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Pay-TV in Deutschland

Teleclub – die Geschichte des Vorgängers von Sky

Einblick in den Teleclub-Sender
Lange vor Sky hieß das entsprechende Unternehmen Teleclub Foto: picture alliance / ullstein bild | RDB
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

21. Oktober 2024, 8:40 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Der heutige Pay-TV- und Streaming-Anbieter Sky hieß nicht immer so, sondern Teleclub. TECHBOOK wirft einen Blick zurück auf die Unternehmensgeschichte.

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Pay-TV: Wer hat’s erfunden? Die Schweiz – zumindest in Europa. Im Jahr 1982 startet im Raum Zürich der Teleclub. Die Verbreitung erfolgt über das Kabelnetz. Im Gegensatz zu anderen Ländern, darunter auch Deutschland, verfügt die Alpenrepublik über eine breite Verkabelung in der Fläche. Nach dem lokalen Testbetrieb geht der Teleclub im Mai 1984 in der gesamten Schweiz auf Sendung. Warum dieses Datum auch den Beginn des Bezahlfernsehens in Deutschland ankündigt, lesen Sie in diesem Artikel.

Teleclub, einer der ersten europäischen Bezahlsender

Pay-TV heißt in den 1980er Jahren einfach Bezahlfernsehen. Wie bei einem Zeitschriften-Abo zahlen Club-Mitglieder eine monatliche Gebühr und bekommen dafür ausgesuchte Filme auf den heimischen Bildschirm geliefert. Beim Teleclub kostet eine Mitgliedschaft 28 Schweizer Franken, nach heutigen Maßstäben knapp 30 Euro.

Wie das normale TV-Programm sendet der Teleclub analog, allerdings verschlüsselt. Lange Zeit setzt der Teleclub auf die schon damals unsichere Codierung „Trap“. Zu den Tücken der Verschlüsselung später mehr. Um „Trap“ zu entschlüsseln, bekommen Teleclub-Mitglieder einen Dekoder. Dafür fällt einmalig eine Anschlussgebühr von 90 Schweizer Franken an, heute ungefähr 95 Euro.

Zur damaligen Zeit stellt sich eine durchaus berechtigte Frage: Warum sollte jemand monatlich Geld dafür bezahlen, um Filme im Fernsehen zu gucken? Es gibt Kino und frei empfangbares Fernsehen auf verschiedenen TV-Kanälen. Aus heutiger Sicht scheint die Frage einigermaßen absurd. Damals allerdings durchaus relevant.

Teleclub lockt mit exklusiven Filmen

Daher braucht es ein exklusives Angebot. Beim Teleclub sieht das so aus: Der Sender lockt neue Mitglieder mit Spielfilmen, die noch nicht im frei empfangbaren Fernsehen gelaufen sind. In den Anfängen bietet der Bezahlsender monatlich 15 Filmpremieren und 15 Wiederholungen von Premieren aus dem Vormonat.

Dieses exklusive Programm läuft in der frühen Teleclub-Phase von Montag bis Donnerstag von 17 Uhr bis Mitternacht, freitags sogar eine Stunde länger. Am Samstag geht es schon am frühen Nachmittag los und bis nach Mitternacht dauert das Programm. Sonntags funkt der Sender sogar bereits ab 10:30 Uhr.

Mit zunehmendem Erfolg weitet der Teleclub sein Premieren-Angebot und seine Sendezeiten aus. Die monatlichen Gebühren bleiben zunächst unverändert. So freut sich der Sender im Jahr 1985 über 40.000 verkaufte Teleclub-Abos.

Seit der Startphase besitzt der deutsche Medienunternehmer Leo Kirch Teleclub-Anteile. Eine wichtige Verbindung. Denn ohne ihn hätte der Teleclub nur B-Ware senden können. Leo Kirch verfügt Lizenzen für Filme der großen Hollywood-Studios. Diese Zusammenarbeit hat den frühen Erfolg des Senders erst möglich gemacht.

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Leo Kirch bringt den Teleclub nach Hannover

Leo Kirch denkt schon damals weiter und träumt von einem ganz großen Bezahlsender, der Gewinne abwirft. Daher arbeitet der umtriebige Medienunternehmer daran, den Teleclub auch in der Bundesrepublik Deutschland zu etablieren. Die Mühlen der Deutschen Bundespost wirken dabei eher wie ein Knüppel zwischen seinen unternehmerischen Beinen.

Der Teleclub in Deutschland startet zunächst als winziges Kabelpilotprojekt im November 1986 in Hannover. Wieso um Gottes Willen in Hannover? Weil die niedersächsische Landeshauptstadt in der gesamten Bundesrepublik zu diesem Zeitpunkt am besten verkabelt ist. Von daher vermutlich ein nachvollziehbarer Schachzug.

Allerdings interessieren sich die Filmfreunde in Hannover nicht wirklich für das Teleclub-Angebot, jedenfalls nicht in einem ausreichenden Maße, um in größeren Dimensionen zu denken. Das monatliche Abo von 29 D-Mark schließen bis Ende 1987 gerade einmal 700 Teleclub-Fans ab. Das Bezahlfernsehen in Deutschland scheint bereits zu Beginn am Ende.

Hat Bezahlfernsehen in Deutschland keine Zukunft?

Doch Leo Kirch lässt sich nicht so schnell von seiner Idee abbringen. Auch nachdem seine Mitstreiter, der Axel Springer Verlag und die Bertelsmann Gruppe, aus dem Teleclub-Projekt aussteigen, investiert der Medienunternehmer weiter in seinen Traum.

