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Highspeed-Internet

Wie können Mieter Glasfaser nach Hause bekommen?

Glasfaser erlaubt rasante Internetgeschwindigkeiten
Glasfaser erlaubt schnelle und stabile Internetgeschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s. Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

28. Juni 2023, 11:15 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Internet über Glasfaser ist deutlich schneller als DSL und Kabel. Eine Miet- oder Eigentumswohnung an das Netz anzuschließen, ist aber gar nicht so einfach.

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Die Glasfaser-Anbieter versprechen flotte Anschlüsse mit momentan bis zu einem Gigabit Bandbreite. Das Problem: Die meisten Menschen können gar nicht selbst entscheiden, ob sie Glasfaser in ihrer Wohnung nutzen. Denn Voraussetzung dafür ist, dass ein solcher Anschluss auch verlegt ist. Mieter oder Bewohner von Eigentumswohnungen müssen sich den Glasfaseranschluss oft hart erarbeiten – und den einen direkten Weg gibt es dabei nicht.

Mieter können nur auf Glasfaser warten

Zunächst einmal Ernüchterung: Ob die Wohnung einen Glasfaseranschluss hat, bekommen kann oder bekommen wird und welcher Anbieter zuständig ist, können Mieter so gut wie gar nicht herausfinden. „Da gibt es keine pauschal verlässliche Quelle“, sagt Netzexperte Thorsten Neuhetzki von „Inside Digital“.

Das wahrscheinlichste Szenario sieht so aus: Man findet einen Zettel im Briefkasten oder Plakate im Wohnviertel, die für Glasfaseranschlüsse werben. Etwa weil die örtlichen Stadtwerke, die Telekom oder ein anderer Anbieter ausbauen möchten. Oder Direktvermarkter im Auftrag der Anbieter kommen an die Haustür. Jetzt heißt es handeln: „Als Mieter kann man nur mobilisieren, was zu mobilisieren ist“, macht Neuhetzki Mut.

Am einfachsten haben es Mieter eines ganzen Hauses. Sie müssen nur das Einverständnis der Hauseigentümer bekommen. Auch Mieter in einem Haus in Einzelbesitz mit nur wenigen Wohneinheiten haben es einfacher. Sie können sich zusammenschließen und den Wunsch an die Eigentümer herantragen. Ohne deren Zustimmung kann Glasfaser nicht verlegt werden. „Da muss ja irgendwo ein Loch ins Haus gebohrt werden für die Glasfaser. Da hat man als Mieter gar kein Recht zu“, sagt Neuhetzki.

Lesen Sie auch: Kabel, DSL oder Glasfaser – den richtigen Internet-Anschluss finden

Die Hürden für den Anschluss an Glasfaser sind hoch

Etwas schwieriger wird es bei größeren Vermietern. Hier gibt es laut Neuhetzki nämlich häufig schon Rahmenverträge mit Anbietern für schnelle Internetversorgung. Und das muss nicht immer unbedingt Glasfaser sein. Grundsätzlich, so Neuhetzki, kann es aber nicht schaden, mal bei der Verwaltung nachzufragen und auf das Thema aufmerksam zu machen. Denn wenn es noch keinen Rahmenvertrag gibt, gibt es zumindest theoretisch die Chance auf Glasfaser.

Die wohl größte Herausforderung sind Wohneigentümergemeinschaften (WEG). Unabhängig davon, ob man eine Eigentumswohnung in einer WEG bewohnt oder ob man sie mietet: Auch hier kann man sich nicht einfach alleine an die Glasfaser anschließen lassen. Die WEG muss gemeinsam beschließen, das Haus ans Glasfasernetz zu bringen. Und wer schon einmal bei einer Eigentümerversammlung war, weiß: Schnelle Entscheidungen werden hier selten getroffen.

Neuhetzkis Rat: Gar nicht erst auf das Vermarktungsangebot eines Glasfaseranbieters warten, sondern das Thema direkt klären. „Heute schon die Vermieter oder Verwaltung für das Thema sensibilisieren und das Thema auf der nächsten Eigentümerversammlung schon mal pauschal beschließen“, sagt er. Sonst können im Fall einer Ausbauaktion durch ein Unternehmen schnell Fristen verpasst werden. Ein möglicher kostenloser Anschluss ans Netz wäre so nicht mehr möglich.

Auch interessant: Internet zu langsam? Nutzer dürfen künftig weniger bezahlen

Wie kann man den Vermieter von Glasfaser überzeugen?

Warum sollen Vermieter und Eigentümer eigentlich dem Anschluss ans Glasfasernetz zustimmen? Schließlich ist das auch mit Bauarbeiten verbunden. Und selbst wenn die Unternehmen die Anschlüsse häufig ohne Kosten für die Hauseigentümer verlegen, zumindest die Kosten für die Anschlüsse der einzelnen Wohnungen können auf sie zukommen. Ein paar solide Argumentationshilfen schaden also nicht.

1. Eigentümer können Kosten umlegen

Eigentümer können die Kosten zum Teil auf ihre Mieter umlegen, sagt Sven Knapp vom Branchenverband Breko, der viele Glasfaseranbieter vertritt. Möglich ist das über das neue Telekommunikationsgesetz, das am 1. Dezember 2021 in Kraft getreten ist.

Darin gibt es ein sogenanntes Glasfaserbereitstellungsentgelt. „Dies erlaubt es Vermietern und Gebäudeeigentümern, einen Teil der Gebühren für die Glasfaserverlegung im Gebäude über die Nebenkosten auf die Mieter umzulegen.“ Klingt zunächst schlecht für Mieter, ist aber moderat: Maximal 5 Euro im Monat, also 60 Euro im Jahr für maximal 9 Jahre dürfen umgelegt werden. Pro Wohnung sind das Kosten von 540 Euro, verteilt auf neun Jahre – schon mal nicht schlecht.

