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Vorwürfe von Freenet und EWE Tel

Blockieren Telekom, Vodafone und O2 günstige 5G-Tarife? 

Das 5G-Netz in Deutschland ist nicht allen Anbietern offen.
Zwischen den Netzbetreibern und kleineren Mobilfunkanbietern ist ein Streit um das 5G-Netz entbrannt. Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

25.01.2023, 17:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Beim mobilen Internet hinkt Deutschland anderen Ländern immer noch hinterher. Hohen Tarifpreisen stehen teils schlechte und langsame Verbindungen gegenüber. Nun machen die Anbieter Freenet und EWE Tel den drei Netzbetreiber große Vorwürfe.

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Wer hierzulande einen Handytarif mit 5G buchen möchte, wird nahezu ausschließlich über die großen Anbieter fündig. Mobilfunkdiscounter bieten den Zugang zur neuen Generation nicht an – und das hat offenbar einen Grund. Wie die FAZ berichtet, ärgern sich kleinere deutsche Anbieter wie Freenet über die Preise, die die Deutsche Telekom, Vodafone und O2 für den Zugang zu ihren 5G-Netzen verlangen. Sie würden günstige 5G-Tarife von anderen Anbietern dadurch blockieren.

Freenet beklagt mangelnde Öffnung des 5G-Netzes

Freenet gehört zu den größten Mobilfunkanbietern in Deutschland. Allerdings betreibt das Unternehmen kein eigenes Netz, sondern bietet seine Tarife sowohl im Netz der Telekom, als auch dem von Vodafone und O2 an. Die entsprechenden Kapazitäten dafür kauft Freenet ein. Gerade beim Thema 5G wird das dem Anbieter aber schwer gemacht, klagt Rickmann von Platen, Vorstand von Freenet. Die Netzbetreiber würden versuchen, 5G „mit absoluter Preissetzungsmacht“ zu vermarkten, so von Platen gegenüber der FAZ. Doch warum die schweren Vorwürfe?

Offenbar würden einige Mobilfunkanbieter, die bei der Realisierung ihrer Dienste auf die Infrastruktur der drei Netzbetreiber angewiesen sind, gern 5G-Tarife zu günstigeren Konditionen anbieten. Das würden durch die drei Anbieter aber deutlich erschwert. Wie schon in der Vergangenheit mit der Freigabe von LTE seien auch jetzt wieder Diensteanbieter von 5G weitestgehend ausgeschlossen. Freenet vermarktet bislang daher nur 5G-Tarife von den Netzbetreibern selbst; die Preise beginnen hier im Schnitt bei 30 Euro. Eigene, günstigere Angebote über die Eigenmarken fehlen.

Uneinigkeit zwischen Netzbetreibern und Diensteanbietern

In der 5G-Frequenzauktion 2019 hat die Bundesnetzagentur sowohl Netzbetreiber als auch Diensteanbieter dazu angehalten, bezüglich der Nutzung der Netzinfrastruktur diskriminierungsfrei zu verhandeln. Allerdings gibt es keine rechtlichen Verpflichtungen, die die Unternehmen zwingt, zu kooperieren. Diensteanbieter wie Freenet sind daher auf die Freigaben der 5G-Netze durch die Betreiber zu vernünftigen Preisen angewiesen. Doch laut Aussage von Freenet, die auch der Regionalanbieter EWE Tel stützt, würden die Netzbetreiber eher ihre „hochpreisigen Originaltarife“ pushen, statt günstigere Zugänge zum Netz und somit günstigere 5G-Tarife zu ermöglichen. Sowohl Freenet als auch EWE Tel fordern daher die Rückkehr zur Drittanbieter-Verpflichtung in der kommenden Frequenzvergabe.

Wirtschaftswissenschaftler Torsten J. Gerpott sieht das allerdings zwiespältig. In einem Kommentar zu den Eckpunkten der 5G-Frequenzvergabe schrieb er damals, dass man einerseits zu einer Erhöhung der Wettbewerbsintensität im deutschen Mobilfunkmarkt beitragen könne, je niedriger die jeweiligen Vorleistungspreise festgesetzt werden. „Umgekehrt reduziert man aber mit solchen Verpflichtungen und niedrigen Preisen für die entsprechenden Vorleistungen auch die Anreize für die etablierten drei Anbieter Telekom Deutschland, Vodafone und Telefónica Germany in ihre Infrastruktur zu investieren.“

Lesen Sie auch: Großer Mobilfunk-Netztest 2023 zeigt erhebliche Unterschiede in 5G-Abdeckung

Das sagen Vodafone und O2 zu den Vorwürfen

Letztgenanntes Argument greifen auch die Netzbetreiber selbst auf. TECHBOOK hat die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica/O2 um einem Statement bezüglich der Vorwürfe gebeten. Vodafone meinte, dass man keine Probleme beim Wettbewerb auf dem Markt sehe und proaktiv mit Diensteanbietern verhandeln würde. Allerdings weist der Provider auf die hohen Investitionen für Netzausbau und -instandhaltung hin, die man stets berücksichtigen müsse. Eine Dienstanbieter-Verpflichtung hält Vodafone daher nicht für hilfreich.

Ähnlich äußert sich auch O2. „Als O2 Telefónica üben wir das Verhandlungsgebot partnerschaftlich und konstruktiv aus. Verhandlungen werden dabei immer von zwei Seiten geführt und Ergebnisse hängen vom Entgegenkommen beider Verhandlungspartner ab. “ Der Netzbetreiber habe schon immer viel Wert auf Kooperationen gelegt, was die zahlreichen Mobilfunkanbieter belegen würden, die das Netz mitnutzen. „Durch unser starkes Partnergeschäft sind wir ein entscheidender Treiber des  Wettbewerbs im deutschen Mobilfunkmarkt.“

Auf die Anschuldigungen seitens Freenet und EWE Tel, man würde für die Öffnung des 5G-Netzes hohe Preise fordern, geht keiner der beiden Netzbetreiber ein. Von der Telekom lag uns zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels kein Statement vor.

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Quellen

Themen Handytarife O2 Telekom Vodafone
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