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TECHBOOK-Interview

Uber-Manager Christoph Weigler: »Die Zukunft des Fahrens ist elektrisch, geteilt und autonom

Christoph Weigler Uber Interview
Christoph Weigler, Deutschlandchef von Uber, im Interview. Foto: Uber | Thomas Koehler/photothek.net
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

22.06.2023, 15:49 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Über die Uber-App kann man sich Essen liefern lassen, eine Transportmöglichkeit bestellen und noch einiges mehr – alles dreht sich rund um das Thema Mobilität. TECHBOOK hat mit dem Deutschlandchef von Uber über das Geschäftsmodell des Unternehmens und seine Zukunftsvisionen gesprochen.

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In den USA startete das Uber-Angebot direkt durch. In Deutschland verlief der Start im Jahr 2014 hingegen etwas holpriger. Inzwischen hat sich der Service aber auch hierzulande etabliert. Mit „Uber Eats“ und „Uber Direct“ wurde die Funktionalität zudem sukzessive ausgebaut. TECHBOOK hat mit dem Uber-Chef Deutschland, Christoph Weigler, im Interview über die neuen Angebote, aber auch seine Vision für die Mobilitätswelt der Zukunft und die Sicherheit solcher Konzepte gesprochen. Bei unseren Kollegen von TRAVELBOOK lesen Sie zudem unter anderem, welche Veränderungen Uber in der Reisebranche bewirkt hat und wie nachhaltig das Unternehmen eigentlich ist.

Christoph Weigler von Uber im Interview

TECHBOOK: Das Thema Sicherheit ist in der Branche essenziell. Beim Tracking in der Uber-App kann man ja bereits seinen Standort freigeben und mit bestimmten Leuten teilen. Gibt es derzeit noch weitere Überlegungen, wie man vor allem für angreifbare Zielgruppen das Fahren noch sicherer gestalten könnte?

Christoph Weigler: Es passiert vieles hinter den Kulissen. Zum Beispiel gibt es eine Gesichtserkennungssoftware, mit der die App überprüft, ob überhaupt der richtige Fahrer im Fahrzeug sitzt. So kann zum Beispiel ausgeschlossen werden, dass jemand anderes fährt, der dazu gar nicht berechtigt ist. Und dann gibt es noch andere Features: Nicht nur, dass man selbst die Route leicht teilen kann, sondern die Uber-App erkennt auch Unregelmäßigkeiten. Wenn etwa die Fahrt ganz abrupt endet oder das Auto ungewöhnlich lange an einer Stelle verharrt, erkennt die App das automatisch und wir würden den Fahrgast und den Fahrer kontaktieren.

Und auf der anderen Seite: Wie schützt man etwa weibliche Fahrerinnen?

Die Sicherheit für weibliche Fahrerinnen ist uns sehr wichtig. In einigen Märkten haben die Fahrerinnen zum Beispiel bereits die Möglichkeit anzugeben, dass sie nur weibliche Fahrgäste vermittelt bekommen möchten.

Wäre ja auch in die andere Richtung denkbar, dass sich weibliche Fahrgäste dann speziell weibliche Fahrerinnen suchen?

Das ist absolut naheliegend und auch eine gute Idee. Leider gibt es in vielen Ländern noch zu wenig Fahrerinnen. Das liegt daran, dass es sich um eine sehr männerdominierte Branche handelt, in der Frauen traditionell unterrepräsentiert sind. Aber wir wollen dies ändern und Frauen, zum Beispiel mit Veranstaltungen, das Thema näherbringen.

Neue Uber-Funktionen in der App

Uber hat es sich ja öffentlich zum Ziel gesetzt, bis 2030 emissionsfrei zu sein. Dafür bindet man in der App inzwischen auch in einigen Städten den ÖPNV mit an. Aber wie passt denn in dieses Innovationsausbau-Konzept das „Uber Eats“-Angebot, mit dem man sich Essen von Restaurants liefern lassen kann?

Das ist auf jeden Fall auch ein sehr spannender Bereich für uns. „Uber Eats“ ist im Mai 2021 in Deutschland gestartet. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 70 Städten verfügbar, 100 sollen es bis Ende des Jahres werden. 6000 Restaurants lassen über unsere Plattform Essen ausliefern. In meinen Augen tut es Deutschland im Bereich Essenslieferung gut, dass es mehr Wettbewerb gibt. Bis vor Kurzem gab es eigentlich nur einen Anbieter. Außerdem war es bisher so, dass lokale Lieblingsrestaurants aufgrund des fehlenden eigenen Lieferpersonals kaum vertreten waren. Wir arbeiten mit Logistikunternehmen zusammen, die für diese Restaurants die Lieferung übernehmen. Das hilft sehr, die Auswahl an Restaurants für die Nutzer zu erhöhen.

