finanzieren. Leider suchen sie sich dafür den Zug des Ölmagnaten Leviticus Cornwall aus, der ihnen Kopfgeldjäger auf den Hals hetzt.
Die Flucht von Arthur und der restlichen Bande führt sie quer durchs Land und sogar kurzzeitig auf die Karibikinsel Guarma. Jedes „neue“ Gebiet ist dabei Teil der riesigen Map, in der es jede Menge zu entdecken gibt. Was „Red Dead Redemption 2“ in Kombination mit der Spielwelt zudem so außergewöhnlich macht, sind seine vielschichtigen Charaktere. Diese sind nicht nur Teil der Hauptgeschichte. Auch innerhalb von Nebenaufgaben kann man viele interessante Personen treffen und Geschichten erleben. Dafür braucht es allerdings jede Menge Zeit, Geduld und den Willen, sich komplett auf dieses Open-World-Spiel einzulassen.
Assassin’s Creed: Origins
Die „Assassin’s Creed“-Reihe von Ubisoft hat sich im Laufe der Jahre gewandelt, vor allem im Hinblick auf die Spielwelt. Das 2017 erschienene „Origins“ markiert diesbezüglich den deutlichsten Einschnitt, wobei auch schon der Vorgänger „Black Flag“ dafür den Grundstein legte. Und auch wenn Ubisoft für seine Open-World-Formel oft kritisiert wird, bietet „Assassins’s Creed: Origins“ dabei auch so viel Gutes, dass es dennoch auf diese Liste gehört.
Da ist zum einen das grundlegende Setting, das so gut zur Reihe passt, wie kaum ein anderes. Denn „Origins“ ist im alten Ägypten angesiedelt und beleuchtet dabei die Ursprünge des Assassinenordens. Endlose Dünen und schroffe Felsen, aber auch die vielseitige und farbenprächtige Mittelmeerküste können vom Spieler erkundet werden. Dabei übernimmt man die Rolle des Bayek von Siwa, einem sogenannten Medjai, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sein Volk zu beschützen, aber auch Rache für den Tod seines Sohnes zu üben.
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Dieser ist einem Komplott des ominösen „Ordens der Ältesten“ zum Opfer gefallen, der in Ägypten im Hintergrund die Strippen zieht. „Assassin’s Creed“-typisch macht es sich Bayek nun zur Aufgabe, die Mitglieder des Ordens zu identifizieren und auszuschalten. Dafür muss er die komplette Spielwelt bereisen und sich mit historischen Persönlichkeiten wie Kleopatra verbünden, die mit ihrem Bruder Ptolemaios um den Thron ringt.
„Origins“ macht dabei aus Open-World-Sicht einiges besser als seine Vorgänger. In erster Linie sind hier die Vielseitigkeit der Topografie und das hohe Entdeckerpotenzial in einer nahezu komplett offenen Spielwelt zu nennen. Städte wie Alexandria sind komplett in ihre Umgebung eingebettet und schon von Weitem zu sehen, hinter jeder Düne könnte ein versteckter Tempel warten. Das – gepaart mit einer wunderschönen Grafik – macht „Origins“ zu einem der besten Open-World-Spiele.
The Witcher 3: Wild Hunt
Was „The Witcher 3: Wild Hunt“ nun im Kern für ein Spiel ist, wird immer wieder diskutiert. Fest steht aber, dass es eine fantastische Open World hat. Das Spiel basiert auf den „Hexer“-Romanen des polnischen Autors Andrzej Sapkowski und wurde von CD Projekt – nach den Vorgängern 2007 und 2011 – im Jahr 2015 veröffentlicht.
In einer mittelalterlich-slawischen Fantasy-Welt bekämpft der Spieler als Hexer Geralt von Riva Monster in verschiedenster Gestalt. Dabei hat er aber vor allem das Ziel, seine Ziehtochter Ciri zu finden, die aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten von der Wilden Jagd verfolgt wird.
„The Witcher 3“ führt seine Spieler auf dieser Suche in nahezu jeden Winkel seiner Spielwelt. Diese bietet neben den zusammenhängenden großen Hauptgebieten Velen und Novigrad auch die rauen Skellige-Inseln, die in alpiner Berglandschaft eingebettete Hexerfestung Kaer Morhen und das DLC „Blood and Wine“ ergänzt das noch um das farbenfrohe Herzogtum Toussaint.
Die große Stärke von „The Witcher 3“ ist die Verknüpfung zwischen Handlung und Open World. Letztere bietet damit immer ein Versprechen, dass hinter jeder Ecke eine neue Quest warten könnte. Diese profitieren wiederum enorm vom Detailreichtum der Spielwelt, die von diversen Konflikten, kriegerischen Auseinandersetzungen und kulturellen Unterschieden geprägt ist.

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Open-World-Spiele haben die Branche verändert
Man könnte an dieser Stelle noch so viele tolle Titel nennen, die mit einer fantastische Open World aufwarten können. Für viele ist das bereits erwähnte „Grand Theft Auto V“ der beste Vertreter seines Genres. „Elden Ring“, der eine oder andere „Fallout“-Teil, „Kingdom Come Deliverance (2)“, „Ghost of Tsushima“, „Death Stranding“ – man könnte diese Liste ins Endlose fortsetzen. Dabei zeigt sich, dass Open-World-Spiele oft besser sind als ihr Ruf, der vor allem in den vergangenen Jahren etwas gelitten hat.
Daran ist wohl in erster Linie ein Ungleichgewicht schuld; Open Worlds waren über viele Jahre omnipräsent. Man muss aber festhalten, dass offene Spielwelten, auch dank immer ausgefeilterer technischer Möglichkeiten, die Videospielbranche nachhaltig beeinflusst haben und das bis heute tun.
In gewisser Weise treiben sie nämlich eines der wesentlichsten Merkmale des Mediums auf die Spitze: Interaktivität. Wenn dann eine Spielwelt dazukommt, die mit Schönheit, aber vor allem Sinnhaftigkeit überzeugen kann und die ihre Inhalte nicht um derentwillen einfach platziert, sondern die sich die Frage stellt, was sinnvoll ist und warum es genau an diesem Ort sein sollte, dann entstehen wirklich gute Spiele.