VG Wort
Direkt zum Inhalt wechseln
logo Mobiler Lifestyle, Streaming und Smart Finance
Internet

Wie weit ist Deutschland wirklich beim Glasfaser-Ausbau?

Glasfaser Ausbau Deutschland
Glasfaser bringt deutlich schnelleres Internet in die Haushalte Foto: Getty Images
Marc Hankmann
Freier Redakteur

13.10.2023, 09:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Wenn in einem Ort ein Glasfasernetz gebaut wird, heißt das nicht automatisch, dass die Glasfaser bis in die Häuser gelegt wird. Es könnte sogar der Fall sein, dass sie nicht einmal bis ans Gebäude heranreicht. Bis 2030 soll sie aber jedes Haus einen Glasfaseranschluss haben. So will es die Regierung. Derzeit entstehen jedoch erhebliche Lücken, die geschlossen werden müssen.

Artikel teilen

Ende August 2023 stellte der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) seine alljährliche Marktanalyse vor. Die zentrale Aussage: Etwas mehr als ein Drittel der deutschen Haushalte, inklusive Unternehmen und Behörden, haben Zugang zu einem Glasfasernetz (35,6 Prozent). Vor einem Jahr war es nur etwas mehr als ein Viertel. Der Glasfaserausbau schreitet also voran.

Aber: Der BREKO zählt auch die sogenannten „Homes passed“. So werden Haushalte bezeichnet, an denen ein Glasfasernetz entlangläuft. Das bedeutet: Auf den letzten Metern bis zur Hauswand muss noch Glasfaser verlegt werden. Ab und an ist auch von „Homes passed+“ die Rede. Dabei ist kein Tiefbau mehr nötig, es fehlt lediglich der Hausstich, also die Einführung der Glasfaser ins Gebäude. Ist der Hausstich erfolgt, spricht man von „Homes connected“.

Keine flächendeckende Glasfaser nur mit „Homes passed“

Auch wenn die Strecke zwischen Straße oder Bürgersteig, unter denen die Glasfaser entlangläuft, bis zur Hauswand nur kurz ist, heißt das noch lange nicht, dass der Bautrupp morgen klingelt, wenn der Hausbesitzer heute einen Glasfaseranschluss bestellt. Es rechnet sich für die Unternehmen schlicht nicht, für einen oder ein paar Haushalte noch einmal zurückzukehren. Es gibt zu wenig Personal und die Baukosten steigen.

Die Bundesregierung will für Deutschland aber bis 2030 eine „flächendeckende energie- und ressourceneffiziente Versorgung mit Glasfaseranschlüssen bis ins Haus“. So steht es in ihrer Gigabitstrategie. Der BREKO zählt mit Stand vom Juni 2023 17,3 Millionen Haushalte mit Zugang zu einem Glasfasernetz. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) kommt für Ende 2022 auf 13,1 Millionen. Dazu werden auch die „Homes passed“ gezählt.

Unter die Kategorie „Homes connected“ fallen davon beim BREKO 8,9 Millionen Haushalte. Die BNetzA zählt 6,4 Millionen. Ausgehend von knapp 41 Millionen Haushalten in Deutschland muss also bis Ende 2030 noch bei ca. 70 bis 75 Prozent die Glasfaser bis ans Gebäude gelegt werden, um die politische Zielvorgabe zu erreichen.

Auch interessant: Für wen sich ein Glasfaser-Anschluss lohnt

Deutschland braucht mehr „Homes connected“ und „Homes activated“

Was muss passieren, um nicht wieder eine Vorgabe zum Breitbandausbau zu reißen? Es braucht mehr „Homes connected“. Stattdessen werden aber vor allem „Homes passed“ gebaut. Nimmt man die Zahlen der BNetzA, hat sich die Summe der „Homes passed“ innerhalb von zwei Jahren fast verdoppelt. Dagegen wuchsen die „Homes connected“ nur um etwa 70 Prozent.

Die „Homes connected“ sind jedoch die Grundlage dafür, dass die ausbauenden Telekommunikationsunternehmen ihre Kosten wieder hereinspielen können. Das gelingt nur, wenn möglichst viele Haushalte den Glasfaseranschluss auch nutzen. Dann spricht man von „Homes activated“.

Laut den Zahlen der BNetzA werden aber immer weniger „Homes passed“ zu „Homes activated“. Während 2020 fast noch jeder dritte Haushalt zum Glasfaserkunden wurde, war es 2022 nur noch etwas mehr als jeder vierte. In absoluten Zahlen sind es 2022 natürlich mehr Haushalte als 2020, aber wenn die Entwicklung im Glasfaserausbau mit einem zu starken Fokus auf „Homes passed“ so weitergeht, müssen die Unternehmen demnächst viele Lücken erschließen.

Mehr zum Thema

Es droht ein teurer Glasfaser-Flickenteppich

Ein Glasfaser-Flickenteppich könnte teuer werden. Entweder für die Unternehmen, die in Zeiten steigender Kosten mit kleineren Baumaßnahmen ihre Glasfasernetze verdichten müssen. Oder für die Haushalte, die in diesen Nachverdichtungen den Hausanschluss bezahlen müssen, der bei einem Netzneubau häufig kostenlos ist.

Letztendlich könnte es auch noch für den Steuerzahler teuer werden. Nämlich dann, wenn die Unternehmen die entstandenen Lücken nicht eigenwirtschaftlich schließen können. Dann treten Bund und Länder auf den Plan und unterstützen mit Fördergeldern – die sind nichts anderes als Steuereinnahmen.

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.