Inzwischen gibt es mit „Uber Direct“ noch ein weiteres Angebot hier in Deutschland.

Uber Direct“ denkt dieses Konzept weiter und ist auf Geschäftskunden ausgerichtet. Die Händler können dabei auf die bestehende Lieferinfrastruktur von Uber Eats zurückgreifen und den Kunden über ihre Webseiten und Apps eine Lieferung innerhalb einer halben Stunde anbieten, ohne selbst einen Lieferservice aufzubauen.

Wie wird dieses Angebot bisher angenommen?

Mit der Entwicklung von „Uber Eats“ sind wir sehr zufrieden. Mit „Uber Direct“ sind wir gerade erst gestartet und es ist zu früh für eine genaue Aussage. Wir sehen aber im Ausland, dass dieser Service ein Riesenpotenzial hat, weil viele lokale Einzelhändler ins Hintertreffen geraten sind, weil sie kein Lieferangebot haben. Uber versucht, diese mit „Uber Direct“ zu unterstützen.

Daran anschließend: Sind denn technisch in näherer Zukunft noch neue Features geplant? Soll die App weiter ausgebaut werden?

Ja, auf jeden Fall. Wir wollen das Bestehende weiter verbessern, auch wenn das für die Nutzer auf den ersten Blick weniger sichtbar ist. Ein Beispiel ist der sogenannte „Forward Dispatch“. Das heißt, dass der Fahrer, abhängig von seinem Standort, von seinem Unternehmen schon den nächsten Fahrgast vermittelt bekommt, noch während er eine Fahrt hat.

Gibt es auch bereits für Kunden sichtbare Neuerungen?

Ja, zum Beispiel die Vorbestellungsfunktion „Uber Reserve“, die wir vor Kurzem auch in Deutschland gestartet haben. Das wurde vor allem von Geschäftskunden viel nachgefragt. Wenn ich um 4 Uhr morgens zum Flughafen muss, kann ich mir zwar auch zu diesem Zeitpunkt eine Fahrt über die Uber-App buchen, möglicherweise ist die Wartezeit dann aber länger. Die Vorbestellung bietet mir die Sicherheit, dass auch pünktlich ein Fahrzeug vor meiner Tür steht.

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Die Zukunft von Uber und der Mobilitätsbranche

Wie stellt Uber sich die digitale Mobilitätswelt der Zukunft vor und welche Rolle spielt Uber dabei?

Die Mobilität der Zukunft ist auf jeden Fall elektrisch. Bis 2025 soll ein Großteil der Flotte unserer Partner elektrifiziert sein. Außerdem geteilt. Das heißt konkret, dass nicht mehr nur von einer Person genutzt wird, sondern dass das smarter gelöst und die Auslastung erhöht wird. Und natürlich autonom.

Thema autonomes Fahren: Bedrohung oder Chance?

Es wird noch eine Weile dauern, bis ein großer Anteil der Autos autonom ist. Deshalb wird es auf absehbare Zeit einen ganz großen Teil menschlicher Fahrer auf der Plattform geben. Aber für gewisse Fahrprofile werden wir autonome Flotten dazu mischen können. Ein Beispiel: Eine Strecke innerhalb der Stadt, die mit gutem Kartenmaterial ausgestattet ist, die keine komplexen Kreuzungen oder Ähnliches beinhaltet, die kann man schon zeitnah autonom versorgen. Wenn ich jetzt aber beispielsweise von Berlin nach Sylt fahren möchte, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis das autonom funktioniert.

Insofern sehen wir einen riesengroßen Vorteil darin, dass wir bereits mit vielen Mietwagenunternehmen kooperieren und eine Plattform mit 130 Millionen monatlichen Nutzern weltweit haben. Ich glaube auch, dass autonomes Fahren perspektivisch die Sicherheit massiv erhöht. Und es könnte Fahrten in einigen Ländern auch erschwinglicher machen.

Wie optimistisch sind Sie, was diese konkreten Szenarien für Deutschland angeht?

Ich bin optimistisch, denn die deutsche Wirtschaft ist gerade in den Bereichen Optik und Sensorik führend und so wird Deutschland auch bei der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen einen wichtigen Beitrag leisten können. Regulatorisch sind andere Staaten wie bspw. die USA progressiver, aber ich denke, dass wir auch hier einen guten Rahmen finden werden. Klar scheint aber leider, dass die Algorithmen für das autonome Fahren nicht in Deutschland geschrieben werden. Eine einheitliche europäische Regelung würde hier sehr helfen.

Themen #amazon Interview Mobilität
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