19.04.2024, 08:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Immer seltener hört man inzwischen, Kryptowährungen hätten keinen Wert, weil kein Nutzen erkennbar wäre. Insbesondere seit sogenannte Real World Assets (RWAs) in den Fokus rücken, leuchtet der praktische Wert von Kryptos einer wachsenden Anzahl von Nutzern ein. TECHBOOK beleuchtet Arten und Anwendungen von RWAs.
Real World Assets – kurz RWAs genannt – schlagen eine Brücke aus der Kryptowelt in unsere reale Welt und können ihre Nützlichkeit ganz anschaulich unter Beweis stellen. Dabei geht es um die Tokenisierung von Werten oder Investmentgütern. Unter Tokenisierung versteht man die Abbildung realwirtschaftlicher Objekte oder Einheiten auf der Blockchain.
RWA-Token
Den Begriff der RWAs kann man dabei wahlweise enger oder weiter fassen. Im engeren Sinn handelt es sich um Token, die ihren Wert aus der Verbindung zu einem realwirtschaftlichen Gut beziehen. Das kann zum Beispiel Gold sein, dessen Wert in Token wie etwa Paxos Gold (PAXG) oder Tether Gold (XAUt) abgebildet wird. Der Nutzer muss sich hierbei darauf verlassen können, dass die Golddeckung des Tokens hundertprozentig besteht. Ist dies der Fall, wird einer der Vorteile von RWAs sofort anschaulich. Denn anders als Goldbarren sind diese Tokens durch ihre Digitalisierung transportabel und in Sekundenschnelle global verfügbar.
Die derzeit am hellsten leuchtenden Sterne am Himmel der RWAs sind jedoch keine Gold-Token, sondern Kryptowährungen wie Pendle (PENDLE). Hier wird es beispielsweise ermöglicht, mit zukünftigen Erträgen zu handeln. Oder auch ein Token wie Ondo (ONDO), bei dem traditionelle Finanzgrößen wie Morgan Stanley und BlackRock ihre Finger im Spiel haben.
Abseits des Mainstreams
Neben den bekannten RWA-Tokens, sind natürlich auch weitere Güter der realen Ökonomie auf die Blockchain zu bringen. Besonders der Krypto-Broker Bitpanda aus Österreich hat schon seit Jahren einen Schwerpunkt im Bereich tokenisierter Werte aus der Realwirtschaft, wie etwa tokenisierte Rohstoffe oder Aktien.
Sogar ETFs können auf der Blockchain abgebildet – oder im Prinzip sogar neu gebildet werden. Bitpanda hält neben ETFs auch spezielle RWA-Produkte bereit, wie beispielsweise einen Token namens Carbon, der im Prinzip CO₂-Zertifikate auf die Blockchain bringt. Oder ein Produkt namens Agriculture, das einen Warenkorb aus Agrarrohstoffen tokenisiert und als Krypto handelbar macht.
Sollten sich diese Ideen im nächsten Bullrun als überdurchschnittlich erfolgreich erweisen, werden andere Marktteilnehmer nachziehen. Dann wird es ein Rennen um die innovativsten Tokenisierungskonzepte geben.
Hier könnten Kryptos mit der Power ihrer spezifischen Möglichkeiten im Bereich dezentralisierte Finanzen (DeFi), wie zum Beispiel gehebeltes Lending, Liquidity Mining, Farming, Re-Staking und so weiter, den klassischen Rohstoff- und Finanzbörsen einige Meter im Rennen um Investoren abnehmen.
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NFTs als RWAs
Nicht im engeren, wohl aber im weiteren Sinn können zu RWAs auch NFTs gezählt werden. Das sind non-fungible, also einzigartige und nicht austauschbare Tokens, die einen ganz spezifischen Wert auf der Blockchain verbriefen. Solche Werte können alles Mögliche sein: ein bestimmtes Foto, ein digitales Kunstwerk, ein Song, ein Podcast, ein Video, ein Film, eine Serie, ein Game, der Zugang zu einem exklusiven Club, eine Internetdomain.
Oder der virtuelle Teil eines Anlagewertes, wie etwa einer Immobilie, eines Investmentfonds, eines Rennpferdes, eines Renaissance-Gemäldes. Klassische Gemälde wurden bereits verkauft – in virtuellen Anteilen. Man nennt solche Teile Fractionalized NFTs. All dies ist möglich durch die Technologie der Tokenisierung von spezifischen Werten.
Hier sind in Zukunft noch viele neue Ideen und Innovationen zu erwarten. Denn Tokenisierung wird inzwischen auch von den Big Playern im Investmentbereich als neues, äußerst vielversprechendes Segment der Wirtschaft betrachtet, dessen Potenzial noch kaum abzuschätzen ist.
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Stablecoins als Real World Assets
In der beschriebenen Logik der Dinge sind auch Stablecoins wie USDT, USDC oder DAI im Prinzip RWAs. Denn sie bilden den Wert eines US-Dollars auf der Blockchain ab. Das unterscheidet sie von klassischen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum, die ihren Wert nicht aus der Verbindung zu einem Repräsentanten der Realwirtschaft schöpfen.
Stablecoins können theoretisch jede nationale Währung abbilden. Bisher sind aber neben dem US-Dollar lediglich wenige andere Währungen, wie etwa der Euro oder der japanische Yen vertreten. Letztere spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Die Stablecoins auf Basis des US-Dollars dominieren ganz klar.
Nicht zu den RWAs würde man Kryptowährungen zählen, die zwar eine Funktion in der wirklichen Welt haben, aber keine konkreten Realwerte auf der Blockchain abbilden. Dazu würde etwa VeChain (VET) gehören. Diese Kryptowährung hat zwar die Fähigkeit, Lieferketten nachverfolgbar zu machen, bildet aber die gelieferten Produkte nicht ab. Insofern handelt es sich auch nicht im weiteren Sinn um ein RWA.
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Künstliche Intelligenz und RWAs – geht da was?
Neben der Blockchain ist die KI das technologisch dominierende Thema unserer Zeit. Dementsprechend liegt es nahe, dass es auch RWAs mit künstlicher Intelligenz zu tun bekommen. Zumindest eröffnen sich derartige Möglichkeiten. KI-Modelle selbst oder zugrunde liegende Trainings-Datensätze sind reale Werte, die auch auf der Blockchain abgebildet und gehandelt werden können. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dies ein eigener Trend im Bereich Krypto werden wird. Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht und wie RWAs insgesamt in naher Zukunft performen werden.