
27. April 2025, 8:47 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Den Hersteller Panasonic dürften viele aus Wohnzimmern oder vom Elektrofachmarkt des Vertrauens kennen. Das Unternehmen kann auf eine lange Erfolgsgeschichte blicken.
Hierzulande kennt man Panasonic vor allem als Marke für TV-Geräte. Das aber ist nicht einmal die halbe Wahrheit, denn Panasonic ist nicht nur Marke, sondern Unternehmensname zugleich. So zählt die Panasonic Holdings Corporation zu den fünf größten Elektronik-Herstellern und wird nicht zuletzt dank ihrer Innovationskraft in der Liste der 250 wertvollsten Unternehmen weltweit geführt. Und außergewöhnlich ist auch, dass der Weltkonzern bis heute dem sozialen Leitbild seines Gründers, Konosuke Matsushita, folgt.
Mehr als 100 Jahre Panasonic
Panasonic kann heute auf eine mehr als 100 Jahre währende Firmengeschichte zurückblicken, wenn auch anfangs nicht unter ebendiesem Namen. Denn zunächst firmierte das von Konosuke Matsushita am 7. März 1918 im japanischen Osaka gegründete Unternehmen noch als Matsushita Electric Appliance Factory. Der damals gerade einmal 23-jährige Matsushita hatte nach akribischer Forschungsarbeit den Gewindesockel für Glühlampen optimiert und, darauf aufbauend, eine Doppel-Glühlampenfassung entwickelt. Diese ermöglichte es, zeitgleich zwei verschiedene Geräte an einen gemeinsamen Anschluss anzuschließen.
Mit diesen beiden Artikeln und gerade einmal drei Angestellten beginnt die Firmengeschichte des heutigen Weltkonzerns Panasonic Holdings Corporation. 1922 aber sind es bereits 50 Beschäftigte, die bei der Matsushita Electric Appliance Factory in Lohn und Brot stehen und nun mehr als zehn verschiedene Artikel produzieren. Und nur ein Jahr später, 1923, beginnt die nahezu beispiellose Serie an Innovationen, die Panasonic zu einem der wichtigsten Innovationstreiber der Elektronik-Branche machen wird.
Innovationen en masse auch mit Fernsehern
Der Platz würde hier nicht reichen, um alle Erfindungen, Optimierungen etc. aufzuzählen, die Matsushita geradezu im Akkord auf den Markt zu bringen scheint. Schon die unbedingten Meilensteine seines Wirkens sind aber Legion. So präsentiert er der Öffentlichkeit 1923 eine neuartige, batteriebetriebene Fahrradlampe, die dank einer bis dato nicht für möglich gehaltenen Betriebsdauer und einem eigens für den japanischen Markt aufgebauten Vertriebsnetz zum Riesen-Erfolg wird. 1927 folgt mit dem elektrischen Bügeleisen das erste Haushaltsgerät.
In den 1930er-Jahren werden erste Tochterfirmen gegründet. Und ab 1935 hört das Unternehmens-Konglomerat auf den Namen Matsushita Electric Industrial Co., während sich die Matsushita Electric Trading Co. ums Exportgeschäft kümmert. Das Unternehmen zählt jetzt bereits 3500 Mitarbeiter und das Portfolio umfasst nun mehr als 400 Artikel. 1937 folgt der erste Haartrockner aus dem Hause Matsushita und wird zum weltweiten Erfolg. 1939 versucht man sich erstmals an Fernsehübertragungen, die Tests sind erfolgreich.
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Bis zum ersten eigenen Fernseher soll es wegen der Wirren des 2. Weltkriegs aber noch 1952 dauern. Dann aber schreiben die qualitativ erstklassigen TV-Geräte die nächste Erfolgsgeschichte, die bis in die 2010er Jahre währen wird. Allerdings ist mittlerweile die Konkurrenz durch chinesische Hersteller wie TCL oder Hisense so groß geworden, dass man bei Panasonic wohl ernsthaft darüber nachdenkt, die TV-Sparte aufzugeben. TECHBOOK berichtete darüber bereits im Februar 2025.
Aus Matsushita wird Panasonic
Aber zurück in die 50er Jahre. Neue Markennamen werden eingeführt, so 1952 National für u. a. Fahrräder, dann auch für Haushaltsgeräte, und 1955 Panasonic für Lautsprecher- und Lampen-Modelle. „Pana-Sonic“ ist eine Wortschöpfung Matsushitas aus dem griechischen Wort Pan (alles, umfassend) und dem Wort Sonic, das für guten Klang steht. 1958 erscheint die erste Raum-Klimaanlage. 1965 launcht man die nächste Tochter-Marke: Technics wird schon bald einer der einflussreichsten Player in der HiFi-Branche sein.1970 stellt man den Direktantrieb (statt Riemenantrieb) für Plattenspieler vor, 1971 den programmierbaren Waschvollautomaten.
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1972 schlägt die Sternstunde von Technics: Der legendäre Plattenspieler SL 1200 löst die DJ-Kultur aus und bleibt für rund ein halbes Jahrhundert die Benchmark für DJ-Plattenspieler. 1977 folgt die Mikrowelle mit Grillfunktion, aber auch der Video-Standard VHS, den die Matsushita-Tochter JVC entwickelt hat. 1982 kommen die erste Panasonic-Videokameras für den Heimgebrauch sowie ein tragbarer Rekorder auf den Markt. 2008 wird die Präsentation der LUMIX G, die weltweit erste spiegelfreie Systemkamera mit Wechselobjektiv, die Fotografie weitreichend verändern.
