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Hochstapler, Großmaul, Internet-Pionier

Was wurde eigentlich aus Kim Dotcom?

Was macht Kim Dotcom heute eigentlich?
Was macht Kim Dotcom heute eigentlich? Foto: Getty Images

23.04.2024, 10:49 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Kim Dotcom gehört zu den großen Namen des Internets. 1974 als Kim Schmitz in Kiel geboren, trat er bereits in den späten 80er-Jahren in die Hacker-Szene ein. Heute ist er vor allem für die Gründung der Filesharing-Plattform Megaupload, für sein großspuriges Auftreten und Skandale bekannt. Doch was macht der Unternehmer heute genau?

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Kim Dotcom hat am 21. Januar 2024 seinen 50. Geburtstag gefeiert. In Kiel lebt er schon lange nicht mehr. Vielmehr hat Kim Dotcom einige bewegte Jahre hinter sich. Mit seinen medial großspurig inszenierten Aktivitäten sorgte er immer wieder für Schlagzeilen. Vor allem die Art und Weise seines Auftretens spaltete die Meinungen über seine Person.

Zwischen Bewunderung und Kriminalität

Für einige ist Kim Schmitz alias Kim Dotcom eine Art Internet-Freiheitskämpfer. Andere wiederum sehen in ihm einen kriminellen Hochstapler und ein Großmaul. Wenn es nach den US-Behörden geht, ist Kim Dotcom ein Straftäter, der schwere Urheberrechtsverletzungen begangen hat und deswegen hinter Schloss und Riegel gehört. Allein in den USA drohen Kim Dotcom mindestens 20 Jahre Haft. Deswegen lebt Kim Schmitz alias Kim Dotcom seit 2010 in Neuseeland.

Mindestens genauso lange versuchen unter anderem sechs große Hollywood-Studios sowie der US-amerikanische Musikindustrie-Verband RIAA Kim Dotcom wegen mehrfacher Verletzungen von Urheberrechten zu verklagen. Bislang ohne Erfolg. Doch wie hat es Kim Schmitz geschafft, den Zorn des FBI und der US-Behörden auf sich zu ziehen?

Videospiele und Computer als Zufluchtsort

Der junge Kim Schmitz hatte gar keine andere Möglichkeit, als sich in die Welt von Videospielen zu flüchten. Zu Hause litten er und seine Mutter unter den Wutausbrüchen des alkoholkranken Vaters. Die bunte Welt der Computerspiele boten dem Jugendlichen ein paar Stunden Flucht aus seinem von Gewalt geprägten Alltag.

Da Computerspiele sehr teuer sind, beschäftigte er sich schon bald intensiv damit, den Kopiercode der Spiele zu hacken. Der Szene bereits zugehörig machte er sich Anfang der 1990er-Jahre einen Namen als Hacker. Unter dem Pseudonym „Kimble“ versorgte Kim Schmitz junge PC-Spieler mit illegalen Software-Kopien, darunter beispielsweise auch ganze Betriebssysteme wie Windows.

Damals war Windows noch nicht gratis erhältlich, sondern kostete bei freiem Erwerb mehrere Hundert Mark. Wer dann auch noch die Office-Programme Word oder Excel auf dem Computer nutzen wollte, musste dafür mindestens 500 Mark auf die Ladentheke legen. Eine ganze Menge Geld. Das wusste auch Kim Schmitz. Der Internet-Pionier baute mithilfe eines technischen Verfahrens ein illegales Vertriebsnetz für geknackte Software auf.

Schon damals zeigten sich die zwei Gesichter von Kim Schmitz. Er verfügte über ein enormes technisches Verständnis und erkannte gleichzeitig das unternehmerische Potenzial. Allerdings überschritt der Hacker immer wieder juristische Grenzen und galt in der Hacker-Szene deswegen eher als schwarzes Schaf. Die unzähligen Nutzer seiner Raubkopien hingegen sahen in Kim Schmitz eher eine Art Freiheitskämpfer, weil er teure Software für eine breite Masse verfügbar machte.

