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Was wurde eigentlich aus Kim Dotcom?

Hochstapler, Großmaul und Internet-Pionier

Was wurde eigentlich aus Kim Dotcom?

Kim Dotcom wurde vor allem durch die Gründung des Unternehmens Mega bekannt.
Kim Dotcom wurde vor allem durch die Gründung des Unternehmens Mega bekannt.Foto: Getty Images

Kim Schmitz gehört zu den schillerndsten Figuren des Internets. Der gebürtige Kieler sorgt seit über 30 Jahren mit seinen medial großspurig inszenierten Aktivitäten immer wieder für Schlagzeilen. Vor allem die Art und Weise seines Auftretens spaltet die Meinungen über seine Person. Für einige ist Kim Schmitz eine Art Internet-Freiheitskämpfer. Andere wiederum sehen in ihm einen kriminellen Hochstapler und Großmaul. Was ist Kim Dotcom, wie sich Kim Schmitz heute nennt, denn wirklich?

Wenn es nach den US-Behörden geht, ist Kim Dotcom ein Straftäter, der schwere Urheberrechtsverletzungen begangen hat und deswegen hinter Schloss und Riegel gehört. Allein in den USA drohen Kim Dotcom mindestens 20 Jahre Haft. Deswegen lebt Kim Schmitz alias Kim Dotcom seit dem Jahr 2010 in Neuseeland.

Mindestens genauso lange versuchen unter anderem sechs große Hollywood-Studios sowie der US-amerikanische Musikindustrie-Verband RIAA Kim Dotcom wegen mehrfacher Verletzungen von Urheberrechten zu verklagen. Bislang ohne Erfolg. Im Gegenteil: Kim Dotcom betreibt seine Geschäfte unabhängig all der Anschuldigungen von Neuseeland aus weiter. Doch wie hat es Kim Schmitz geschafft, den Zorn des FBI und der US-Behörden auf sich zu ziehen?

Videospiele und Computer als Zufluchtsort

Der junge Kim Schmitz hat gar keine andere Möglichkeit, als sich in die Welt von Videospielen zu flüchten. Zuhause leiden er und seine Mutter unter den Wutausbrüchen des alkoholkranken Vaters. Die bunte Welt der Computerspiele bieten dem Jugendlichen ein paar Stunden Flucht aus seinem von Gewalt geprägten Alltag.

Da Computerspiele sehr teuer sind, beschäftigt er sich schon bald intensiv damit, den Kopiercode der Spiele zu hacken. Anfang der 1990er Jahre macht sich Kim Schmitz einen Namen als Hacker. Unter dem Pseudonym „Kimble“ versorgt Kim Schmitz junge PC-Spieler mit illegalen Software-Kopien, darunter beispielsweise auch ganze Betriebssysteme wie Windows.

Damals ist Windows noch nicht gratis erhältlich, sondern kostet bei freiem Erwerb mehrere Hundert Mark. Wer dann auch noch die Office-Programme Word oder Excel auf dem Computer nutzen möchte, muss dafür mindestens 500 Mark auf die Ladentheke legen. Eine ganze Menge Geld. Das weiß auch Kim Schmitz. Der Internet-Pionier baut mithilfe eines technischen Verfahrens ein illegales Vertriebsnetz für geknackte Software auf.

Schon damals zeigen sich die zwei Gesichter von Kim Schmitz. Er verfügt über ein enormes technisches Verständnis und erkennt gleichzeitig das unternehmerische Potenzial. Allerdings überschreitet der Hacker Kimble dabei juristische Grenzen. Deswegen gilt Kim Schmitz in der Hacker-Szene auch eher als schwarzes Schaf. Die unzähligen Nutzer seiner Raubkopien hingegen sehen in Kim Schmitz eher eine Art Freiheitskämpfer, weil er teure Software für eine breite Masse verfügbar macht.

Verschwendetes Talent?

Letztlich hat Kim Schmitz damals eine erste Diskussion über Preise und Vertriebsmodelle von Medien jeglicher Art angestoßen. Ob der Hacker aus diesem Antrieb heraus gehandelt hat, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls dauert es nur noch wenige Jahre bis sämtliche Medien digital und legal über das Internet verbreitet werden.

Kim Schmitz wird 1994 unter anderem wegen Betrugs und Bandenhehlerei zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der damals 20-jährige kommt um eine Inhaftierung herum, weil er sein Szene-Wissen kooperativ mit den Behörden teilt.

Es scheint so, als habe der junge Mann seine Lehren daraus gezogen. In der Folge mutiert er zum Jungunternehmer und gründet eine Firma, die sich um die Themen Daten- und Kopierschutz kümmert. Kim Schmitz erhält sogar Ende der 1990er Jahre einen Beratervertrag bei der Deutschen Telekom. Dieser kann allerdings auch als Stillschweige-Abkommen interpretiert werden. Denn Kim Schmitz ist durch einen Tipp aus der Hackerszene im D1-Mobilfunknetz auf erhebliche Sicherheitsmängel gestoßen. Durch die Hinweise hilft „Berater“ Kim Schmitz der Telekom, diese Mängel zu beseitigen.

In den 2000er Jahren scheint es ruhiger um Kim Schmitz zu werden. Im Jahr 2002 gerät er kurz in die Schlagzeilen, weil er im Zusammenhang mit Aktien zu einer Bewährungs- und Geldstrafe wegen Insiderhandels verurteilt wird. Anschließend zieht der schrille Unternehmer nach Hongkong.