Und dann ist es 2008 endlich so weit, aus der Matsushita Electric Industrial Co. wird nun die Panasonic Holdings Corporation. Das Unternehmen sei im Ausland in erster Linie unter dem Namen Panasonic bekannt, erklärt man. Deshalb mache die Vereinigung aller Produkte unter Nutzung des weltweit bekannten Markennamens Panasonic unbedingt Sinn.
Matushita setzte Geschäftsstandards
Matsushita, der 1973 in den Ruhestand ging und am 27. April 1989 im Alter von 94 Jahren starb, erlebte diese Neuerungen natürlich nicht mehr. Dennoch bestimmen die von ihm zeitlebens postulierten und auch vorgelebten Werte bis heute das gesamte Tun bei Panasonic. Zum einen war da ein Verständnis der Ökonomie, das Matushita zum Beispiel dazu bewegte, als erster Unternehmer überhaupt die vollständige Unterteilung eines Konzerns in eigenständige Geschäftsbereiche zu vollziehen. Heute ist diese sogenannte Divisionalisierung Standard.
Wie eingangs erwähnt, ist Panasonic aber viel mehr als „nur“ eine wirtschaftliche, unternehmerische Erfolgsstory. Tatsächlich ist das Unternehmen eines der besonders hell strahlenden Beispiele dafür, dass Unternehmertum und Ethik einander nicht ausschließen müssen. So definierte Matsushita bereits 1929 sein Motto „Harmonie zwischen Firmenprofit und sozialer Gerechtigkeit“. Und vier Jahre später, 1933, benannte er seine sieben Führungsprinzipien: Dienst an der Öffentlichkeit, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit, Teamwork für die gemeinsamen Ziele, unermüdliche Bemühung um Verbesserungen, Höflichkeit und Bescheidenheit, Übereinstimmung mit den Gesetzen der Natur und schließlich Dankbarkeit für Segnungen.
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Statt Entlassungen Produktionsreduktion bei vollem Lohnausgleich
In der Praxis bedeutete das etwa, dass Matsushita während der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre nicht auf das ansonsten reflexartig bemühte, vermeintliche Allheilmittel der Entlassung setzte. Vielmehr ließ er die Produktion verringern, und das gar bei vollem Lohnausgleich. Lediglich die Urlaubstage wurden den Beschäftigten gestrichen. Und nach dem 2. Weltkrieg war die Matsushita Electric Industrial Co. das erste japanische Unternehmen überhaupt, das die 5-Tage-Woche bei gleichbleibenden Löhnen einführte. Kein Wunder also, dass Matsushita in Japan bis heute als „Gott des Managements“ verehrt wird.
Im Hier und Jetzt ist der börsennotierte Konzern in den verschiedensten Industriebereichen tätig. Ob Automobil und Mobilität, Gebäude und Infrastruktur, Heim und Verbraucher oder Produktion und Logistik – Panasonic mischt dank seiner weltweit rund 235.000 Beschäftigten überall erfolgreich mit. Matsushitas grundsätzliche, von der Ethik geprägte Haltung aber hat man sich auch in der globalisiertesten aller Welten bis heute bewahrt.
Panasonic bleibt sich treu
„Panasonic war sich bereits vor 100 Jahren seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und legt nach wie vor höchsten Wert auf Nachhaltigkeit und Recycling“, sagte Laurent Abadie, der damalige CEO und Vorstandsvorsitzender von Panasonic Europe, anlässlich des hundertsten Geburtstags 2018.
„Die Welt hat sich seit der Gründung des Unternehmens in rasantem Tempo weiterentwickelt. Panasonic folgte in den hundert Jahren seiner Geschichte stets dem Vorsatz, sich selbst und seinen Werten treu zu bleiben.“ Und damals wie heute strebe der Innovationsführer danach, das Leben der Menschen zu verbessern, wie Abadie betonte.

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Netto-Null-CO₂-Emissionen bis 2050
Eine Ausrichtung, die Josep Betorz, der erst im Februar 2025 ernannte, aktuelle CEO der Panasonic Europe B.V., ganz im Sinne Matsushitas weiterverfolgt. „Meine Priorität ist es, die Umsetzung der Geschäftsstrategie ,Panasonic Green Impact’ zu managen und unsere Geschäftsbereiche dabei zu unterstützen, ihre Stärken im Bereich KI in Europa weiter auszubauen.“ Panasonic unterstütze seine Kunden stets dabei, ihre Ziele zu erreichen und trage mit Technologien zur Dekarbonisierung und weiteren zukunftsweisenden Lösungen für das Leben der Menschen von morgen bei, so Betorz.
Ziele, die man durchaus als ambitioniert bezeichnen darf. So sollen die globalen Produktionsstätten bis 2030 CO₂-neutral werden, und bis 2050 will man gar Netto-Null-CO₂-Emissionen erreichen, was dann im Übrigen auch für die Lieferkette gelten soll. Wie gesagt, sehr ambitioniert. Gelingt es aber, wäre Matushita, der im Ruhestand 44 Bücher veröffentlichte, darunter den Bestseller „Entwicklung eines Wegs zum Frieden und zum Glück durch Wohlstand“, wohl sehr zufrieden.