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Meinung

Warum Sie jetzt auf keinen Fall einen E-Roller kaufen sollten

E-Scooter an Geländer in Madrid
Die Auswahl der Escooter ist noch sehr eingeschränkt. Kunden sollte jedoch um einige Angebote einen Bogen machen Foto: Getty Images
Adrian Mühlroth
Redakteur

29.05.2019, 17:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

E-Scooter werden derzeit von Elektronikmärkten und Internethändlern verstärkt angeboten und beworben. Unser Redakteur Adrian Mühlroth beschäftigt sich schon lange mit der Thematik und warnt vor den Angeboten.

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E-Scooter sind bereits in vielen Ländern unterwegs und auf kurzen Strecken eine praktische und umweltfreundliche Alternative zum Auto. Wer sich jedoch in Deutschland mit einem E-Scooter auf die Straße begibt, riskiert hohe Strafen und im schlimmsten Fall sogar Punkte in Flensburg. Doch das ist nicht das größte Problem.

E-Scooter in Deutschland weiterhin illegal

Lange hat man hierzulande darauf gewartet, dass eine Gesetzgrundlage für die kleinen Kraftfahrzeuge geschaffen wird. So geht es auch mir – seit ich die E-Sooter im Ausland das erste Mal ausprobiert hatte, wollte ich auch endlich in Deutschland fahren. Als der Bundesrat Mitte Mai den Gesetzentwurf absegnete, atmete ich schon auf, doch halt – der Entwurf muss erst noch durch das Bundeskabinett. Eine Straßenzulassung vor Anfang Juli ist also nicht zu erwarten, zumindest peilt das Verkehrsministerium unter Scheuer aber die Umsetzung vor der Sommerpause an.

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Wer jetzt kauft, hat am Ende nur teuren Elektroschrott

Vermehrt werden in letzter Zeit Fahrer der Elektrokleinstfahrzeuge angehalten und zur Kasse gebeten. Im Raum stehen bis zu 300 Euro Strafe, wie BILD berichtete – mit Gebühren und zusätzlichen Kosten kommt man aber selbst bei einer geringeren Strafe ganz schnell auf fast 600 Euro. Einen Eintrag ins Punkteregister kann es zudem auch noch geben.

Doch auch Käufer eines E-Scooters, die brav abwarten, haben ein riesiges Problem, das sie je nach Kostenpunkt des Rollers noch teuerer zu stehen kommen kann. Klar, wer sich jetzt einen E-Scooter kauft, darf ihn auf öffentlichen Straßen nicht benutzen. Oft ist der Kauf aber mit der Aussicht verbunden, dass die Gesetzgrundlage den Gebrauch aber bald legalisieren werde. Das ist aber nicht der Fall.

Die hier erhältlichen E-Scooter sind zum größten Teil Importe, die nicht an den deutschen Markt angepasst sind. Sie werden hier genauso verkauft wie in anderen Ländern, deren Gesetzeslage eine andere ist. In den meisten europäischen Ländern ist es erlaubt, bis zu 25 Kilometer pro Stunde mit einem E-Scooter zu fahren, in Deutschland jedoch nur 20 km/h. Die Hersteller passen ihre Geräte bislang nicht an die zukünftigen Anforderungen an, ihre Roller bleiben somit im Straßenverkehr strikt verboten. Gleiches gilt für die kommende Verpflichtung zur Anbringung zweier Bremsen und eines Lichts. Einzige Ausnahme sind der Metz Moover und der BMW X2City, die eine Ausnahmegenehmigung des Kraftfahrt-Bundesamts haben, aber mit um die 2000 Euro auch deutlich teurer als andere E-Scooter sind.

Das bedeutet: Jeder der jetzt einen E-Scooter in der Hoffnung kauft, bald damit fahren zu können, hat am Ende nur einen Haufen Elektroschrott. Und das bei Kosten von bis zu 1000 Euro für die kleineren Ausführungen.

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Warum werden E-Scooter überhaupt derzeit angeboten?

Bleibt die Frage bleibt, warum E-Scooter, die den hiesigen Anforderungen nicht entsprechen, überhaupt verkauft werden. Auf Anfrage von TECHBOOK teilte eine Media-Markt-Pressesprecherin mit, dass „eine Kundennachfrage nach diesen Produkten“ bestehe und diese demgemäß auch angeboten würden. Dass diese nicht auf öffentlichen Straßen gefahren werden dürfen, sei daher nicht von Belang. Schließlich können die „Spaßprodukte“ ja zumindest „auf geeignetem Privatgelände Vergnügen bereiten“.

Immerhin werden laut Media Markt die Kunden ausreichend über das Fahrverbot auf öffentlichen Straßen informiert, sowohl in der Werbung als auch in den Märkten selbst. Auf die Frage, ob das Unternehmen eine Nachrüstung für die Roller anbieten werde, um der kommenden Gesetzgebung zu entsprechen, teilte die Pressesprecherin mit: „Dem aktuell kommunizierten Entwurfsstand des eKFW nach wird zunächst unter anderem eine Abnahme der Scooter durch das Kraftfahrtbundesamt erforderlich sein, was durch die Hersteller umgesetzt werden muss. Ob eine Möglichkeit zur Nach- oder Umrüstung bestehen wird, liegt im Ermessen der Hersteller.“

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Lieber noch warten

„Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“, hat man uns in der Kindheit eingebläut. Doch was gerade in Deutschland mit den E-Scootern passiert, grenzt schon an eine Unverschämtheit. Die meisten Rollerkäufer und -fahrer sind sich der zukünftigen Anforderungen nicht bewusst – vor allem, weil die Feinheiten in Deutschland unnötig kompliziert sind. Tatsächlich muss man sich sehr tief ins Thema lesen, um zu verstehen, warum die Scooter hier verboten sind, in anderen Ländern aber die Straßen bevölkern.

Mein Rat an alle, die den Schritt in die E-Mobilität mit der günstigen und grünen Alternative zum Auto wagen wollen: Warten Sie, bis die Gesetzesgrundlage in ein paar Monaten durch ist. Danach werden Verleihunternehmen nach Deutschland drängen – und die werden ihre Geräte den hiesigen Anforderungen anpassen. Die Hersteller werden dem Beispiel folgen und ihre Roller umrüsten oder speziell für Deutschland fertigen. Ich jedenfalls halte noch bis Juli durch – und sei es nur, um horrende Strafen und ein am Ende nutzloses Gerät zu vermeiden.

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