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Bis zu 3 Prozent Rückvergütung

Gratis für Prime-Kunden! Lohnt sich die Amazon-Kreditkarte wirklich?

Frau bezahlt in einem Laden mit einer Amazon-Kreditkarte
Kreditkarten werden in vielen Läden problemlos als Zahlungsmittel akzeptiert. Foto: Getty Images
Philippe Fischer

22.08.2022, 18:11 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Amazon bietet seinen Prime-Kunden eine kostenlose Visa-Kreditkarte an. TECHBOOK hat sich das Angebot näher angeschaut.

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Versand-Riese Amazon bietet seinen Kunden mit Prime-Abonnement in Kooperation mit der Landesbank Berlin (LBB) eine kostenlose Visa-Kreditkarte. Dazu gibt es in der Regel 20 Euro Startguthaben – innerhalb verschiedener Aktionen auch mehr – sowie Rückvergütungen in Form von Amazon-Guthaben. Das hört sich attraktiv an. Aber gibt es einen Haken? TECHBOOK hat sich das Kleingedruckte angeschaut und einen Experten befragt.

Was ist die Prime-Kreditkarte?

Bei der Amazon-Kreditkarte handelt es sich um eine „echte“ Kreditkarte. Das heißt, man hat einen Verfügungsrahmen, der einem bei Belastung als Kredit gegeben wird. Anders funktionieren Debitkarten, die sofort ihren Verfügungsrahmen mit einem verbundenen Girokonto ausgleichen. Sammel-Kreditkarten buchen dagegen am Ende des Monats die gesammelten Rechnungen von einem verbundenen Girokonto ab.

Mit der Amazon-Kreditkarte kann man auch über den Monat hinaus seine Kreditkarte belastet lassen. Teilzahlungen sind somit möglich. Es werden jedoch hohe Gebühren in Form von 14,98 Prozent Sollzinsen im Jahr fällig. Deshalb sollte man in den Einstellungen seine prozentuale Rate auf 100 Prozent stellen, um den Ausgleich des Verfügungsrahmens am Ende des Monats sicherzustellen. Denn eine Teilzahlung mit derartig hohen Zinsen lohnt sich für den normalen Verbraucher mit Girokonto nicht, zumal die Zinsen für eine Überziehung des Girokontos oftmals geringer ausfallen.

Positiv für Kunden sind zudem die kostenlose Ersatz- und Notfallkarte. „Viele andere Anbieter haben überhaupt keine Notfallkarte im Programm oder stellen erhebliche Kosten dafür in Rechnung. Auch eine Ersatzkarte ist nicht immer kostenlos in Deutschland“, erklärt Finanzexperte Gregor Janecke auf TECHBOOK-Nachfrage.

Lesen Sie auch: Was sind die Unterschiede zwischen Debitkarte und Kreditkarte? 

Das bietet die Kreditkarte von Amazon

Wer sich als Prime-Mitglied für die Amazon-Visa-Karte entscheidet, bekommt als Neukunde zusätzlich zu den genannten Leistungen noch 20 Euro Startguthaben. Die Kreditkarte selbst hat keine Grundgebühr, man zahlt lediglich für die Prime-Mitgliedschaft 7,99 Euro im Monat oder 69 Euro Jahresgebühr.

Im Übrigen ist es theoretisch möglich, das Startguthaben zu beanspruchen und dann wieder zu kündigen. Experte Janecke rät davon jedoch ab. „Wenn man mehrere Kreditkarten beantragt und regelmäßig wieder kündigt, wirkt sich das nicht positiv auf die Kreditwürdigkeit aus“, so Janecke. „Bis zu drei Kreditkarten gleichzeitig sind in der Regel jedoch kein Problem – man sollte seinen Kartenstamm jedoch Schritt für Schritt aufbauen.“

Außerdem erhalten Kunden, die auf Amazon mit der Prime-Kreditkarte Käufe getätigt haben, eine Rückvergütung in Höhe von drei Prozent. Umgerechnet bekommt ein Prime-Kunde für einen Einkauf bei Amazon dementsprechend drei Punkte für jeden vollen Euro Umsatz. Diese Rückvergütung erfolgt jedoch nur als Amazon-Guthaben und ist nicht auszahlbar. Jeder Punkt ist dann umgekehrt als Guthaben einen Cent wert. Für einen Einkauf im Wert von 100 Euro bekommen Sie dementsprechend 300 Punkte, was einem Wert von 3 Euro entspricht. Wenn Sie mit der Karte jedoch woanders als bei Amazon bezahlen, beispielsweise bei anderen Internet-Shops, im Supermarkt oder an der Tankstelle, beträgt die Rückvergütung nur 0,5 Prozent.

