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Warum im Amazonas-Urwald jetzt Handys hängen

Im Amazonas-Urwald hängen jetzt Handys
Im Amazonas-Urwald hängen jetzt Handys Foto: Getty Images
Madlen Schäfer

01.08.2019, 16:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Herstellung von Technik geht immer auf Kosten der Natur. Doch Technologie hilft dabei, den Urwald zu retten.

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Drei Milliarden Smartphone-Nutzer gibt es laut einer Studie auf der Welt – Tendenz weiter steigend. Die Konsequenzen für unseren Elektronik-Konsum trägt in erster Linie die Umwelt, die Herstellung von Technik-Geräten ist äußerst schädlich für die Umwelt. Aber: Ein altes Smartphone kann auch dabei helfen, den Urwald zu retten. Das ist der Grund, warum immer mehr ausrangierte Handys im Urwald hängen können.

Technologie im Kampf für den Naturschutz – das wollte der Amerikaners Topher White in die Tat umsetzen. Vor fünf Jahren gründete der Ingenieur die Nichtregierungsorganisation „Rainforest Connection“ in San Francisco. Seine Idee: Alte Telefone kommen im Regenwald zum Einsatz und nehmen die Geräusche auf. Dabei handelt es sich nicht um einen schönen Einfall, um den Klängen der Natur zu lauschen, sondern die Lausch-Handys sollen die Zerstörung des Urwalds stoppen.

Baumschwund fördert Klimawandel und Artensterben

Auf der gesamten Erde verschwinden riesige Flächen an Wäldern – und das jedes Jahr.  Der Amazonas etwa hat in den letzten vier Jahrzehnten fast ein Fünftel seiner Fläche an Regenwald verloren. Nicht nur der Tierwelt macht der große Verlust an Bäumen zu schaffen. Ihnen wird durch die Abholzung der Lebensraum genommen, einige Arten können nirgendwo sonst leben und sterben im Zweifelsfall sogar aus. Aber auch der Klimawandel wird durch den Waldverlust weiter angeheizt, der Baumschwund erhöht die Treibhausgasemissionen.

Eine Studie von Global Forest Watch sind allein im Jahr 2018 weltweit zwölf Millionen Hektar an Tropenwald verloren gegangen. Dabei handelt es sich um eine Fläche, die so groß ist wie Österreich und Belgien. Neben Waldbränden liegt das vor allem an der enormen Abholzung von Bäumen durch den Menschen. In den meisten Fällen geschieht dies illegal, die Täter sind oftmals nur schwer auszumachen. Genau bei diesem Problem setzt das Projekt von Topher White an.

„Als ich anfing, wusste ich nichts von alledem“, erklärt White gegenüber National Geographic. White startete 2011 eine Reise, um auf der indonesischen Insel Borneo der immer weiter schwindenden Affengattung Gibbon zu helfen. „Ich dachte nur, es ginge darum, die kleinen Gebiete und Tiere zu schützen“, sagt White. Und weiter: „Aber nein, Abholzung ist tatsächlich einer der größten Beiträge zum Klimawandel.“ Topher White zufolge sind zwischen 50 und 90 Prozent der Abholzung in den Regenwäldern illegal. Genau dieser illegalen Abholzung von Bäumen will die Organisation „Rainforest Connection“ den Garaus machen.

So funktioniert das Überwachungssystem

Topher White bringt gemeinsam mit seiner Organisation alte Handys im Urwald an. Hierfür hat der Ingenieur ein System entwickelt, bei dem das Handy über Solarzellen aufgeladen wird. Die Handys im Regenwald haben eine Software installiert, die über ein Mikrofon die Geräusche des Waldes aufzeichnet. Auf diese Weise sollen sämtliche Töne in der Umgebung des Handys aufgezeichnet werden. Das Ziel dabei ist es, Geräusche wie etwa die einer Kettensäge oder solche, die im Zusammenhang mit Abholzungs-Aktivitäten entstehen, zu ermitteln. Das Handy kann mit Hilfe der Software solche verdächtigen Geräusche in einer Entfernung von 1,5 Kilometer identifizieren. In einem solchen Fall meldet die Software Auffälligkeiten. An den unterschiedlichsten Orten der Welt wurde das System bereits verwenden, wie in Peru, Brasilien oder Ecuador. „Je mehr wir über diese Orte lernen, desto leichter wird es sein, sie zu beschützen“, sagt White.

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Weitere Technik im Einsatz für die Umwelt

Andere Technologien helfen ebenfalls dabei, bedrohte Naturräume zu schützen. Die Krefelder Firma „Openforests“ zum Beispiel nutzt Drohnen, um etwa in Peru mit den Bildern entsprechende Regionen zu überwachen. „Wir brauchen eine Art Umweltpolizei“, sagt iPod-Erfinder Tony Fadell gegenüber dem Schweizer Tagblatt. Er habe deshalb in das Start-up FutureShape investiert, dass mittels von Satelliten illegale Abholzung sowie Überfischung registrieren will.

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