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Wichtiger Grund

Warum Höflichkeit OpenAI Millionen US-Dollar kostet

KI ChatGPT-Logo auf einem Smartphone
Höflichkeit bei KI-Modelle kann durchaus teuer werden. Warum das so ist, erfahren Sie im Folgenden. Foto: SOPA Images/LightRocket via Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

25. Mai 2025, 16:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Höflichkeit ist auch in der digitalen Welt gefragt – selbst beim Chat mit einer Künstlichen Intelligenz. Was nett gemeint ist, hat überraschende Folgen: Denn jede höfliche Anfrage an ChatGPT verursacht Kosten. Warum das so ist, erklärte OpenAI-Chef Sam Altman kürzlich öffentlich.

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Auch wenn die Kommentarspalten in den sozialen Medien voll mit Postings sind, die mit ganz viel Schaum vor dem Mund formuliert sein müssen, achten die meisten Menschen auf eine höfliche Ausdrucksweise in der digitalen Welt. Das gilt auch für die Interaktion mit KI-Sprachmodellen. „Bitte“ und „Danke“ gehören bei ChatGPT durchaus zum üblichen Umgangston bei Anfragen. Allerdings kostet Höflichkeit OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, eine Menge Geld.

Jede Höflichkeit bei der KI kostet

Künstliche Intelligenz (KI) wirkt auf den ersten Blick immateriell – doch hinter jeder Anfrage steckt ein erheblicher Ressourcenaufwand. Besonders deutlich wird das, wenn es um scheinbar harmlose Höflichkeitsfloskeln geht. Ein scherzhafter Austausch auf X (vormals Twitter) brachte genau dieses Thema ins Rollen – und wirft Fragen zum Umgang mit KI im Alltag auf.

Der OpenAI-CEO reagierte nämlich auf ein Posting eines Users, in dem es hieß: „Ich frage mich, wie viel Geld OpenAI an Stromkosten verloren hat, weil die Leute Bitte und Danke zu ihren Modellen sagen.“ OpenAI-Chef Sam Altman antwortete: „Zig Millionen Dollar gut angelegt – man weiß ja nie.“ Damit hat er gewollt oder ungewollt eine Diskussion darüber losgetreten, wie wir künftig mit KI-Modellen kommunizieren werden.

X Corp. Platzhalter
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Die riesigen Rechenzentren hinter den großen KI-Modellen verbrauchen eine Menge Energie in Form von Strom und Wasser, das zur Kühlung notwendig ist. Das ist bekannt. Jede noch so kleine Anfrage und jedes einzelne Wort wird somit auch zu einem ökologischen Kostenfaktor.

KI hat einen immensen Energieverbrauch

Die US-amerikanische Zeitung „Washington Post“ hat zusammen mit der University of California herausgefunden (hinter einer Paywall): Das Erstellen einer E-Mail mit 100 Wörtern verbraucht etwa 0,14 Kilowattstunden an Strom. Bei mehr als fünf Milliarden Visits auf ChatGPT im April 2025 kommt allein bei dem gewählten Beispiel ein mehrstelliger Millionen-Dollar-Betrag zustande.

Auch der Wasserverbrauch summiert sich. Um eine solche Mail zu generieren, benötigt die Kühlung 518 Milliliter Wasser. Die Uni-Forscher wählten dann die Annahme, zehn Prozent der Erwerbstätigen in den USA würden eine solche Mail pro Woche von ChatGPT formulieren lassen. Das ergäbe einen Wasserverbrauch von 435 Millionen Litern. In Deutschland verbraucht eine Person pro Tag etwa 130 Liter Wasser. Somit könnten mit dem Kühlwasser über 3 Millionen Bundesbürger einen Tag lang mit Wasser versorgt werden.

Lesen Sie auch: Was ist Künstliche Intelligenz und wie wird sie genutzt? 

Höflich und effizient geht nicht

Muss die KI-Kommunikation aufgrund dieser gewaltigen Zahlen komplett neu gedacht werden? Darüber streitet die Wissenschaft. Einige KI-Experten meinen, wer höfliche Anfragen stellt, bekäme auch qualitativ höherwertige Antworten. Eine andere Gruppe hält Höflichkeit für die Qualität der KI-generierten Antworten irrelevant.

Letztere Annahme scheint plausibel, denn KI handelt nicht menschlich, sondern generiert seine Antworten auf Basis gelernter Daten. Am Ende ist eben alles Mathematik. Mathematische Formeln basieren auf Logik. Höflichkeit verändert logischerweise nicht das Ergebnis.

Allerdings ergibt es aus anderen Gründen Sinn, auf Höflichkeit nicht zu verzichten. Denn letztlich bilden die KI-Anfragen von heute die Trainingsdaten von morgen. Außerdem geht es auch um die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren möchten. Wer Anfragen nur noch im Befehlston eintippt, gewöhnt sich möglicherweise daran, auch in normalen Gesprächen andere Personen nur als Befehlsempfänger anzusehen.

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Technische Lösungen gesucht

Wie lässt sich dieses Dilemma zwischen Anstandsformen und Energie-Effizienz auflösen? Möglicherweise entwickelt sich eine eigene, effizientere KI-Sprache, die zwar auf die üblichen Höflichkeitsformen verzichtet, im Ton allerdings dennoch wertschätzend bleibt.

Die Entwickler der großen KI-Modelle arbeiten bereits an einer Lösung, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Künftige Versionen erkennen dann Wörter wie „Bitte“ und „Danke“ als reine Höflichkeit und ignorieren diese bei der Erstellung der Antworten. Allerdings gibt es unzählige sprachliche Feinheiten, die ein KI-System als Höflichkeit zunächst lernen und anschließend erkennen müsste.

Bis ein solches KI-Modell nahezu fehlerfrei funktioniert und gleichzeitig weniger Energie verbraucht, braucht es allerdings noch eine ganze Weile. Der Verzicht auf Wörter wie „Danke“ wäre zumindest ein kleiner, effizienter Schritt, den jeder tun könnte, um nicht gleich als grober Klotz zu gelten.

Themen Künstliche Intelligenz

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