210 Euro Verfügungsrahmen garantiert

Bereits nach Bewilligung der Amazon-Prime-Kreditkarte erhält der Kunde einen vorläufigen Verfügungsrahmen in Höhe von 210 Euro. Nach erfolgreicher Identifikation des Kunden und Prüfung der Bonität durch die Bank (das dauert ca. 14 Tage) erhalten Kunden automatisch einen individuellen Verfügungsrahmen.

Damit ist die Karte laut Janecke auch für Personen mit nicht so guter Bonität geeignet. „Wer die Amazon-Visa darüber hinaus nutzen möchte, kann seinen Verfügungsrahmen per Guthaben aufladen“, so der Finanzexperte. Dazu überweisen Sie das Guthaben einfach an die Landesbank Berlin (Zahlungsempfänger: Amazon.de KartenService, IBAN DE83 1005 0000 6603 1979 00). Als Verwendungszweck geben Sie alle 16 Ziffern der Visa-Karte an.

Vorteil gegenüber der Konkurrenz

„Ich halte das aus Marketing-Sicht für einen sehr cleveren Schachzug von Amazon, da sie mit der Kreditkarte die Kunden noch stärker an ihr Loyalitätsprogramm ,Prime‘ binden“, erklärt Prof. Dr. Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU gegenüber TECHBOOK. „Kunden, die noch kein Prime haben, lockt Amazon durch die gebührenfreie Karte ebenfalls in die kostenpflichtige Mitgliedschaft.“ Der Wirtschaftsexperte sieht für Amazon auch durch klassische Produktverkäufe eine Einnahmesteigerung, denn „durch den höheren Satz an Bonuspunkten entscheiden sich Kunden, die dann eh eine Prime-Mitgliedschaft besitzen, eher für einen Kauf bei Amazon als bei der Konkurrenz.“

Weltweit hat Amazon nach eigenen Angaben mehr als 100 Millionen Prime-Kunden. Alleine dadurch kommen Einnahmen für den Versandriesen in Höhe von mehreren Milliarden Euro zusammen. „Indirekt zahlen die Visa-Inhaber also 69 Euro jährlich für diesen und weitere Services“, erklärt Fassnacht.

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Die Nachteile der Amazon Prime Kreditkarte

Die LBB als Herausgeber der Karte verlangt für Casino-, Lotto- und Wettumsätze saftige Gebühren. Bei solch risikobehafteten Umsätzen berechnet die Bank dann drei Prozent des Umsatzes. Unabhängig von der Drei-Prozent-Gebühr sind außerdem mindestens 7,50 Euro Gebühren bei Belastung des Verfügungsrahmens im Inland fällig. Die Bezahlung eines Lottoscheins am Kiosk kostet also extra, außer man lädt sich vorher Geld von einem Konto auf die Kreditkarte.

Die gleichen Drei-Prozent-Gebühren auf den Umsatz fallen auch für Bargeldabhebungen an deutschen Geldautomaten an, sofern sie über kein Guthaben auf der Kreditkarte verfügen. Wer viel reist, wird mit der Karte ebenfalls nicht glücklich sein: 1,75 Prozent Fremdwährungsgebühr erhebt die ausgebende Bank auf alle Umsätze im Ausland. Dafür ist die Mindestgebühr von fünf Euro der Drei-Prozent-Umsatz-Gebühr etwas niedriger. Der Experte Janecke sagt dazu: „Für Einkäufe auf Amazon ist die Karte natürlich sehr attraktiv. Wer Bargeld abheben möchte oder im Ausland bezahlen will, fährt mit anderen Kreditkarten am Markt besser“.

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LBB lässt Kartengeschäft Ende 2022 auslaufen

Die Bedingungen und Konditionen der Amazon-Kreditkarte könnten sich Ende 2022 ändern. Der bisherige Partner im Kreditkartengeschäft mit Amazon war die Landesbank Berlin, die bekannt gab, das Kartengeschäft beenden zu wollen. Das Projekt wird laut der Bank zum 31.Dezember 2022 auslaufen. Wer der neue Partner im Kreditkartengeschäft mit Amazon wird, ist noch offen.

TECHBOOK meint


„Wer viel bei Amazon einkauft, bekommt mit drei Prozent Rückvergütung tatsächlich ein spannendes Zahlungsmittel an die Hand. Doch dafür extra eine Kreditkarte anschaffen, die sich unter Umständen auf die eigene Kreditwürdigkeit auswirkt? Das wäre nix für mich! Auch sollte man die versteckten Kosten beachten – als Zahlungsmittel im Alltag ist die Prime-Karte nur bedingt zu empfehlen.“ – Philippe Fischer, Redakteur

Keine Grundgebühr für Prime-Mitglieder, Rückvergütung auf Amazon Geringe Bonifikation für andere Umsätze, hohe Kosten im Ausland

Themen Amazon Prime Smart Finance
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