Den Hersteller Bose kennen viele vor allem von Sound-Systemen und Kopfhörern. Doch wie ist das Unternehmen eigentlich entstanden und welche Meilensteine kann es verzeichnen? TECHBOOK hat nachgeforscht.
Die Bose Corporation ist ein US-amerikanischer Anbieter hochwertiger Audio-Lösungen sowohl für den privaten als auch für den professionellen Gebrauch. So stellt man neben Lautsprecher-Boxen, In-Ear-Kopfhörern und Audio-Systemen fürs Auto zum Beispiel auch Beschallungssysteme für Hallen, Säle oder Kirchen her, die exakt auf die jeweilige Umgebung abgestimmt sind. Seit einigen Jahren allerdings reißen die Hiobsbotschaften um die von ihren Anhängern kultisch verehrte Marke nicht ab.
Die Anfänge von Bose
Gegründet wurde die Bose Corporation 1964 in Framingham, Massachusetts, von dem US-Amerikaner und späteren promovierten Elektro-Ingenieur Amar G. Bose. Bose hatte schon im Haus seiner Eltern eine erfolgreiche Reparaturwerkstatt für Radios betrieben und war mit nur 17 Jahren am MIT, dem berühmten Massachusetts Institute of Technology, angenommen worden. Bitter enttäuscht von der Akustik der Stereoanlagen seiner Zeit, widmete sich der Liebhaber klassischer Musik schließlich der sogenannten Psychoakustik. Bei der handelt es sich um ein Teilgebiet der Psychophysik, die sich mit dem Zusammenspiel menschlicher Empfindung von Schall als Hörereignis und mit dessen physikalischen Schallfeldgrößen beschäftigt.
Was sehr verwissenschaftlicht und komplex klingen mag, brachte Bose aber schließlich eine wichtige Erkenntnis. Nur etwa zehn Prozent des Schalls erreicht unser Ohr auf direktem Weg, während der große Rest zuvor durch Oberflächen wie Wände und Decken reflektiert wird. Aufgrund dieser Erkenntnis entwickelte der Amerikaner einen Lautsprecher, der den Schall in alle Raumrichtungen abstrahlte. Das Ziel: die Nachbildung der Schallabstrahlung von echten Musikinstrumenten, etwa in einem Konzert, deren Schall den Hörer erst erreicht, nachdem dieser von den Wänden und der Decke reflektiert worden ist.
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„Ideenschmiede, nicht Audiounternehmen“
Darauf beruhen bis heute das Selbstverständnis des Unternehmens und damit auch die lebenslange Weigerung von Bose, die herkömmlichen Audiomessverfahren als relevant für die Beurteilung der Qualität von Audiogeräten anzuerkennen. Allein die Wahrnehmung des Hörers tauge als ultimativer Test, so Bose damals. Aus dieser Haltung resultiert zudem bis heute auch das Prinzip, keine entsprechenden technischen Daten zu den eigenen Produkten zu veröffentlichen.
Bose versteht sich selbst „nicht als Audiounternehmen, sondern als Ideenschmiede“. Dem Erfolgt tat die etwas eigenwillige Einstellung sehr lange keinen Abbruch. Im Gegenteil: Noch immer genießt Bose einen Ruf als Kultmarke, die Fans geradezu ikonisch verehren; nicht zuletzt, weil die Qualität der Produkte passt. Und selbst das Design ist preiswürdig, wie 2020 die Verleihung des imageträchtigen Reddot Design Awards für den der Portable Smart Speaker zeigte.

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Bose kann sogar „Schlaglöcher ausbügeln“
Selbstverständlich ist Bose aber nicht nur im Bereich der Unterhaltungselektronik aktiv, sondern bietet auch Profi-Lösungen an. Beispielsweise hat man dem Petersdom in Rom sowie dem ehemaligen Bonner Bundestag Beschallungsanlagen geradezu auf den Leib, pardon, auf die Räumlichkeiten geschneidert. Und sogar bei auf den ersten Blick artfremden Themen konnte man schon Erfolge verzeichnen. Etwa mit dem Anfang des Jahrtausends vorgestellten Bose Suspension System, einem Radaufhängungssystem, das statt der herkömmlichen Federbeine auf vier elektromagnetische Linearmotoren setzt, die Fahrbahnunebenheiten aktiv ausbügeln. „Dadurch gleitet das Auto über Schlaglöcher und Bodenwellen hinweg, ohne dass die Karosserie sich bewegt“, schrieb Spiegel Online 2004.
Wer nun allerdings meint, bei Bose sei die (Wirtschafts-)Welt noch in Ordnung, der täuscht. Ganz im Gegenteil reiht sich seit einigen Jahren Hiobsbotschaft an Hiobsbotschaft und Skandal an Skandal. So verklagte ein US-Kunde Bose im April 2017, weil das Unternehmen Daten von Nutzern kabelloser Bose-Kopfhörer weitergegeben habe. Nur einen Monat später veröffentlichte Bose eine aktualisierte Software-Version, bei der Anwender das Übertragen von Nutzerdaten abschalten konnten. 2020 trennte sich das Unternehmen von allen 130 Bose-Stores in Europa, Australien, Japan und Nordamerika und begründete das mit dem deutlich veränderten Kaufverhalten der Kunden und dem Online-Handel. Bisher unberührt geblieben von den Einsparmaßnahmen sind die Stores in Asien sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten.
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Verstoß gegen die freie Preisbildung kostet Bose sieben Millionen Euro
Der in Sachen Image wohl größte Schaden folgte Anfang Dezember 2021. Damals hat das Bundeskartellamt die deutsche Bose-Tochter, die Bose GmbH, mit einer Geldstrafe von fast sieben Millionen Euro belegt. Bose habe „über Jahre hinweg die freie Preisbildung beim Vertrieb der Audioprodukte durch beteiligte Vertragshändler eingeschränkt“, so der Vorwurf. Und gerade erst, Anfang Mai 2022, ließ das Unternehmen verlauten, dass erneut 250 Mitarbeiter entlassen worden sind. „Erneut“ deshalb, weil Bose bereits in den Jahren seit 2019 jeweils 1000 Entlassungen ausgesprochen hatte. Das aktuelle Geschäftsergebnis lässt kaum Hoffnung auf rasche Besserung zu: 3,2 Milliarden US-Dollar betrug der Umsatz 2021. 2019 waren es noch vier Milliarden gewesen.