Berater bei der Deutschen Telekom

Letztlich hatte Kim Schmitz damals eine erste Diskussion über Preise und Vertriebsmodelle von Medien jeglicher Art angestoßen. Ob der Hacker aus diesem Antrieb heraus gehandelt hat, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls dauerte es nur noch wenige Jahre, bis sämtliche Medien digital und legal über das Internet verbreitet wurden.

1994 – mit gerade einmal 20 Jahren – wurde Kim Schmitz unter anderem wegen Betrugs und Bandenhehlerei zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Allerdings kam er um eine Inhaftierung herum, weil er sein Szene-Wissen kooperativ mit den Behörden teilte.

Es schien fast so, als habe der junge Mann seine Lehren daraus gezogen. In der Folge mutierte er zum Jungunternehmer und gründete eine Firma, die sich um die Themen Daten- und Kopierschutz kümmert. Kim Schmitz erhielt Ende der 1990er-Jahre sogar einen Beratervertrag bei der Deutschen Telekom. Dieser kann allerdings auch als Stillschweige-Abkommen interpretiert werden. Denn Kim Schmitz ist durch einen Tipp aus der Hacker-Szene im D1-Mobilfunknetz damals auf erhebliche Sicherheitsmängel gestoßen. Durch die Hinweise half „Berater“ Kim Schmitz der Telekom, diese Mängel zu beseitigen.

In den 2000er-Jahren schien es ruhiger um Kim Schmitz zu werden. Im Jahr 2002 geriet er kurz in die Schlagzeilen, weil er im Zusammenhang mit Aktien zu einer Bewährungs- und Geldstrafe wegen Insiderhandels verurteilt wurde. Anschließend zog der schrille Unternehmer nach Hongkong.

Folgenreicher Umzug nach Hongkong

In Hongkong gründete Kim Schmitz die Filesharing-Plattformen Megaupload, die ab dem Jahr 2005 ein weltweites Netz betrieb. Über das Netzwerk wurden unter anderem Kopien der neusten Kinofilme in heimische Wohnzimmer transferiert. Schon deswegen haftete dem Geschäftsmodell ein gewisser Zweifel an.

Dennoch expandierte das Unternehmen immer schneller, bot Premium-Zugänge und finanzierte sich ansonsten über Werbung. Für den Nutzer von Megaupload schien der Service professionell und auch grundsätzlich nicht illegal. Dennoch musste den meisten Anwendern klar gewesen sein: Der Download eines Filmes, der gerade erst im Kino angelaufen ist, kann nicht mit rechten Dingen zugehen.

Filesharing an sich ist nicht illegal. Nur die Weitergabe urheberrechtlich geschützter Inhalte ist es. Genau diese Inhalte ließen sich allerdings nahezu perfekt über Megaupload von Rechner zu Rechner senden, was auch den meisten Traffic ausmachte. In Spitzenzeiten war Megaupload für vier Prozent des gesamten Internetverkehrs verantwortlich. Deswegen wurden die Behörden schon bald auf das Unternehmen aufmerksam.

Streaming-Dienste spielten in den späten 2000er-Jahren wegen zu geringer Bandbreite noch keine Rolle. Das befeuerte den Erfolg der Plattform Megaupload, die Kim Schmitz endgültig berühmt und auch reich gemacht hat. Er genoss sein Leben in vollen Zügen. Auf seinem YouTube-Kanal protze er mit überschwänglichen Partys auf Luxusyachten und in Villen oder stellte seine zahllosen Reisen – beispielsweise nach Monaco – zur Schau.

Die Justizbehörden hingen dem Unternehmen damals allerdings schon an den Fersen. Im Jahr 2012 kam es zum Megaknall. Kim Schmitz, der seinen Wohnsitz zwei Jahre zuvor nach Neuseeland verlegt hatte und inzwischen als Kim Dotcom auftrat, wurde kurz vor seinem 38. Geburtstag zusammen mit anderen Megaupload-Drahtziehern festgenommen. Bei einer Razzia auf seinem Anwesen wurden zahlreiche Beweise sichergestellt. Die Behörden froren auch sein Vermögen ein, beschlagnahmten seine Fahrzeuge und stellten seine Internetseite nach Ermittlungen des FBI ab. Die Meldung sorgte auf allen Nachrichtenkanälen weltweit für Schlagzeilen. Gegen Kaution kam der Internet-Pionier aber bald wieder auf freien Fuß.

