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Videospiel

Lohnt sich der Horror-Genre-Mix „Alan Wake 2“?

„Alan Wake 2“ – kreatives Meisterwerk oder unerträgliches Genre-Chaos?
„Alan Wake 2“ – kreatives Meisterwerk oder unerträgliches Genre-Chaos? Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Rafael Henrique
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TECHBOOK Redaktion

26.11.2023, 16:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Was ist, wenn die Horror-Geschichten eines Schriftstellers Realität werden? Das kann man im neuesten Game des Entwicklers Remedy erleben, das zwischen spannend, gruselig und schräg changiert.

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Vor gut 13 Jahren überraschte das finnische Entwicklerstudio Remedy mit seinem Horror-Abenteuer „Alan Wake“ die Videospielewelt. Der spannende Mix, der sowohl an Stephen-King-Romane als auch an die Serie „Twin Peaks“ erinnerte, entwickelte sich zum regelrechten Kultspiel. Nun gibt es mit „Alan Wake 2“ die von Fans lange herbeigesehnte Fortsetzung, ein großer Genremix, der vor Kreativität nur so strotzt. Aber ob das dem Spiel wirklich guttut?

Darum geht es in „Alan Wake 2“

Die FBI-Agenten Saga Anderson und Alex Casey landen bei ihren Ermittlungen zu einer grausamen Mordserie im kleinen, biederen Städtchen Bright Falls, irgendwo im Mittleren Westen der USA. Doch auch die traumhaften Wälder und idyllischen Sonnenaufgänge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier ein böser Kult betrieben wird. Menschen verschwinden, werden rituelle hingerichtet.

Als dann der lange verschollene Bestsellerautor Alan Wake wieder auftaucht, stehen die FBI-Agenten vor einem neuen Rätsel. Charakteristisch von „Alan Wake 2“ ist, dass innerhalb des Spiels die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Wer oder was hier real ist und was aus der Feder des geheimnisvollen Schriftstellers entsprungen, bleibt bis zum Ende unklar. An dieser Stelle empfiehlt es sich wirklich, das Vorgängerspiel zu kennen, damit man bei der verwobenen Story mitkommt.

Ein Game, das nur schwer zu greifen ist

Auch spielerisch ist „Alan Wake 2“ schwer zu fassen. Es ist ein Horror-Abenteuer, in dem die Spieler und Spielerinnen wie in einem Third-Person-Shooter besessene Dorfbewohner und Monster ins Visier nehmen. Es ist außerdem ein Detektiv-Game, aber gleichzeitig auch ein Erkundungsspiel, bei dem jedes Detail wichtig ist, um die Wendungen der Geschichte zu verstehen.

Stilistisch wagt Remedy das Kunststück, Filmsequenzen à la „Shining“ mit verrückten Musical-Szenen und dröhnender Heavy-Metal-Musik zu kombinieren. Fans des Entwicklungsstudios werden außerdem noch etlichen Verweisen auf frühere Remedy-Spiele wie „Control“ oder „Max Payne“ begegnen. In dieser Hinsicht ist „Alan Wake 2“ eine wahre Freude. Aber auch genretypische Elemente wie Jumpscares, explizite Gewaltdarstellungen und subtile Gruselpassagen, die manch einen noch in den Nächten danach verfolgen werden, gehören zum Repertoire.

Kann aber ein so schräger Genre- und Stilmix überhaupt funktionieren? Und ob! Spielerisch wechselt die Geschichte zwischen den Erzählebenen: Eben erkunden die Spielerinnen und Spieler noch als Saga und Alex das nur scheinbar idyllische Bright Falls. Im nächsten Moment sind sie schon wieder in die Rolle des Autors Alan Wake geschlüpft und schleichen durch ein gespenstisches New York. Dann geht es für Saga und Alex wieder ums pure Überleben: Gegner tauchen aus dem Nichts auf und müssen gezielt ausgeschaltet werden.

Diese Perspektiv- und Rollenwechsel garantieren eine ungewöhnliche Vielfalt im Spielerleben. Ob sie aber wirklich jedermanns Geschmack sind, ist eine andere Frage. Wer sich gerne auf unkonventionelle Ansätze einlässt, bekommt jedenfalls einiges geboten. Doch auch jenseits der Erzähltechnik haben sich die Entwickler viel Originelles einfallen lassen, um für Abwechslung zu sorgen.

