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Ein Profi berichtet

Online Poker: Zwischen Ruin und schnellem Reichtum

Online Poker Karten Spielchips und Laptop
Geld verdienen beim Online-Poker mithilfe unserer Expertentipps Foto: Getty Images
Jules Finn Birner

20.03.2019, 13:49 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

„All-In“, „Raise“ oder ein enttäuschtes „Ich bin raus!“ – das Pokerfieber in Deutschland ist nach wie vor ungebrochen. Doch kann man mit Online Poker nicht nur das schnelle Geld verdienen, sondern wirklich auch dauerhaft den Lebensunterhalt sichern?

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Online-Anbieter wie „Pokerstars“ sind hierzulande spätestens seit der „Die TV total PokerStars.de-Nacht“ jedem ein Begriff. Stefan Raab schaffte es mit dem Event, Pokern als hippen Lifestyle salonfähig zu machen.

Vom Online Poker leben – ist das möglich?

Laut einer Studie von Pokerolymp gab es 2013 mehr als 357.000 registrierte, sogenannte Echtgeld-Spieler in Deutschland. Am Computer spielen und dabei Geld verdienen – für viele eine traumhafte Vorstellung. TECHBOOK erklärt: Wie genau geht das und wie schnell wird die Träumerei zur Illusion?

Der aus Berlin stammende Poker-Profi Martin S. (31) hat uns Rede und Antwort gestanden. Warum er wie viele andere deutsche Spieler im Exil lebt hat einen simplen Grund, erklärt er: „Wie beispielsweise auch in Österreich müssen hier in Stockholm erzielte Spielgewinne nicht versteuert werden.“ Diese Freizügigkeit in Sachen Steuerrecht macht Länder wie Schweden und Österreich zum Glücksspiel-Mekka für unzählige Spieler aus ganz Europa.

An den Pokertischen der virtuellen Welt tummeln sich aber neben den versierten Profis vor allem die unbedarften Anfänger und Freizeitspieler. Viele davon wollen nur etwas kurzweilige Unterhaltung, einige aber suchen finanziellen Erfolg.

Um erfolgreich zu spielen bräuchte ein Spieler beim Pokern vor allem Lernbereitschaft, Disziplin und Durchhaltevermögen, so Martin S.: „Anfangs geht es beim Pokern vielleicht noch um Glück, entscheidend ist jedoch viel mehr das Können. Heißt also: Spielen, spielen, spielen. Nie aufgeben und vor allem: nie aufhören zu lernen.“

Online-Poker-Portale

Nur wer clever ist und sich auskennt, hat gute Chancen, beim virtuellen Pokerspiel hohe Gewinne einzufahren. Zur Vorbereitung schlägt Poker-Experte Martin vor: „Vor dem ersten Besuch eines der Online-Poker-Portale wie Pokerstars, Partypoker oder Everest Poker ist der Besuch eines Grundkurses in einer Pokerschule sehr zu empfehlen.“ Wie die Poker-Portale selbst finden sich auch die Schulen zu hunderten im Netz. Dort wird beispielsweise anhand von Spielvideos gelehrt, wie man Poker spielt und Hände gewinnt. Analog zu sonstigen Tutorials und Anleitungen finden sich ähnliche Lehrvideos selbstverständlich auch bei Youtube.

Warm-up mit Spielgeld

Ein weiterer Tipp, den Martin mit Nachdruck betont: „Mit Spielgeld pokern!“. Das Erlernen von Strategien sollten Einsteiger am Besten in Runden mit Spielgeld-Einsätzen üben und verinnerlichen. Eine solche Option bieten alle gängigen Pokerschulen. So ergibt sich die Möglichkeit, das eigene Können sicher einschätzen zu lernen und zu verbessern. Im Spielgeld-Modus kann gefahrlos getestet werden und in manchen Fällen winken am Ende sogar Echtgeld-Gewinne.

Getreu dem Motto „Übung macht den Meister“ gilt die Erfolgsformel, dass sich die Gewinnchancen des Spielers mit steigender Erfahrung erhöht.

Niedrig einsteigen und groß rauskommen

„Um schnelle Verluste zu vermeiden, sollten Anfänger immer erstmal mit niedrigen Limits starten“, empfiehlt Martin, „auch weil es ganz wesentliche Unterschiede zwischen dem Spielgeld-Modus und richtigem Spielen gibt, an die es sich zu gewöhnen gilt.“ Falls der Spieler also nicht Gefahr laufen möchte, direkt nach einem All-In verfrüht aussteigen zu müssen, sollte er sich besser langsam an die größeren Potts herantasten.

Auch interessant: Wie Sie mit Smartphone-Apps zum Nichtraucher werden

Risikosteuerung durch geschicktes BRM

„Längere Zeit im Spiel zu bleiben und dabei vielleicht auch später im Spiel etwas höher zu pokern ist keine Frage des Glücks sondern eine des richtigen Managements!“ erklärt Martin. Durch das sogenannte Bankroll Management können Pokerspieler ihr Risiko verringern, ihr komplettes eingelegtes Kapital zu verlieren. Dadurch werden nämlich Totalausfälle möglichst auf ein Minimum reduziert.