Seine Beharrlichkeit zahlt sich jedenfalls aus. Vielleicht haben auch seine später aufgedeckten engen Verbindungen zum damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl seinen unternehmerischen Plänen auf die Sprünge geholfen. Wer weiß das schon. Jedenfalls schreitet das Tempo der Verkabelung in der Bundesrepublik plötzlich schneller voran.

Dadurch erreicht der deutsche Teleclub-Ableger, zumindest theoretisch, deutlich mehr potenzielle Club-Mitglieder. Von der Gewinnzone bleibt der Sender hierzulande allerdings immer noch weit entfernt.

Der Teleclub funkt sein exklusives Programm inzwischen auch per Satellit aus dem All. Übrigens: Der Satelliten-Empfang erfolgt komplett unverschlüsselt. Denn der Sender hat es den jeweiligen Kabelnetzbetreibern überlassen, das Signal erst an der zentralen Empfangsstation zu verschlüsseln.

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Von Funkpiraten und Raubdekodern

Kleine Anekdote am Rande: In der DDR verbreitete sich damals die Geschichte über das unverschlüsselte Signal. Daher taten sich in einigen Regionen bastelfreudige Menschen zusammen, um das Signal mit selbstgebauten Geräten abzufangen. Dadurch konnten diese TV-Gemeinschaften einige Jahre das Teleclub-Programm kostenlos und unverschlüsselt schauen.

Die Verschlüsselung des Teleclub-Sendesignals wächst zu einem echten Problem heran, auch im Westen. Der Sender wechselt daher das Verschlüsselungsverfahren vom oben erwähnten „Trap“ hin zu „Pay View 3“. Doch auch dieses System weist genügend Einfallsstore für technisch versierte Funkpiraten auf.

Der Schwarzmarkt floriert

Damals macht das Gerücht die Runde: Die nachgebauten, illegalen Dekoder würden ein besseres Bild liefern als die offiziellen Teleclub-Geräte. Entsprechende Raubdekoder kosteten damals zwischen 100 und 200 D-Mark. Zudem existierten kleine Steckmodule für den damals immer noch beliebten Commodore 64, Codename: Teleclub-Karte.

Jedenfalls bereiten diese nicht-zahlenden Teleclub-Mitglieder dem Sender noch größere finanzielle Sorgen. Deswegen arbeitet Leo Kirch im Hintergrund bereits an einer anderen Programmstruktur. Das Programm soll noch exklusivere Inhalte liefern und dadurch noch attraktiver gemacht werden.

Ein Traum zerplatzt mit großem Knall

Von den Plänen des Medienunternehmers erfährt die deutsche Öffentlichkeit im Jahr 1990. Denn da entsteht aus dem Teleclub in Deutschland der Sender Premiere. Eigentümer sind damals die bereits bekannte Kirch-Gruppe, Bertelsmann und der französische Bezahlsender Canal Plus. Sendestart ist im Februar 1991. Das Kapitel Teleclub ist damit Geschichte, zumindest in Deutschland.

Premiere kann seine Reichweite im Laufe der Zeit zwar deutlich erhöhen, der Preis ist allerdings ein hoher. Der Sender erwirbt teure Übertragungsrechte für Sport-Events, darunter die Fußball-Bundesliga. Im Gegenzug entscheiden sich allerdings zu wenige Menschen für ein Abo, um die Millionen-Ausgaben wieder einzuspielen.

Die Konkurrenz wird immer stärker

Die älteren TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer erinnern sich vermutlich an die frei empfangbaren Premiere-Sendungen wie „Zapping“, „Kalkofes Mattscheibe“ oder die Talk-Show „0137“, mit den damals noch unbekannten Moderatoren Sandra Maischberger und Roger Willemsen. Diese Formate lässt Premiere produzieren, um mehr Menschen für ein Premiere-Abo zu gewinnen. Aber: Das Lockvogel-Angebot will nicht verfangen, sondern produziert nur weitere Kosten.

Die Digitalisierung des Fernsehens sorgt für zusätzliche Probleme. Immer neue Sender verkleinern den Markt für das Angebot von Premiere. Anfang der 2000er Jahre verfügt selbst der einst milliardenschwere Medienunternehmer Leo Kirch nicht mehr über genügend finanzielle Mittel, um die immer größeren Premiere-Löcher zu stopfen.

Im Frühjahr 2002 meldet die Kirch-Gruppe Insolvenz an. Unter der Regentschaft von Georg Kofler gelingt Premiere im weiteren Verlauf der 2000er Jahre tatsächlich eine Trendwende. Immerhin schafft es der Sender, mehr als drei Millionen Abos zu verkaufen. Doch von einer Million oder mehr Premiere-Fans träumte bereits Leo Kirch Anfang der 1990er Jahre, bei niedrigerer Kostensituation. Das Bezahlfernsehen in Deutschland bleibt weiterhin ein Zuschussgeschäft.

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Der Teleclub lebt

Im Juli 2009 endet auch die Ära von Premiere. Der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch und sein Medienimperium News Corporation gehören schon länger als Anteilseigener zum Premiere-Konsortium. Auf seine Initiative hin wechselt der Name zu dem heute bekannten Pay-TV-Format Sky.

Der Teleclub lebt bis heute indirekt weiter. Trotz einiger Namensänderungen in Deutschland verbreitet der Sender sein Programm in der Schweiz bis Ende 2020. Dann ändern die neuen Gesellschafter den Namen in blue plus um.

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