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Ausprobiert

So enttäuschend war meine erste E-Scooter-Fahrt in Deutschland

Andreas Filbig Scooter
Redakteur Andreas Filbig war im Vorfeld noch ziemlich auf die E-Scooter gehyped Foto: TECHBOOK
Andreas Filbig TECHBOOK
Andreas Filbig ehemaliger Redaktionsleiter

21. Juni 2019, 15:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

E-Scooter sind offiziell in Deutschland erlaubt! Unser Redakteur Andreas Filbig konnte es kaum abwarten, endlich loszurollen. Der Hype schlug schnell in eine absolute Enttäuschung um. Gleich mehrere Punkte enttäuschten unseren Autor.

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Am 17. Juni hatte das lange Warten ein Ende. Endlich zog auch Deutschland nach und erlaubte, wenn auch mit einigen Auflagen, E-Scooter auf unseren Straßen. Ich bin bereits im vergangenen Jahr im Urlaub mit einem dieser elektrischen Tretroller am Strand von Venice Beach in Los Angeles entlang gedüst und hatte riesig Spaß. Dementsprechend freute ich mich besonders, dass in Berlin direkt zum Start schon die ersten Leih-Scooter auf den Straßen zu finden waren. Die wilde Fahrt konnte also direkt losgehen – oder auch nicht!

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Startschwierigkeiten sorgen für Frust

Direkt nach der Arbeit wollte ich mich also mit einem Kumpel auf ein kühles Erfrischungsgetränk treffen. Wie üblich checkte ich die Route auf Google Maps und siehe da, die E-Scooter des Unternehmens Lime haben es bereits in die Navigations-App geschafft. 13 Minuten bräuchte ich demnach für die Strecke, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln knapp 25 Minuten dauern würde. Um die Zeitersparnis ging es mir aber gar nicht, sondern darum, endlich zu fahren! Deshalb App laden, registrieren und wenige Minuten später konnte ich in der App bereits die Roller in meiner Umgebung sehen. Zum Start und auch aktuell ist die Auswahl noch überschaubar. Das ist nachvollziehbar und in diesem Fall kein Problem, denn laut Karte war ich nur 500 Meter von meiner ersten E-Scooter-Fahrt in Deutschland entfernt. Die Euphorie und der Gedanke, einer der ersten Fahrer hierzulande zu sein, ließen mich den halben Kilometer in Rekordzeit zurücklegen. Und da stand er schon – größer als ich ihn mir vorgestellt hatte. Mit meinen 1,93 Meter durchaus super.

Also direkt Smartphone raus, Foto gemacht und stolz auf Instagram gepostet. Jetzt musste ich nur noch in die App und den Roller mithilfe der Scanfunktion entsperren. Dann die Überraschung: Das Display zeigte an, dass der Roller nicht verfügbar sei, da er gerade gewartet wird. In der App fand sich leider kein Hinweis darauf, dass dieses Gerät nicht bereit wäre. Das war’s! Weit und breit stand kein weiterer Scooter herum. Bedröppelt schlürfte ich dann doch zur U-Bahn und kam saftig zu spät zu meiner Verabredung. Auch wenn der erste Eindruck deshalb negativ ausfiel, ließ ich mich davon nicht entmutigen. Schließlich hatte ich immer noch Lust zu fahren, nur an diesem Tag wurde das nichts mehr. Mein Instagram-Posting löschte ich ganz schnell wieder.

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„Ist das schon die maximale Geschwindigkeit?“

Am nächsten Tag versuchte ich mein Glück erneut und fand nun auch einen funktionierenden E-Scooter. Per Beschleunigungsschalter kommen die E-Scooter sehr zügig vom Fleck. Das zeigte sich auch an der Ampel. Hier kommt man deutlich schneller in die Gänge als Fahrradfahrer. Nach einer kurzen Beschleunigungsphase war die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h dann aber schnell erreicht. Diese reicht zwar aus, um voranzukommen, unterscheidet sich aber deutlich von den flotteren Flitzern im Ausland. In anderen Ländern sind die Roller mindestens 25 km/h schnell. Die Einschränkung in der Geschwindigkeit hierzulande ist aus Sicherheitsaspekten zwar löblich, der Fahrspaß leidet jedoch. Kein Vergleich zu meiner ersten E-Scooter-Erfahrung in Los Angeles – und das liegt nicht am fehlenden Strandfeeling. Besonders deutlich wird der fehlende Speed im Straßenverkehr. Denn nachdem man beim Anfahren noch einen Vorteil gegenüber Fahrrädern hat, ziehen diese kurz darauf gnadenlos wieder an einem vorbei. Ein Fahrradfahrer fragte mich, als er mich lässig überholte, ob „das schon die maximale Geschwindigkeit“ sei. Während er sich immer weiter von mir entfernte, drehte er sich wiederholt um und guckte wie sich der Abstand vergrößerte.

Linksabbiegen fast unmöglich

Ein weiterer Punkt, der mich störte, ist sicherlich in allen Großstädten ein Problem. Die Scooter lassen sich nicht mit einer Hand steuern. Handzeichen vor dem geplanten Abbiegen sind deshalb kaum möglich – schon gar nicht, wenn man sich dabei noch nach hinten umdreht. Während meiner Fahrt musste ich deshalb den ein oder anderen Umweg nehmen, weil es mir schlichtweg nicht möglich war, sicher abzubiegen. Das ist schade, denn die Abrechnung richtet sich nach Zeit. Bei Lime kostet das Entsperren einen Euro und dann jede Minute 15 Cent. Ein weiteres Problem bei der Navigation: An den E-Scootern sind keine Halterungen für Smartphones angebracht. Man muss den Weg also kennen oder wie ich, immer wieder anhalten.

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Fazit

E-Scooter werden in Zukunft sicherlich keine Alternative für mich sein. Im Vergleich zu E-Bikes, E-Motorrollern und sogar öffentlichen Verkehrsmitteln schneiden die kleinen Tretroller eindeutig am schlechtesten ab. Gerade E-Bikes bringen einen schneller und sicherer ans Ziel – und das bei Lime zum gleichen Preis! Wer noch nicht gefahren ist, sollte sich trotzdem selbst ein Bild machen.

Themen Meinung Mobilität
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