3. September 2024, 8:29 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Bei Netflix gibt es nicht nur gefeierte Serien und Blockbuster. Hin und wieder erscheint auch eine kleinere Perle, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Vieles deutet darauf hin, dass der Netflix-Film „The Shadow Strays“ genau eine solche wird.
Es vergeht kein Monat, in dem nicht zahlreiche neue Filme und Serien bei Netflix erscheinen. Seit Jahren schon stellen die Verantwortlichen in schöner Regelmäßigkeit viele Titel zur Verfügung, die möglichst viele Geschmäcker abdecken. Neben glanzvollen und sehr teuren Hollywood-Produktionen dürfen auch Werke aus eher weniger bekannten Filmnationen ihr Können unter Beweis stellen. Und nicht selten gibt es dann wahre Juwelen zu entdecken. TECHBOOK erklärt, warum der bald erscheinende Netflix-Film „The Shadow Strays“ sehr gute Chancen hat, sich ebenfalls zum Geheimtipp zu entwickeln.
Übersicht
Teaser zum Netflix-Film „The Shadow Strays“ veröffentlicht
Jüngst hat der Anbieter den ersten Teaser zum Netflix-Film „The Shadow Strays“ herausgebracht. Aus den knapp einminütigen Eindrücken lässt sich zwar noch nicht sehr viel zur eigentlichen Handlung ableiten, dafür gibt es jede Menge kurze Einsprengsel satter Kampfkunst-Action. Aber sehen Sie selbst:
Einer Beschreibung nach geht es um 13 (Aurora Ribero), eine Auftragskillerin. Nach einer misslungenen Mission wird sie von ihrem blutigen Dienst vorübergehend suspendiert. In dieser Zeit freundet sie sich mit dem kleinen Jungen Monji (Ali Fikry) an, dessen Mutter erst vor Kurzem von einer kriminellen Vereinigung getötet wurde. Als er eines Tages spurlos verschwindet, zieht 13 los, um ihn zu finden – auch wenn sie dafür gegen ihre eigenen Auftraggeber vorgehen muss.
„The Shadow Strays“ kommt im Herbst zu Netflix
Wie das Branchenmagazin „Variety“ schreibt, wird „The Shadow Strays“ Premiere auf dem renommierten Toronto International Film Festival feiern, ehe der Film am 17. Oktober 2024 auch bei Netflix landet.
Regie führte der indonesische Genre-Spezialist Timo Tjahjanto, der sich in der internationalen Filmszene sowohl alleine als auch als Teil der Mo Brothers (zusammen mit Kimo Stamboel) im Horror- und Actionbereich eine loyale Fangemeinde erarbeitet hat. Vor der Kamera standen Veteranen und aufstrebende Sternchen wie Aurora Ribero als 13, Hana Malasan als Umbra (Mentorin von 13) oder Ali Fikry als kleiner Monji.
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Darum sollten sich Streaming-Fans „The Shadow Strays“ vormerken
Wer den Namen Timo Tjahjanto kennt, weiß, was man von seiner jüngsten Regie-Arbeit erwarten darf. Allen anderen sei gesagt, dass Tjahjanto derzeit zu den versiertesten Filmtalenten nicht nur Indonesiens, sondern der Welt zählt, besonders wenn es um handgemachte Action geht, bei der das Adrenalin unter Hochdruck in die Blutbahnen schießt.
Neben seinen Ausflügen in den Horrorfilm sind es vor allem die Filme „Headshot“ und der Netflix-Film „The Night Comes for Us“, die einen Ausblick darauf geben, was man auch mit „The Shadow Strays“ erhalten wird. Bei beiden handelt es sich um moderne und brachiale Highlights des fernöstlichen Martial-Arts-Kinos.
Die beiden „The Raid“-Filme 2011 und 2014 haben dabei Indonesien als Action-Hochburg endgültig auf die Karte gesetzt und Tjahjantos Beiträge sind eindeutig in einer geistigen Linie mit ihnen zu verorten – da überrascht es auch nicht, dass in beiden Titeln auch Schauspieler aus „The Raid“ mitwirkten.
Könner vor und hinter der Kamera
Tjahjantos Inszenierung ist dabei sowohl verspielt als auch ungemein effektiv: Da springt schon mal die Kamera mit dem Protagonisten kopfüber durch ein Autofenster, kommen vereinzelt extreme Zeitlupen zum Einsatz oder wird eine Ego-Ansicht eingenommen. Herzstück sind aber die vielen Prügeleien. Diese werden getragen von echten Könnern des Fachs – die Stars der Filme sind zugleich die besten Kämpfer und Stuntleute.
Das ermöglicht einige zentrale Aspekte auf der filmischen und darstellerischen Ebene: Weil die Stars allesamt topfit sind, können sie entsprechend mehr aus- und länger durchhalten. Das bedeutet maximale Authentizität, man kann jederzeit sehr gut erkennen, dass hier keine nennenswerten Tricks zum Einsatz kommen.