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Eine goldene Regel hierfür lautet: Online-Pokerspieler sollten mindestens über 30 volle Turnier-Buy-Ins verfügen, bevor sie am virtuellen Pokertisch Platz zu nehmen. Beim sogenannten Cashgame, einem Spiel bei dem jeder Einsatz mit realem Geld erfolgt, empfiehlt sich der Faktor 100. Das bedeutet, bei einem Big Blind von einem Euro, sollten Sie am besten mit 40-100 Euro an den Tisch gehen und mindestens 2000 Euro auf dem Konto haben. Sollte das nicht der Fall sein oder ist der Spieler bereits durch verlorene Runden unter dieses Limit gefallen, dann ist es für ihn Zeit, den Tisch zu verlassen, um das verbliebene Restkapital an Tischen mit niedrigeren Limits wieder zu erhöhen.

Varianzverständnis

Wer Turniere spielen möchte sollte sich von Beginn an bewusst sein, dass diese einer enormen Varianz ausgesetzt sind. „Die meisten Laienspieler sind bereits damit überfordert überhaupt ein adäquates Spielniveau zu erreichen, um nicht nur an mid/highstakes-Turnieren teilzunehmen, sondern diese auch gewinnen zu können“, urteilt Martin scharf. Zwingend notwendig sind hierfür ein angemessenes Mindset und das angesprochene Bankroll Management.

Wozu Hilfsprogramme wie HEM gut sind

Hilfsprogramme sind beim Online Poker ein absolutes „Muss“, sie machen sich unentbehrlich, indem sie dem Spieler bei der aktiven Spielanalyse helfen. Beispiele hierfür wären: Holdemmanager (HEM) oder SnG Wizard.

Was sind Tracking Programme

Das Programm notiert im Laufe des Spiels die Hand-Historien der gespielten Hände. Das heißt, es analysiert, welche Karten die Spieler bekommen haben, wie sie agierten und wieviel Geld dabei in Umlauf gebracht wurde.

Tools für Profis

  • Bankroll-Management (BRM)
  • Disziplin
  • Mindset
  • Pokerwissen
  • Varianzverständnis

Rechtliche und psychische Risiken

Ein Risiko bleibt dem Spiel und somit dem Spieler immer erhalten. Das gilt sowohl für den Pokertisch selbst als auch abseits davon. Poker-Profis bewegen sich rechtlich wie psychisch auf dünnem Eis

Generell warnt der Verbraucherschutz Deutschland online vor diesen fünf Spielerfallen:

  • (Nach aktueller Rechtslage) besteht Straftatbestand aufgrund der Teilnahme an verbotenem Glücksspiel.
  • Schadprogramme bergen ein hohes Sicherheitsrisiko.
  • Möglicher Datenmissbrauch bei Einzahlungen auf das Spielerkonto.
  • Bonus-Guthaben kann grundsätzlich nicht ausgezahlt werden und darüber hinaus besteht die Gefahr des Diebstahls von bereits eingezahlten oder gewonnenen Beträgen.
  • Im Schadensfall (z.B. bei Betrug) sind aufgrund des Glücksspielverbots keine Rechtsmittel möglich.

Neben der Gefahr der Spielsucht droht im Extremfall sogar Ärger mit den Behörden. Sobald ein Spieler dem Pokerspiel gewerblich nachgeht, also tatsächlich seinen Lebensunterhalt damit verdient, muss er entsprechend Einkommenssteuern an das Finanzamt abführen.

Vom Hobby-Spieler zum Profi

Genauso wie Lotto und Casino Spiele wird Pokern vom Staat als Glücksspiel eingestuft. Daraus ergibt sich ein steuerlicher Vorteil, da Einnahmen aus legalen Glücksspielen, welche privatem Vermögen zugerechnet werden können, vorerst steuerfrei sind (darunter fällt selbst ein Gewinn in Millionenhöhe in Las Vegas). Aus dem gleichen Grund können allerdings auch keine Verluste geltend gemacht werden, welche im Kontext der Gewinne aufgebracht werden mussten, wie etwa für Reisekosten, Spieleinsätze oder Verluste dieser Einsätze.

Achtung: Kapitalerträge wie zum Beispiel Zinsen oder Dividenden, welche mittels der Glücksspiel-Gewinne erzielt werden, müssen in der Steuererklärung angegeben und somit versteuert werden.

Ganz anders sieht das bei professionellen Spielern aus, die gemäß § 15 EstG gewerbliche Einkünfte aus ihrem Spiel erzielen. Bei den Profis wird die Höhe der Steuer genauso wie beim normalen Arbeitnehmer auch, anhand der tatsächlich erwirtschafteten Einnahmen (abzüglich der Einnahmen) berechnet.

Die Einstufung zum Freizeitspieler oder Profi hängt dabei von eine Reihe unterschiedlicher Faktoren ab. Bedeutend ist hierbei vor allem, ob ernsthafte Gewinnabsichten bestehen, ob die aufgewendete Zeit beim Online Poker als Arbeitszeit kategorisiert werden kann und ob noch weitere Einkünfte bestehen oder nicht.

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TECHBOOK meint:

Gerne wird vergessen, dass Schätzungen zufolge lediglich etwa 5% aller Pokerspieler auf lange Sicht Winning Player sind. Im Umkehrschluss bedeutet das, um als Profi Erfolg zu haben, müssen auf Dauer 95% aller Spieler hinter sich gelassen werden und selbst wenn das geschafft sein sollte. Ein vorsichtiger Spielstil ist insbesondere bei Spielanfängern ratsam, selbst erfahrene Profis setzen häufig auf die Strategie des „Grindens“. Dabei handelt es sich um einen speziellen Spielstil, bei dem mit minimalem Risiko über lange Zeit kontinuierlich kleine, sichere Gewinne eingefahren werden. 

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