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Nach Milliardenklage

Von wegen anonym! Google passt Warnung für Inkognito-Modus an 

Der Inkognito-Modus von Chrome bekommt eine neue Warnung für „private“ Browser-Sitzungen
Der Inkognito-Modus von Chrome bekommt eine neue Warnung für „private“ Browser-Sitzungen Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Andre M. Chang
Adrian Mühlroth
Redakteur

19.01.2024, 15:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Seit 2020 läuft ein Gerichtsverfahren gegen Google, das Chrome-Nutzer mit dem Inkognito-Modus in die Irre geführt haben soll. Nun hat das Unternehmen die Warnung beim Beginn einer privaten Browser-Sitzung angepasst.

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Im Verfahren gegen Google wegen angeblicher Datenschutzverletzungen im Chrome-Browser haben sich die Parteien auf einen Vergleich geeinigt. Die Kläger hatten dem Unternehmen vorgeworfen, es habe nicht ausreichend darüber informiert, dass es Daten auch dann speichere, wenn Nutzer im Inkognito-Modus von Chrome surfen.

Angepasste Inkognito-Warnung in Vorab-Version von Chrome

Jetzt hat Google die Warnung, die beim Öffnen eines Inkognito-Fensters in Chrome erscheint, anscheinend angepasst, wie das Newsportal „MSPowerUser“ berichtet. Zwar ist der neue Text noch nicht offiziell in Chrome angekommen. In der sogenannten Canary Build für Entwickler in der Version 122.0.6251.0 ist die Änderung jedoch bereits zu finden:

Andere, die dieses Gerät verwenden, können Ihre Aktivitäten nicht sehen, sodass du privater surfen kannst. Dies ändert nichts daran, wie Daten von besuchten Webseiten und den von ihnen verwendeten Diensten, einschließlich Google, erfasst werden. Downloads, Lesezeichen und Webseitern deiner Leseliste werden gespeichert.

Neue Chrome-Warnung im Inkognito-Modus (übersetzt aus dem Englischen)

Vor allem der erste Satz enthält gleich eine wichtige Änderung gegenüber der bisherigen Formulierung. Momentan steht dort beim Öffnen eines Inkognito-Fensters in Chrome noch: „Du kannst jetzt privat surfen.“ Die neue Version weist mit „sodass du privater surfen kannst“ bereits eindeutig darauf hin, dass das Surfverhalten weiterhin verfolgt wird.

Im bisherigen Text warnt Google nicht explizit, dass es selbst auch Daten in privaten Browser-Sitzungen erfasst
Im bisherigen Text warnt Google nicht explizit, dass es selbst auch Daten in privaten Browser-Sitzungen erfasst Foto: TECHBOOK

Google macht klar, dass es selbst Daten erfasst

Während Google den Rest der Warnung jedoch nur leicht umformuliert hat, sticht vor allem die neue Passage hervor, dass besuchte Webseiten und Dienste – einschließlich Google –weiterhin Daten erfassen. In der bisherigen Fassung gibt es keinen expliziten Hinweis darauf, dass Google selbst das Nutzerverhalten im Inkognito-Modus von Chrome verfolgt. In der Sammelklage ging es darum, dass das Unternehmen die Nutzer nicht ausreichend über diese Tatsache informiert habe, TECHBOOK berichtete.

Google selbst gibt in einer E-Mail gegenüber „The Verge“ an, dass das Unternehmen „froh ist, diesen lang umstrittenen Fall zu lösen“. Mit dem neuen Warntext erhielten „Nutzer noch mehr Informationen über den Inkognito-Modus“. Chrome ist der meistgenutzte Browser der Welt mit einem Marktanteil von mehr als 62 Prozent (Quelle: Statista). Google hatte während der Dauer des Gerichtsverfahrens, bei dem es um Schadenszahlungen von 5 Milliarden US-Dollar (4,2 Milliarden Euro) ging, die Vorwürfe stets abgewiesen. In einer gemeinsamen Erklärung haben Kläger und Angeklagte Ende 2023 das Gericht um Aufhebung der Klage gebeten, um sich auf einen Vergleich zu einigen.

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Inkognito-Modus in Chrome macht nicht „anonym“

Auch wenn erst jetzt deutlich ist, dass auch Google selbst Daten in einer „privaten“ Browser-Sitzung erfasst, war das seit jeher der Fall. Bereits in der jetzigen Fassung weist das Unternehmen darauf hin, dass die Aktivität für Webseiten, Arbeitgeber oder Schulen sowie Internetanbieter weiterhin sichtbar bleiben kann. Daran ändert sich auch in der neuen Version nichts. Interne Chat-Verläufe zeigen, dass sich Google-Mitarbeiter sogar über den Inkognito-Modus lustig gemacht haben, weil er die Privatsphäre nicht schütze.

Es ist daher wichtig zu verstehen, dass Chrome im Inkognito-Modus Nutzer nicht „unsichtbar“ macht. Privates Browsing bedeutet lediglich, dass Browserverlauf, Cookies und Eingaben in Formulare nach Schließen des Fensters gelöscht werden. Während des Surfens sind jedoch alle Informationen genauso sichtbar wie in einem normalen Browserfenster.

Wer wirklich anonym browsen möchte, muss auf Werkzeuge wie Virtual Private Networks (VPN) zugreifen und alternative Suchmaschinen wie Duckduckgo.com benutzen. Damit lassen sich die eigene IP-Adresse und Browseraktivität verschleiern. Auch die Nutzung des sogenannten Onion-Netzwerks mit dem Tor-Browser kann dazu beitragen, anonym im Internet zu surfen.

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