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Neue Folgen der Kultserie

KI erweckt Original-Pumuckl wieder zum Leben 

Der kleine Kobold Pumuckl kommt zurück – und sieht aus und spricht wie früher.
Der kleine Kobold Pumuckl kommt zurück – und sieht aus und spricht wie früher. Foto: picture-alliance / dpa | Fotoreport ARD
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

15.07.2023, 09:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Es gehört schon Mut dazu, eine kultige Kinderserie aus den 1980er-Jahren wieder zum Leben zu erwecken. Diese dann auch noch mit der Originalstimme auf den Bildschirm zu bringen, gleicht einem Himmelfahrtskommando. RTL probiert das mit Pumuckl und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI). Die Neufassungen von Kinder-Kultserien wie Biene Maja oder Heidi zeigen: computeranimierte Wachsfiguren zerstören liebevoll gezeichnete Figuren. Diesen Fehler begeht RTL zum Glück nicht.

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Das Publikum atmet erleichtert auf bei der Welt-Premiere der „Neuen Geschichten vom Pumuckl“ auf dem Münchener Filmfest. Der freche, kleine Kobold mit den strubbeligen roten Haaren und den viel zu großen, nackten Füßen hopst immer noch genauso über die Leinwand wie zuletzt vor knapp über 30 Jahren. Zeichentrickfiguren kennen eben keine Rente. 

Pumuckl feixt wie früher

Viel verblüffender: Pumuckl spricht sogar wie in der TV-Serie aus den 1980er-Jahren. Schließlich ist es diese unverwechselbare Stimme, die viele, inzwischen erwachsene Fans bis heute fasziniert. Die gehört dem Schauspieler Hans Clarin und der ist seit 18 Jahren tot. Wie kann das sein? KI macht es möglich. Allerdings nicht nur.

In der neuen Serie spricht der Kabarettist Maxi Schafroth den Pumuckl. Seine Stimme verwandelt sich per KI in die von Hans Clarin. Wie das genau funktioniert und welche Software dafür verwendet worden ist, dazu macht RTL keine weiteren Angaben. Auf dem sendereigenen Medienportal RTL+ können sich Interessierte davon überzeugen. Dort hat der Sender Sequenzen hinterlegt, in denen Pumuckl mit der Originalstimme von Maxi Schafroth zu hören ist. Parallel gibt es dieselbe Szene mit der KI-Stimme von Hans Clarin zu bewundern. 

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Microsoft experimentiert mit KI-Sprachsoftware

Der Effekt ist wirklich erstaunlich. Wer beim Betrachten die Augen schließt und sich nur auf die Pumuckl-Stimme konzentriert, wird kaum einen Unterschied zur Stimme des verstorbenen Hans Clarin feststellen. Microsoft hat kürzlich die KI-Sprachsoftware Vall-E vorgestellt. Damit kann jeder Privatanwender Text mit seiner eigenen Stimme vorlesen lassen. Als Training für die KI genügen nur kurze Audioclips der eigenen Stimme. Vall-E übernimmt den Rest.

Ein ähnliches sogenanntes Text-to-Speech (TTS) KI-Modell ist auch bei den „Neuen Geschichten vom Pumuckl“ eingesetzt worden. Selbstverständlich hat sich der eigentliche Stimmgeber, Maxi Schafroth, auch bestimmte sprachtypische Charakteristika von Hans Clarin angeeignet. Das macht die Verblüffung beim Publikum umso größer und den Effekt nahezu perfekt.

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Überschreitet RTL eine „moralische“ Grenze?

In der Filmindustrie gibt es schon länger Überlegungen, verstorbene Schauspieler per Computer wieder auf die Leinwand zu hieven. Mithilfe von KI scheint dieser Traum ein Stück weit realer geworden zu sein. An diesen Hollywood-Träumen gibt es allerdings auch schon länger Kritik. Ist es moralisch in Ordnung, Tote zum Leben zu erwecken? Ein schwieriges Thema, wenn es sich nicht gerade um einen Zombie-Streifen handelt. RTL sagt dazu, es sei das erste Mal gewesen, eine Stimme in diesem Ausmaß per KI nachgestellt zu haben. Gleichzeitig betont der Sender auf seiner Webseite, die Stimme von Hans Clarin werde nicht neu erschaffen, sondern von Maxi Schafroth interpretiert und per KI umgewandelt. 

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Pumuckl ab Ende 2023 auf Sendung

Als „Beweis“ wird RTL die neue Pumuckl-Serie in zwei Versionen anbieten, einmal mit der Originalstimme von Maxi Schafroth und zum anderen mit der KI-Stimme von Hans Clarin. Die „Neuen Geschichten vom Pumuckl“ sollen Ende 2023 bei RTL laufen. Ob die 13 neuen Folgen dann Kinder von damals und von heute gleichermaßen begeistern, wird sich zeigen.

Eine Chance hat der neue Pumuckl auf jeden Fall verdient. Schließlich haben die Macher, bis auf die Stimme, das gesamte Setting und Erscheinungsbild nahezu unverändert gelassen. So schallt es bald wieder rotzfrech: „Hurra, hurra, der Pumuckl ist da!“

Themen Künstliche Intelligenz
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