Gelähmt durch den Strahl einer Taschenlampe

Wie schon im ersten „Alan Wake“-Teil spielt Licht eine wichtige Rolle: Trifft etwa der Strahl einer Taschenlampe den Feind, wird er gelähmt und verschafft den Spielern ein wenig Luft. Das ist auch gut so, denn die Waffen müssen erst sukzessive entdeckt und eingesammelt werden. Spätestens ab dem mittleren von drei Schwierigkeitsgraden ist auch die Munition sehr knapp bemessen. Damit haben sich die Macher von „Alan Wake 2“ bewusst gegen das Modell der unbegrenzten Bewaffnung entschieden, das zum Beispiel „Grand Theft Auto“ bisher verfolgte.

Wer aber bei „Alan Wake 2“ wahllos drauflos schießt, steht dem Bösen bald hilflos gegenüber. Da ist es dann auch fast egal, dass sich die Gegnertypen kaum abwechseln. An dieser Stelle hätte etwas mehr Kreativität dem Gameplay sicherlich gut getan. Immerhin hat Saga eine besondere Fähigkeit: Sie kann sich in ihren „Gedankenraum“ zurückziehen, um dort Beweise auf einer Pinnwand zu sortieren und Profile Verdächtiger anzulegen, um der Lösung des Geheimnisses von Bright Falls näher zu kommen. In diesem Modus erleben die Spielerinnen und Spieler echte Sherlock-Holmes-Momente.

Alan Wake als allmächtige Autor

Alan Wake ist als Charakter hingegen ganz der Romanautor. Er sucht und findet Plot Points, die ihn zu neuen Handlungssträngen inspirieren. Kommt er einmal nicht weiter, schreibt er die Handlung einfach um und plötzlich taucht etwa ein Weg aus dem Nichts auf. Aber Vorsicht: Manchmal holt er so auch neue Gegner herbei.

Außerdem kann Alan durch ein magisches Artefakt Lichter an- und ausschalten, die erneut die Umgebung verändern. Zugegeben: Das klingt ziemlich verwirrend, aber die Spielerinnen und Spieler werden in einem angemessenen Tempo an diese Fähigkeiten herangeführt.

Ist das alles bedeutungsschwer oder heiße Luft?

Also: Was genau ist „Alan Wake 2“, das einem stets noch eine und noch eine Deutungsebene vorsetzt? Ist es ein blutiges Horror-Abenteuer oder ein Auseinandersetzen mit dem Wesen künstlerischer Kreativität? Oder eher Erzähltheorie in Form eines Videospiels? Ein Psychothriller oder ein wildes Heavy-Metal-Musical? Oder doch nur eine Ansammlung scheinbar bedeutungsschwerer Details, die sich am Ende als heiße Luft entpuppen?

Am Ende des rund 20-stündigen Abenteuers steht ein origineller wie eigenwilliger Videospiel-Blockbuster, der gründlich mit den Erwartungen spielt. Schräg und unangepasst kennt man sonst nur von kleinen, unabhängigen Spielproduktionen. „Alan Wake 2“ zeigt aber, dass auch große Entwicklungsstudios ihre Kreativität ausleben können. Es ist ein Spiel, das überrascht, verwirrt und sprachlos macht.

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Preis und Verfügbarkeit

Seit Ende Oktober 2023 ist „Alan Wake 2“ als Download für die PlayStation 5 und die Xbox Series verfügbar und kostet rund 60 Euro. Die PC-Version ist exklusiv im Epic Store für 50 Euro erhältlich. Da bei manchen Nutzern der PS5 und der Xbox einige Quest-Bugs der lästigeren Art auftraten, muss Remedy hier schnell mit entsprechenden Patches nachliefern.

Davon abgesehen hat Remedy auch schon einen Fahrplan, wie es nach „Alan Wake 2“ weitergehen könnte: 2024 soll die Erweiterung „Night Springs“ erscheinen, die stilistisch an die bekannte TV-Serie „Twilight Zone“ angelehnt sein soll. Eine zweite Erweiterung namens „The Lakehouse“ ist ebenfalls fest geplant, hat aber noch keinen Veröffentlichungszeitraum.

Mit Material der dpa.

Themen PlayStation Xbox
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