Folgenreicher Umzug nach Hongkong

In diese Zeit fällt die Gründung eines der größten Filesharing-Plattformen überhaupt: Megaupload. Gründungsort ist Hongkong. Von hier aus betreibt Megaupload ab dem Jahr 2005 ein weltweites Netz. Über das Netzwerk werden unter anderem Kopien der neusten Kinofilme in heimische Wohnzimmer transferiert. Dem Geschäftsmodell haftet unter anderem deswegen immer ein gewisser Zweifel an.

Dennoch expandiert das Unternehmen immer schneller, bietet Premium-Zugänge und finanziert sich ansonsten über Werbung. Für den Nutzer von Megaupload wirkt der Service professionell und ist auch grundsätzlich nicht illegal. Dennoch muss den meisten Anwendern klar gewesen sein: Der Download eines Filmes, der gerade erst im Kino angelaufen ist, kann nicht mit rechten Dingen zugehen.

Filesharing an sich ist nicht illegal. Nur die Weitergabe urheberechtlich geschützter Inhalte ist es. Genau diese Inhalte lassen sich allerdings nahezu perfekt über Megaupload von Rechner zu Rechner senden, was inzwischen auch den meisten Traffic ausmacht. In Spitzenzeiten ist Megaupload für vier Prozent des gesamten Internetverkehrs verantwortlich. Deswegen werden die Behörden schon bald auf das Unternehmen aufmerksam.

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Filesharing als Vorstufe von Streaming-Diensten

Streaming-Dienste spielen in den späten 2000er Jahren wegen zu geringer Bandbreite noch keine Rolle. Das befeuert den Erfolg von Megaupload, dem Unternehmen mit Firmensitz Hongkong. Dort lebt zu dieser Zeit ein gewisser Kim Schmitz. Im Jahr 2007 wird bekannt – zunächst hinter vorgehaltener Hand und später öffentlich: Kim Schmitz ist nicht nur einer der Strippenzieher bei Megaupload, sondern vermutlich sogar Gründer der Plattform. Wie sollte es auch anders sein, das technische Wissen für ein solches Projekt bringt der Hacker immerhin mit. Wie sich damit Geld verdienen lässt, weiß Kim Schmitz aus jener Zeit als Anbieter von Schwarzkopien.

Die Justizbehörden hängen Megaupload schon längst an den Fersen. Im Jahr 2012 kommt es zum Megaknall. Kim Schmitz, der seinen Wohnsitz zwei Jahre zuvor nach Neuseeland verlegt hat und inzwischen als Kim Dotcom auftritt, wird kurz vor seinem 38. Geburtstag zusammen mit anderen Megaupload-Drahtziehern festgenommen. Die Meldung sorgt auf allen Nachrichtenkanälen weltweit für Schlagzeilen.

Wozu Megaupload beigetragen hat

Megaupload hat Kim Dotcom endgültig berühmt gemacht, reich ohnehin. Gegen Kaution kommt der Internet-Pionier schon bald wieder auf freien Fuß. Seit dem Jahr 2012 versuchen die USA eine Auslieferung von Kim Dotcom gerichtlich durchzusetzen, bis heute erfolglos. Sollte eine Auslieferung jemals juristisch durchgesetzt werden, drohen Kim Dotcom ein Strafverfahren und eine langjährige Haftstrafe.

Die Frage, ob Kim Schmitz alias Kim Dotcom ein Hochstapler und Großmaul ist, lässt sich nur schwer beantworten. Schon immer und offensichtlich ganz bewusst bewegt sich der schillernde Internet-Pionier mit seinen Geschäftsmodellen am Rande der Legalität. Eines muss ihm dabei zugutegehalten werden: Kim Dotcom hat ein Gespür dafür, wie Menschen das Internet für sich nutzen möchten. Den Versand und den Vertrieb von Videos, Musik, Dokumenten und anderen Medien über das Internet hat Kim Dotcom in gewisser Weise mitgeprägt.

Über die Methoden lässt sich streiten. Aufgrund der enormen Nachfrage nach Filesharing waren es letztlich die Nutzer von Diensten wie Megaupload, die Medienunternehmen dazu gezwungen haben, andere, legale Vertriebswege nachzudenken und diese auch aufzubauen.

Kim Dotcom auf Twitter

Heute ist Kim Dotcom vor allem auf Social Media aktiv. Über Twitter postet er zum Teil mehrmals tätig – über seine Familie, die politische Lage und über das Gebaren anderer bekannter Personen wie Donald Trump und Elon Musk. Ersteren scheint er wenig zu mögen, von Letzterem ist er hingegen offenbar Fan. Generell ruft Dotcom oft zu Frieden auf; so postete er in Bezug auf Trump:

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Im Herbst 2022 sorgte zudem ein Austausch zwischen ihm und Elon Musk auf Twitter für Aufsehen, bei der Dotcom Musks „Aufruf zum Frieden“ in Bezug auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine lobte. „Ich liebe dich, E. Das weißt du. Viele Menschen schauen zu dir auf. Ich glaube an dich“, schrieb Dotcom. Elon Musk antwortete prompt und beteuerte, sein Bestes zu tun, auch wenn sein Vorhaben, die Situation im Ukraine-Krieg zu deeskalieren, gescheitert ist.

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