Angenehm lange Einstellungen sind dadurch möglich, in denen Aktion und Reaktion von Schlägen und Tritten klar im Frame zu verorten sind und somit klar ist, dass das Ensemble sich auch wirklich gegenseitig an die Gurgel geht.
Action muss übersichtlich sein
Das erlaubt zudem ein deutlich geringeres Schnitttempo einerseits und klarere Kameraeinstellungen andererseits. Unzulänglichkeiten alternder Stars muss man nicht kaschieren, wie es zum Beispiel bei Liam Neeson in den „96 Hours“-Filmen notwendig war. Die Action ist trotz ihrer Geschwindigkeit und Wucht stets übersichtlich, weil die Kameraverantwortlichen einfach etwas mehr Abstand nehmen und weniger mit dem Objektiv wackeln. Und im Schneideraum wechselt das Bild nicht gefühlt jede halbe Sekunde.
Die schauspielerischen Qualitäten darf man aber nicht vergessen. Klar, um nuancierte, preiswürdige Charakterdramen geht es hier ohnehin nicht. Dafür geben die Schauspieler alles, um jeden Hieb, jeden Stich, jeden Schmerz und alle Wut mit größtmöglicher Intensität zum Ausdruck zu bringen und das macht am Ende auch die Action noch packender. Von der aufgesetzten Coolness eines „Fast & Furious“ ist man weit entfernt.
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Fans wissen, was der Teaser verspricht
Das sind zwar allgemeingültige Inszenierungsphilosophien, die Tjahjanto nicht für sich gepachtet hat. Schließlich hat man auch in Hollywood verstanden, was das Publikum wirklich zu schätzen weiß und Filme von Leuten wie Chad Stahelski („John Wick“-Reihe), David Leitch („Atomic Blonde“, „Bullet Train“) oder Sam Hargrave (beide „Tyler Rake: Extraction“-Teile) legen eindrucksvoll Zeugnis davon ab.
Aber sein bisheriges Schaffen zeigt doch klar, dass auch der Indonesier diese Herangehensweise verinnerlicht hat. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich das auch in „The Shadow Strays“ offenbaren wird. Die vereinzelten Szenenschnipsel im Teaser sehen jedenfalls ganz so aus, als würden sie sich nahtlos ins Schaffen des Filmemachers einfügen – inklusive der auf den Kopf gestellten Kamera und flotte Choreografien in Halbtotalen. Wer also ein Herz für flinke Fäuste und Füße hat, sollte sich deshalb „The Shadow Strays“ unbedingt vormerken.
Übrigens: Die US-Traumfabrik hat auch Notiz von Tjahjanto genommen, weshalb er gegenwärtig als Regisseur für die Action-Fortsetzung „Nobody 2“ mit Bob Odenkirk gesetzt ist.
Hat Netflix das nächste Action-Meisterwerk in petto?
„Ich bin großer Fan von den ‚The Raid‘-Filmen und den Stars Iko Uwais oder Joe Taslim. Deswegen hatte ich auch ihre anderen Filme im Visier und sowohl ‚Headshot‘ als auch ‚The Night Comes for Us‘ haben mich begeistert. Von daher bin ich sehr guter Dinge, dass ‚The Shadow Strays‘ in die exakt gleiche Kerbe schlagen wird – und in dem Fall brauch ich auch keine pseudokreativen Experimente, sondern einfach mehr vom Bekannten, denn das ist einfach zu gut.
Dass zur Abwechslung mal eine Frau im knüppelharten Mittelpunkt steht, würde ich, ehrlich gesagt, skeptisch sehen, würde es sich um eine Hochglanz-Hollywood-Produktion handeln. Zwar gibt es auch hier sehenswerte Ausnahmen. Aber zu oft wollte man dem Publikum taffe Mädels andrehen, die es aber in Wahrheit und natürlich nur in Bezug auf die Action als solche gar nicht waren. Das war dann auch sicht- und spürbar und machte Figuren wie Stars einfach wenig glaubwürdig (ich denke da an das zwar toll besetzte, aber katastrophale ‚The 355‘).
Ich vertraue aber darauf, dass Hauptdarstellerin Aurora Ribero genau nicht in diese Falle tappen, sondern tatsächlich echte Kampf-Fähigkeiten präsentieren wird. Der Teaser gibt schon einen Eindruck davon, dass sie wirklich mit Wucht und Intensität die Action-Szenen gemeistert hat, schließlich ist sie in den einzelnen Shots gut zu erkennen.
Und wenn Ribero überzeugt, wer weiß, vielleicht tritt sie mit ‚The Shadow Strays‘ das große Erbe von Michelle Yeoh oder Cynthia Rothrock an – von Frauen, die tatsächlich reihenweise Hintern versohlt haben.“