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Kim Dotcom vor Gericht

Seit 2012 versuchen die USA eine Auslieferung von Kim Dotcom gerichtlich durchzusetzen. Sollte der Antrag erfolgreich sein, drohen Kim Dotcom ein Strafverfahren und eine langjährige Haftstrafe. 2017 schließlich entschied ein Gericht in Neuseeland aufgrund eines Betrugsvorwurfs, dass Kim Dotcom an die USA ausgeliefert werden darf. Das Urteil wurde später von zwei weiteren Gerichten bestätigt.

Dagegen ging Kim Dotcom jedoch. Mit dem Hinweis auf Rechtsfehler zog er bis vor den Obersten Gerichtshof, der eine Überprüfung der vorherigen Verfahren anordnete. Die Razzia auf dem Grundstück von Kim Dotcom wurde daraufhin für rechtswidrig erklärt. Der damalige Premierminister von Neuseeland, John Key, musste sich aufgrund der illegalen Abhörung und der Überwachung seiner Rechner sogar öffentlich bei Kim Dotcom entschuldigen.

Zusammen mit Kim Dotcom waren 2012 noch drei seiner Mitstreiter verhaftet worden. Einer von ihnen ist mittlerweile verstorben, zwei weitere – Mathias Ortmann (Technikchef bei Megaupload) und Bram van der Kolk (für die Programmierung der Software verantwortlich) – umgingen eine Auslieferung an die USA, da sie sich bereit erklärten, sich einem Gerichtsverfahren in Neuseeland zu stellen. Im Sommer 2023 wurde das Urteil gefällt, die beiden Männer wegen Betrugs und weiterer Delikte zu zwei Jahren und sieben Monaten beziehungsweise zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Damit blieb das Gericht unter den anvisierten 10 Jahren, da sich beide offenbar bereit erklärten, gegen Kim Dotcom auszusagen.

Dessen Verfahren ist weiterhin offen. Ebenso das Ersuch der Auslieferung seitens der USA. Auf Twitter zeigte Kim Dotcom Verständnis für seine hemaligen Mitstreiter. Sie seien der langen Verfahren müde geworden.

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Was macht Kim Dotcom heute?

Die Frage, ob Kim Schmitz alias Kim Dotcom ein Hochstapler ist, lässt sich nur schwer beantworten. Schon immer und offensichtlich ganz bewusst, bewegte sich der schillernde Internet-Pionier mit seinen Geschäftsmodellen am Rande der Legalität. Eines muss ihm dabei zugutegehalten werden: Kim Dotcom hat ein Gespür dafür, wie Menschen das Internet für sich nutzen möchten. Den Versand und den Vertrieb von Videos, Musik, Dokumenten und anderen Medien über das Internet hat Kim Dotcom in gewisser Weise mitgeprägt.

Über die Methoden lässt sich streiten. Aufgrund der enormen Nachfrage nach Filesharing waren es letztlich die Nutzer von Diensten wie Megaupload, die Medienunternehmen dazu gezwungen haben, andere, legale Vertriebswege nachzudenken und diese auch aufzubauen.

Seit 2018 ist Kim Dotcom in dritter Ehe mit der Anwältin Elizabeth Donnely verheiratet. Aus all seinen Ehen gingen insgesamt sechs Kinder hervor. Kim Dotcom ist heute vor allem auf Social Media aktiv – speziell X (ehemals Twitter) und Instagram. Während er sich auf X vor allem zur politischen Weltlage, zu den USA und Krypto äußert, zeigt er sich auf Instagram mittlerweile als Familienmensch, postet viele Fotos von seiner Frau und seinen Kindern. Ein Leben in Luxus lebt die Familie aber weiterhin, was Kim Dotcom heute aber weitaus dezenter inszeniert.

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