2. Glasfaser ist zukunftssicher

„Wenn einmal Glasfaser verlegt ist, dann ist viele Jahrzehnte lang Ruhe“, sagt Sven Knapp. Zwar gibt es noch keine Langzeiterfahrungen mit Glasfasertechnik in Mehrfamilienhäusern. Doch die Hersteller versprechen aktuell 30 Jahre und mehr Haltbarkeit ohne Austausch.

3. Der Immobilienwert steigt

Hat ein Haus Zugang zu Glasfaser, ergibt sich eine Wertsteigerung von fünf bis acht Prozent, wie der Eigentümerverband Haus & Grund vor einigen Jahren ermittelt hat. Durch die gestiegene Nachfrage nach Breitbandanschlüssen, mehr Streaming und mehr Heimarbeit sieht Sven Knapp die Wertsteigerung mittlerweile noch höher.

„Wohnungen ohne Glasfaser sind künftig vielleicht schwieriger zu vermieten“, sagt Netzexperte Thorsten Neuhetzki sogar. Für immer mehr Mieter wird ein schneller Netzanschluss zu einem wichtigen Kriterium.

4. Verlegung im Nachhinein deutlich teurer

Wer die Möglichkeit hat, Glasfaser ins Haus legen zu lassen, sollte dies direkt beim Erstausbau tun. Denn im Nachhinein ist der Glasfaserausbau oftmals mit deutlich höheren Kosten verbunden, mahnt auch die Verbraucherzentrale.

Wie funktioniert die Anschlusslegung?

Oftmals ist Glasfaser auf den Straßen sogar schon verlegt, was fehlt ist aber die sogenannte „Letzte Meile“, oder FTTH (Fiber to the Home). FTTH verbindet das Glasfasernetz auf der Straße mit der Wohnung, sorgt also – einfach ausgedrückt – dafür, dass der Anschluss in die eigenen vier Wände kommt. Vielleicht gibt es dafür bereits ein Leerrohr, ansonsten muss ein Loch gebohrt werden. Dann wird der Hausanschluss montiert. Diesen Teil der Arbeit erledigen die Anbieter bei vielen Vermarktungsaktionen ohne weitere Kosten. In anderen Fällen ist der Ausbau kostenlos, wenn gleich auch Glasfaseranschlüsse mitgebucht werden – es kommt auf den Einzelfall an.

Für die Versorgung der einzelnen Wohnungen im Haus muss bei Bestandsbauten meist der Hauseigentümer aufkommen. Und das kann ein wenig staubig werden. Die Faser wird nach Breko-Angaben in Deutschland fast immer unter Putz verlegt. Über das Glasfaserbereitstellungsentgelt können die Kosten aber zu einem Teil umgelegt werden. Manch ein neueres Gebäude ist vielleicht schon für Glasfaser bis in die Wohnungen ausgestattet.

Um den Anschluss dann auch nutzen zu können, müssen sich Mieter anpassen. Sie brauchen einen entsprechenden Glasfasertarif und passende Hardware. Bei der Telekom kosten die Tarife – Aktionen einmal ausgenommen – aktuell zwischen 42,95 Euro (50 Mbit/s) und 79,95 Euro (1 Gbit/s). Die Deutsche Glasfaser verlangt hingegen Monatskosten zwischen 44,99 Euro (300 Mbit/s) und 89,99 Euro (1 Gbit/s). Und auch andere Anbieter berechnen für ihre Anschlüsse in der Regel zwischen 40 und 90 Euro monatlich – je nach gewählter Geschwindigkeit. Somit sind Glasfasertarife preislich ähnlich zu Angeboten, die über (V)DSL realisiert werden. Übrigens: Auch über Kabel lassen sich Anschlüsse mit bis zu 1 Gbit/s realisieren. Allerdings haben Kabelanschlüsse das Problem des „Shared Medium“, bei der die tatsächlich verfügbare Geschwindigkeit sehr stark von der Anzahl, der am Kabel angeschlossenen Haushalte abhängig ist. Mehr dazu im Video:

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Die passende Hardware in Form eines Glasfasermodems bieten einige Internet-Anbieter zu ihren Verträgen bereits an. Man kann sie aber auch unabhängig vom Vertrag selbst auswählen. AVM hat beispielsweise diverse Fritzboxen für Glasfaseranschlüsse im Sortiment, ebenso wie die Hersteller Netgear oder TP-Link.

Lesen Sie auch: Fritzbox 5590 Fiber – was kann das „neue Glasfaser-Flaggschiff“ von AVM?

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Kann man sich seinen Glasfaseranbieter selbst wählen?

Zuvor haben wir die Kosten für einen Glasfaseranschluss bei einigen Anbietern genannt, doch nicht immer können Nutzer sich diesen frei aussuchen. Es kommt nämlich darauf an, wie und wann der Ausbau der Glasfaser in die Wohnung erfolgt ist. Baut ein Anbieter das Netz beispielsweise aus, behält er sich oftmals eine alleinige Vermarktung innerhalb der ersten Jahre vor. Damit kann er die entstandenen Kosten für den Ausbau refinanzieren. Nutzern bleibt somit kaum etwas anderes übrig, als sich zu erkundigen, welcher Glasfaseranbieter für ihr Haus zuständig ist.

Mit Material von dpa

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