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Bald verdrängt?

Diese Jobs sind durch Künstliche Intelligenz in Gefahr

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dpa

16.04.2023, 16:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Künstliche Intelligenz weckt die Hoffnungen auf ein neues goldenes Informations-Zeitalter. Viele Menschen befürchten jedoch auch, dass KI der Welt schaden wird. Zwei aktuelle Studien zeigen, dass KI-Anwendungen zumindest die Arbeitswelt stark beeinflussen werden.

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Werkzeuge der Künstlichen Intelligenz wie der Chatbot ChatGPT wirbeln derzeit die Tech-Branche kräftig durcheinander. Die Vorherrschaft von Google bei der Internetsuche wird durch die neue KI-Software erstmals ernsthaft in Frage gestellt. Doch nicht nur im fernen Silicon Valley sind die Auswirkungen des Technologie-Erdbebens zu spüren. Künstliche Intelligenz wird auch außerhalb der kalifornischen Tech-Zentren Arbeitsalltag und Jobs vieler Menschen umfassend verändern. Das geht aus zwei Studien hervor, die sich mit den Folgen der KI-Revolution auf die Arbeitswelt beschäftigen.

Die erste Studie stammt von den Machern von ChatGPT selbst: Forscher des Start-up-Unternehmens OpenAI haben sich mit Wissenschaftlern der University of Pennsylvania zusammengetan, um herauszufinden, auf welche Jobs sich ChatGPT am stärksten auswirkt. Danach gehören Buchhalter zu den Berufsgruppen, die am stärksten von den Möglichkeiten der generativen künstlichen Intelligenz betroffen sind. Mindestens die Hälfte der Aufgaben in der Buchhaltung könnte diese Technologie viel schneller erledigen.

Vom Mathematiker bis zum Schriftsteller

Auch Mathematiker, Programmierer, Dolmetscher, Schriftsteller und Journalisten sind laut der Studie betroffen. Künstliche Intelligenz könne zumindest einen Teil der bisherigen Aufgaben in ihren Jobs übernehmen. Denn obwohl KIs derzeit bei ihren Antworten oft noch fehlerhafte Fakten „halluzinieren“, liefern sie bei Aufgaben wie Übersetzung, Klassifizierung, kreativem Schreiben und Generierung von Computercodes auch jetzt schon beachtliche Ergebnisse.

Die Forscher von OpenAI und der University of Pennsylvania gehen davon aus, dass KI-Sprachmodelle die meisten Jobs in irgendeiner Form verändern könnten. Rund 80 Prozent der Arbeitnehmer in den USA seien in Berufen tätig, in denen generative KI mindestens eine Aufgabe schneller erledigen könne. Es gibt aber auch Berufe, in den die KI nur eine untergeordnete Rolle spielen wird. Dazu gehören Köche, Kfz-Mechaniker und Jobs in der Öl- und Gasförderung aber auch in der Forst- und Landwirtschaft.

„Generative KI“ als Störer auf dem Arbeitsmarkt

Eine Forschungsabteilung der Investmentbank Goldman Sachs hat in einer Studie ausgerechnet, was diese Entwicklung für den Arbeitsmarkt konkret bedeuten kann. Wenn die sogenannte generative KI die versprochenen Fähigkeiten einhalte, könne dies „zu erheblichen Störungen auf dem Arbeitsmarkt“ führen. Unter „generativer KI“ versteht man Computerprogramme, die neue Ideen, Inhalte oder Lösungen erstellen können, anstatt nur vordefinierte Regeln oder Anweisungen abzuarbeiten.

Goldman Sachs geht davon aus, dass etwa zwei Drittel der derzeitigen Jobs einem gewissen Grad an Automatisierung durch Künstliche Intelligenz ausgesetzt sind. Die generative KI könne bis zu einem Viertel der derzeitigen Arbeit ersetzen. „Rechnet man unsere Schätzungen auf die ganze Welt hoch, so könnte generative KI das Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen der Automatisierung aussetzen.“

Hinrich Schütze, Direktor des Centrums für Informations- und Sprachverarbeitung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), sieht in der Entwicklung der generativen KI eine Revolution, die technologisch mit dem Internet oder dem Smartphone vergleichbar ist. Dabei seinen die KIs von einem echten inhaltlichen Verständnis der Themen noch weit entfernt. „Die Grundtechnologie für die Sprachmuster ist einfach immer das nächste Wort vorherzusagen, ganz stupide, immer das nächste Wort“, so Schütze.

Folgen von Künstlicher Intelligenz auf Jobs schon jetzt enorm

Dennoch seien die Folgen schon jetzt enorm: „Es werden sich große Veränderungen darin ergeben, wie wir schreiben, wann immer wir Texte verfassen, wie wir programmieren.“ Das habe auch große Folgen auf den Arbeitsalltag. „Ganz viele Berufe werden wegfallen, wenn es einfach nur darum geht, Zusammenfassungen zu schreiben, Wissen zu sammeln und zu verdichten.“

Der Münchner KI-Experte warnt jedoch davor, der künstlichen Intelligenz zu viel Aktionsradius bei den Entscheidungen einzuräumen. Etwa in der Justiz, der Medizin, der Steuerberatung, oder Vermögensverwaltung. KIs treffen Aussagen mit großer Überzeugungskraft, obwohl die Fakten oft fehlerhaft seien, „Der Mensch denkt, das muss ja stimmen, wenn sich das Modell so sicher ist. Aber in Wirklichkeit kann das Modell seine eigene Sicherheit nicht einschätzen. Das ist eines der großen Probleme, die wir haben.“

Der Potsdamer Informatik-Professor Christoph Meinel sieht ein weiteres Hindernis für den flächendeckenden Durchbruch von KI in der Arbeitswelt. Denn die Systeme benötigen gewaltige Rechenkapazitäten und erfordern damit auch riesige Mengen an Energie. „Viele Erwartungen an die KI erscheinen mir überzogen und im Hinblick auf deren Energieverbrauch auch unrealistisch“, sagt der scheidende Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Die erfolgreichen KI-Anwendungen basierten auf dem so genannten Deep Learning, also dem Training mit riesigen Datenmengen. „Und die verschlingen Unmengen an Energie.“ Ein breite Einführung wäre deshalb für das Klima und die Erreichung der Klimaziele fatal. „Wir müssen erst deutlich energieeffizientere KI-Systeme entwickeln.“

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Thema Datenschutz als Herausforderung

Meinel sieht aber nicht nur im hohem Strombedarf eine Herausforderung, sondern auch beim Thema Datenschutz. „Wer im Internet neueste Anwendungen der Künstlichen Intelligenz ausprobiert, sollte mit der Preisgabe sensibler eigener Daten vorsichtig sein“, rät Meinel. Trotz des Hypes sollten sich alle Verantwortlichen bewusst sein, dass man mit den eigenen Anfragen und Daten gratis die KI-Modelle der Anbieter trainiere und schlau mache. Wer etwa interne Finanzdaten auf bestimmte Plattformen hochlade, damit diese automatisch eine Präsentation daraus herstellen, müsse wissen, dass dadurch möglicherweise auch Geschäftsgeheimnisse preisgegeben werden.

Themen #MediaMarkt Künstliche Intelligenz
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