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Angst in Südkorea

Mythos „Fan Death“ – kann ein Ventilator wirklich zum Tod führen?

„Fan Death“ ist in Südkorea ein immer noch verbreiteter Mythos
„Fan Death“ ist in Südkorea ein immer noch verbreiteter Mythos Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

19. Juni 2025, 7:54 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

In Südkorea hält sich der Mythos des „Fan Deaths“ seit Jahrzehnten sehr hartnäckig. Dieser besagt, dass Menschen sterben, wenn sie ihre Ventilatoren über Nacht laufen lassen. Obwohl eine tatsächliche Gefahr niemals nachgewiesen werden konnte, warnen koreanische Verkäufer weiterhin vor dem Gebrauch der Geräte. TECHBOOK erklärt, was es mit dem Mythos auf sich hat.

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In Südkorea geht eine Angst um, die eng mit Ventilatoren in Verbindung steht. Das geht sogar so weit, dass einige Geräte mit Zeitschaltuhr ausgestattet sind, damit sich diese zur Schlafenszeit automatisch ausstellen. Mitunter empfiehlt das Personal in Hotels den Gästen sogar, den Ventilator nachts komplett auszuschalten. Der Grund: In Südkorea geht die Angst vor einem möglichen Tod durch Ersticken, Unterkühlung oder Vergiftung durch Ventilatoren um. Seit den 1930er-Jahren berichten Zeitungen dort immer wieder über rätselhafte Todesfälle, die in Zusammenhang mit Ventilatoren gebracht werden.

Daher kommt die Angst vor Ventilatoren in Südkorea

Mittlerweile hat es der Mythos um den Fan Death, oder auf Deutsch Ventilatorentod, sogar zu einem Eintrag auf Wikipedia geschafft. Außerhalb des Landes ist er indes relativ unbekannt.

Dass die Südkoreaner Angst vor Ventilatoren haben, wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass die Geräte über den Luftzug ein Vakuum erzeugen, was Atembeschwerden verursacht. Deshalb sei es auch gefährlich, einen Ventilator direkt vor sich zu stellen, gerade wenn das Fenster geschlossen ist. Darüber hinaus verbrauche er den Sauerstoff in der Luft und produziere dabei CO₂, welches den Schlafenden vergiften könnte. Und als wäre das noch nicht genug, könnte das Gerät ebenfalls für eine Unterkühlung im Raum sorgen, womit Sie über Nacht erfrieren könnten.

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Es gibt jedoch keinen wissenschaftlichen Beweis, dass ein Ventilator in einem geschlossenen Raum zum Tod führen kann. Ärzte und Physiker weltweit halten den Mythos daher für unbegründet. In Wirklichkeit sollen Todesfälle, die einem Ventilator zugeschrieben werden, oft auf andere medizinische Ursachen zurückzuführen sein, etwa Herzinfarkte, Vergiftungen oder Schlafapnoe.

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Mögliche Erklärung für den Mythos

Die wiederholte Berichterstattung über mutmaßliche „Fan Death“-Fälle hat den Glauben an den Mythos über die Jahre jedoch verstärkt. Um ihm auf den Grund zu gehen, erforschten viele Studien das Phänomen. So konnte laut der „Welt“ Rim Chun-Paek, Professor für Energie am KAIST-Institut in Daejeon in Südkorea, minimale bis keine Wertveränderungen durch Ventilatoren nachweisen. Aber egal, wie viele Studien den Mythos widerlegen, vor allem die ältere Bevölkerung hält weiterhin an ihm fest.

Die südkoreanischen Medien heizen den Aberglauben selbst heute noch mit Berichten an. Vor allem in den Sommermonaten gibt es immer mal wieder Berichte über Todesfälle, die in Verbindung mit Ventilatoren stehen sollen. Selbst die Regierung in Südkorea soll ihren Teil zum Mythos beigetragen haben. Denn sie haben während der Energiekrise in den 70er-Jahren Nutzern sogar vom Kauf von Ventilatoren abgeraten.

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Keine wissenschaftlichen Belege

Experten gehen davon aus, dass, wenn überhaupt, der Mythos selbst für die besagten Tode verantwortlich ist. Gemäß des Nocebo-Effekts (das Gegenstück zum Placebo-Effekt) kann sich etwas Ungefährliches negativ auf jemanden auswirken, wenn derjenige fest an dessen Auswirkungen glaubt. Aber auch das ist sehr unwahrscheinlich. Tatsächlich sind die besagten Personen vermutlich eher an einem Hitzschlag verstorben und zufällig stand ein Ventilator in der Nähe.

„Fan Death“ ist ein faszinierendes Beispiel für einen technologisch geprägten Volksglauben, der sich hartnäckig hält – ohne wissenschaftliche Grundlage. Für Menschen außerhalb Südkoreas wirkt der Mythos oft kurios, ist aber ein Hinweis darauf, wie kulturelle Narrative Risiken unterschiedlich wahrnehmen und einordnen.

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